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Veröffentlicht am 18.02.2024

Enttäuschend im Vergleich zu Kim Jiyoung, geboren 1982

Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah
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Cover des Buches Intimitäten (ISBN: 9783423149037)
Bewertung zu "Intimitäten" ...

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Cover des Buches Intimitäten (ISBN: 9783423149037)
Bewertung zu "Intimitäten" von Katie Kitamura
Intimitäten
xxholidayxxvor 19 Stunden
Kurzmeinung: Dolmetschen im Fokus, aber Liebesgeschichte verblasst. 'Intimitäten' bietet Einblicke, verfehlt aber das erwartete emotionale Gewicht.
Zwischen Dolmetschen und Distanz: 'Intimitäten' von Katie Kitamura im Spiegel der Erwartungen
"Das Dolmetschen ist eine sehr subtile Angelegenheit, nicht umsonst ist der englische Begriff dafür 'interpretation' - so wie Schauspieler eine Rolle interpretieren oder Musiker ein Musikstück. Dem Gerichtshof und all seinen Aktivitäten wohnte eine gewisse Spannung inne, die aus dem Widerspruch zwischen der Intimität persönlichen Leids und dessen öffentlicher Zurschaustellung entstand. Ein Gerichtsverfahren war eine wohlkalkulierte komplexe Darbietung, an der wir alle beteiligt waren und aus der sich niemand vollkommen her-aushalten konnte." - Buchzitat (S. 20)

Katie Kitamura, eine amerikanisch-japanische Autorin, präsentiert mit "Intimitäten" einen Roman, der die Heimatlosigkeit einer Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof in Den Haag beleuchtet. Kitamura geboren 1979 in Kalifornien, absolvierte ihr Studium an der Princeton University und ist nicht nur eine renommierte Schriftstellerin, sondern auch Journalistin und Kunstkritikerin. Mit vorherigen Werken wie "Gone to the Forest" und "The Longshot," beides Finalisten für den New York Public Library's Young Lions Fiction Award, hat sie bereits literarische Spuren hinterlassen.

Die Geschichte in "Intimitäten" dreht sich um eine namenlose Erzählerin, die den Internationalen Gerichtshof als Dolmetscherin verlässt, um in Den Haag zu arbeiten. Dort begegnet sie Adriaan und glaubt, in dieser Stadt endlich ein Zuhause gefunden zu haben. Doch Adriaan verschwindet abrupt, hinterlässt Fragen und Unsicherheiten. Die Erzählerin steht vor der moralischen Herausforderung, für einen westafrikanischen Kriegsverbrecher zu dolmetschen, und zweifelt an Wahrheit und Gerechtigkeit.

"Intimitäten" hat mir spannende Einblicke in die Welt des Dolmetschens am Internationalen Gerichtshof geboten. Die detaillierten Schilderungen der Arbeit eines/einer Dolmetschers/Dolmetscherin und die damit verbundenen emotionalen Belastungen wurden sehr deutlich und ehrlich gesagt, hatte ich mir bisher nie viel Gedanken darüber gemacht. Gut gefallen hat mir auch, dass an einer Stelle im Buch das wichtige Thema Kolonialismus angeschnitten wird: "...neben der Büste von Johan Maurits, dem Gründer des Museums, der sein Vermögen mit transatlantischem Sklavenhandel und der Expansion von Niederländisch-Brasilien gemacht hatte. Jana hatte mir die historischen Hintergründe bei einem früheren Besuch erläutert. Sie wünschte, man würde die Büste entfernen, hatte sie gesagt, denn nicht nur werde mit ihr ein Sklavenhändler und Kolonialist geehrt, sondern sie sei auch als Kunstwerk nicht gelungen." - Buchzitat (S. 123) Gerne wäre ich da noch tiefer eingetaucht.

Leider lässt mich das Buch im gesamten dennoch eher gespalten zurück. Unter anderem auch, weil nicht durchgehend gegendert wurde und die fehlenden Anführungszeichen bei direkter Rede (eine stilistische Entscheidung) es mir schwer gemacht haben, mich auf die Dialoge zu konzentrieren. Dadurch bin ich nicht richtig in einen "Leseflow" gekommen.

Der Klappentext hält in meinen Augen nicht, was ich mir davon erwartet habe. Er ist nicht falsch beschrieben - hat in mir aber den Eindruck erweckt, einen Roman mit einem gewissen Spannungsbogen vorzufinden, bei dem die Nähe zu dem Kriegsverbrecher mehr im Fokus steht und durch das Verschwinden des Mannes den sie liebt noch eine spannende Side-Story auf mich wartet. Leider stand die nicht sehr spektakuläre Liebesgeschichte welche für mich für mich irgendwie konstruiert und unnatürlich wirkte, zu sehr im Fokus. Ich hätte gerne (noch)mehr über die Beziehung zum Kriegsverbrecher bzw. den Dolmetscher:innenalltag erfahren. Und auch das Ende war kein großer Plot Twist und eher enttäuschend - der Ausgang der Beziehung wirkt erzwungen.

