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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2019

Action in Südafrika

Mord am Mandela Square
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Mord am Mandela Square von Matthias Boll handelt in Südafrika, aber mit deutschen Protagonisten.

Während der Text die meiste Zeit vor sich hin plätschert, gibt es auch Szenen, die sprachlich dermaßen ...

Mord am Mandela Square von Matthias Boll handelt in Südafrika, aber mit deutschen Protagonisten.

Während der Text die meiste Zeit vor sich hin plätschert, gibt es auch Szenen, die sprachlich dermaßen gestelzt sind, das man sich nur wundern kann.
Auch die Dialoge würde ich als schwach einstufen.
Probleme habe ich mit der Hauptfigur Frank Sattler, ein Wissenschaftler, zu dem ich kaum Zugang finde und den ich als Naivling und als Fremdkörper in Südafrika empfinde. Andere Figuren sind auch nicht besser gelungen, wie z.B. Pia, die kaum als Charakter entwickelt wird und der labile, wenig glaubhafte Vinesh. Ansätze gab es bei Mfuneni.

Südafrika bleibt überwiegend Kulisse. Es dauert ca. 2/3 des Buches bis ein paar gute Beschreibungen gibt: Die Gluthitze, die Häfen vor Kapstadt, Robben Island, die Wasserfallidylle etc.

Der Plot ist sehr actionreich. Zu den besseren Actionszenen gehört zum Beispiel der Pavianangriff. Weitere Action folgt, damit wird versucht, sich durch den Roman zu retten. Für 3 Punkte reicht es aber, da mir das letzte Drittel des Romans dann doch noch etwas besser gefallen hat.

Der Roman ist den Thriller-Lesern zu empfehlen, die kontinuierliche Action und einen wissenschaftlich geprägten Plot suchen.

Veröffentlicht am 10.06.2019

Miss Ripley in New York

So schöne Lügen
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So schöne Lügen ist ein ungewöhnliches Buch. Es gibt nicht viele Romane, in der der Leser so dicht an einer Soziopathin als Hauptfigur dran ist. Dabei erlebt man, dass Louise bei ihrem Handeln zwar durchaus ...

So schöne Lügen ist ein ungewöhnliches Buch. Es gibt nicht viele Romane, in der der Leser so dicht an einer Soziopathin als Hauptfigur dran ist. Dabei erlebt man, dass Louise bei ihrem Handeln zwar durchaus Skrupel oder Bedenken hat, diese aber in letzter Konsequenz beiseiteschiebt und so vorgeht, wie es das Beste für sie ist. Und nur für sie. Andere müssen dabei leiden und ihrer reiche Freundin Lavinia wird das zum Verhängnis.
Immer mehr inszeniert Louise für die Öffentlichkeit ein Bild von Lavinia, als wäre diese immer noch anwesend.Doch eines Tages taucht Cordelia, die 17jährige Schwester von Lavinia auf.
Da die Erzählperspektive meist nah an Louise dran ist und sich viele Szenen in einer sehr oberflächlichen Welt abspielen, dominiert eine sehr kühle Atmosphäre und Tara Isabella Burton zieht diesen Stil konsequent durch.
Es bleibt auch nicht aus, dass man als Leser ungewollt von Louise fasziniert ist.
Dennoch bleibt der Eindruck von etwas konstruiertem und der Vergleich zum talentierten Mr.Ripley ist zu naheliegend. Ansonsten ist der Roman annähernd perfekt gemacht.

Veröffentlicht am 10.06.2019

Anis Mannschaft

All die unbewohnten Zimmer
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Interessanterweise setzt Friedrich Ani in diesem Roman mehrere Hauptfiguren ein, die in den Teilen wechseln und mit ihnen die Blickwinkel und Stimmung.

Es beginnt furios mit der Kommissarin Fariza Nasri, ...

Interessanterweise setzt Friedrich Ani in diesem Roman mehrere Hauptfiguren ein, die in den Teilen wechseln und mit ihnen die Blickwinkel und Stimmung.

Es beginnt furios mit der Kommissarin Fariza Nasri, die sehr emotional ist und oft impulsiv vorgeht. Hier gelingt der Übergang zwischen Nasris inneren Emotionen und äußeren Dialogen sehr gut und für den Leser bereichernd.

