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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2019

Subtile, ambitionierte Erzählungen

Ihr Körper und andere Teilhaber
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Das Buch Ihr Körper und andere Teilhaber (OT: Her Body and other parties) versammelt Erzählungen der Autorin Carmen Maria Machado, die bereits vorher in Zeitungen und Magazines erschienen sind.
Die Geschichten ...

Das Buch Ihr Körper und andere Teilhaber (OT: Her Body and other parties) versammelt Erzählungen der Autorin Carmen Maria Machado, die bereits vorher in Zeitungen und Magazines erschienen sind.
Die Geschichten sind teilweise sehr unterschiedlich und bilden doch in der Summe eine Geschlossenheit. Es gibt Erzählungen, die mich nicht erreichten, zum Beispiel die (zu) lange Law&Order-Story, aber ich habe auch keinen Bezug zu der TV-Serie.
Am besten hat mir die erste Erzählung Der Extrastich gefallen, da sie eine überraschende und originelle Erzählhaltung an den Tag legt, dabei zusätzlich zum Hauptplot auch noch viele kleine, originelle Geschichten enthält. Man erfährt von der Erzählerin ihr Leben von Jugend an, wie sie sich verliebt, heiratet und ein Kind bekommt. Eine innige Beziehung, doch es gibt eine Komponente, die sie für sich behält. Niemand darf ihr grünes Band berühren, das sie schon immer trägt. Was gegen Ende passiert, wenn ihr Mann ihr dieses Band nach 20 Jahren doch abnimmt, sollte jeder selbst lesen.
Manche Passagen erinnern an Kristin Roupenian, die mit Cat Person ebenfalls vor kurzen ein Erzählungsband veröffentlicht hatte. Hier wie da sind die Geschichten von expliziten Szenen durchzogen, die teilweise sehr weit gehen. Das ist auch Geschmackssache.
Davon abgesehen überzeugt Carmen Maria Machado mit ihrem Einfallsreichtum, der erzählerischen Dichte und manchmal sogar surrealen Momenten, die den Geschichten etwas bizarres verleihen.

Veröffentlicht am 30.01.2019

Maine, 1947

Wenn die Nacht in Flammen steht
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Von der leider letztes Jahr verstorbenen US-amerikanischen Schriftstellerin Anita Shreve ist jetzt ihr letzter Roman auch auf Deutsch erschienen: (OT: The Stars Are Fire).
Anita Shreve hat es vermocht, ...

Von der leider letztes Jahr verstorbenen US-amerikanischen Schriftstellerin Anita Shreve ist jetzt ihr letzter Roman auch auf Deutsch erschienen: (OT: The Stars Are Fire).
Anita Shreve hat es vermocht, gut lesbare Romane zu schreiben und dabei doch mit großer Genauigkeit ein amerikanisches Gesellschaftsbild zu zeigen.
Die Handlung ist 1947 in Maine angesiedelt. Hauptfigur ist Grace Holland, verheiratet und Mutter zweier kleiner Kinder.
Ihre Ehe ist nicht sehr stabil und bei einem großen Brand gelingt es Grace zwar, sich und die Kinder zu retten, aber von ihrem Mann Gene ist keine Spur mehr. Ob er beim Brand gestorben ist oder nur die Gelegenheit genutzt hat, die Familie zu verlassen ist unklar.

Sie haben alles verloren, aber die Notlage ist vielleicht auch eine Chance für Grace. Es ist interessant, ihre Entwicklung zu verfolgen, wie sie selbstbewusster und sebstbestimmter wird. Dabeii ist es nicht leicht, doch sie wird immer entschlossener.

Anita Shreves Stil ist sehr amerikanisch, dabei angenehm zu lesen und elegant. Sie vermeidet Klischees und Übertreibungen. Man muss es wirklich als Verlust der US-amerikanischen Literatur sehen, dass es keine weiteren Romane von ihr geben wird.

Veröffentlicht am 26.01.2019

episodenhaft

Die zehn Lieben des Nishino
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Der Roman wird von verschiedenen Frauen erzählt, die einmal eine Beziehung zu Yukihiko Nishino hatten. Das Buch hat durch die vielen Erzählerinnen etwas episodenhaftes.

Es sind Beziehungen von ganz ...