Ich denke nicht, dass mir das Buch lange in Erinnerung bleiben wird. Schade, denn sprachlich hat es einige Höhepunkte zu bieten und auch thematisch hätte man mehr rausholen können und tiefer in bestimmte Aspekte eintauchen. Die beschriebenen Details zur Vielschichtigkeit des Übersetzens, von Emotionen bis zu Nuancen der Sprache, sind fesselnd und öffnen eine neue Perspektive.

Alles in allem denke nicht, dass mir "Intimitäten" lange in Erinnerung bleiben wird. Schade, denn sprachlich hat es einige Höhepunkte zu bieten und auch thematisch hätte man mehr rausholen können und tiefer in bestimmte Aspekte eintauchen. Die beschriebenen Details zur Vielschichtigkeit des Übersetzens, von Emotionen bis zu Nuancen der Sprache, sind fesselnd und öffnen eine neue Perspektive. Aus den genannten Gründen gebe ich dem Buch 2/5 Sternen.

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Cover des Buches Die Zeit der Verluste (ISBN: 9783446278004)
Bewertung zu "Die Zeit der Verluste" von Daniel Schreiber
Die Zeit der Verluste
xxholidayxxvor 3 Tagen
Kurzmeinung: Ein neues Daniel-Schreiber Meisterwerk über Trauer, Verlust und die Hoffnung des Wiederfindens.
Die Zeit der Verluste: Eine poetische Reise durch kollektive und individuelle Trauer
"Verluste haben die Tendenz, sich zu akkumulieren. Die kleinen treffen auf die großen, die alten auf die noch frischen, die privaten Verluste auf jene, die wir alle durchmachen. Auch wenn wir unserem Leben einen neuen Anstrich verleihen, scheinen die alten Verluste durch. Trauer kann viele Jahre auf uns warten, versteckt in irgendeiner Nische unseres Ichs, ohne dass wir davon wissen. Erst recht die verdrängten und nicht von uns bearbeiteten Verluste summieren sich und können uns unvermittelt mit großer Wucht treffen." - Buchzitat (S. 19)

Daniel Schreibers neues Werk "Die Zeit der Verluste" ist nicht nur ein Buch, sondern eine kraftvolle, zutiefst berührende Reise durch die Trauer - einer Emotion, die wir verlernt haben zu fühlen. Der Autor, bereits bekannt für seine einfühlsamen Essays, widmet sich hier dem zentralen menschlichen Erlebnis des Verlustes und der Trauer. Basierend auf dem persönlichen Schicksal des Todes seines Vaters nimmt Schreiber uns in seiner gewohnten sprachlichen Feinfühligkeit mit auf (s)einen Tag im nebelumhüllten Venedig.

Das Setting in Venedig fungiert nicht nur als Kulisse, sondern als lebendiges Symbol für die Vergänglichkeit und die melancholische Schönheit des Lebens. Die Verknüpfung von persönlichen Erinnerungen, Eindrücken der Stadt und der Analyse von Trauer verleiht dem Buch eine einzigartige Atmosphäre.
Schreibers sprachliche Schönheit ist unbestreitbar. Jeder Satz ist kunstvoll konstruiert, poetisch und mit einer emotionalen Intensität wie man sie nur selten liest. Der Autor findet trotz seiner beschriebenen Sprachlosigkeit Worte für das Unsagbare, für die Komplexität von Trauer und den schmerzhaften Verlust geliebter Menschen. Zitate und philosophische Denkanstöße aus unterschiedlichen Disziplinen werden geschickt eingewoben, um die Tiefe seiner Gedanken zu unterstreichen.

Die Leser:innenschaft taucht ein in eine Welt von Schmerz und Trost, umgeben von der melancholischen Kulisse Venedigs, die als Metapher für Vergänglichkeit und die Schönheit der Trauer dient. Schreiber nutzt die Stadt geschickt als Spiegel seiner eigenen Gefühle und als universelles Symbol für die Flüchtigkeit des Lebens.
Das Buch offenbart einen einzigartigen Blick auf die Natur der Trauer. Die Reflexion über die eigene Verlusterfahrung vermischt sich geschickt mit einem tieferen Verständnis für die kollektiven Verluste, die die Welt in diesen Zeiten der Unsicherheit durchlebt.
Besonders beeindruckend ist Schreibers Analyse der "Betrauerbarkeit" in der Gesellschaft. Er zeigt, wie soziale Werte und Ordnungen die Trauerfähigkeit beeinflussen und prägen. Schreiber entfaltet eine philosophische Reise durch die verschiedenen Facetten des Verlustes. Dabei erkennt er an, dass Trauer kein homogenes Gefühl ist, sondern in vielschichtigen Graustufen existiert.
Der Autor stellt die Frage, wie man mit dem Wissen umgeht, dass die Welt, wie wir sie kennen, sich über Nacht verändern kann. Er fordert dazu auf, die Illusion der Beständigkeit loszulassen und sich dem Schmerz der Trauer zu stellen, um durch ihn ins eigentliche Wesen des Lebens zurückzufinden.