Im zweiten Teil steht Pensionär Jakob Franck im Vordergrund, wie schon in Romanen wie „Ermordung des Glücks“ bleibt er immer beherrscht. Ihn begleitet eine düstere, intensive Atmosphäre. Wieder einmal muss er die Nachricht eines Todes an die Angehörigen überbringen, doch der Vater des Opfers reagiert unerwartet feindselig.
Der Tote war ein junger Polizist, der erschlagen wurde. Obwohl Franck nicht mehr im Dienst ist, macht er sich Gedanken.
Der vierte Teil gehört Privatdetektiv Tabor Süden, im fünften kommen alle noch einmal zusammen.

Wie man ja schon fast durch den ungewöhnlichen Romantitel erahnen kann, ist der Roman sprachlich sehr fein gemacht, teils poetisch und mit einigen bemerkenswerten Sätzen.
Mich überzeugt außerdem, wie Friedrich Ani seine Figuren zwar auch mit Schwächen, aber immer mit Haltung versehen hat. Es sind wirklich Persönlichkeiten.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Der erste Streich

Wilder Winter
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Der Roman wurde schon 1990 geschrieben und ist der erste Teil der ungewöhnlichen Reihe.
Interessant, zu erfahren, wie die Vergangenheit der ungleichen Freunde aussieht.
Die Hauptfiguren sind die Kumpel ...

Der Roman wurde schon 1990 geschrieben und ist der erste Teil der ungewöhnlichen Reihe.
Interessant, zu erfahren, wie die Vergangenheit der ungleichen Freunde aussieht.
Die Hauptfiguren sind die Kumpel Hap und Leonard, ein gutes Team.
Leonard war in Vietnam. Hap war in den 60ziger Jahren als Student und Kriegsdienstverweigerer m Gefängnis.
Die sechziger Jahre und was aus diesen Idealen übrig geblieben sind, ist das versteckte Thema des Romans neben dem geplanten Coup, eine Million Dollar aus einem schiefgelaufenen Bankraub aus dem Sabine River in Texas zu bergen.
Dafür werden Leonard und Hap von Haps Exfrau und ihren etwas verdrehten Freunden angeheuert. Anführer dieser verrückten Bande ist der undurchsichtige Howard, ein vorgeblich idealistischer Altachtundsechziger und neuer Freund von Haps Ex. Hinzu kommen noch der von Brandnarben verunstaltete Paco und der Analysephrasendreschende Chub. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

Der Roman ist angereichert mit viel Wortwitz, der durchaus sehr derb ist.
Getragen wird auch dieses Buch durch die Erzählhaltung Haps, die von Ironie und Melancholie durchzogen ist.
Hinzu kommt der wildromantische Schauplatz Marvel Creek in Texas.

Allzu konservative Leser konventioneller Krimis muss ich jedoch ausdrücklich vor diesem Buch warnen, denn es gibt neben rauen Humor viel Raum für philosophische Diskussionen über den Geist der Sechziger mit seinen positiven und negativen Auswüchsen in den USA.
Auf ein dramatisches Finale wird deswegen nicht verzichtet.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Opferrechte wahren

Ungerechtigkeit im Namen des Volkes
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Rechtsanwalt Ingo Lenßen hat mit „Ungerechtigkeit im Namen des Volkes“ ein Buch geschrieben, dass mehrere Gerichtsverfahren und -Urteile beschreibt und dabei aufzeigt, wie unterschiedlich Gerichte vergleichbare ...

Rechtsanwalt Ingo Lenßen hat mit „Ungerechtigkeit im Namen des Volkes“ ein Buch geschrieben, dass mehrere Gerichtsverfahren und -Urteile beschreibt und dabei aufzeigt, wie unterschiedlich Gerichte vergleichbare Straftaten bewertet und wie ungerecht das sein kann. Ganz überraschend ist das nicht.
Lenßens Ansatz ist es, die Opferrechte mehr zu stärken. Das wäre in vielen Fällen wirklich sinnvoll.
Ob dieses Buch ganz seriös ist, fällt schwer zu sagen. Schließlich ist Ingo Lenßen als Schauspieler bekannt, der Richter in Fernsehshows spielte und das Buch ist vermutlich auf diese Zielgruppe zugeschnitten. Doch man kann dem Autor zugestehen, dass er sein Buch überwiegend nicht reißerisch gestaltet hat und das es ganz gut ist, die deutsche Justiz auch mal zu hinterfragen.