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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2019

Abwechslungsreiche Collection

Zerbrechliche Dinge
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Neil Gaimans Collection von kurzen Texten, darunter Kurzgeschichten ernster und spielerischer Art und einige Poeme, stammt aus dem Jahr 2006 und ist erfreulich abwechslungsreich.
Viele Texte sind so ungewöhnlich ...

Neil Gaimans Collection von kurzen Texten, darunter Kurzgeschichten ernster und spielerischer Art und einige Poeme, stammt aus dem Jahr 2006 und ist erfreulich abwechslungsreich.
Viele Texte sind so ungewöhnlich wie beeindruckend. Es gibt amüsante wie auch beklemmende Geschichten.
Bei einigen Texten orientiert sich der Autor an klassischen Novellen der Horror- und Gothikliteratur und fügt moderne Motive bei.
Herausragend sind die Geschichten, die Erinnerungscharakter haben und meist in die Jugend der Hauptfiguren reicht.
Texte, die ich ganz besonders empfehle sind:
Kies auf der Straße der Erinnerung, Wie ich mich dabei fühle, Goliath, Der Tag an dem die Untertassen kamen, 15 gemalte Karten und Zur Sperrstunde.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Wiedersehen mit Mill River

Sommer der Versöhnung
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Sommer der Versöhnung von Darcie Chan ist ein Roman, der wie schon „Sehnsucht nach Mill River“ in der Kleinstadt Mill River im beschaulichen Vermont angesiedelt ist. Der Ort und ein paar Nebenfiguren sind ...

Sommer der Versöhnung von Darcie Chan ist ein Roman, der wie schon „Sehnsucht nach Mill River“ in der Kleinstadt Mill River im beschaulichen Vermont angesiedelt ist. Der Ort und ein paar Nebenfiguren sind die Gemeinsamkeit dieser Reihe, von der noch ein Teil unübersetzt ist. Ansonsten ist die Handlung völlig unabhängig voneinander.
In Sommer der Versöhnung steht zentral das Zerwürfnis zweier Schwestern und die Frage, ob und wann Vergebung und Versöhnung möglich ist. Ein interessantes Thema.
Es beginnt 1983 und wechselt mit Kapiteln, die in der Gegenwart angelegt sind. Eine Erzählweise die gut funktionieren kann, häufig aber auch misslingt, doch Darcie Chan weiß diese Technik effektiv anzuwenden.
Die Figuren sind nicht schlecht angelegt, insbesondere die junge Witwe mit 2 kleinen Kindern, die in Mill River bei ihrer Tante Ivy einen Neuanfang beginnt, ist glaubwürdig. Sie will Karriere als Immobilienhändlerin machen, aber das ist auch nicht einfach. Die Kinder leiden unter dem Verlust des Vaters, das prägt sie. Ein Ereignis, dass dem Leser erst spät enthüllt wird, entzweit sie.

Die Handlung ist betont emotional, das war mir manchmal zu viel.
Amüsante Passagen wechseln mit überzeichneten Szenen ab.
Auch das überraschende Ende kommt mir konstruktiv vor.
Der Roman kommt nicht ganz auf das Niveau von „Sehnsucht nach Mill River“, aber man bereut es nicht, das Buch gelesen zu haben.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Meditation aus Wales

Wie man einen Maulwurf fängt
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Ich behaupte mal einfach, dass wohl die wenigsten Leute dieses Buch lesen werden, weil sie lernen wollen, wie man einen Maulwurf fängt.
Es ist hingegen interessant den Gedankengängen des Autors zu folgen, ...

Ich behaupte mal einfach, dass wohl die wenigsten Leute dieses Buch lesen werden, weil sie lernen wollen, wie man einen Maulwurf fängt.
Es ist hingegen interessant den Gedankengängen des Autors zu folgen, die sich wie verzweigte Maulwurfsgänge durch Natur, Vergangenheit und Gegenwart winden. Seine Vergangenheit, etwa als er als junger Mann Landstreicher war, spielt eine Rolle. Immer wider wird in diese Zeit geblendet.
Das ist schon sehr gut gemacht.

