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Veröffentlicht am 17.01.2022

Befindlichkeiten

Strömung
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Jakob Augstein hat mit Strömung seinen ersten Roman geschrieben und es geht zentral um die Befindlichkeiten eines Mannes mittleren Alters. Damit begibt er sich in eine literarische Tradition.
Er nutzt ...

Jakob Augstein hat mit Strömung seinen ersten Roman geschrieben und es geht zentral um die Befindlichkeiten eines Mannes mittleren Alters. Damit begibt er sich in eine literarische Tradition.
Er nutzt stilistisch auch diese Mittel, zum Beispiel sprechende Namen. Der Protagonist heißt Franz Xaver Misslinger und er befindet sich in einer Lebenskrise. Seine Ehe steht kurz vor dem Aus, seine politischen Ambitionen führen nicht zum Ziel.
Als Leser ist man zunächst ratlos, was mit diesem Mann eigentlich los ist. Der Autor mutet einen schon etwas zu.

Besser wird es im zweiten Teil. Misslinger ist in die USA gereist. Es ist eine Art Flucht. Seine jugendliche Tochter begleitet ihn.
Das USA-Porträt halte ich für gelungen. Die Stimmung im Land ist spürbar.
Es ist die Zeit des Wahlkampfes, als sich Trump so viele Entgleisungen erlaubte.
Einige Dialoge, auch die zwischen Misslinger und seiner Tochter sind wirklich gut.
Dennoch führt der Roman nur zur Sehnsucht nach dem Verschwinden und das war mir zu wenig.

Veröffentlicht am 15.01.2022

Das Jahr der Challenger

Die Nelsons greifen nach den Sternen
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Die vielfach preisgekrönte amerikanische Schriftstellerin Erin Entrada Kelly hat mit „Die Nelsons greifen nach den Sternen“ (Originaltitel We Dream of Space) einen Roman um 3 Geschwister geschrieben. Das ...

Die vielfach preisgekrönte amerikanische Schriftstellerin Erin Entrada Kelly hat mit „Die Nelsons greifen nach den Sternen“ (Originaltitel We Dream of Space) einen Roman um 3 Geschwister geschrieben. Das sind die Zwillinge Fitch und Bird und der 1 Jahr ältere Cash. Die Perspektiven wechselt in den Kapiteln zwischen diesen dreien und da sie teilweise sehr unterschiedliche Charaktere sind, spürt man auch erzählerisch Unterschiede in den Kapiteln.
Der Zeitpunkt 1986 ist auch wichtig für die Handlung. Die Zeit prägt auch die Kinder. Damals war die Raumfahrt ein großes Thema. Das wird in die Challenger-Unglück münden. Dabei wird auch die Astronautin Judith Resnick sterben, die Bird als Vorbild so sehr bewundert.
Das Wissen um die Katastrophe, die kommen wird, beeinflusst den Leser während die Kinder noch nichts davon wissen. Das erzeugt eine gewisse Beklemmung.
Der Plot hat viele gute Ansätze und das Buch Qualität, aber sprachlich hat mich der Roman nicht ganz überzeugt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 11.01.2022

Bürger der Freistaaten

Zum Paradies
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Hanya Yanagihara  entwirft eine Alternativwelt.  Das Buch hat drei Teile. Der erste Teil heißt Washington Square und spielt sich im neunzehnten Jahrhundert ab. Man begegnet einem anderen USA mit einer ...

Hanya Yanagihara  entwirft eine Alternativwelt.  Das Buch hat drei Teile. Der erste Teil heißt Washington Square und spielt sich im neunzehnten Jahrhundert ab. Man begegnet einem anderen USA mit einer anderen Gesellschaftsform.
Das ist ziemlich interessant, da es neue Gedankengänge beim Leser auslöst.
Außerdem fällt auf, welch sensible Figuren die Autorin aufbaut. Das trifft schon auf die erste Hauptfigur David Bingham in hohem Masse zu. Es mündet in eine Liebesbeziehung zwischen David und Edward. Auch die Ich-Stimme im dritten Buch ist eine emotionale Figur, aber sie alle sind auch verschlossen.

