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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2018

langatmig

Totenstarre
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Mir war gar nicht bewusst, wie lange ich schon keinen Patricia-Cornwell-Krimi mehr gelesen habe, denn mit „Totenstarre“ ist schon Band 24 der Reihe um die Gerichtsmedizinerin Kay Scarpetta herausgekommen. ...

Mir war gar nicht bewusst, wie lange ich schon keinen Patricia-Cornwell-Krimi mehr gelesen habe, denn mit „Totenstarre“ ist schon Band 24 der Reihe um die Gerichtsmedizinerin Kay Scarpetta herausgekommen. Die ersten Jahre hatte ich die Reihe noch verfolgt, aber irgendwann bin ich doch ausgestiegen. Ich schätzte mal, der Grund war, dass mich die Krimis nicht mehr überzeugen konnten. Leider ging es mir bei meinen neuen Versuch ähnlich.

Der neue Cornwell-Roman taucht zügig in das Scarpetta-Reich ein. Man erfährt einiges über sie und ihre Familie, über ihre Freunde und über die Vergangenheit. Das ist kompakt aber für den aktuellen Fall nicht immer wichtig und verwirrte mich teilweise, da ich mit viel mehr Personal in dieser Geschichte rechnete, welches dann aber nie auftauchte. Auch die Ermittlungen kommen sehr schleppend in Gang und die Autorin lässt den Leser über die wichtigsten Details sehr lange im Ungewissen. Dadurch kann man aber auch nicht richtig miträtseln sondern muss abwarten, bis einem die Lösungen am Ende präsentiert werden.

Die Mordmethode war überraschend und neu für mich aber es fehlte mir die solide Polizeiarbeit, die ja das Salz in der Suppe eines guten Krimis sein soll.

Fazit: Langatmig und ohne Ecken und Kanten mit einem guten Schlussakkord.

Veröffentlicht am 20.04.2018

empfehlenswert

Der Herr der Bogenschützen
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Bereits einige historische Romane habe ich gelesen, die sichmit dem 100-jährigen Krieg zwischen Engländern und Franzosen beschäftigen. Nicht zuletzt Rebecca Gablé hat versucht, dem Leser die vielschichtigen, ...

Bereits einige historische Romane habe ich gelesen, die sichmit dem 100-jährigen Krieg zwischen Engländern und Franzosen beschäftigen. Nicht zuletzt Rebecca Gablé hat versucht, dem Leser die vielschichtigen, langwierigen und vertrackten Kriegsgeschehnisse nahe zu bringen.



Mac P. Lorne hat sich für seine Geschichte einen realen
Helden auserkoren. John Holland, der Duke of Exeter, war eine starke
Persönlichkeit dieser Zeit. Sein abenteuerliches Leben bildet den roten Faden im Kampf der englischen Krone, nochmal die Herrschaft über Frankreich zu erobern und Britannien und große Teile Europas unter englische Vorherrschaft zu bringen. John war ein gewitzter Mann, der so einige Schlachten für sich und den englischen König gewinnen konnte und mit Kriegsglück und Mut und Charisma sein Land unterstützte. Aber dann tauchte plötzlich eine junge Frau namens Jehanne von Orleans auf und die Franzosen entwickelten
neue Kräfte und stürzten sich erneut und scheinbar mit göttlicher Führung in die Gefechte.



Hollands Leben war tatsächlich besser als jeder erfundene Abenteuerroman. So manches Mal beim Lesen möchte man meinen, dass das doch gar nicht alles einem einzigen Mann so passiert sein kann. Aber Lorne hat sehr gründlich recherchiert und haucht seinem Helden Leben ein, während er gleichzeitig versucht, sich entweder an die Fakten zu halten oder die Dinge logisch zu erklären, die man in den Geschichtsbüchern nicht finden konnte. Diese Mischung aus Fiktion und Phantasie ist von der ersten Seite an glaubwürdig, spannend und emotional und man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Dieser historische Roman ist im besten Sinne des Worte einer, der Wissen vermittelt und dabei unterhält.


Von mir volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.04.2018

Guter Krimi

Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens
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Das Setting war einerseits ungewöhnlich, denn Rumänien ist bei deutschen Krimiautoren eher selten der Ort des Geschehens. Außerdem entsprechen die Korruption und die Art, wie hier mit Verbrechen und Verbrechern ...

Das Setting war einerseits ungewöhnlich, denn Rumänien ist bei deutschen Krimiautoren eher selten der Ort des Geschehens. Außerdem entsprechen die Korruption und die Art, wie hier mit Verbrechen und Verbrechern verfahren wird, oberflächlich meinen Vorstellungen von Osteuropa.
Überrascht hat mich aber dann, worum es in diesem Krimi ging. Und das passte dann plötzlich auch gut in unsere scheinbar so heile Westeuropa-Welt. Denn auch bei uns wird Schindluder getrieben mit Land und Boden, mit Umwelt und Natur.
Also ein aktueller Stoff.

