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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2019

emotional aufgeladen und mit sprachlicher Wucht

Viga-Ljot und Vigdis
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Die Frankfurter Buchmesse naht und Norwegen ist Partnerland. Dringend Zeit, etwas von der norwegischen Literaturnobelpreisträgerin Sigrid Undset zu lesen. Viga-Ljot und Vigdis, ein Frühwerk der Autorin ...

Die Frankfurter Buchmesse naht und Norwegen ist Partnerland. Dringend Zeit, etwas von der norwegischen Literaturnobelpreisträgerin Sigrid Undset zu lesen. Viga-Ljot und Vigdis, ein Frühwerk der Autorin und doch sprachlich sehr reif, ist eine gute Wahl.
Es ist die verunglückte Liebesgeschichte zwischen dem Isländer Viga-Ljot und der jungen Norwegerin Vigdis zu der Spätzeit der Wikinger.
Die Charakterisierung der Figuren ist außerordentlich. Obwohl Ljot barbarisch handelte, hat er eigentlich einen sensiblen Charakter und Vigdis ist eine starke Persönlichkeit, willensstark und entschlossen.
Ihr Leben verbringen sie getrennt, aber es gibt einen Sohn, der sie verbindet.
Es ist eine tragische, emotional aufgeladene Geschichte, von der man sich beim Lesen kaum losreißen kann.

Das Buch hat ein hohes Niveau und eine nur leicht verhaltene Wucht, die mich sehr beeindruckte.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Ein Haus, 2 Autos, 1 Kind

Jesolo
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Der Roman Jesolo von Tanja Raich ist nominiert für das Shortlist-Debüt 2019 des Österreichischen Buchpreises. Der Roman erzählt von der schwierigen Beziehung eines Paares, die nach einem gemeinsamen Urlaub ...

Der Roman Jesolo von Tanja Raich ist nominiert für das Shortlist-Debüt 2019 des Österreichischen Buchpreises. Der Roman erzählt von der schwierigen Beziehung eines Paares, die nach einem gemeinsamen Urlaub in Jesolo in eine Krise geraten.
Andrea und Georg sind langjährig zusammen. Er möchte, dass sie zusammenziehen, sie beharrt auf ihrer Unabhängigkeit. Erst als sie Schwanger wird, fühlt sie sich gezwungen, die Konventionen zu erfüllen, begleitet von einem Gefühl der Ohnmacht.

Die Handlung wird konsequent aus der Sicht von Andrea erzählt, die sich von den Erwartungen wie erdrückt fühlt.

Sprachlich bleibt der Roman für mich zwiespältig. Die Sätze sind kurz, auf Dauer war dieser Stil nicht nach meinem Geschmack. Aber es gelingt ein Einblick in das Innenleben und den Emotionen einer Frau, die zwischen inneren Ansprüchen und äußeren Anforderungen resigniert.

Veröffentlicht am 08.09.2019

bleibt hinter den Erwartungen zurück

Bis ihr sie findet
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Eine weitere junge Autorin legt mit „Bis ihr sie findet“ ein Krimidebüt vor. Man hat das Gefühl, die Anzahl an Debüts steigt drastisch und von so einigen, die mit Beifall begleitet gestartet haben, verschwinden ...

Eine weitere junge Autorin legt mit „Bis ihr sie findet“ ein Krimidebüt vor. Man hat das Gefühl, die Anzahl an Debüts steigt drastisch und von so einigen, die mit Beifall begleitet gestartet haben, verschwinden wieder in der Versenkung.

Stilistisch wird konventionell erzählt.

Zur Handlung: Ein Kind findet eine 30 Jahre alte Leiche. Es sind die Überreste eines 14jährigen Mädchens namens Aurora, die damals verschwunden war. Es wird ermittelt.
Die Abschnitte wechseln dann zwischen dem Zeitpunkt der Ermittlungen und dem Ereignis vor 30 Jahren, als eine Gruppe Jugendliche campen waren. Connor, Jojo, Topaz, Coralie, Benners, Brett. Unter ihnen auch Aurora, die jüngste unter ihnen.
Ein junger Englischlehrer campte auch in der Nähe.

Stückchenweise erfährt man mehr davon, was damals vorgefallen war.
Eine bewährte Erzählmethode, die es schon oft gab. Kennt man auch aus creative-writing-Kursen. Nicht sehr originell, aber es funktioniert ein weiteres mal.

Was mir aber fehlte war, dass die Figuren mehr entwickelt werden. Durch die Verhöre erfährt man ein wenig über sie, über Aurora ganz gut in dem Rückblick-Passagen, aber viele Details über die emotionale Lage der Beteiligten gibt es anfangs nicht. Es bleibt das Gefühl, dass die damals Jugendlichen und auch der Inspektor mehr Potential gehabt hätten.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Roman mit poetischer Sprache

Die Kostbarkeit des flüchtigen Lebens
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Ein kurzer, aber reichhaltiger Roman, mit einer fein gearbeiteten Sprache, die poetische Prosa erzeugt, die den Leser mit großer Intensität erreichen kann. Ein Filmemacher erzählt von einem guten Freund, ...

Ein kurzer, aber reichhaltiger Roman, mit einer fein gearbeiteten Sprache, die poetische Prosa erzeugt, die den Leser mit großer Intensität erreichen kann. Ein Filmemacher erzählt von einem guten Freund, der an Krebs erkrankt und daran stirbt. Das löst bei dem Erzähler einen Denkprozess über die Kostbarkeit des flüchtigen Lebens mit Reflexionen über verschiedene Themen aus. Tod und Leben, Erinnerungen an den verstorbenen Eugene, aber auch an andere schon verstorbene Freunde, aktuelle und vergangene Lieben.
Viele französische Filme und Literatur wird zitiert. Das muss man mögen, nicht jeder Leser wird alle Verweise erkennen.

Lange sieht es so aus, als gäbe es keine kontinuierliche Handlung, aber zum Ende hin geht es doch auch um die Realisierung seines Filmprojektes. Am Ende spürt er den verstorbenen Freund, von dem doch noch ein Teil da ist und ihn begleitet.

Ein Buch, das ich sehr mochte und von dessen sprachlicher Qualität nur ungern trenne. Ein weiteres Buch des Autors habe ich mir daher sogleich bestellt.

Veröffentlicht am 07.09.2019

derb

Blaumann
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Harald Darers Roman Blaumann ist ein satirisch angehauchter Roman über die Arbeitswelt vor 25 Jahren. Das Buch ist recht derb und spielt reichlich mit Klischees.
Der Ton selbst kommt mir, der ich auch ...

Harald Darers Roman Blaumann ist ein satirisch angehauchter Roman über die Arbeitswelt vor 25 Jahren. Das Buch ist recht derb und spielt reichlich mit Klischees.
Der Ton selbst kommt mir, der ich auch eine handwerkliche Ausbildung absolviert habe, bekannt vor, aber auch ein wenig übertrieben und was dann die ausführlichen Abschnitte über Hämorrhoiden soll, erschließt sich mir nicht.
Aber Stimmungen erzeugen kann der Autor. Dazu gehören neben den Beschreibungen der Arbeitswelt auch der Brief der Frau des Protagonisten an seinen Kollegen.
Dennoch verpufft das meiste leider wirkungslos.
Fazit: Ich habe den Roman, der auf der Longlist des Österreichischen Buchpreis steht, mit Interesse gelesen, aber gefallen hat er mir leider nicht.