Stilistisch arbeitet Yanagihara in diesem ersten Abschnitt viel mit Briefen und das funktioniert gut um eine Stimmung der Zeit zu erzeugen.
Der etwas langweilige Teil 2 handelt 1993. Mit Buch 3 kommen wir dann in der Zukunft an. Dies ist der längste Teil.
Die Namen der Figuren ziehen sich durch alle Teile aber es sind nicht dieselben. Das scheint eine Art Rollenspiel zu sein, das bei mir nicht verfängt.

Obwohl zum Paradies ein ambitioniertes Buch ist, würde ich es nicht gleich als Meisterwerk einstufen. Es hat Überlänge,teilweise bleibe ich ratlos, was ich damit anfangen soll. Mein Interesse jedenfalls konnte nicht über den ganzen Umfang gehalten werden und ich verbleibe bei 3,5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.11.2021

Geschichten um Tiere

Rendezvous mit Tieren. Was sie uns erzählen können
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Andrea Camilleri, der große sizilianische Autor, war ein großer Tierfreund. In diesem Hörbuch versammeln sich eine Reihe quasi autobiografische Texte, die seine erstaunlichen Erlebnisse mit Tieren beschreiben. ...

Andrea Camilleri, der große sizilianische Autor, war ein großer Tierfreund. In diesem Hörbuch versammeln sich eine Reihe quasi autobiografische Texte, die seine erstaunlichen Erlebnisse mit Tieren beschreiben. Es sind kurze Texte und entfalten sich deshalb episodisch und oft mit Pointe.
Ich mochte besonders die Geschichte über die beiden Vögel, ein Distelfink und ein sprechender Papagei sowie die Geschichte um den Kater Baron.
2 Begegnungen in Zoos zeugen davon, dass Camilleri Zoos nicht besonders mag.
Eine Episode dreht sich um das Verhältnis von Hunden und Katzen. Eine andere erzählt von Vipern und Igeln.
Die Geschichten sind abwechslungsreich.

Die Texte werden von dem Schauspieler Hans Löw gesprochen und das passt ganz gut.

Veröffentlicht am 25.10.2021

Auf große Fahrt

Mädchenmeuterei
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Man sollte sich bewusst sein, dass es einen Vorgängerroman namens Mädchenmeute gibt, der sogar den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen hatte. Aber es ist doch so, dass es beim neuen Roman einige Lücken ...

Man sollte sich bewusst sein, dass es einen Vorgängerroman namens Mädchenmeute gibt, der sogar den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen hatte. Aber es ist doch so, dass es beim neuen Roman einige Lücken geben kann, wenn man den ersten nicht gelesen hat. So ging es mir und einige Fragezeichen bleiben.

Der Roman beschreibt eine Clique von Mädchen, die aufgrund vorheriger gemeinsamer Erlebnisse eng miteinander verbunden sind. Schon das gut gestaltete Covermotiv strahlt diese Verbundenheit aus.
Aktuell sind sie aber erst einmal getrennt und sogar weit voneinander entfernt. Eine von ihnen, Bea, ist immer noch verschwunden und die Polizei sucht nach ihr.
Erzählt wird konsequent aus Sicht von Charlotte Nowak und sie ist eher zurückhaltend, überlegend und sensibel. Diese zögerliche Haltung kennzeichnet den Roman, aber nicht die Handlung, die mit der Zeit spektakulär wird und sie auf große Fahrt führt.
Für meinen Lesegeschmack hätte es durchaus etwas schneller gehen dürfen, womit ich nicht sagen will, dass der Roman tempolos sei, aber bis sich entscheidende Dinge entwickeln, das dauert. Die überlange Schiffsreise hätte man vielleicht etwas kürzen können. Manche Passagen sind kaum nachvollziehbar, vieles wirkt zu konstruiert.

Kirsten Fuchs hat einen Roman geschrieben, der Jugendliche vielleicht sehr viel bedeuten wird, aber auch erwachsene Leser ansprechen kann.
Von mir gibt es wegen oben erwähnten Einwänden 3,5 von 5 Sterne, aber das soll nicht unbedingt als schlechte Bewertung verstanden werden.