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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2019

Ein Roman in Überlänge

Brüder
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Brüder ist ein Roman um zwei Brüder, Mick und Gabriel.
Jackie Thomaes Debütroman Momente der Klarheit von 2015 hatte mich damals nicht so ganz überzeugt, daher habe ich zu Brüder hauptsächlich deswegen ...

Brüder ist ein Roman um zwei Brüder, Mick und Gabriel.
Jackie Thomaes Debütroman Momente der Klarheit von 2015 hatte mich damals nicht so ganz überzeugt, daher habe ich zu Brüder hauptsächlich deswegen gegriffen, weil es immerhin in der Shortlist für den Deutschen Bücherpreis ist. Leider wurde ich leicht enttäuscht. Es gibt zwar viele sprachlich gut gemachte Passagen, aber die Themen werden nicht klar herausgebracht und eigentlich bleibt alles banal und oberflächlich. Den Gedanken des Protagonisten Mick, insbesondere in der ersten Hälfte, fehlt jegliche Tiefgründigkeit. Das ändert sich in der zweiten Hälfte mit Gabriel als Hauptfigur. Da gibt es auch ein paar außergewöhnliche Szenen und mehrere Erzählperspektiven.Trotzdem bleibt es leider so, dass mich die Ereignisse kaum berühren.

Dabei ist die Geschichte zweier Halbbrüder mit dunkler Hautfarbe nicht uninteressant. Teilweise handelt es in der DDR und der Nachwendezeit, mit Gabriel auch in den Nullerjahren in London bis in die Gegenwart. Man hätte aber wirklich mehr daraus machen können.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Lesegewohnheiten aufbrechen

Mutter brennt
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Schon das expressionistische Cover verrät, dass Mutter brennt kein allzu gemütliches Buch sein wird.
Die österreichische Schriftstellerin Sophie Reyer entwirft hier eine ungewöhnliche Familiengeschichte, ...

Schon das expressionistische Cover verrät, dass Mutter brennt kein allzu gemütliches Buch sein wird.
Die österreichische Schriftstellerin Sophie Reyer entwirft hier eine ungewöhnliche Familiengeschichte, bei der lange unklar ist, was real, was eingebildet ist.
Louise ist eine Frau mit 2 Kindern, Ina und Clemens. Aber gibt es diese wirklich? Ihr Exmann bestreitet, das sie Kinder haben.
So ist man als Leser schon früh irritiert und aus gerade diese Unsicherheit ergibt sich eine Spannung. Die Geschichte bezieht auch Sophie Mutter Eva mit ein, die vor ein paar Jahren gestorben ist und dich noch so allgegenwärtig scheint. Vor ihrem Tod war sie schon nicht mehr zurechnungsfähig.
Auch Sophies magersüchtige Tochter Ina gerät irgendwann in einen katatonischen Zustand.

Manche Passagen vermögen zu faszinieren, andere sind aber fast abstoßend geschildert. Ein wohlfühlen beim Lesen sollte man nicht erwarten, aber dieses Unbehagen ist gewollt, um Lesegewohnheiten aufzubrechen.
Es ist ein Roman auf den man sich einlassen muss.

Das Buch ist für den österreichischen Buchpreis nominiert. Man darf gespannt sein, wie es von der Jury aufgenommen wird.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Durchschnitt

Kalte Schuld
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Der Kurzthriller Kalte Schuld ist Teil der Reihe um die Polizistin Mara Billinsky von Leo Born. Schon lange wollte ich was davon lesen, doch die Befürchtung, es wären nur weitere 08/15-Krimis haben mich ...

