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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2019

Reflektionen über Rom

Römische Tage
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Italien gilt den Deutschen als Sehnsuchtsland.
Bücher über den Aufenthalt deutschsprachiger Autoren in Rom gab es schon öfter. Ich denke da gleich an Canto von Paul Nizon. Ein unglaublich gutes Buch, in ...

Italien gilt den Deutschen als Sehnsuchtsland.
Bücher über den Aufenthalt deutschsprachiger Autoren in Rom gab es schon öfter. Ich denke da gleich an Canto von Paul Nizon. Ein unglaublich gutes Buch, in dem Nizon von seinem Lebensgefühl sprach.
Simon Strauss hat einen anderen Ansatz. Er hat mehr Distanz, schreibt gelehrt über Rom und preist das geschichtlich wertvolle. Das Buch ist wie ein Essay. Das vermag mich im ersten Moment nicht besonders zu berühren, obwohl es einige interessante Details gibt. Es ist ein sehr reflektierendes Buch.
Emotionaler wird es, wenn Simon Strauss von seinen Begegnungen mit Menschen erzählt.
Das Buch wird auch hier sehr zeitgenössisch und die politische Lage des Landes bestimmt auch die Gefühlslage der Römer und umgekehrt.

Mir hat Römische Tage besser gefallen als Simon Strauss´Erstlingsroman Sieben Nächte, aber eigentlich lassen sich die beiden Bücher kaum miteinander vergleichen.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Starke Lesung durch Detlef Bierstedt

Die stille Tochter (Ein Fall für Tommy Bergmann 4)
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Die stille Tochter von Gard Sven ist als Hörbuch bei Hörbuch Hamburg erschienen.
Es ist schon der vierte Band um Tommy Bergmann und die Frage ist, ob die Figur noch so viel hergibt. Vielleicht nein, die ...

Die stille Tochter von Gard Sven ist als Hörbuch bei Hörbuch Hamburg erschienen.
Es ist schon der vierte Band um Tommy Bergmann und die Frage ist, ob die Figur noch so viel hergibt. Vielleicht nein, die Düsternis, die den Charakter früher umgab, ist größtenteils verflogen. Daher muss der Plot überzeugen, der interessanterweise seinen Ursprung in vergangenen Jahrzehnten hat. Zwar wird erst 2016 eine Wasserleiche gefunden, doch es geht dann in die Vergangenheit ins Jahr 1973 bis in die achtziger Jahre.
Da gibt einige besondere Passagen, zum Beispiel die mit der Flucht von Christel Heinze, eine DDR-Sportlerin. Dann gerät sie an den KGB-Geheimdienst und landet in Norwegen. Für mich ist Christel lange Zeit praktisch die Hauptfigur des Buches. In ihrer Zwangslage hat sie es nicht einfach mit der Lebensgestaltung. Sie ist hin- und hergerissen. Dem Traum von Freiheit begleitet auch Heimweh nach der DDR. Sie verliebt sich in einen verheirateten Mann und die politische Stimmung der Zeit ist schwierig, z.B. ist der Vietnamkrieg voll in Gange.

Die Handlung pendelt zwischen den Zeiten hin und her.
Streckenweise wird es ein fast klassischer Spionagethriller, was ich nicht erwartet hätte. Taugt der eigenwillige Tommy Bergmann, um kritiklos mit dem Geheimdienst zusammen zu arbeiten? Wohl kaum. Schließlich verbeißt er sich regelrecht in den Fall.

Gelesen wird das Buch von Detlef Bierstedt. Er ist einer der ganz großen Sprecher und das schon sehr lange und bekannterweise die deutsche Synchronstimme von George Clooney.
Mit seiner souveränen Stimme veredelt Detlef Bierstedt das Buch, das mich sonst nicht komplett überzeugte.

Veröffentlicht am 15.06.2019

Ungleiche Schwestern

Zara und Zoë - Rache in Marseille
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Rache in Marseille ist weniger gemütlich als Alexander Oetkers frühere Krimis.
Zara von Hardenberg ist eine begabte Profilerin, die immer sehr kontrolliert wirkt, ihre Schwester hingegen eine unbeherrschte ...