Schreibers nicht-linearer Erzählstil mag für einige Leser:innen eine Herausforderung darstellen, mich hat das gar nicht gestört.

"Die Zeit der Verluste" ist nicht nur ein Buch, sondern ein literarisches Meisterwerk, das die Essenz der Trauer einfängt und zum Nachdenken anregt. Daniel Schreiber schafft es, den Schmerz des Verlustes in poetische Worte zu kleiden und den Leser auf eine emotionale Reise mitzunehmen. Das Buch ist nicht nur persönlich, sondern öffnet auch Türen zu kollektiven Trauererfahrungen. Diese kraftvolle, tiefe Reflexion über das Leben, den Tod und die menschliche Resilienz verdient höchste Anerkennung. Anerkennung für Schreibers Fähigkeit, die menschliche Seele zu berühren und gleichzeitig gesellschaftliche Perspektiven zu erweitern. Ich kann dem Werk nur verdiente 5 von 5 Sternen geben.

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Cover des Buches Abschied von den Boomern (ISBN: 9783446279865)
Bewertung zu "Abschied von den Boomern" von Heinz Bude
Abschied von den Boomern
xxholidayxxvor 5 Tagen
Kurzmeinung: Fesselnde Betrachtung der Boomer-Generation, lebendig und ehrlich, ABER Deutschland-zentriert
Abschied von den Boomern: Eine Generation im Rückblick – Zwischen Klischee und Realität
Heinz Bude wirft in "Abschied von den Boomern" einen faszinierenden Blick auf die Generation der Babyboomer (zwischen 1955 und 1970 Geborene) und ihre inneren Widersprüche. Als Angehöriger dieser Generation beschreibt Bude einfühlsam, wie sich die Boomers von ihren Überzeugungen, Träumen und Lebensgefühlen verabschieden.

Die Darstellung der Boomer-Erfahrungen und -Gefühle ist treffend und durchdringend. Als Leserin konnte ich an vielen Stellen meine eigenen Eltern, die Teil dieser Generation sind, wiedererkennen. Heinz Bude gelingt es, die verschiedenen Aspekte dieser vielschichtigen Generation einzufangen und separat zu beleuchten, was die Bedeutung der einzelnen Themenbereiche für mich als Leserin verdeutlicht.
Besonders hervorzuheben ist die Stärke des Autors, die Unterschiede zwischen den Boomern in West- und Ostdeutschland herauszuarbeiten. Die Betrachtung beider Perspektiven verleiht der Darstellung eine zusätzliche Tiefe und Vielfalt.
Die Auseinandersetzung mit dem schlechten Image der Boomers, insbesondere aus der Perspektive der nachfolgenden Generationen, ist ehrlich und reflektiert. Bude zeigt die Ambivalenz dieser Generation auf – zwischen den Freiheiten, die sie genossen, und den Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert war.
Die Anwendung von Quellen, Literatur, Film und Gesellschaftstheorie zur Unterfütterung seiner Thesen gibt dem Buch eine fundierte Basis. Besonders interessant fand ich Budes Gedanken zu Fassbinders "Lilli Marleen". Die Mischung aus persönlicher Erfahrung und wissenschaftlicher Fundierung verleiht dem Buch eine ausgewogene Perspektive.

Die Darstellung ist deutschlandzentriert, was nicht klar aus dem Klappentext hervorgeht. Als Leserin aus Österreich konnte ich nicht immer den gleichen Bezug zu den geschilderten Verhältnissen in Deutschland herstellen. Eine klarere Kennzeichnung des Deutschlandbezugs hätte meine Erwartungen im Vorfeld besser abgeglichen.
Die Verallgemeinerungen, die in Teilen des Buches auftreten, könnten zu kurz greifen. Eine differenziertere Betrachtung verschiedener sozialer Gruppen innerhalb der Generation wäre wünschenswert gewesen.

