Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
online

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2019

Kanon zum Leicht nehmen

Schecks Kanon
0

Einen literarischen Kanon kann man Bierernst meinen, wie es Marcel Reich-Ranicki in seinem Spätwerk machte. Oder man kann es Leicht nehmen, wie Denis Scheck.
Seine Auswahl der 100 wichtigsten Bücher der ...

Einen literarischen Kanon kann man Bierernst meinen, wie es Marcel Reich-Ranicki in seinem Spätwerk machte. Oder man kann es Leicht nehmen, wie Denis Scheck.
Seine Auswahl der 100 wichtigsten Bücher der Weltliteratur vermag zu erstaunen. Einerseits ist der Kanon arg konventionell, wenn die üblichen Buchtitel genannt werden. Aber es gibt neben den üblichen Klassikern auch einige ungewöhnliche Bücher im Kanon, auf die wohl nicht jeder kommt, z.B. James Tiptree Jr. oder Kurt Vonnegut.
Das sind grandiose Autoren, aber ob sie in der Zukunft für neue Leser noch eine große Rolle spielen werden, ist zu bezweifeln. Von Denis Scheck ist das mehr der Versuch, diese Bücher vor dem Vergessen zu retten.

Letztlich ist Schecks Kanon die Literatur seiner Generation, die ich weitgehend teile. Ich bin auch mehr oder weniger einverstanden mit seiner Auswahl.
Was er in den kurzen Abschnitten über die einzelnen Bücher schreibt, gleicht dem, was er auch im Fernsehen über Bücher erzählt. Es wird stark verkürzt, zu dick aufgetragen und oft nur behauptet anstatt bewiesen. Aber irgendwie macht das Oberflächliche wohl auch die Unterhaltung seiner Texte aus. Die Leser des Kanons bekommen, was zu erwarten war und wenn die Erwartungen nicht höher waren, vielleicht auch nur das, was sie verdienen.

Veröffentlicht am 19.10.2019

Isländische Literatur

Ástas Geschichte
0

Der isländische Autor Jon Kalman Stefansson hat schon beeindruckende Romane geschrieben, z.B. Himmel und Hölle oder Verschiedenes über Riesenkiefern und die Zeit.
Jon Kalman Stefanssons Bücher haben einen ...

Der isländische Autor Jon Kalman Stefansson hat schon beeindruckende Romane geschrieben, z.B. Himmel und Hölle oder Verschiedenes über Riesenkiefern und die Zeit.
Jon Kalman Stefanssons Bücher haben einen hohen Ton. Das gilt auch für Astas Geschichte, sein zwölfter Roman, doch diesmal ist er besonders intensiv. Ich mag lyrische Prosa, doch diesmal war es wirklich viel auf einmal.
Es wird die Geschichte einer Frau in Island erzählt. Es beginnt mit den fünfziger Jahren, aber es wird nicht durchgehend chronologisch linear erzählt, es gibt immer wieder Passagen mit Astas Eltern, Helga und Sigvaldi. Das ist gut ineinander verzahnt.
Immer wieder wird aber auch die Romankonstruktion auseinandergenommen.

Packende Passagen gibt es, als Asta auf den Hof kommt, auf dem sie dann leben wird und sie Josef trifft. Dann sind da endlich auch mal Dialoge im Vordergrund. Wenn der Autor anfängt, richtig zu erzählen, kann er mich am meisten überzeugen. Die Gefühle Astas werden transparent. Es wird überreich an Emotionen und Atmosphäre.

Astas Geschichte ist ein Roman, mit dem man sich schwer tun kann, der aber sicher auch einiges bietet.

Veröffentlicht am 18.10.2019

zufrieden

Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything
0

In seinem erzählerisch gestalteten Reisebuch „Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything“ schreibt Helge Timmerberg über Neun Tage in Kathmandu. Eine Gegend in der ich noch nie war und ein Land ...