Oliver Bottini hat wieder mal einen komplexen und politisch brisanten Fall entworfen. Die Helden seiner Geschichte sind kantig und doch sympathisch, interger aber mit einer gewitzten Art.

Mir hat der Krimi gut gefallen. Ich kann ich empfehlen und fand auch schön, dass hier mal keine Reihe sondern ein Stand-alone drinnen war.

Veröffentlicht am 20.04.2018

Dicke Leseempfehlung

Fever
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90 % der Menschheit sind einem tödlichen Virus zum Opfer gefallen. In Südafrika findet sich eine kleine Gruppe Überlebender und versucht eine neue Gemeinschaft zu gründen.

Deon Meyer gehört ja schon ...

90 % der Menschheit sind einem tödlichen Virus zum Opfer gefallen. In Südafrika findet sich eine kleine Gruppe Überlebender und versucht eine neue Gemeinschaft zu gründen.

Deon Meyer gehört ja schon länger zu meinen Lieblingsautoren. Aber nie hätte ich gedacht, dass er mich so positiv überraschen und mit einem Genrewechsel zu ungeahnter Tiefe kommen würde.

Ich bin platt und restlos begeistert von "Fever". Die Charaktere sind fein herausgearbeitet und entwickeln sich kontinuierlich weiter. Das Szenario ist typisch für so eine Dystophie aber er hat mit einer Fülle an logischen Informationen und einigen überraschenden Wendungen eine ganz neue Geschichte erzählt.

Ganz nebenbei stellt er die wichtigen Fragen des Lebens. Nach der Würde des Menschen, seinem Recht auf Individualtiät, nach Demokratie, die wachsen und sich formen muss, nach Vaterliebe und erster Liebe eines jungen Mannes.

Ich habe das Buch genossen und vergebe eine dicke Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.04.2018

Sehr emotional

Bis wir uns wieder begegnen
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Texas 1959: Der Junge Pete findet einen verletzten Wolfshund und bringt ihn zu Dr. Lucy. Die ist zwar eigentlich keine Tierärztin aber von den Menschen enttäuscht und sie kümmert sich seit längerem vor ...

Texas 1959: Der Junge Pete findet einen verletzten Wolfshund und bringt ihn zu Dr. Lucy. Die ist zwar eigentlich keine Tierärztin aber von den Menschen enttäuscht und sie kümmert sich seit längerem vor allem um tierische Patienten in Not. Als die Ärztin merkt, dass Pete von seinem Vater geschlagen wird, gibt sie ihm für ein paar Tage bei sich Asyl. Aber schon am ersten Tag findet Pete erneut einen Verletzten. Diesmal ist es der dunkelhäutige Junge Simon, der von Unbekannten zusammengeschlagen wurde. So übernachtet alsbald nicht nur der verletzte Simon bei ihr sondern auch dessen Vater Calvin, der seinem Sohn beistehen möchte.





Lucy und Calvin spüren sofort eine intensive Nähe zum anderen. Über Hautfarben und Konventionen hinweg zieht sie ein starkes Gefühl zueinander. Aber im Texas der damaligen Zeit schlagen ihnen schnell Hass und Ablehnung entgegen und die zornige Volksseele kocht hoch.





Was mir besonders gefallen hat war der ruhige Erzählstil. Die Autorin beschreibt mit aufmerksamen Blick aber in sparsamen klaren Worten, die Gefühle und Gedanken rüberbringen und dennoch dem Leser Raum für eigene Eindrücke lassen. Sehr intensiv sind auch die Dialoge, in denen viele Dinge ganz leicht und glaubwürdig transportiert werden. Dass z.B. Lucy und Calvin so schnell so tief empfinden, versuchen beide zu erklären und sich gegenseitig zu beschreiben. Dadurch wirkt es nicht aufgesetzt und übertrieben, nicht kitschig, sondern zu Herzen gehend. Auch die Jungen sprechen über ihr Leben und ihre Gefühle in einer kindlichen Wahrhaftigkeit.
Das ungewöhnliche Quartett ist mir schnell ans Herz gewachsen und ich habe mich davor gefürchtet, dass die rassistische Gesellschaft diese Liebe und Freundschaft zerstören könnte. Ich will nicht verraten, wie es ausgeht. Aber mich hat die Geschichte gefesselt und ich habe für mich eine neue Autorin entdeckt mit einer ganz eigenen