Irrtümliche Vorstellungen zuvor, fragwürdiger Umgang mit bestimmten Themen
Für eine Nacht sind wir unendlichLiv hilft ihrer Tante einen Foodtruck auf dem Glastonbury Festival in England zu betreiben. Kurz bevor dieses zu Ende ist, besucht ihr Freund sie dort. Doch sein Besuch kommt für Liv ungewollt. Nicht zuletzt ...
Liv hilft ihrer Tante einen Foodtruck auf dem Glastonbury Festival in England zu betreiben. Kurz bevor dieses zu Ende ist, besucht ihr Freund sie dort. Doch sein Besuch kommt für Liv ungewollt. Nicht zuletzt ist sie auch nach England gegangen, um Abstand von ihm zu gewinnen. Als auch ihm dies dämmert, macht er kurzerhand mit Liv neben dem Truck ihrer Tante Schluss. Zufälligerweise beobachtet Jonah das Schauspiel aus der Schlange heraus. Schon in diesem Moment weckt irgendwas an ihr sein Interesse. Doch erst als er sie später auf dem Festivalgelände wiedersieht kommen die beiden richtig ins Gespräch. Da Livs Tante ihr wenigstens den letzten Tag des Festivals freigeben will, beschließen die beiden die restliche Zeit gemeinsam zu verbringen. Während Liv danach noch länger bei ihrer Tante bleiben wird, fährt Jonah am nächsten Tag mit seinen Freunden zurück nach Deutschland.
Charaktere:
Fangen wir mal mit Liv an. Zunächst hatte ich erstmal nicht den besten Eindruck von ihr, denn mit ihrem Freund war sie nicht gerade nett umgegangen. Sie hätte ihm schon vorhersagen sollen, dass sie nicht wirklich an ihm interessiert ist und ihn nicht extra nach England kommen lassen sollen, nur um ihn dann zu enttäuschen. Sie hatte zwar versucht dann die Wogen zu glätten, musste sich jedoch im Verlaufe des Buchs eingestehen, dass sie eigentlich allgemein nichts für ihn empfunden hatte. Ansonsten war sie dann aber eigentlich eine nette Protagonistin. Sie war vor allem sehr realistisch, was ihre Unsicherheiten betraf. Es wurde schnell klar, dass sie mit ihrem Gewicht hadert, vor allem im Vergleich mit anderen Mädchen/Frauen. In dem Zuge hat man auch eine (sich anbahnende) Essstörung bei ihr feststellen können. Worauf die Autorin leider nicht weiter eingegangen ist. Meiner Meinung nach, wäre es wichtig gewesen das Thema zu vertiefen und Leser:innen in einer ähnlichen Situation eine Hilfestellung mit an die Hand zu geben und wenn es nur gewesen wäre, dass sie sich ihren Eltern anvertraut und da versucht gegen anzugehen. Es hätte einfach mehr beleuchtet werden sollen, dass sich dünn hungern nicht der richtige Weg ist. Es ist in Ordnung mit seinem Körper unzufrieden zu sein und sich nicht wohlzufühlen, aber das sollte man auf gesunde Art verändern. Und vor allem aus sich heraus und nicht wegen anderen Menschen.
Jonah war leider nicht mein Fall. Liv gegenüber war er zwar ganz süß, aber alle anderen Mädchen/Frauen hat er ziemlich herablassend behandelt. Das mit seiner Ex vielleicht nicht so gut Kirschen esse ist, ist ja vielleicht noch nachvollziehbar. Aber das er dann auch die Frauen, die er auf dem Festival getroffen hat, so abwartende behandelt fand ich wirklich nicht in Ordnung. Und auch mit seinen Freunden geht er teilweise nicht besonders nett und ehrlich um. Ich bin leider nicht so wirklich warm mit ihm geworden. Schade, dass er nur in Bezug auf Liv recht sympathisch war. Wenn er nicht nur ein fiktionaler Charakter wäre, würde ich auf jeden Fall hoffen, dass er sich nach dem Ende des Buchs noch weiterentwickelt.
Schreibstil/Spannungsbogen:
Den Schreibstil würde ich so im Mittelfeld einordnen. Mich konnte allerdings leider das Festival Feeling nicht packen. Ehrlicherweise muss ich sagen, ich war noch nie auf einem, vielleicht hätte es mich ansonsten noch mehr diesbezüglich abgeholt. Ich muss jedoch auch sagen, dass es gefühlt mehr auf dem Zeltplatz, bei den Foodtrucks oder externen Plätzen gespielt hat, als auf dem eigentlichen Festival. Es ging sehr wenig um Bands und Musik. Ich erinnere mich nur an eine Band, die sie etwas länger verfolgt hatten. Was die Spannung angeht, muss ich zugeben, dass ich nicht erwartet hatte, dass das ganze Buch nur 24 Stunden umfassen würde. Für mich war das persönlich einfach nichts. Ich empfand es teilweise als relativ langatmig jede Minute des Tages mitzubekommen. Das mag aber mehr an meiner Erwartungshaltung, aufgrund des Klappentexts gelegen haben. Ich muss auch sagen, dass ich es etwas überdramatisiert fand, dass sie unbedingt in dieser Nacht alles herausfinden mussten. Es ist ein modernes Buch. Es gibt Smartphones, Internet etc. und nach den Ferien sind sie beide wieder in Deutschland, wenn auch in unterschiedlichen Teilen.
Fazit:
Ich muss leider gestehen, dass ich eine andere Erwartungshaltung an das Buch hatte. Ich dachte es wird eine sehr süße, leichte Geschichte, in der sich die Protagonisten sehr blauäugig verlieben und wir sie über das Festival hinaus noch begleiten. Tatsächlich spielt das Buch innerhalb von etwa 24 Stunden, was scheinbar nicht so mein Fall ist. Nachdem ich dieses Buch gelesen hatte, meide ich nun auch solche Geschichten, da ich schnell gemerkt hatte, dass ich es sehr langatmig finde jede Minute eines Tages zu verfolgen. Die Protagonistin mochte ich eigentlich ganz gerne, sie war sehr authentisch, doch ich fand leider, dass mit einer ernsthaften Problematik hier nicht sensibel genug umgegangen wurde. Jonah war rückblickend außerdem nicht allzu sympathisch. Außer in Bezug auf Liv, die beiden waren schon ganz niedlich zusammen. Ich denke ich war von dem Buch einfach ein wenig enttäuscht, da ich mir persönlich etwas anderes vorgestellt hatte. Mit 300 Seiten kann man es dennoch relativ schnell und gut lesen, aber es entsprach einfach nicht meiner Vorstellung bzw. meinem Geschmack. Dafür kann natürlich die Autorin nichts. Vielleicht hätte man den Klappentext ein wenig anders formulieren können, aber das ist auch eine subjektive Meinung. Ich persönlich merke außerdem immer öfter, dass ich nicht mehr so viel mit Jugendbüchern bzw. jugendlichen Protagonisten anfangen kann. Sie sind mir oft einfach ein wenig zu naiv und unsicher. Eigentlich würde ich das Buch deswegen auch einem jüngeren Publikum empfehlen, doch aufgrund der Kritik, die ich an den Charakteren geäußert habe, möchte ich auch das eher unter Vorbehalt machen.