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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2020

Unspektakulär und doch bedeutend!

Das Gewicht der Worte
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Das Thema Sprachen und Übersetzen sowie Verlage interessiert mich und Pascal Merciers sehr ruhiger, fast meditativer Erzählstil spricht mich an.
In der von Markus Hoffmann getragen gesprochenen Hörbuchfassung ...

Das Thema Sprachen und Übersetzen sowie Verlage interessiert mich und Pascal Merciers sehr ruhiger, fast meditativer Erzählstil spricht mich an.
In der von Markus Hoffmann getragen gesprochenen Hörbuchfassung wirkt das besonders gut. Sprache und Bedeutung durchzieht das ganze Hörbuch. Gespiegelt wird das im sensiblen, bedächtigen Protagonisten Simon Leyland.
Eine Erkrankung ändert sein Leben. Es gibt einen Verdacht auf einen Hirntumor, angeblich unheilbar und tödlich.
Er verkauft seinen Verlag in Triest und erbt überraschend ein Haus in London. Als sich herausstellt, dass seine Krankheit eine Fehldiagnose war, ist sein Leben dennoch verändert. Als Leser macht man die Gefühlsbewegungen mit durch.

Sehr schön Leylands Freundschaft zum Nachbarn Kenneth Berg. Auch der Handlungspart um Lelylands Tochter ist einfühlsam gemacht. Und schließlich faszinierte mich der Prozess, wie der Übersetzer Leyland selbst zum Schriftsteller wird.

Manche Passagen sind sorgfältig ausgearbeitet, manchmal ist es sehr unspektakulär und aus ein paar Motiven hätte man auch noch mehr machen können. Der Roman ist im zeitgenössischen Feuilleton umstritten, aber ich persönlich habe das Buch gemocht, da es ganz offensichtlich eine ganz eigene Größe besitzt.

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Veröffentlicht am 13.02.2020

Ein Lebensgefühl

Klaus Modick über Leonard Cohen
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Klaus Modick ist mit diesem Buch gelungen, einerseits einen Roman über die Jugend der 60ziger und 70ziger Jahre zu schreiben, andererseits Leonard Cohen und seinen Songs angemessen zu huldigen.
 
Der Protagonist ...

Klaus Modick ist mit diesem Buch gelungen, einerseits einen Roman über die Jugend der 60ziger und 70ziger Jahre zu schreiben, andererseits Leonard Cohen und seinen Songs angemessen zu huldigen.
 
Der Protagonist des Buches ist Lukas, der zusammen mit einem Freund als Musiker auftritt und bei einem Konzert Gitte trifft, die ein großer Leonard Cohen-Fan ist. Diese Musik fasziniert auch Lukas und begleitet ihn sein Leben lang, genauso wie seine Sehnsüchte nach Liebe und Freiheit, die ebenfalls über die Cohen-Songs transportiert werden.
 
Statt Kapitel gibt es Tracks, die Protagonisten hören noch Langspielplatten und tragen Miniröcke etc.. das verleiht dem Buch etwas nostalgisches. das Lebensgefühl wird wirklich übertragen.

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Veröffentlicht am 13.02.2020

Sex, Drugs, Football and Rockn Roll

Unter den Stollen der Strand
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Daniel Cohn-Bendit schreibt vordergründig über Fußball.
Aber nicht nur vordergründig, das Thema wird schon gut betrachtet. Dennoch sind die Zeiten, die der heute 75jährige Autor in Frankreich und Deutschland ...

Daniel Cohn-Bendit schreibt vordergründig über Fußball.
Aber nicht nur vordergründig, das Thema wird schon gut betrachtet. Dennoch sind die Zeiten, die der heute 75jährige Autor in Frankreich und Deutschland erlebte, elementar für das Buch. Dazu gehört natürlich auch eine politische Richtung.
Seinem Naturell folgend trägt der Autor ziemlich dick auf.
Mit dem Fußball, besonders den WM und EM-Ereignissen, kennt er sich wirklich aus und bringt immer wieder einen Zusammenhang zu gesellschaftlichen und politischen Ereignissen und Folgen. Dem bin ich beim Lesen gerne gefolgt.
Ob der Fußball diese gesellschaftliche Bedeutung wirklich hat oder nicht, ist diskussionswürdig.
Das Buch bringt einem zum nachdenken, sicher eine Qualität. Der fehlgeleitete Nationalistischen Tendenzen mancher Fans von diversen Vereinen sind erschreckend.

