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Veröffentlicht am 14.05.2019

Die moderne in der Welt

Jean Molitor
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Der Fotograf Jean Molitor hat in aller Welt Gebäude im Bauhaus-Stil fotografiert, die in diesem Buch bai1haus versammelt sind.
Neben deutschen Städten war Molitor auch in anderen europäischen Städten, ...


Der Fotograf Jean Molitor hat in aller Welt Gebäude im Bauhaus-Stil fotografiert, die in diesem Buch bai1haus versammelt sind.
Neben deutschen Städten war Molitor auch in anderen europäischen Städten, in Afrika , in Russland, Indonesien, USA und in Kuba etc, Ein Mammutprojekt!

Wenn man die vielen Fotos aus verschiedenen Zeiten und Länder sieht, ist es verblüffend, wie wenig man auf den ersten Blick erkennt, wo das Foto aufgenommen wurde und aus welchen Jahr das Gebäude stammt. Das Bauhaus-Vorbild entzieht den Gebäuden entscheidende Merkmale , was darauf verweist wie stark das Motiv ist.
Was der Berliner Fotograf da gesammelt hat, ist großartig und beeindruckend und in der Summe tatsächlich eine Weltreise der anderen Art.

Informativ auch das List of Works, bei dem die Architekten aufgeführt sind, darunter natürlich auch Walter Gropius.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Ein wechselhaftes Leben

Die Lotosblüte
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Hwang Sok-Yong ist zweifellos ein bedeutender Schriftsteller und Die Lotosblüte ist ein großer Roman. Ein Roman, der von Leben einer Frau im 19.Jahrhundert erzählt. Chong, die als junges Mädchen als Zweitfrau ...

Hwang Sok-Yong ist zweifellos ein bedeutender Schriftsteller und Die Lotosblüte ist ein großer Roman. Ein Roman, der von Leben einer Frau im 19.Jahrhundert erzählt. Chong, die als junges Mädchen als Zweitfrau an einen 80 Jahre alten Mann verkauft wird und nach dessen Tod als Konkubine arbeiten muss. Diese Szenen empfand ich als schwer erträglich, da der Stil des Autors so intensiv ist. Dabei ist der Roman insgesamt sehr gut lesbar.

Chong ist eine besondere Frau, die ihr Schicksal nutzt um sich zu entwickeln und sie hat Sinn für Selbstbestimmung, was ihr natürlich nicht ohne weiteres zugestanden wird. So dauert es lange, bis ihr der Aufstieg gelingt. Mehrfach muss sie neu beginnen, da sich die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen ändern.

Hwang Sok-Yong verfügt über eine Sprache, die in ihrer Detailliertheit die Sinne beim Leser weckt und er hat literarische Mittel, die eine große Wirkung ausstrahlen. Das ist deutlich stärker ausgeprägt, als in Hwang Sok-Yongs frühen Roman Die Geschichte des Herrn Han, der eher nüchtern erzählt ist.

Literatur aus Südkorea (oder überhaupt aus Asien) hat es nicht gerade leicht in Deutschland, daher kann man dem Europaverlag dankbar sein, dass sie diesen Roman herausgebracht haben.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Babushka mit Power

Der Zopf meiner Großmutter
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Der Zopf meiner Großmutter ist die emotionale Geschichte eines Jungen, der mit seiner Großmutter und Großvater aus Russland nach Deutschland emigrierte.
Ein grimmiger Humor bestimmt das Buch.
Erzählt wird ...

Der Zopf meiner Großmutter ist die emotionale Geschichte eines Jungen, der mit seiner Großmutter und Großvater aus Russland nach Deutschland emigrierte.
Ein grimmiger Humor bestimmt das Buch.
Erzählt wird die Geschichte aus Kinderperspektive. Max ist ein Junge, der von seiner herrischen Großmutter mit rabiaten Mitteln behütet wird. Obwohl Max offensichtlich ein intelligenter Junge ist, hält sie ihn für einen körperlich wie geistig beschränktes Kind und nennt ihn oft Schwachkopf oder Idiot.
Die Großmutter hatte Vergangenheit Verluste hinzunehmen und bleibt in der neuen Umgebung fremd, aber das entschuldigt nicht alles. Sie hat den Hang zur Tyrannin! Deswegen ist trotz des humorvollen Erzähltons die Geschichte streckenweise tragisch. Mit der Zeit beginnt für Max eine Zeit der Befreiung als die Großmutter den eisernen Griff lockert.