Dennoch bietet "Abschied von den Boomern" eine fesselnde Betrachtung der Boomer-Generation, die lebendig und ehrlich ist. Heinz Bude liefert eine gelungene Mischung aus persönlichen Erfahrungen, fundierter Recherche und kritischer Reflexion. Die Tatsache, dass das Buch stark auf deutsche Verhältnisse fokussiert ist, sollte jedoch im Vorfeld berücksichtigt werden. Insgesamt eine lesenswerte Reise durch die Erinnerungen und Entwicklung einer Generation. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bei dem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Dies hat die Bewertung/Rezension jedoch in keiner Weise beeinflusst.

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Cover des Buches Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah (ISBN: 9783462005837)
Bewertung zu "Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah" von Cho Nam-Joo
Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah
xxholidayxxvor 5 Tagen
Kurzmeinung: Enttäuschend im Vergleich zu Kim Jiyoung: Die zähe Reise durch das Leben von Mani.
Enttäuschend im Vergleich zu Kim Jiyoung, geboren 1982
"Das Viertel S-dong, ein typisches Seouler »Mondviertel«, kleine Häuschen auf steilen Hügeln, »dem Mond nahe«, mein Zuhause." - Buchzitat (S. 25)

Cho Nam-Joo, die erfolgreiche Autorin von "Kim Jiyoung, geboren 1982", begleitet die Leser:innen in "Wo ich wohne ist der Mond ganz nah" durch das Leben von Mani, einer Frau aus einem der ärmsten Stadtteile von Seoul. Geprägt von Armut, unerfüllten Träumen und dem Druck, mit Mitte dreißig noch unverheiratet zu sein, wirft der Roman einen Blick auf die alltäglichen Herausforderungen einer Frau, die in den Schatten der Gesellschaft steht.

Der Roman schafft es, einen einfühlsamen Einblick in Manis Leben zu geben. Die Darstellung ihrer Träume, Enttäuschungen und der Umgang mit den Widrigkeiten des Lebens bietet Raum für Empathie. Die Beschreibung von Manis Apathie nach ihrer Entlassung und die ruppige Kommunikation in der Familie vermitteln einen realistischen Einblick in die Lebensrealität der Protagonistin. Die Rückblicke auf Manis Leben, geprägt von geplatzten Träumen und demütigenden Erlebnissen, bieten eine schonungslose Darstellung der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert ist.
Die kurzen, prägnanten Kapitel und der klare Schreibstil Cho Nam-Joos sorgen für einen flüssigen Lesefluss.
Die Entscheidungssituation bezüglich des Hausverkaufs und die ethischen Dilemmata, vor die die Familie gestellt wird, verleihen der Geschichte eine gewisse Spannung und regen zum Nachdenken an.

Die Erwartungen, die durch den vorherigen Bestseller geweckt wurden, konnten dennoch leider nicht erfüllt werden. Im Vergleich zu "Kim Jiyoung, geboren 1982" fehlte es diesem Werk an Tiefe und der gewohnten Gesellschaftskritik. Die Geschichte zog sich in ihrer Handlung für mich in die Länge, und die Protagonistin Mani blieb mir zu distanziert.
Anders als im vorherigen Werk wurden die Erzählungen nicht durch Fakten über Korea oder relevante gesellschaftliche Kontexte gestützt (Verweise auf Studien und Daten, die in "Kim Jiyoung, geboren 1982" präsent waren). Fußnoten lieferten kulturelle Kontextinformationen (Pop- und FIlmkultur der 1980er,1990er Jahre), aber keine tiefergehenden Einblicke in die Armut in Korea oder weitere relevante Themen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist das fehlende Gendern, das mir besonders im Kontext der aktuellen Diskussion rund um inklusivere Sprache sehr wichtig ist.
Die Erzählstruktur, die zwischen verschiedenen Zeiten springt, erschwerte meine Verbindung zur Hauptfigur. Die Rückblicke auf Manis Leben, geprägt von geplatzten Träumen und demütigenden Erlebnissen, blieben an der Oberfläche und ermöglichten keine wirkliche Nähe zu den Figuren.
Die gewohnte Gesellschaftskritik von Cho Nam-Joo kam zu kurz. Die Familie Manis und ihre Reaktionen auf Herausforderungen wurden zwar beschrieben, doch es fehlte die tiefgehende Analyse der psychologischen Motive. Auch nach dem Abschluss der Geschichte gab es keine Analyse, Veränderung oder einen klaren Handlungsabschluss.