Rache in Marseille ist weniger gemütlich als Alexander Oetkers frühere Krimis.
Zara von Hardenberg ist eine begabte Profilerin, die immer sehr kontrolliert wirkt, ihre Schwester hingegen eine unbeherrschte Kriminelle voller Wut. Dennoch werden sie zusammenarbeiten. Es dauert aber eine ganze Weile, bis die ungleichen Zwillingsschwester aufeinandertreffen. Ein explosiver Moment!
Im Hintergrund die problematische Familiengeschichte. Diesen Aspekt empfand ich ziemlich interessant.
Es kommt zum Rollentausch, was Zaras Kollege, der Schwede Isaakson nicht weiß, was aber Grund für seine Verwunderung ist. Denn seine Kollegin wirkt komplett verändert.
Am Ende des Buches wartet ein furioser Showdown.
Alexander Oetker hat eine ausdrucksvolle Sprache, auch wenn manche Passagen überzogen sind.

Veröffentlicht am 14.06.2019

10 Essays

Vom Verschwinden der Rituale
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Vom Verschwinden der Rituale heißt das neue Essay von Byung-Chul Han, der wahrscheinlich der momentan angesagteste deutschsprachige Philosoph ist.
Ich lese die 10 Kapitel aber als einzelne Essays. Alle ...

Vom Verschwinden der Rituale heißt das neue Essay von Byung-Chul Han, der wahrscheinlich der momentan angesagteste deutschsprachige Philosoph ist.
Ich lese die 10 Kapitel aber als einzelne Essays. Alle Kapitel tragen eigene Titel. Das letzte könnte auch als erstes geschrieben sein. Es gibt nur der Titel “Vom Verschwinden der Rituale”  als übergeordnetes Thema, das sie verbindet, wenn überhaupt.
Das mindert natürlich nicht unbedingt die Qualität. Zum Beispiel empfand ich das Essay, in dem Byung-Chul Han über einen Texte von Peter Nadas reflektiert, sehr ansprechend. Das gilt auch für das Gespräch zwischen Foucault und dem Filmemacher Werner Schroeter, das in “Spiel um Leben und Tod” behandelt wird.
Wenn aber Hegel und Marx ins Spiel gebracht werden, erlahmt mein Interesse.
In Reich der Zeichen wird es wieder interessanter, da es um Haikus geht.
Auch ein paar der anderen Kapitel sind lesenswert. Vom Duell zum Drohnenkrieg zum Beispiel ist thematisch brisant.

Die Stärke des Autors liegt in der Bandbreite an Themen und Bezüge, die er einsetzt.

Veröffentlicht am 12.06.2019

Rettet das Freibad

Im Freibad
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Im Freibad von Libby Page würde ich schon als Frauen-Buch bezeichnen. Das ist natürlich nicht abfällig gemeint sondern soll nur aussagen, das m:E. mehr Frauen als Männer von der Geschichte angesprochen ...

Im Freibad von Libby Page würde ich schon als Frauen-Buch bezeichnen. Das ist natürlich nicht abfällig gemeint sondern soll nur aussagen, das m:E. mehr Frauen als Männer von der Geschichte angesprochen werden.
Die junge Reporterin Kate ist etwas unsicher. Die Begegnung mit der 86jährigen Rosemary, der sie bei der Rettung eines Freibades vor Schließung unterstützen will, hilft auch ihr. Die ihr innewohnende Stärke entfaltet sich.
Um die Schließung des Freibades zu verhindern müssen sie sich einige Aktionen ausdenken, um die Öffentlichkeit wachzurütteln.

Rosemarys Gedanken wandern oft zu George, ihrem verstorbenen Mann.
Ihr gemeinsames Leben, das sehr glücklich war, aber auch von Verlusten geprägt, nimmt einigen Raum im Roman ein.

Gehört habe ich das Hörbuch, erschienen bei Hörbuch Hamburg und gelesen von Cathlen Gawlich, die über eine sanfte Stimme verfügt.