Erstaunlich und bemerkenswert übrigens, dass die Autorin ihre Sympathien für die Figur der Großmutter durchblicken lässt, denn diese ist eine starke Persönlichkeit.
Max und sein Großvater bleiben hingegen immer passiv.

Das ist sprachlich originell und gut gemacht! Alina Bronsky hat schon einige gute Romane geschrieben, in denen es um die Schwierigkeit der Integration geht, aber auch um die Chancen, die dabei entstehen. Der Zopf meiner Großmutter ist genauso gut wie Alina Bronskys frühe Romane Scherbenpark und Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche.

In der Hörbuchversion liest die großartige österreichische Schauspielerin Sophie Rois, die mit ihrer kratzigen Stimme gut zur exzentrischen Großmutter passt, aber auch die Kinderstimme mühelos beherrscht.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Frau im Taumel

All das zu verlieren
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All das zu verlieren ist der neue Roman von der französischen Schriftstellerin Leila Slimani, Autorin des bedeutenden Romans Nun schlaf auch du. Aber eigentlich ist dieser Roman älter, nur jetzt erst auf ...

All das zu verlieren ist der neue Roman von der französischen Schriftstellerin Leila Slimani, Autorin des bedeutenden Romans Nun schlaf auch du. Aber eigentlich ist dieser Roman älter, nur jetzt erst auf Deutsch erschienen.

Adele ist eine getriebene und in einer Art Midlife-crisis. Verheiratet, junge Mutter und Journalistin denkt sie doch nur an ihre Affären und einem unbestimmten Verlangen. Trotz Ehe fühlt sie sich mit ihrem Mann Richard nicht sehr verbunden, das 3jährige Kind ist mehr störend.
Es ist ein selbstzerstörerische Weg, den sie geht.

All das zu verlieren hat nicht ganz die Kraft von Nun schlaf auch du, obwohl auch literarisch gut gemacht und mit dem Mut, über ein Tabu zu schreiben.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Zeitreise in Fotos

Fred Herzog
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Der in Deutschland geborene, aber seit über 60 Jahren in Kanada lebende Fotograf Fred Herzog ist bemerkenswert.

Es startet mit einem Selbstportrait 1959. Dann folgen Texte zunächst in Englisch, gemischt ...

Der in Deutschland geborene, aber seit über 60 Jahren in Kanada lebende Fotograf Fred Herzog ist bemerkenswert.

Es startet mit einem Selbstportrait 1959. Dann folgen Texte zunächst in Englisch, gemischt mit einigen Fotos. Schließlich viele Fotos. Es sind Alltagsfotos in Kanada die dominieren und sie haben ihre ganz eigene, hohe Qualität, obwohl sie natürlich nicht dramatisch sind.

Ein paar Fotos zeigen auch eine andere Welt, z.B. Guatemala, Mexiko oder San Francisco.
Von Deutschland sieht man nur ein Foto mit einer Lokomotive, also ein Abschied.

Die Texte sind informativ, aber nicht gerade inspirierend. Das gelingt dem Fotografen durch sein Werk schon alleine. Vancouver in Kanada ist eine Stadt, die ich auch einmal besucht habe und die ich sehr schätze. Fred Herzogs Fotos sind weder kritisch verurteilend noch verherrlichend.
Seine Fotos liegen ganz auf meiner Linie. Der überwiegende Teil sind in Farbe. Ist doch mal ein schwarzweiß-Foto dabei, dann passt es motivisch aber auch so.

Zwar sind die Fotos teilweise wirklich alt, aber das mindert sie nicht und teilweise ist es eine Zeitreise.

Fein, dass man Fred Herzog durch dieses Buch noch zu seinen Lebzeiten (er ist 88) entdecken kann.