Leseempfehlung
Frag nach Jane"Frag nach Jane" wird in den 1960er Jahren Frauen geraten, die ungewollt schwanger wurden und das Kind abtreiben lassen wollten. Das Codewort führte die Frauen dann zu den wenigen mutigen Ärzten und Ärztinnen, ...
"Frag nach Jane" wird in den 1960er Jahren Frauen geraten, die ungewollt schwanger wurden und das Kind abtreiben lassen wollten. Das Codewort führte die Frauen dann zu den wenigen mutigen Ärzten und Ärztinnen, die diesem Wunsch nach selbstbestimmter Mutterschaft nachkamen, obwohl der Eingriff damals noch unter Strafe stand. Um diesen zentralen Schwerpunkt kreist das Buch, dass auf drei Ebenen erzählt wird.
Da ist Evelyn, der man nicht die Chance auf einen Abbruch gewährt hatte und die ihr Kind zur Zwangsadoption durch katholische Nonnen freigeben musste. Da ist Nancy, die mehr durch Zufall herausbekommt, dass sie adoptiert wurde und die ihr Leben lang versucht, dies zu verdrängen, obwohl sie sich danach sehnt ihre biologische Mutter kennen zu lernen. Und da ist Angela, die sich mit ihrer Frau sehnlichst ein Kind wünscht und bereits mehrere künstliche Befruchtungen hinter sich hat. Als sie nach dem Tod der Mutter einen Brief findet, in dem eine Frau ihrer Tochter offenbart, dass sie nicht die leibliche Mutter war, beginnt sie, nachzuforschen und sucht nach der Tochter.
Das Buch hat einen wunderbar empathischen Erzählstil und die Entwicklung der Rechtslage in Kanada wird über mehrere Jahrzehnte am Beispiel der erwähnten Frauen erzählt. Der Kampf um Selbstbestimmung, der Mut der Freiwilligen Helfer und des Rings an Unterstützern, das Schicksal der werdenden Mütter und der ungewollten Kinder, all das wird aus ganz vielen Perspektiven erzählt und man bekommt einen sehr guten Einblick. Die Geschichte regt natürlich zum Nachdenken an, vor allem, wenn man im Nachwort liest, dass gerade in den USA die derzeitige Entwicklung große Rückschritte macht und die Rechte der Frauen wieder zusammengestrichen werden und tatsächlich der Kampf aufs Neue losgeht, den man schon fast gewonnen glaubte.
Ein hochaktuelles Buch, obwohl es aus der Vergangenheit erzählt. Am Ende gibt es bei den persönlichen Geheimnissen einer Frau eine überraschende Wahrheit, die ich für mich nicht gebraucht hätte, deshalb sehr zufriedene 4,5 Sterne und eine unbedingt Leseempfehlung.