"Wo ich wohne ist der Mond ganz nah" mag versuchen, das Alltagsleben derer zu spiegeln, die am Rande der Gesellschaft stehen. Dennoch konnte die Geschichte meine Erwartungen an das Buch nicht erfüllen. Aber vielleicht waren diese auch zu hoch und der Autorin ging es darum, die Banalität des Lebens aufzuzeigen. Dies kommt für mich jedenfalls in den zwei ausgewählten Textstellten klar raus: "Aus kleinen Handlungen entsteht das Leben, aus vielen Leben entsteht die Welt. Ernste Gesichter, entschlossene Blicke. Niemand ist glücklich, doch auch niemand betrübt. Es leben alle nur fleißig ihr Leben." und "Dann wird eine Nacht geschlafen und am nächsten Morgen in aller Frühe wieder begonnen. Das ist bei Zügen nicht anders als bei Menschen. Arbeiten und schlafen und wieder arbeiten. So ist das Leben." erahnen. Mir bleibt das Buch als eine eher zähe Reise durch das Leben von Mani in Erinnerung. Ich vergebe daher 3 von 5 Sternen.

Bei dem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Dies hat die Bewertung/Rezension jedoch in keiner Weise beeinflusst.

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Eine Kindheit im Schatten der Wende

Verlassene Nester
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Patricia Hempels Roman Verlassene Nester entführt uns in den Sommer 1992, kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, in eine fiktive Ortschaft an der Elbe. Im Zentrum steht die 13-jährige Pilly, die ...

Patricia Hempels Roman Verlassene Nester entführt uns in den Sommer 1992, kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, in eine fiktive Ortschaft an der Elbe. Im Zentrum steht die 13-jährige Pilly, die versucht, in einer zerrissenen Familie und einer ebenso fragmentierten Gesellschaft ihren Platz zu finden. Patricia Hempel, geboren 1983 in Berlin, studierte zunächst Archäologie, bevor sie sich dem Literarischen Schreiben widmete. Sie ist bekannt für ihre Arbeit in der queeren Literaturszene und engagiert sich in der Förderung von Diversität im Literaturbetrieb. Verlassene Nester ist ihr zweiter Roman und wurde für den Alfred-Döblin-Preis 2023 nominiert.

Worum geht's?

Pilly lebt mit ihrem trinkenden Vater in einem trostlosen Ort an der Elbe. Ihre Mutter, eine ehemalige Olympiateilnehmerin, hat die Familie verlassen, und auch sonst scheint die Familie von den Nachwirkungen der DDR-Zeit und der Wende geprägt zu sein. Während Pillys Vater sich in Alkohol flüchtet und die Tanten von einem besseren Leben im Westen träumen, sucht Pilly verzweifelt nach Halt. Diesen glaubt sie in der älteren Mitschülerin Katja zu finden, doch diese Beziehung verläuft nicht so, wie Pilly es erhofft. Als die Gärten der vietnamesischen Vertragsarbeiter abbrennen, erreicht der Sommer einen Wendepunkt, und Pilly steht plötzlich ihrer vermeintlichen Mutter gegenüber.

Meine Meinung

Das Cover hat meine Neugier geweckt, und nach dem Lesen kann ich sagen, dass es sehr gut zur düsteren und beklemmenden Atmosphäre des Buches passt. Leider muss ich gestehen, dass der Roman insgesamt überhaupt nicht meinen Erwartungen entsprach. Vielleicht liegt es daran, dass ich – als Österreicherin – mit der deutschen Geschichte nicht so vertraut bin und in der Schule kaum etwas über die DDR und die Wende gelernt habe. Viele der Wörter und Ausdrücke im Buch waren mir fremd, und ich hatte Schwierigkeiten, den verschiedenen historischen und gesellschaftlichen Bezügen zu folgen. Es wird vorausgesetzt, dass die Lesenden über umfassendes Wissen zur DDR-Zeit verfügen, was das Verständnis deutlich erschwert.

Ein weiteres großes Problem für mich war die Vielzahl der Figuren, die in der Geschichte auftauchen. Ich konnte kaum nachvollziehen, in welcher Beziehung die Charaktere zueinander stehen, was es zusätzlich kompliziert machte, den roten Faden zu behalten. Oft wechselte die Perspektive mitten im Kapitel oder sogar im Absatz, was das Verstehen der Handlung noch schwieriger machte. Es wäre hilfreich gewesen, wenn die Kapitel klarer strukturiert gewesen wären, zum Beispiel mit Hinweisen darauf, wessen Perspektive gerade erzählt wird.

Inhaltlich finde ich das Thema des Buches durchaus spannend. Die Darstellung von Vater-Tochter-Beziehungen, der Auswirkungen der Wende und Pillys innerer Kampf, erwachsen zu werden, sind interessante Aspekte. Doch die Art, wie dies umgesetzt wurde, hat mich nicht überzeugt. Die ständigen Rückblenden und Zeitsprünge waren oft verwirrend, und ich verlor schnell den Überblick. Besonders schwierig fand ich es, dass mitten im Absatz von der Gegenwart in die Vergangenheit gesprungen wurde, ohne klare Trennung. Das führte dazu, dass ich mich ständig orientieren musste, was mir das Lesevergnügen nahm.

