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Veröffentlicht am 01.08.2020

Romanbiografie

Der letzte Satz
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Robert Seethaler hat sich schon mit seinen letzten Roman “Ein ganzes Leben” und “Das Feld” in die obere Riege der deutschsprachigen Literatur geschrieben.

Der letzte Satz, diese Gustav Mahler-Romanbiografie ...



Robert Seethaler hat sich schon mit seinen letzten Roman “Ein ganzes Leben” und “Das Feld” in die obere Riege der deutschsprachigen Literatur geschrieben.

Der letzte Satz, diese Gustav Mahler-Romanbiografie setzt da an und enthält gleiches Niveau.

Gustav Mahlers Leben wird geschildert. Ausgangspunkt ist eine Reise Mahlers auf einem Schiff aus den USA nach Europa. Daraus leiten sich Erinnerungen ab. Schwerpunkt seine schwierige Beziehung zu seiner Ehefrau Alma.
Alma Mahler-Werfel wird auch eine wichtige Figur der Kulturgeschichte werden, wenn auch eine zwiespältige. Ich finde auch ihr Porträt gelungen. Und auch Mahler funktioniert als eine getriebene Persönlichkeit, dem die Musik, seine Symphonien und das Dirigieren das wichtigste bleibt.

Ein Leitmotiv bilden Mahlers Gespräche mit einem Jungen auf dem Schiff, der ihn bedient. Nur kurz denkt man da an Thomas Manns Tod in Venedig, aber in diese Richtung geht das natürlich nicht. Mahler Gedanken drehen sehr um Alma und den Verlust seiner vor 2 Jahren verstorbenen Tochter.
Das letzte Kapitel gehört dennoch dem Schiffsjungen, dennoch einmal an den alten Mann denkt, den er einst getroffen hatte. Das finde ich sehr gelungen.

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Mix aus Spionage und Familiendrama

American Spy
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American Spy lese ich als US-amerikanische Familiengeschichte, angesiedelt in der schwarzen Community und im Geheimdienstler-Milieu. Später sogar mit Handlungsabschnitten in Burkina Faso.
Einen konventionellen ...



American Spy lese ich als US-amerikanische Familiengeschichte, angesiedelt in der schwarzen Community und im Geheimdienstler-Milieu. Später sogar mit Handlungsabschnitten in Burkina Faso.
Einen konventionellen Spionagethriller sollte man nicht erwarten.

Mir gefällt es gut, wie die Protagonistin ihre Lebensgeschichte erzählt, indem sie die Ereignisse in einen Brief an ihre Söhne verfasst, damit diese ihn später als Erwachsene mal lesen können.
Der zeitliche Ablauf ist nicht geradlinig. Es wird in den Zeiten gesprungen. Von dem aktuellen Handlungsstrang 1992 zurück in die sechziger Jahre, die zeigen wie die Icherzählerin Marie Mitchell mit ihrem Vater und ihrer Schwester Helene in Queens aufwächst. Die Mutter hat die Familie verlassen und lebt auf Martinique.
Maries selbstbewusste ältere Schwester Helene wird ihr Vorbild.
Helene geht zur Army, um dann vielleicht zum CIA zu kommen.
Das beeinflusst Marie, sie wird FBI-Agentin.

Auch die achtziger Jahre werden betrachtet. Dabei werden auch die politischen Stimmungen der Zeit gut gezeigt.

Mich hatte der Roman mit der Zeit richtig gepackt und ich habe mit Marie mitgefiebert.
Es ist beeindruckend wie die Autorin Lauren Wilkinson aus diesem ganzen Mix letztlich das Porträt einer starken schwarzen Frau im Kontext der Zeit und Ereignisse erstellt.

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Veröffentlicht am 27.06.2020

Retrospektive Franz Erhard Walther

Franz Erhard Walther
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In der Ausstellung Shifting Perspectives wird das langjährig entstandene, komplexe Werk von Franz Erhard Walther vorgestellt. Es ist nach den Schaffensphasen geordnet.
Die Ausstellung findet zur Zeit im ...

