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Veröffentlicht am 11.05.2019

Frau im Taumel

All das zu verlieren
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All das zu verlieren ist der neue Roman von der französischen Schriftstellerin Leila Slimani, Autorin des bedeutenden Romans Nun schlaf auch du. Aber eigentlich ist dieser Roman älter, nur jetzt erst auf ...

All das zu verlieren ist der neue Roman von der französischen Schriftstellerin Leila Slimani, Autorin des bedeutenden Romans Nun schlaf auch du. Aber eigentlich ist dieser Roman älter, nur jetzt erst auf Deutsch erschienen.

Adele ist eine getriebene und in einer Art Midlife-crisis. Verheiratet, junge Mutter und Journalistin denkt sie doch nur an ihre Affären und einem unbestimmten Verlangen. Trotz Ehe fühlt sie sich mit ihrem Mann Richard nicht sehr verbunden, das 3jährige Kind ist mehr störend.
Es ist ein selbstzerstörerische Weg, den sie geht.

All das zu verlieren hat nicht ganz die Kraft von Nun schlaf auch du, obwohl auch literarisch gut gemacht und mit dem Mut, über ein Tabu zu schreiben.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Zeitreise in Fotos

Fred Herzog
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Der in Deutschland geborene, aber seit über 60 Jahren in Kanada lebende Fotograf Fred Herzog ist bemerkenswert.

Es startet mit einem Selbstportrait 1959. Dann folgen Texte zunächst in Englisch, gemischt ...

Der in Deutschland geborene, aber seit über 60 Jahren in Kanada lebende Fotograf Fred Herzog ist bemerkenswert.

Es startet mit einem Selbstportrait 1959. Dann folgen Texte zunächst in Englisch, gemischt mit einigen Fotos. Schließlich viele Fotos. Es sind Alltagsfotos in Kanada die dominieren und sie haben ihre ganz eigene, hohe Qualität, obwohl sie natürlich nicht dramatisch sind.

Ein paar Fotos zeigen auch eine andere Welt, z.B. Guatemala, Mexiko oder San Francisco.
Von Deutschland sieht man nur ein Foto mit einer Lokomotive, also ein Abschied.

Die Texte sind informativ, aber nicht gerade inspirierend. Das gelingt dem Fotografen durch sein Werk schon alleine. Vancouver in Kanada ist eine Stadt, die ich auch einmal besucht habe und die ich sehr schätze. Fred Herzogs Fotos sind weder kritisch verurteilend noch verherrlichend.
Seine Fotos liegen ganz auf meiner Linie. Der überwiegende Teil sind in Farbe. Ist doch mal ein schwarzweiß-Foto dabei, dann passt es motivisch aber auch so.

Zwar sind die Fotos teilweise wirklich alt, aber das mindert sie nicht und teilweise ist es eine Zeitreise.

Fein, dass man Fred Herzog durch dieses Buch noch zu seinen Lebzeiten (er ist 88) entdecken kann.

Veröffentlicht am 10.05.2019

Big in Singapur

Crazy Rich Asians
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Originell, mal einen Roman aus Singapur zu lesen. Es liest sich aber streckenweise wie eine Soap-Opera in Literatur. In Singapur soll Nick als Trauzeuge auf der Hochzeit eines Freundes wirken.
Es wird ...

Originell, mal einen Roman aus Singapur zu lesen. Es liest sich aber streckenweise wie eine Soap-Opera in Literatur. In Singapur soll Nick als Trauzeuge auf der Hochzeit eines Freundes wirken.
Es wird eine sehr aufwendige Hochzeit in der Welt der Superreichen.
Nick und Rachel, die gemeinsam aus den USA anreisen, mag ich auf Anhieb. Das kann ich über andere der Familie kaum sagen.Es gibt im Roman viele Figuren.

Erstaunlich lange wird der erzählerische Clou aufrechterhalten, dass Rachel nicht weiß, dass ihr Freund Nick aus einer so absurd reichen Familie stammt. Und die Welt der Superreichen wirkt sehr fremd.

Das Buch ist umfangreich, lässt sich aber flott lesen. Für meinen Geschmack hat es durch die Überlänge viel Leerlauf, aber es gibt einige gute Momente, die es rausreißen.

Veröffentlicht am 10.05.2019

Wirkungsmächtige Fotos

Zufälle im Museum
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Ist das gestellt? Das ging mir als erstes durch den Kopf beim Betrachten der Fotos, aber der Titel impliziert, das es nicht inszeniert ist.
Immer sieht man den Betrachter eines Gemäldes von hinten und ...

Ist das gestellt? Das ging mir als erstes durch den Kopf beim Betrachten der Fotos, aber der Titel impliziert, das es nicht inszeniert ist.
Immer sieht man den Betrachter eines Gemäldes von hinten und entdeckt Ähnlichkeiten, manchmal stärker manchmal schwächer und einige Male glaubt man, die Museumsbesucher wären direkt dem Gemälde entstiegen, so gut passen zum Inhalt. Sehr oft sind es Farben, die den Zusammenhang stellen, dann wieder ergänzen die Menschen das Motiv des Gemäldes, z.B. das Mädchen mit den Zöpfen oder der gebückte alte Mann, dessen Hinterkopf bzw. sein weißer Haarkranz ins Bild übergeht. Oder auch die roten Haare einer jungen Frau vor einem impressionistischen Hintergrund.
Es kommt auch vor, dass man den Mensch auf den ersten Blick nicht wahrnimmt, weil er mit dem Gemälde zu verschmelzen scheint.

Der österreichische Fotograf Stefan Draschan arbeitet mit Leidenschaft und das kann er auch mit dem Ergebnis vermitteln.
Vieles ist wirklich sehr originell, fast alles erzeugt eine Stimmung mit starker Wirkung.

Veröffentlicht am 08.05.2019

Feine Ironie

Frank Kunert. Lifestyle
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Frank Kunerts Schwerpunkt liegt auf Studioarbeiten. Die menschenleeren Szenerien in seinen Fotos haben etwas skurriles und verschmitztes. Sein Blick ist ein anderer als der übliche. Dafür habe ich viel ...

Frank Kunerts Schwerpunkt liegt auf Studioarbeiten. Die menschenleeren Szenerien in seinen Fotos haben etwas skurriles und verschmitztes. Sein Blick ist ein anderer als der übliche. Dafür habe ich viel übrig und spüre eine latente Geistesverwandtschaft.

Das einleitende Essay Zwischen Lifestyle, Groteske und Metaphysik von Jörg Restorff führt gut in das Buch hinein.

Nicht immer versteht man Titel der Fotos und Inhalt sofort, aber dann versteht man die Ironie, es macht Klick und so macht das Betrachten Spaß.
Man bekommt Lust, weitere Bildbände von Frank Kunert zu sehen.