Seine Einstellung zum Leben, zum Gärtnern und natürlich zum Maulwurffang sind von einer positiven, aber nicht weltfremden Grundstimmung geprägt.

Tatsächlich gibt es viele Fakten über Maulwürfe, die Arten und ihre Fähigkeiten.

Dann sind aber auch viele lyrische Stellen enthalten.

“Ich habe dieses Jahr bis auf die Knochen abgenagt
sein Fett für den Winter gelagert
Die Gänse sind fortgezogen

Wenn sie wiederkommen und abermals
fortfliegen, bin ich noch immer hier
Mein Gesicht faltiger
und mein Rücken gebeugter.“

Marc Hamer arbeitet auch heraus, dass Maulwürfe immer wieder in der Literatur vorkommen. Sei es Der Wind in den Weiden oder Die Chroniken von Narnia.

Das Buch bietet mehr als man erwarten sollte. Ich kann nur jedem empfehlen, es einfach zu genießen.

Veröffentlicht am 30.03.2019

Ein langes, facettenreiches Essay

Woher ich kam
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Joan Didion ist die Ikone unter den kalifornischen Schriftstellerinnen. Ihre intelligenten Bücher erzählen viel von Amerika. Woher ich kam ist ein guter Beweis dafür. Die vermeintliche Ahnenchronik entpuppt ...

Joan Didion ist die Ikone unter den kalifornischen Schriftstellerinnen. Ihre intelligenten Bücher erzählen viel von Amerika. Woher ich kam ist ein guter Beweis dafür. Die vermeintliche Ahnenchronik entpuppt sich bald als komplexes Buch über die Geschichte, die Gesellschaft und Kultur Kaliforniens. Didion bezieht unterschiedliche
Aspekte in ihrem Kalifornienportrait ein, zum Beispiel auch die Literatur anhand konkreten Beispielen: Jack London und William Faulkner. Erstaunlicherweise analysiert sie sogar ein eigenes Buch „Menschen am Fluß“ ausführlich.
Nicht alle Details sind ohne Vorkenntnisse über die kalifornische Geschichte einfach zu verstehen, aber immer hin beeindrucken Didions messerscharfe Analyse durchgehend. Auch im Abschnitt über den Maler Thomas Kinkaid, der sich selbst als Maler des Lichts verkaufte, sind ihre Erkenntnisse enthüllend.
Im letzten Abschnitt schreibt sie auch noch bewegend über ihre Familie, über ihre Mutter und Vater sowie über ihre Adoptivtochter.

Joan Didion zu lesen, lohnt sich!

Veröffentlicht am 29.03.2019

Bemerkenswerter Debütroman mit außergewöhnlicher Struktur und wichtigen Themen

Was verloren geht
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Was verloren geht ist der Debütroman der US-amerikanischen Schriftstellerin Zinzi Clemmons, die Südafrikanische Wurzeln hat.
Ihre eigenen biografischen Eckdaten dienen als Vorbild für die Protagonistin ...

Was verloren geht ist der Debütroman der US-amerikanischen Schriftstellerin Zinzi Clemmons, die Südafrikanische Wurzeln hat.
Ihre eigenen biografischen Eckdaten dienen als Vorbild für die Protagonistin Thandi im Roman.
Thandi wächst in Pennsylvania auf, ihre Mutter stammt aus Südafrika, der Vater ist Afroamerikaner. Deswegen verbringt Thandi auch einige Sommer dort. Streckenweise steht sie wegen den ethnischen und kulturellen Unterschieden zwischen den Stühlen und zweifelt an ihrer Zugehörigkeit.

Der frühe Krebstod der Mutter lässt sie orientierungslos zurück. Sie ist noch auf der Suche nach sich selbst, Es folgt Schwangerschaft und überstürzte Heirat.
Man kann von einem Entwicklungsroman sprechen.

Zinzi Clemmons wählt für ihre Schreibweise teilweise eine unorthodoxe Struktur, die dazu führt, dass es Seiten gibt, auf denen nur einige Fragmente stehen. Dadurch erfährt man die Sprache als atmend und ausdrucksvoll.

Was verloren geht, ist wegen der sprachlichen Form und den Themen bemerkenswert.