Der Kurzthriller Kalte Schuld ist Teil der Reihe um die Polizistin Mara Billinsky von Leo Born. Schon lange wollte ich was davon lesen, doch die Befürchtung, es wären nur weitere 08/15-Krimis haben mich bisher abgehalten. Doch Kalte Schuld ist gerade mal 150 Seiten lang und schnell gelesen. Tatsächlich weicht die Handlung nicht viel vom Üblichen ab: übertrieben grausame Morde, sadistische Schurken, toughe Polizisten.
Was den Text zu etwas besonderen macht, ist die Hauptfigur Mara Billinsky, genannt die Krähe. So kaltschnäuzig und nervenstark ist nicht jede Ermittlerin, dabei bleibt sie bis z einem gewissen Grad unangepasst.
Immerhin ermittelt sie aber doch zusammen mit ihrem Kollegen Jan Rosen im Team. Das gibt Gelegenheit zu guten Dialogen bei den Verhören. Unterbrochen auch mal von einem Abschnitt aus der Sicht des Auftragskillers Chul Hong. Spannung ergibt sich aus der Frage, ist der Mörder ein Serientäter oder handelt es sich um eine Einzeltat? Aber auch nicht sehr viel. Ohne die überzeugende Hauptfigur ist der Plot nicht überzeugend.
Ich war zufrieden beim Lesen, aber es bleibt am Schluss zu wenig hängen und ich habe auch nicht das Gefühl, unbedingt die anderen Teile der Serie lesen zu müssen.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Morde in der Filmbranche

Tödlicher Schnitt
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Tödlicher Schnitt von Oliver Schütte ist ein Krimi, der teilweise im positiven Sinne fast altmodisch anmutet. Interessant ist der Ansatz, den Fall in Filmmilieu spielen zu lassen.
Ein erfolgreicher amerikanischer ...

Tödlicher Schnitt von Oliver Schütte ist ein Krimi, der teilweise im positiven Sinne fast altmodisch anmutet. Interessant ist der Ansatz, den Fall in Filmmilieu spielen zu lassen.
Ein erfolgreicher amerikanischer Schauspieler wurde in Deutschland ermordet. Also ermitteln die deutsche Kommissarin Eva Lenz und der amerikanische Polizist Nic Cassidy gemeinsam. Die beiden werden ein gutes Team. Privat haben sie gemeinsam, dass sie beide in der nahen Vergangenheit eine n Verlust hinnehmen mussten und darüber noch nicht wirklich hinweg sind.
Die Ermittlung konzentriert sich auf die Leute aus dem Filmgeschäft, von Filmemacher, Schauspieler, Drehbuchautor bis Fahrer. Es wird eigentlich ein relativ negatives Bild über die Branche gespiegelt. Filminhalte treiben anscheinend auch den Mörder an, denn manche Motive seiner Taten erinnern an Szenen bekannter Filme. Einige Filme werden genannt oder zitiert: Basic Instinct, Sieben, Sunset Boulevard, Arsen und Spitzenhäubchen, Vertigo.
Diese Filme kennt fast jeder und das Stilmittel setzt natürlich auch Bilder im Kopf des Lesers in Bewegung. das war gut gemacht, während mich Auflösung des Falls und Finale nicht sehr bewegten. Ich gebe daher 3,5 von 5 Sternen!


Veröffentlicht am 18.09.2019

Der Himmel in Kobaltgrün

Was machen Tagträumer nachts?
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Dieses Buch ist ein Versuch, der Neugier auf die Spur zu kommen. Die Autorin Susanne Niemeyer unterscheidet dabei zwischen Neugier und Voyeurismus. Das halte ich für wichtig, denn das eine zeugt von Anteilnahme, ...

Dieses Buch ist ein Versuch, der Neugier auf die Spur zu kommen. Die Autorin Susanne Niemeyer unterscheidet dabei zwischen Neugier und Voyeurismus. Das halte ich für wichtig, denn das eine zeugt von Anteilnahme, das andere ist purer Eigennutz und schädlich.

Die gesunde Neugier kann auch verloren gehen, zum Beispiel im Alltag.
Susanne Niemeyer ist daher dem Lebensgefühl auf der Spur, in der Neugier positiv besetzt ist und viele kurze Abschnitte sind mit richtungsweisenden Schlagwörtern besetzt. Ihr eigenes Leben nutzt sie als Pfad für die Suche und gelangt dann auch in die Lebensabschnitte der Vergangenheit, der Kindheit und der Familie.

Wieder ein sehr schönes Buch vom Herder-Verlag!