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Veröffentlicht am 13.02.2020

konventionell

Ach, Virginia
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Michael Kumpfmüller schreibt über die letzten Tage der englischen Schriftstellerin Virginia Woolf, bevor sie 1941 in tiefster Depression den Freitod wählte und sich in einem Fluß ertränkte.
Zwar gibt es ...

Michael Kumpfmüller schreibt über die letzten Tage der englischen Schriftstellerin Virginia Woolf, bevor sie 1941 in tiefster Depression den Freitod wählte und sich in einem Fluß ertränkte.
Zwar gibt es einige Erinnerungen, die thematisiert werden, aber überwiegend empfand ich den Roman als sehr düster und wenig einnehmend.
Mein Eindruck ist, dass diese Reduktion auf Virginia Woolf letzte Zeit ungeeignet ist, um die Bedeutung ihrer Persönlichkeit wirklich zu verdeutlichen und ihr Wirken und ihr Werk zu würdigen. Sie hat viel für die Literatur getan, schrieb auch experimentell. Das kann man von Michael Kumpfmüller nicht gerade behaupten, seine Mittel sind konventionell. Ich hatte mich auf eine ansprechende romanhafte Biographie gefreut, wurde aber ziemlich enttäuscht und die Intention des Autors wurde mir auch nicht klar.
Da kann man nur empfehlen stattdessen die Bücher von Virginia Woolf zu lesen, z.B. Mrs. Dalloway, Flush oder Orlando. Diese Bücher hatten wirklich Größe.

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Veröffentlicht am 09.02.2020

Darling Blue

Die Frauen von Richmond Castle
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Mich beeindruckt die Freundschaft und der Zusammenhalt der Frauen, die in Richmond Castle zusammenkommen. Die junge Schriftstellerin Blue, ein lebhafter Charakter, die man gleich mögen muss, ihre Schwester ...

Mich beeindruckt die Freundschaft und der Zusammenhalt der Frauen, die in Richmond Castle zusammenkommen. Die junge Schriftstellerin Blue, ein lebhafter Charakter, die man gleich mögen muss, ihre Schwester Merrigan und Midge, ihre sensible Stiefmutter. Dazu kommt Delphine, die ihren gewalttätigen Ehemann verlassen hat.

Tracy Rees weiß einmal mehr ihre Stärke bei der Charakterisierung ihre Figuren einzubringen.

Die Szenen, in denen Blue es schafft, sich als Journalistin bei der Richmond Gazette durchzusetzen, haben mir gut gefallen. Es war 1926 nicht ganz einfach für eine Frau in der Redaktion.

Midge hingegen hadert ein wenig mit ihrer Ehe. Als zweite Frau von Kenneth, fühlt sie sich unsicher, ob er sie so liebt wie seine erste, verstorbene Frau. Das bringt Midge in eine Krise. Außerdem quält sie ein Geheimnis der Vergangenheit.

Delphine schafft es, sich ein neues Leben aufzubauen. Aber es bleibt die Angst, ihrem Mann wieder zu begegnen.

Tracy Rees legt viel Wert darauf, die Konstellation der Figuren und ihrer Beziehungen zueinander auszuarbeiten. Darunter leidet ein wenig das Tempo der Handlung und man kann Abschnitte so empfinden, dass sie sich hinziehen. Mich hat das nicht gestört, aber den Drive ihrer vorgehenden Romane Amy Snow und Florence Grace hat sie nicht so ganz gefunden. Für vier von fünf Sternen reicht es aber dicke, da auch „Die Frauen von Richmond Castle“ ein Roman mit Qualitäten ist.

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