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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2019

einfühlsam geschrieben

Find mich da, wo Liebe ist
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Romane, die in der Welt der Musik und der Instrumente angesiedelt sind, mag ich sehr.
Die Cellistin Grace, die aber nicht mehr spielt, ist eine sensible Persönlichkeit. Sie repariert und stimmt Instrumente ...

Romane, die in der Welt der Musik und der Instrumente angesiedelt sind, mag ich sehr.
Die Cellistin Grace, die aber nicht mehr spielt, ist eine sensible Persönlichkeit. Sie repariert und stimmt Instrumente und das mit einer besonderen Begabung.
Seit 8 Jahren hat sie eine Beziehung zu einem verheirateten Mann. David ist alles für sie, ihre große Liebe. Dabei gibt es für diese Beziehung keine Hoffnung und keine Perspektive. Als es endlich endet, ist das für Grace ein Einschnitt in ihrem Leben, es kann aber auch eine Chance sein.
Als Nebenfiguren sind ein alter schwuler Mann und ein Teenager da, die Grace unterstützen.
Gleichzeitig gilt es aber auch noch, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Schließlich wird der wahre Grund klar,warum Grace ihre Karriere damals aufgeben musste.

Die englische Autorin Anstey Harris schreibt die Geschichte von Grace einfühlsam.

Von dem deutschen Titel „Find mich da, wo Liebe ist“ halte ich nichts, er widerspricht sogar der Message des Buches, neu anzufangen und für sich selbst einzustehen. Besser ist der englische Titel: The truths and triumphs of Grace Atherton

Veröffentlicht am 07.07.2019

Krimi aus dem Baskenland mit viel Atmosphäre

Die Stille des Todes
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Der Beginn einer spanischen Krimiserie mit Serienfigur Ayala, der Profiler, der in seiner Jugend Kraken genannt wurde und dieser Spitzname scheint jetzt wieder in Aktion zu treten, genau wie die Fortsetzung ...

Der Beginn einer spanischen Krimiserie mit Serienfigur Ayala, der Profiler, der in seiner Jugend Kraken genannt wurde und dieser Spitzname scheint jetzt wieder in Aktion zu treten, genau wie die Fortsetzung einer 20 Jahre andauernden bizarre Mordserie.
Der damalige Täter Tasio Ortiz de Zarate sitzt seit zwanzig Jahren im Gefängnis. Die neuen Morde stellen alles in Frage.

Kritisch muss man sich fragen, warum die Morde so grausam sind. Ich könnte auf solche Extreme verzichten. Es ist jedoch ein Krimi durch und durch. Der Spannungsbogen bleibt aber verhalten.

Wichtig ist die Persönlichkeit der Hauptfigur, Inspektor Unai Lopez de Ayala.
Er will alles tun, um die Morde zu stoppen. Von ihm zehrt der Roman.
Aber eigentlich mehr durch seine Gedanken und Gespräche, weniger durch die Ermittlungen, die eher lahm sind.

Angereichert wird der Plot um einen Handlungsstrang der Vergangenheit, um 1970, mit Dona Blanca, ihrem gewalttätigen Ehemann und dem Arzt, mit dem sie eine Affäre hat. Dieser Teil des Buches hat seine eigene Spannung und ist doch so elementar für den Hauptplot. Das ist sehr geschickt von der Autorin gemacht.

Prägend ist der Schauplatz Vitoria im Baskenland, eine alte Stadt mit historischen Gebäuden, zum Beispiel die gotische Kathedrale Santa María. Dort findet auch mal eine Prozession während einer Fiesta statt. Auch außerhalb der Stadt in den Bergen der Sierra geht es mal weiter. Die Autorin Eva García Sáenz wendet einen stark visuellen Schreibstil an.
Das verleiht dem Roman eine ganz starke Atmosphäre.
Das Finale ist auch sehr imponierend!

Mit dem Titel Das Ritual des Wassers wird Ende des Jahres der zweite Teil der Reihe erscheinen, 2020 dann der dritte Teil.

Veröffentlicht am 06.07.2019

Wechselbälger oder Psychose?