In seinem erzählerisch gestalteten Reisebuch „Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything“ schreibt Helge Timmerberg über Neun Tage in Kathmandu. Eine Gegend in der ich noch nie war und ein Land von dem ich wenig weiß.
Bei Timmerberg ist auch die persönliche Komponente wichtig. Es geht mehr um ihn wie über das Land. Es gibt auch Passagen in Berlin, an die Timmerberg erinnert.
Einiges ist sehr witzig und originell. Timmerberg ist ein cooler Typ.
Aber das Mantra-Thema vermochte mich doch nicht so ganz zu überzeugen. Daher ging das Buch streckenweise an mir vorbei. Es bleiben jedoch genug amüsante Passagen, das ich zufrieden war.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Gedichte mit Strahlkraft

Liebe: Dunkler Erdteil
0

Liebe: Dunkler Erdteil - Gedichte aus den Jahren 1942-1967

Die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann ist schon 1973 verstorben und spielt dennoch immer noch eine große Rolle für die deutschsprachige ...

Liebe: Dunkler Erdteil - Gedichte aus den Jahren 1942-1967

Die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann ist schon 1973 verstorben und spielt dennoch immer noch eine große Rolle für die deutschsprachige Lyrik. Natürlich ist es teilweise auch der jährliche Bachmann-Wettbewerb, der den Namen präsent hält. dennoch haben ihre Gedichte weiterhin große Wirkung und Strahlkraft. Auch viele der Gedichte dieses Bandes, obwohl viel Jugendgedichte und Posthumes enthalten ist.

Einige Texte und Gedichte (zum Beispiel die aus Die gestundete Zeit) von Ingeborg Bachmann haben eine große Wirkung auf mich gehabt, mir fast die Beine weggeschlagen. Das kann ich jetzt bei diesem Band nicht gleich sagen, dennoch wirken auch diese Gedichte. Von den Jugendgedichten möchte ich unter anderen „Im Sommer“, „Dem Abend gesagt“, „Vision“ oder „Wie soll ich mich nennen“ herausstellen.

Ich bevorzuge ansonsten die etwas späteren Gedichte in diesem Band, 1964-1967. Gleichwohl gibt es durchgängig Gedichte, die voller Bildsprache sind und Bewegung in die Gedankenwelt des Lesers bringt. Immer wieder bringen mich einzelne Sätze zum Erstaunen, oft bleibt Ingeborg Bachmann aber auch rätselhaft.

Es gibt Gedichte, die Ingeborg Bachmann selber sprach und die man im Internet finden und hören kann. Ihre Stimme und Art des Vortrags überträgt sich beim lesen ihrer Gedichte und das verstärkt nochmals die Wirkung.

Die ihr eigene, berühmte Aura bleibt bestehen!

Veröffentlicht am 12.10.2019

Spektakuläre Trails und Races

Wer die Wahl hat, liebt die Qual
0

Extreme Läufe bedeuten auch hartes Training. Hier werden keine Marathoms beschrieben sondern Ultra Trails und Races. Es geht über Tage, so sind manche Abschnitte, z.B. Gobi oder ISRU auch in Tag 1, Tag ...

Extreme Läufe bedeuten auch hartes Training. Hier werden keine Marathoms beschrieben sondern Ultra Trails und Races. Es geht über Tage, so sind manche Abschnitte, z.B. Gobi oder ISRU auch in Tag 1, Tag 2 und so weiter gehalten.
Ganz anders geht es im Teil um den 250 Kilometer Jungle Race in Sri Lanka zu. Wenn man von da aufkommenden Giftschlangen liest, wird einen beim Lesen ganz anders. Aber zum Glück sind die Krokodile nicht viel größer als 1 Meter (LOL). Weiter geht es mit einem Ultra Marathon im Iran. Den gewinnt Rafael Fuchsberger (alias Ali Baba) in der 180-Km-Version.
Schließlich Mosambik und Marokko.

Sprachlich ist das Buch „Wer die Wahl hat, liebt die Qual“ eher flach. Ordentlich geschrieben, aber ohne literarisch Ansprüche. Dafür sind die Beschreibungen der aufwändigen Läufe auch so schon interessant genug und es ist immer was los.

Beeindruckend die großen Fotos, die aufgrund der Umgebung auch farblich aufsehenerregend sind, zum Beispiel in der Wüste oder Dschungel.