Potential bleibt auf der Strecke
Two can keep a secretNachdem mich bereits One of us is lying begeistern konnte, war es für mich keine Frage, ob ich Two can keep a Secret ebenfalls lesen werde.
Genauso wie in ihrem Debütroman kann Karen M. McManus auch hier ...
Nachdem mich bereits One of us is lying begeistern konnte, war es für mich keine Frage, ob ich Two can keep a Secret ebenfalls lesen werde.
Genauso wie in ihrem Debütroman kann Karen M. McManus auch hier wieder eine überzeugende Atmosphäre aufbauen. Ich fand schnell in die Geschichte rein und mochte die Stimmung des Buches durchweg.
Die Figuren haben mich zeitweise ein wenig überrannt, weil man auf kurze Zeit so viele neue Namen kennenlernt, aber im Grunde ähneln sie sich kaum. McManus schafft es immer wieder, authentische und individuelle Figuren zu erschaffen, die sich klar voneinander trennen lassen und genau deswegen lese ich ihre Bücher gerne. Die Charaktere wirken menschlich und lebendig, man kann mit ihnen mitfühlen und spekulieren. Das macht definitiv einen heiden Spaß. Im Vergleich zu One of us is lying konnte ich hier allerdings nicht ganz so gut eine tiefere Bindung zu den Figuren aufbauen und grundsätzlich war ich emotional weniger involviert, obwohl ich eine ähnliche, wenn auch nicht ganz so obsessive, Begeisterung für True Crime hege wie sie. Sie war da doch schon immer sehr involviert und hat eher weniger nachgedacht, wie logisch ihre Theorie denn nun gerade wirklich ist. Als Leser hat man aber genau das gleiche Problem - die Informationen, die man bekommt, reichen nicht aus, um einen vernünftigen Ansatz zu bekommen. Beim Lesen ist mir immer wieder in den Sinn gekommen, dass ich zu Malcolm überhaupt kein Bild im Kopf habe, weil er kaum präsent war. Passt zwar ganz gut, wenn man davon ausgeht, dass er immer im Schatten seines Bruders gelebt hat, aber als Protagonist sollte er doch mehr Eindruck machen.
Zu den restlichen Figuren kann ich nur sagen: Ich habe in keinem anderen BuddyRead so oft erwähnt, dass sich jemand komisch verhält, weil wirklich unheimlich viele Charaktere in diesem Buch so verdächtig wirken, was das Theorien aufstellen, nicht gerade einfach macht. Dazu kommen noch ziemlich viele Handlungsstränge, die es nicht einfacher machen. Vor allem aber konnte man nie eine wirklich schlüssige Theorie aufstellen. Überall wäre immer irgendeine Lücke geblieben. Da hat das Miträtseln nicht ganz soo viel Spaß gemacht, vor allem, weil mir der Zugang zu den Figuren fehlte.
Einen weiteren Kritikpunkt habe ich aber auch noch: Die Zeiteinteilung. Oder wie auch immer man das nennen möchte. Es gab so viele Aussagen, die sich zeitlich widersprochen haben, dass ich an einer Stelle wirklich genervt das Buch zur Seite legen musste. Zuerst ist der Labor Day zwei Wochen her, später ist er erst eine Woche her, nach dem Datum zu urteilen wohnen sie seit drei Wochen dort, es ist aber von knapp zwei Wochen die Rede. Nach 2 Tagen sind es dann aber doch drei Wochen. Also zwischen "knapp 2 Wochen" und "drei Wochen" liegen für mich dann doch mehr als 2 Tage. Aber gut, das ist wohl Meckern auf hohem Niveau und die wenigstens stören sich wahrscheinlich daran.
Außerdem hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen gewünscht. Es gibt so 1-2 Themenbereiche, da würde ich gerne noch mehr erfahren. Wie es zu den jeweiligen Situationen kam zum Beispiel.
Das Ende hat mir zuerst einen richtigen Dämpfer verpasst. Irgendwie war mir das zu klassisch. Allerdings hätten alle anderen Wege auch nur zu einem Klassiker geführt, sodass ich damit wohl einfach leben muss. Ich hatte nur irgendwie etwas ... aufregenderes erwartet. Irgendwas, was nicht ganz so 08/15 ist. Aber gut, wie will man sowas machen, nachdem es eigentlich schon alles gibt und alles, was halbwegs realistisch ist, unter die 08/15 Sparte fällt. Zumindest überrascht mich da kaum etwas. Ich wusste auch schon früh bei One of us is lying, was hinter der ganzen Sache steckt.
Fazit: Kann ich das Buch trotzdem empfehlen? Ja, ich denke schon. Wer auf Jugendthriller bzw. Murder-Mystery steht und One of us is lying mochte, wird dieses Buch hier sicher auch mögen, auch wenn ich One of us is lying aufgrund seiner Figuren ein wenig besser finde.