In der Ausstellung Shifting Perspectives wird das langjährig entstandene, komplexe Werk von Franz Erhard Walther vorgestellt. Es ist nach den Schaffensphasen geordnet.
Die Ausstellung findet zur Zeit im Haus der Kunst in München statt.

In einigen Werken werden die Ausstellungsbesucher einbezogen, z.B. die Raumelemente und die Körperformen.
Walther hat sich viel mit der Verbindungen zwischen Körper und Objekt beschäftigt.
Es sind letztlich die Menschen, die die Formen aktivieren.

Der letzte Teil des Buches beinhaltet Texte, unter anderen auch ein Gespräch mit dem inzwischen 80jährigen Künstler.

Das Buch schafft es, dem Leser die Ausstellung so gut nahezubringen, wie es einem Buch möglich ist. Mehr geht nur wohl nur, wenn man die Ausstellung selbst besucht.

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Veröffentlicht am 30.05.2020

Psychologisch fein gemachtes Bild einer Kleinstadt

Kostbare Tage
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Mit Kostbare Tage lässt der US-Amerikanische Schriftsteller Kent Haruf den Leser ein weiteres mal Einblick in die Kleinstadt Holt und deren Bewohner nehmen.
Im Mittelpunkt steht der an Krebs erkrankte ...

Mit Kostbare Tage lässt der US-Amerikanische Schriftsteller Kent Haruf den Leser ein weiteres mal Einblick in die Kleinstadt Holt und deren Bewohner nehmen.
Im Mittelpunkt steht der an Krebs erkrankte 77jährige Dad Lewis.
Seine Tochter Lorraine kommt zurück in die Stadt um ihn zu pflegen und ihre Mutter zu unterstützen. Der Kontakt zum Sohn Frank hingegen ist seit Jahrzehnten abgebrochen.
Auch weitere Figuren in der Umgebung spielen eine Rolle.

Dad Lewis ist ein gutes Beispiel für den typischen langjährigen Bewohner in Holt, Colorado. Ein kleiner Geschäftsmann, eher konservativ und überwiegend in sich ruhend. Aber so sind nicht alle und wer abweicht, hat es hier nicht leicht.
Das gilt zum Beispiel für den neuen Reverend Lyle, dessen Predigen der Toleranz nicht jedem gefallen und der zudem auch noch familiäre Probleme hat.
Kent Haruf hat eine ganze reihe ausgezeichnet Figuren geschaffen.

Diese Zusammenspiel aus dem Einsatz mehrere Figuren und Wechsel der Gegenwart und Passagen der Vergangenheit, an die Dad Lewis sich erinnert, ist psychologisch stimmig und funktioniert ganz ausgezeichnet.
Es sind bewegende Schilderungen der letzten Tage eines sterbenden Mannes.

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Veröffentlicht am 25.05.2020

Mehr als nur ein Thriller

DUNKEL
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Ich mag Romane, die in Island angesiedelt sind und in Dunkel spielt die Umgebung auch eine Rolle.

Hulda ist eine interessante Protagonistin und der Autor erlaubt dem Leser sehr dicht an diese Figur heranzukommen. ...

Ich mag Romane, die in Island angesiedelt sind und in Dunkel spielt die Umgebung auch eine Rolle.

Hulda ist eine interessante Protagonistin und der Autor erlaubt dem Leser sehr dicht an diese Figur heranzukommen. Deswegen ist das Buch für mich mehr als nur ein Thriller.
Hulda ist 64 und steht deswegen kurz vor der Pensionierung bei der Polizei. Aber einen letzten Fall will sie noch bearbeiten. Der Tod einer jungen Russin vor einem Jahr, der unaufgeklärt blieb.

Ragnar Jonasson arbeitet mit der bewährten Methode, zwischen der Haupthandlung Abschnitte aus der Vergangenheit einzuschieben, die man erst später richtig zuordnen kann. Man ahnt aber immer etwas, so wird die Handlung umso interessanter.

Das Finale ist ziemlich packend. Mich hat der Roman nahezu umgehauen!

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