Im Laufe des Romans hatte ich den Eindruck, dass viele Handlungsstränge entweder offenblieben oder einfach fallengelassen wurden. Es schien, als hätte sich die Autorin bei der Vielzahl der behandelten Themen ein wenig verzettelt. Dabei sind diese Themen doch so wichtig, wie beispielsweise die Darstellung des zunehmenden Rassismus in der Gesellschaft oder die ersten queeren Beziehungen während der Jugend. Zudem setzte das Buch einiges an Vorwissen voraus, um die feinen Zwischentöne zu verstehen, was das Lesen zusätzlich erschwerte. Auch die im Klappentext angekündigte Geschichte über das Verschwinden von Pillys Mutter vermittelte den Eindruck eines zentralen Handlungsschwerpunkts, der jedoch nicht im erwarteten Maße ausgearbeitet wurde.

Es gab jedoch einige Passagen, die mir sehr gut gefallen haben, insbesondere die bildhaften Beschreibungen der Trostlosigkeit und Pillys Beziehung zu ihrem Vater. Diese Abschnitte waren eindrucksvoll und emotional, doch insgesamt war die Lektüre für mich eher eine Herausforderung als ein Genuss. Ich musste mich regelrecht zwingen, das Buch zu beenden, was leider kein gutes Zeichen ist. Auch der Mangel an Erklärung für bestimmte historische und gesellschaftliche Hintergründe hat dazu beigetragen, dass ich viele Situationen und Begriffe nicht deuten konnte.

Fazit

"Verlassene Nester" ist ein Roman mit einem starken Thema und durchaus poetischen Momenten, doch die unklare Erzählweise und die Vielzahl an unzureichend beschriebenen Figuren machten es für mich zu einer anstrengenden Lektüre. Obwohl es einige schöne Passagen gab, konnte mich die Geschichte als Ganzes nicht überzeugen. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 19.09.2024

Zu viele Figuren, zu wenig Spannung – kein fesselnder Auftakt einer Krimi-Reihe

Mord in der Charing Cross Road
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„Mord in der Charing Cross Road“ ist der erste Band der Krimireihe von Henrietta Hamilton, der erstmals 1956 erschienen ist. Die Autorin, geboren 1920 in Dundee, arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg in ...

„Mord in der Charing Cross Road“ ist der erste Band der Krimireihe von Henrietta Hamilton, der erstmals 1956 erschienen ist. Die Autorin, geboren 1920 in Dundee, arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg in einer antiquarischen Buchhandlung in London, was sich auch in ihren Krimis widerspiegelt. Ihre Ermittler Sally und Johnny debütieren in diesem Buch, das nicht nur den Mord in einem Antiquariat thematisiert, sondern auch den Beginn einer romantischen Beziehung der beiden Protagonist:innen.

Worum geht's?

In der Charing Cross Road, mitten in einer antiquarischen Buchhandlung, wird der unbeliebte Mr. Butcher tot an seinem Schreibtisch gefunden. Die Polizei steht vor einem Rätsel, denn es gibt nur wenige Spuren. Die Buchhändlerin Sally und der Juniorchef Johnny beginnen, auf eigene Faust zu ermitteln, nachdem Johnnys Cousin verdächtigt wird. Sie versuchen herauszufinden, wer Mr. Butcher ermordet hat und welche Verbindung die Bücherdiebstähle in den umliegenden Antiquariaten zu dem Fall haben. Während sie sich tiefer in die Ermittlungen stürzen, kommen sie sich auch privat näher.

Meine Meinung

Leider hat mich „Mord in der Charing Cross Road“ nicht überzeugen können. Zwar hat mich das wunderschön gestaltete Cover sofort angesprochen, und auch die Idee, einen Krimi in einem Antiquariat anzusiedeln, klang vielversprechend, doch die Umsetzung ließ für mich zu wünschen übrig. Schon von Beginn an wurden mir zu viele Charaktere vorgestellt, die aber später keine wesentliche Rolle mehr spielten. Das führte dazu, dass ich Schwierigkeiten hatte, den Überblick zu behalten und mir ein klares Bild von den Figuren zu machen, da sie mir oft zu wenig detailliert beschrieben waren.

Auch die Handlung konnte mich nicht fesseln. Obwohl ich wusste, dass der Krimi aus einer anderen Zeit stammt und sich somit nicht mit heutigen Krimis vergleichen lässt, fehlte mir jegliche Spannung. Der Plot zog sich über weite Strecken und ich hatte mehrfach das Gefühl, abbrechen zu wollen. Nur die Verpflichtung zur Rezension hat mich dazu gebracht, das Buch bis zum Ende zu lesen.

