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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2018

Roman über Frauen, Freundschaft, Idole und Entwicklung

Das weibliche Prinzip
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Das weibliche Prinzip ist ein Roman mit interessanten Themen, anfangs angesiedelt im College-Milieu und später bei der Arbeit bei einer feministischen Nonprofit-Organisation.

Aufgrund des Anfangs des ...

Das weibliche Prinzip ist ein Roman mit interessanten Themen, anfangs angesiedelt im College-Milieu und später bei der Arbeit bei einer feministischen Nonprofit-Organisation.

Aufgrund des Anfangs des Romans, bei dem eine junge Studentin Greer von einem Kommilitonen belästigt wird, denkt man sofort an die Me-Too-Diskussion.
Greer sagt zwar gegen ihren Belästiger aus, der aber fast unbestraft davonkommt, doch ihre Entwicklung zu einer selbstbewussteren Frau beginnt erst mit der Begegnung mit Faith Frank, die als feministische Aktivistin berühmt und erfolgreich wurde. Greer beginnt nach dem College für Faith zu arbeiten.

Meg Wolitzer schreibt sehr amerikanisch, was mir persönlich zusagt und es gelingt ihr, ihre Figuren dem Leser nahezubringen. Zunächst konzentriert sie sich auf Greer, zeigt ihre Entwicklung, auch ihre Beziehung zu ihrem Jugendfreund Cory, mit dem sie eine Fernbeziehung führt. Ihre Zweifel und Bedenken werden nicht ausgespart.

Später wird auch Greers Freundin Zee mehr betrachtet, schließlich wird in die Vergangenheit zurückgegangen und auch Faith Franks Lebensweg gezeigt. Der Mittelteil zieht sich etwas.
Spannend wird es wieder, als auch Konflikte zwischen den Protagonisten ausbrechen. Greer ist nicht mehr überzeugt von ihrer Mentorin, auch zwischen Greer und Zee führt ein lange zurückliegender Verrat zur Entzweiung.

Ein gutes Buch, das sicher länger im Gedächtnis bleiben wird!

Veröffentlicht am 11.06.2018

Hochkonzentriert

Stille Feinde
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Der amerikanische Schriftsteller Joe Die hat mit Stille Feinde seinen zweiten Roman um die leicht übertrieben wirkende Hauptfigur Isaiah Quintabe geschrieben. Es ist ein geradliniger Thriller, angesiedelt ...

Der amerikanische Schriftsteller Joe Die hat mit Stille Feinde seinen zweiten Roman um die leicht übertrieben wirkende Hauptfigur Isaiah Quintabe geschrieben. Es ist ein geradliniger Thriller, angesiedelt in Los Angeles und Las Vegas und nicht ohne Klischees.

Den ersten Teil (I.Q.) habe ich nicht gelesen und spüre eine Lücke in der frühen Entwicklung des Protagonisten, doch ich denke, dass hat sich im Laufe der Handlung geschlossen.
Isaiah findet heraus, dass sein Bruder Marcus, der vor 8 Jahren starb, in Wirklichkeit ermordet wurde.
Gleichzeitig will er der spielsüchtigen und stark verschuldeten Janine helfen.
Bei Isaiah ist immer ein privater, menschlicher Background involviert, das unterscheidet ihn von klassischen Detektiven. Das Rätsel um den Tod seines Bruders treibt ihn um.

Joe Ide schafft es Atmosphäre zu verbreiten, er setzt auch die Schauplätze ein, z.B. auf Seite 259: “Die Hitzewelle quälte die Stadt, die Gehwege waren verlassen, die Spielplätze und Parks menschenleer. Auf den Freeways kam es zu Prügeleien und für alte Menschen wurden klimatisierte Unterkünfte bereitgestellt.”

Die Intensität nimmt im Verlaufe der Handlung immer mehr zu, oft wird es dramatisch.

Stille Feinde ist ein sehr amerikanischer Roman mit klassischen Hardboiled-Elementen in einem modernen Gewand und hochkonzentriert geschrieben.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Kindheit in der Apartheidszeit

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Es gibt viele bedeutende Romane über die Apartheid in Südafrika, die meistens von Zeitgenossen dieser schlimmen Zeit stammen. Die meisten dieser Autoren sind schon älter. Bianca Marais ist 1976 geboren ...

Es gibt viele bedeutende Romane über die Apartheid in Südafrika, die meistens von Zeitgenossen dieser schlimmen Zeit stammen. Die meisten dieser Autoren sind schon älter. Bianca Marais ist 1976 geboren und kennt daher die Apartheid aus Sicht eines weißen Kindes. Ein schwarzes Hausmädchen kümmerte sich um sie. Diese Erfahrung führte zu diesem Roman.
Die Romanhandlung beginnt in dem Jahr, in dem die Autorin geboren wurde. Es gibt zwei Hauptfiguren. Robin, ein 9jähriges weißes Mädchen, dessen Eltern ermordet wurden und Beauty, die sich als Hausmädchen um sie kümmert. Eigentlich ist Beauty Lehrerin, aber sie ist auf der Suche nach ihrer Tochter, die eine Aktivistin im Kampf gegen das Apartheidsregime ist.
Die Erzählstimme wechselt zwischen Robin und Beauty.
Anfangs merkt man dem Stil noch ein wenig die Creative-Writing-Schulung der Autorin an (z.B. beim Einsatz der imaginären Zwillingsschwester), dadurch kam ich schwer in das Buch rein, aber das gibt sich mit der Zeit. Nachdem Robin und Beauty zusammengekommen waren, bin ich vollends im Buch angekommen.
Als Leser lernt man diese beiden Figuren mit der Zeit gut kennen. Eine Stärke des Romans.
Man kann das Lesen genießen, obwohl es natürlich schreckliche Ereignisse gibt.
Das Finale erscheint mir überhastet und vielleicht nicht ganz glaubwürdig, aber es führt zu einem versöhnlichen Schluss des Buches, mit dem man sehr zufrieden sein kann.
Ich bin gespannt, ob es weitere Romane von Bianca Marais geben wird. Ich hoffe es!