Kalte Wasser
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Kalte Wasser beginnt gleich spannend und bleibt es auch.
Man taucht in die Psyche einer Frau ein, die stark unter Anspannung steht. Lauren hat gerade Zwillinge bekommen und glaubt noch im Krankenhaus, ...

Kalte Wasser beginnt gleich spannend und bleibt es auch.
Man taucht in die Psyche einer Frau ein, die stark unter Anspannung steht. Lauren hat gerade Zwillinge bekommen und glaubt noch im Krankenhaus, dass eine Frau ihre Kinder tauschen will
Das ganze Buch hindurch wird die märchenhafte, mythologischen Idee des Wechselbalgs thematisiert.
Schließlich werden die Babys wirklich entführt, jedoch schnell wieder gefunden. Wer der oder die Täterin ist, bleibt unklar, obwohl eine junge Frau verhaftet wird.
Lauren wirkt labil, als Leser ist man sich nicht sicher, ob es an ihr oder den Ereignissen liegt.
Ihr Ehemann ist auch nicht gerade ein Sympathieträger.
Ein Trumpf des Buches ist die Polizistin Jo Harper, die in dem Fall ermittelt. Sie ist eigenwillig und macht auch weiter, als ihr Chef den Fall längst abgeschlossen hat. Sie ist aber auch kein einfacher Typ.
Der Roman entwickelt sich langsam und wird zu einem fast klassischen Psychothriller.
Melanie Golding ist eine neue Autorin, die auf den Spuren einer jungen Joy Fielding wandelt.

Veröffentlicht am 04.07.2019

Art is for everyone.

Keith Haring
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Wer in den achtziger/neunziger Jahren jung war, dem ist der Name Keith Haring ein Begriff. Pop Art war beliebt. Wobei ich zugeben muss, dass ich sein Werk wenig kenne. Dieses Buch erlaubt einen Zugang ...

Wer in den achtziger/neunziger Jahren jung war, dem ist der Name Keith Haring ein Begriff. Pop Art war beliebt. Wobei ich zugeben muss, dass ich sein Werk wenig kenne. Dieses Buch erlaubt einen Zugang durch die vielen Bilder und die informativen Textbeiträge. Die begleitenden Texte haben durchaus einen eigenen Anspruch und Niveau.
Es gibt von Herausgeber Darren Phi zunächst einen guten Überblick über Keith Harings Leben und Schaffe bis hin zu seinem frühen Tod an den Folgen seiner Aidserkrankung.

Keith Harings Einstellung zur Kunst schätze ich sehr. Die Suche nach der Möglichkeit der Kommunikation. Der urbane Bezug. Sein politisches Engagement, z.B. gegen Apartheid.
Sein Selbstverständnis, dass die Gespräche und die Wirkung seiner Kunst auf Menschen wichtiger sind als sein Kunstwerk. Und: Art is for everyone.

Veröffentlicht am 04.07.2019

Nicht-Maigret-Roman

Striptease
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Georges Simenon taucht in diesem relativ kurzen Nicht-Maigret-Roman tief in das Sujet der Stripteasebars in Cannes um 1954 ein. Eine Welt, die er anscheinend gut kannte und genossen hatte.
Der Roman hat ...

Georges Simenon taucht in diesem relativ kurzen Nicht-Maigret-Roman tief in das Sujet der Stripteasebars in Cannes um 1954 ein. Eine Welt, die er anscheinend gut kannte und genossen hatte.
Der Roman hat eine bemerkenswerte Dichte, wenn auch wenig Story.
Dennoch erfährt man einiges davon, wie die Stripteasetänzerinnen leben, von ihren Eifersüchteleien und Leidenschaften.
Zwar hat mich dieses Sujet nicht ganz so zwingend ergriffen wie Simenons Roman Das Haus am Kanal, aber lesenswert ist Striptease doch.
Für mich ist Simenon ein bemerkenswerter Autor, wenn er etwas anderes als Krimis schreibt.
Auch das Nachwort mit dem Titel “Eine Studie weiblichen Verlangens” von Ulrich Wickert ist gelungen. Er berichtet z.B. von seiner Begegnung mit Günter Grass, der tatsächlich viel von Simeons Non-Maigrets gehalten hatte. Wickert kann auch einiges von Simenons privaten Leben berichten, dass wohl genauso turbulent war wie seine Romane.