Ein weiteres Problem war für mich die Beziehung zwischen Sally und Johnny. Die Ermittler:innen tun sich zwar zusammen, um den Mord aufzuklären, doch die Gründe dafür wurden für mich nicht ausreichend erklärt. Ihre Romanze, die sich im Verlauf des Buches entwickelt, kam mir viel zu subtil daher. Ich möchte hier nicht spoilern deshalb: Das "Ende" ihrer Beziehung hat mich überrascht, da es so plötzlich und unerwartet geschah.

Während der Mittelteil der Geschichte für meinen Geschmack viel zu langatmig war, ging das Ende wiederum viel zu schnell. Gerade als es spannend hätte werden können, wurde die Auflösung regelrecht abgehandelt, ohne der Geschichte den nötigen Raum zu geben.

Fazit

Leider konnte mich „Mord in der Charing Cross Road“ trotz eines vielversprechenden Settings nicht begeistern. Die fehlende Spannung, die blassen Charaktere und das abrupte Ende haben meine Erwartungen an einen Krimi leider nicht erfüllt. Ich werde die Reihe wohl nicht weiterverfolgen und vergebe 2 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Zu viele Opfer, zu wenig Nervenkitzel – nicht mein Thriller.

Hast du Zeit?
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„Hast du Zeit“ von Andreas Winkelmann ist ein Thriller, der sich mit der Vergänglichkeit der Zeit und der tödlichen Rache eines Menschen auseinandersetzt, dem diese gestohlen wurde. Der Autor, bekannt ...

„Hast du Zeit“ von Andreas Winkelmann ist ein Thriller, der sich mit der Vergänglichkeit der Zeit und der tödlichen Rache eines Menschen auseinandersetzt, dem diese gestohlen wurde. Der Autor, bekannt für seine düsteren und packenden Geschichten, legt mit diesem Werk einen weiteren Bestseller vor. Winkelmann, geboren 1968, hat sich mit einer Reihe von Thrillern einen Namen gemacht, darunter „Die Lieferung“. Er lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Bremen. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, gesprochen von Charles Rettinghaus.

Worum geht's?

Der Thriller beginnt mit einer beunruhigenden Liste, auf der verschiedene Menschen stehen – Menschen, die dem Täter angeblich etwas gestohlen haben, ohne es zu wissen. Der Mörder plant, sie zu jagen und ihnen das Kostbarste zu nehmen: ihre Zeit. Während die Polizei versucht, die Zusammenhänge zu entschlüsseln, gerät ein immer größerer Kreis von Menschen in den Fokus des Killers. Der Täter hinterlässt Sanduhren als Symbol für die verrinnende Zeit und setzt seine Opfer auf grausame Weise unter Druck. Doch was treibt ihn an? Und warum gerade diese Menschen?

Meine Meinung

Leider hat mich „Hast du Zeit“ als Thriller enttäuscht. Die Spannung, die ich mir von einem Thriller erwarte, ist über weite Strecken ausgeblieben. Die Handlung war oft verwirrend, da es viele Charaktere gab, deren Verbindungen zueinander nicht wirklich klar waren. Ich hatte extrem Mühe, alle Akteur:innen auseinanderzuhalten. Zwar schätze ich es, wenn ein Autor mit gesellschaftlichen Konzepten bricht – in diesem Fall heteronormativen Vorstellungen –, doch dies allein hat die Handlung nicht tragen können. Die Auflösung des Falls empfand ich als unbefriedigend und zu glatt. Zudem blieben wichtige Fragen offen: Warum die Sanduhren? Warum behielt der Täter seine Opfer? Wann und warum genau hat das alles begonnen?

Mit einer Länge von über 10 Stunden zieht sich das Hörbuch in die Länge, ohne dass die Spannung stetig ansteigt. An die Stimme des Sprechers, Charles Rettinghaus, musste ich mich erst gewöhnen. Obwohl er seine Arbeit gut gemacht hat, habe ich schon Sprecher:innen erlebt, die die emotionalen Stellen packender und intensiver vermitteln konnten. Hier hat mir oft die Tiefe gefehlt, um wirklich mit den Figuren mitzufühlen.

Ein weiteres Problem war die große Anzahl der Opfer. Mit der Zeit wirkten sie auf mich beliebig ausgewählt, und sehr blass weil wenig Infos über ihre Leben vorkamen. Dadurch wurde es schwer, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen oder ihre Schicksale nachzuvollziehen. Auch die Handlungen der Protagonis:innen erschienen mir teilweise wenig nachvollziehbar uns stellenweise SEHR naiv.