Veröffentlicht am 26.05.2018

Anspruchsvoller Unterhaltungsroman

Unter blutrotem Himmel
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Unter blutrotem Himmel ist ein Roman, dessen Handlung in der Zeit des zweiten Weltkriegs in Mailand angesiedelt ist.
Der Italiener Pino Lella ist eine reale Person. Trotz jugendlichen Alters rettete er ...

Unter blutrotem Himmel ist ein Roman, dessen Handlung in der Zeit des zweiten Weltkriegs in Mailand angesiedelt ist.
Der Italiener Pino Lella ist eine reale Person. Trotz jugendlichen Alters rettete er viele der verfolgten Juden, indem er sie über die Alpen in die Schweiz in Sicherheit brachte. Später wurde er Fahrer eines deutschen Generals und spionierte ihn aus.

Der Autor Mark Sullivan, der bisher als Thrillerautor, aber auch als Journalist in Erscheinung getreten war, recherchierte Pino Lellas Geschichte, traf ihn sogar persönlich und fand den Stoff seines Lebens. Mit seinen Mitteln gestaltete er die biographische Geschichte als sehr gut lesbaren Roman.

Anfangs dachte ich, dass er der Hauptfigur nicht genug Tiefe verleihen würde, aber später im umfangreichen Roman veränderte sich die Empfindung. Pino litt unter dem Umstand, dass er sich immer bedeckt halten musste, selbst seine Eltern oder sein Bruder wussten nichts von seiner Tätigkeit, nur als er das Dienstmädchen Anna traf, fand er jemanden den sich anvertrauen konnte. Zwischen Pino und Anna entsteht eine Liebesgeschichte, die auch einen wichtigen Anteil im Roman inne hat.

Der Titel Unter blutrotem Himmel entspricht dem Original Beneath a Scarlett sky. Das klingt schon ein wenig klischeehaft und würde die Handlung nicht auf wahren Ereignissen und Personen basieren, wären eine Reihe von Passagen und Dialogen als zu banal gestaltet und in den Schilderungen der Emotionen der Figuren ohne ausreichende Tiefe zu kritisieren. Das grenzt das Buch dann doch ab von reinen Biografien und Sachbücher über diese Zeit.

Mark Sullivan vermochte es hingegen, viele dramatische Szenen mit entsprechenden Drive detailliert zu schildern.
Das sind die besten Stellen im Buch.
Trotz des Umfangs des Buches liest sich der Roman schnell und trotz des Themas auch unterhaltsam.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Stimmungsvoll

EDELFA UND DER TEUFEL
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Edelfa und der Teufel von Caroline Sesta zeichnet sich durch einen besonderen, angenehm zu lesenden Schreibstil aus und durch sensibel gezeichnete Charakterisierung der Hauptfiguren, Lauro di Montemano ...

Edelfa und der Teufel von Caroline Sesta zeichnet sich durch einen besonderen, angenehm zu lesenden Schreibstil aus und durch sensibel gezeichnete Charakterisierung der Hauptfiguren, Lauro di Montemano aus Piemont und Edelfa di Frattamaggiore aus Neapel.
Das Schicksal führt sie im Jahr 1557 zusammen, als sie beide Gefangene der Franzosen werden.
Die Figurenzeichnung hat ihre Stärken und Schwächen. Lauro wird mir fast zu verständnisvoll und tolerant geschildert, dabei ist er ein erwachsener Mann, wirkt aber deutlich jünger, genau wie sein 18jähriger Bruder Fausto, der wie ein Kind erscheint.
Der negative Part Graf Emanuele di Cortemilia wirkt ebenso wie seine mit dem Teufel in Verbindung stehende Mutter ambivalent und labil. Die Beigabe von unnatürlichen Phänomenen ist natürlich auch Geschmackssache, ich habe mich nicht daran gestört.

Der Roman ist umfangreich. Durch die Länge hat die Autorin aber auch Gelegenheit, einzelne, besondere Momente ausführlich und detailreich zu gestaltet, ohne zu überfrachten. So wird es auch möglich, die Auswirkungen der Geschehnis wie Entführung und Teufelsanbetung zu zeigen. Edelfa ist danach zunächst völlig verstört, fängt sich aber wieder.
Lauro und Edelfa flüchten schließlich in die Cottischen Alpen. Die Landschaftsbeschreibungen kann der Leser so richtig genießen. Für eine kurze Zeit erleben sie hier Frieden und Freiheit.

Es entsteht eine Dichte, Atmosphäre sowieso. In der Gesamtheit aber wird die Handlung relativ langsam, geduldige Leser sind gefordert. Dem gegenüber steht die Leidenschaft, mit der das Buch geschrieben ist und das den Leser mitreißt.

Fazit: Ein stimmungsvoller, lesenswerter Roman!