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Veröffentlicht am 04.07.2019

Art is for everyone.

Keith Haring
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Wer in den achtziger/neunziger Jahren jung war, dem ist der Name Keith Haring ein Begriff. Pop Art war beliebt. Wobei ich zugeben muss, dass ich sein Werk wenig kenne. Dieses Buch erlaubt einen Zugang ...

Wer in den achtziger/neunziger Jahren jung war, dem ist der Name Keith Haring ein Begriff. Pop Art war beliebt. Wobei ich zugeben muss, dass ich sein Werk wenig kenne. Dieses Buch erlaubt einen Zugang durch die vielen Bilder und die informativen Textbeiträge. Die begleitenden Texte haben durchaus einen eigenen Anspruch und Niveau.
Es gibt von Herausgeber Darren Phi zunächst einen guten Überblick über Keith Harings Leben und Schaffe bis hin zu seinem frühen Tod an den Folgen seiner Aidserkrankung.

Keith Harings Einstellung zur Kunst schätze ich sehr. Die Suche nach der Möglichkeit der Kommunikation. Der urbane Bezug. Sein politisches Engagement, z.B. gegen Apartheid.
Sein Selbstverständnis, dass die Gespräche und die Wirkung seiner Kunst auf Menschen wichtiger sind als sein Kunstwerk. Und: Art is for everyone.

Veröffentlicht am 04.07.2019

Nicht-Maigret-Roman

Striptease
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Georges Simenon taucht in diesem relativ kurzen Nicht-Maigret-Roman tief in das Sujet der Stripteasebars in Cannes um 1954 ein. Eine Welt, die er anscheinend gut kannte und genossen hatte.
Der Roman hat ...

Georges Simenon taucht in diesem relativ kurzen Nicht-Maigret-Roman tief in das Sujet der Stripteasebars in Cannes um 1954 ein. Eine Welt, die er anscheinend gut kannte und genossen hatte.
Der Roman hat eine bemerkenswerte Dichte, wenn auch wenig Story.
Dennoch erfährt man einiges davon, wie die Stripteasetänzerinnen leben, von ihren Eifersüchteleien und Leidenschaften.
Zwar hat mich dieses Sujet nicht ganz so zwingend ergriffen wie Simenons Roman Das Haus am Kanal, aber lesenswert ist Striptease doch.
Für mich ist Simenon ein bemerkenswerter Autor, wenn er etwas anderes als Krimis schreibt.
Auch das Nachwort mit dem Titel “Eine Studie weiblichen Verlangens” von Ulrich Wickert ist gelungen. Er berichtet z.B. von seiner Begegnung mit Günter Grass, der tatsächlich viel von Simeons Non-Maigrets gehalten hatte. Wickert kann auch einiges von Simenons privaten Leben berichten, dass wohl genauso turbulent war wie seine Romane.

Veröffentlicht am 04.07.2019

Beschreibungen voller Atmosphäre

Das Haus am Kanal
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Ein interessantes Buch des Maigret-Autors, ganz ohne Maigret und ohne direkte Krimielemente. Die psychologische Figurenführung ist im Vordergrund.
Nach dem Tod des Vaters muss die 16jährige Edmée von Brüssel ...

Ein interessantes Buch des Maigret-Autors, ganz ohne Maigret und ohne direkte Krimielemente. Die psychologische Figurenführung ist im Vordergrund.
Nach dem Tod des Vaters muss die 16jährige Edmée von Brüssel zur ihrer Tante und ihrer Familie ziehen. Es ist ein ländlicher Raum, die Menschen dort bäurisch geprägt. Das Stadtmädchen wirkt wie ein Fremdkörper in dieser Umgebung.
Zu ihren Verwandten hat sie kaum Bezug und sie will sich ihre Eigenschaften bewahren. Anstatt zu nähen und Hausarbeit interessiert sie sich für medizinische Bücher und hat den Wunsch Medizin zu studieren, was sich wohl kaum realisieren lässt.
Mit ihrer Tante kann sie sich nicht verständigen. Die spricht nur Flämisch und sie nur Französisch. Bezugspunkt werden daher ihre Cousins. Eine unterschwellige Anspannung und latente Bedrohung stehen im Raum.
Es gibt von Georges Simenon unglaublich starke Beschreibungen der Umgebung. Eine starke Atmosphäre entsteht.

Der Roman ist von 1933, hat aber nichts Altmodisches an sich. Der Text hat in seiner Gesamtheit Gültigkeit.
Ich persönlich bin bisher kein Simenon-Fan gewesen und war daher erstaunt, was für eine mächtige Wirkung das Buch auf mich hatte.

Veröffentlicht am 03.07.2019

stimmungsvolle Fotos

Elfie Semotan
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Elfie Semotan, die österreichische Fotografin (die auch in New York lebt) legt den Blick auf Details und zeigt in schwarzweißaufnahmen Ausschnitte aus einem großen Ganzen.

Die Fotografin war früher selbst ...

Elfie Semotan, die österreichische Fotografin (die auch in New York lebt) legt den Blick auf Details und zeigt in schwarzweißaufnahmen Ausschnitte aus einem großen Ganzen.

Die Fotografin war früher selbst Modell und weiß ihre Modells einzusetzen. Da sind zahlreiche eindrucksvolle und stimmungsvolle Fotos dabei und wieder dominiert der Blick auf Details.
Die Mimik der Modells ist teilweise außergewöhnlich. Streckenweise kommen Masken zum Einsatz.
Schließlich folgen auch auffällige Farbfotos. Dabei ist der Abschnitt Wanted motivisch etwas besonderes.
Erwartungen werden nicht erfüllt sondern gebrochen. Heraus kommt etwas überraschendes und das macht die Fotos zu großer Kunst.
Die Texte sind deutsch- und englischsprachig gehalten.
Auffällig die Lyrik von Rosa Pock, die an einer Stelle auftaucht.

Es gibt auch Fotos von Prominenten wie Benicio del Toro oder Willem Dafoe sowie Selbstportraits.

Ein reichhaltiges Buch, bei dem man aus dem Betrachten nicht einen Moment herauskommt, soviel gibt es zu bestaunen.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Manchmal träumte er er könnte …

Armin Mueller-Stahl
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Was der bekannte Schauspieler Armin Müller-Stahl hier macht ist einerseits originell, beeindruckt aber auch durch eine Kontinuität. Die hier entstandenen Zeichnungen basieren auf eines seiner Gedichte ...

Was der bekannte Schauspieler Armin Müller-Stahl hier macht ist einerseits originell, beeindruckt aber auch durch eine Kontinuität. Die hier entstandenen Zeichnungen basieren auf eines seiner Gedichte von 1968, das er jetzt erweitert hat.
Man kann es textlich wie bildlich bewundern, am Besten natürlich in der Kombination.

Manchmal träumte er er könnte …
geht es los und zu jedem Satz des Gedichtes gibt es eine farbintensive Zeichnung, teils mit expressiven Einflüssen.

Vielleicht würde den Zeichnungen wenig Beachtung geschenkt, wenn es nicht von einem berühmten Schauspieler stammen würde, aber man muss anerkennen, dass Armin Müller-Stahl auch ein Risiko eingeht. Es ist zudem ein mutiges Gedicht als Plädoyer für Freiheit.