Fazit

Insgesamt fehlte es dem Thriller deutlich an Spannung und Nervenkitzel. Der Plot verlief oft zu vorhersehbar, und die abrupten Wendungen am Ende hinterließen mehr Fragen als Antworten. Gerade das Finale hätte intensiver ausgearbeitet werden können, um die Hintergründe besser zu beleuchten und die Motivation des Täters nachvollziehbarer zu machen. Für mich bleibt dieses Buch leider hinter den Erwartungen zurück, daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Ein Roman wie eine Performance – distanziert und schwer zugänglich.

Hey guten Morgen, wie geht es dir?
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In ihrem Roman "Hey guten Morgen, wie geht es dir?" erzählt Martina Hefter von Juno, einer Frau, die tagsüber ihrem schwerkranken Mann Jupiter hilft und nachts mit Love-Scammern im Internet chattet. Es ...

In ihrem Roman "Hey guten Morgen, wie geht es dir?" erzählt Martina Hefter von Juno, einer Frau, die tagsüber ihrem schwerkranken Mann Jupiter hilft und nachts mit Love-Scammern im Internet chattet. Es ist eine Geschichte über Bedürfnisse, Sehnsüchte und die Suche nach einem Ausweg aus dem eintönigen Alltag. Hefter, geboren 1965 in Pfronten, ist ausgebildete Tanzpädagogin, arbeitete als Tänzerin und studierte am Literaturinstitut in Leipzig. Ihre künstlerische Arbeit prägt ihren nüchternen und distanzierten Schreibstil, der auch in diesem Roman deutlich wird.

Um was gehts konkret?

Juno kümmert sich aufopferungsvoll um ihren kranken Ehemann, doch nachts flieht sie in eine andere Welt. Im Internet chattet sie mit Männern, die sie betrügen wollen, doch sie lässt sich nicht auf deren Tricks ein. Stattdessen nutzt sie diese Gespräche als Ventil für ihre eigenen Bedürfnisse und Sehnsüchte. In dieser anonymen Online-Welt kann sie sich frei entfalten, während sie in ihrem realen Leben gefangen zu sein scheint. Als sie auf Benu trifft, einen Mann, der sie durchschaut, beginnt eine unerwartete Verbindung, die Junos Leben und Gedanken weiter durcheinanderbringt.

Meine Meinung

Ich habe das Buch vor allem deshalb gelesen, weil der Klappentext vielversprechend klang und es auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 stand. Der Umfang des Buches ist überschaubar, was es theoretisch zu einer schnellen Lektüre macht, doch leider konnte mich weder der Schreibstil noch der Inhalt überzeugen. Der Schreibstil von Martina Hefter ist sehr nüchtern und distanziert, was es mir schwer gemacht hat, emotional einzutauchen oder eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Vieles bleibt zwischen den Zeilen verborgen, was an sich reizvoll sein kann, hier aber eher zu Verwirrung geführt hat.

Immer wieder wird auf griechische Mythologie angespielt, insbesondere auf die Namen Juno und Jupiter, doch ich konnte keinen klaren Bezug dazu erkennen. Auch blieb für mich unklar, welches das zentrale Thema des Romans sein sollte: Ist es eine Auseinandersetzung mit Rassismus, Kapitalismus, Sexismus oder Online-Identitäten? Oder doch eher eine Reflexion über das Leben als pflegende Angehörige? Diese Vielzahl an möglichen Themen führte für mich zu einer thematischen Überfrachtung, ohne dass eines wirklich vertieft wurde.

Die Charaktere blieben blass und ich konnte weder Sympathie noch echtes Interesse für sie entwickeln. Besonders Juno erschien mir distanziert und ihrem eigenen Leben gegenüber gleichgültig. Ihre Flucht in die Welt der Love-Scammer mag spannend klingen, aber die Umsetzung ließ für mich die nötige emotionale Tiefe vermissen.

Der Roman liest sich in gewisser Weise wie eine Theaterperformance, bei der man als Zuschauende:r außen vor bleibt und das Geschehen lediglich beobachtet. Ich konnte den Handlungen der Figuren nicht immer folgen, und der ständige Wechsel zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft machte es mir zusätzlich schwer, mich auf die Erzählung einzulassen.

Fazit

"Hey guten Morgen, wie geht es dir?" hat ein interessantes Konzept, bleibt aber in der Umsetzung leider distanziert und verwirrend. Die vielen angedeuteten Themen und die blassen Charaktere haben es mir schwer gemacht, eine emotionale Verbindung zu finden. Für mich hat der Roman nicht funktioniert, weshalb ich nur 2 von 5 Sternen vergebe.

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