Der Roman wird von verschiedenen Frauen erzählt, die einmal eine Beziehung zu Yukihiko Nishino hatten. Das Buch hat durch die vielen Erzählerinnen etwas episodenhaftes.

Es sind Beziehungen von ganz unterschiedlicher Intensität. Die Frauen haben gemeinsam, dass sie Nishino auch nach der Trennung nicht vergessen haben, nachdem sie sich getrennt hatten. Kontinuierlich befragen sie sich selbst, wie tief die Beziehung und ob es Liebe war.
Nishino leidet manchmal darunter, keine Frau so ganz und richtig zu lieben, auch wenn Zuneigung da ist, dann scheint er sich wieder damit zu arrangieren.

Mich hat die Figur wenig beeindruckt. Nishino ist nicht so ein original wie es z.B. Herr Nakano aus Hiromi Kawakamis früheren Roman „Herr Nakano und die Frauen“war.

Wie die Beteiligten miteinander umgehen, z.B. überwiegend sehr höflich, hat etwas japanisches und in manchen Momenten ist man als westlicher Leser vielleicht auch befremdet von der eigentümlichen japanischen Seele.

Das Buch ist kurz. Fast erscheint es mir, als wäre es nur eine Fingerübung der erfolgreichen Autorin gewesen.

Veröffentlicht am 25.01.2019

eigenwillig

Allee unserer Träume
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Allee der Träume ist ein Roman, der ein Stück deutsche Geschichte abbildet. Es wird ein ambivalentes Bild der deutschen Gesellschaft, insbesondere des Ostens, in den vierziger, fünfziger Jahre gezeigt. ...

Allee der Träume ist ein Roman, der ein Stück deutsche Geschichte abbildet. Es wird ein ambivalentes Bild der deutschen Gesellschaft, insbesondere des Ostens, in den vierziger, fünfziger Jahre gezeigt.
Da schon im Vorwort darauf hingewiesen wird, das viel erfunden ist, bleibt man als Leser teilweise irritiert, was man von dem ganzen halten soll. Eine klare Trennung zwischen Fakten und Fiktion wäre wünschenswert und für die meisten Autoren ist das auch kein Problem.
Spät im Buch gibt es noch Passagen 1978 und 1989.

Einige Nebenfiguren sind interessant angelegt, wie z.B. Hans oder Ilses Mutter, bleiben dann aber doch zu plakativ dargestellt. Das Zeitportrait schwankt zwischen glaubwürdig und leicht konstruiert.

An der Hauptfigur Ilse gefällt mir, dass sie lebhaft und engagiert ist, dabei doch anfällig für die Machtstrukturen ist, in die sie sich fügt. Sie ist auf jeden Fall glaubwürdig, aber es ist auch nicht immer leicht, sie zu mögen. Ihre Eigensinnigkeit aber ist es zu verdanken, dass sie sich in ihrer Position als Architektin durchsetzen kann, aber auch zwischen die Stühle gerät.

Erwähnenswert ist natürlich auch das auffällige Cover mit dem ausdrucksvollen Gesicht.

Das Buch ist kein Flop, es gibt zahlreiche gut gemachte Passagen, besonders zum Ende hin Aber so ganz konnte es mich auch nicht packen. Deswegen gebe ich nur genau 3 Sterne!

Veröffentlicht am 25.01.2019

Wild und ungezähmt

Blut auf dem Mond (Die Lloyd-Hopkins-Trilogie 1)
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Blut auf dem Mond ist der erste Teil der Lloyd Hopkins-Reihe von James Ellroy, entstanden 1984. Es ist ein typisches Produkt der Achtziger Jahre. Das ist nicht abwertend gemeint. Ellroys Prosa wirkt wild ...

Blut auf dem Mond ist der erste Teil der Lloyd Hopkins-Reihe von James Ellroy, entstanden 1984. Es ist ein typisches Produkt der Achtziger Jahre. Das ist nicht abwertend gemeint. Ellroys Prosa wirkt wild und ungezähmt, manchmal scheint er es ein wenig zu sehr zu genießen. Manchmal wirkt es, als würde er den Dichter verherrlichen, wie es Thomas Harris mit seinem Hannibal gemacht hat. Manche überzogen beschriebene Gewaltszene hätte man sich gerne erspart.
Der Roman ist ein typischer Serienkiller-Thriller, hat aber viele originelle Details und einen eigenständigen, grimmigen Humor. Sergant Lloyd Hopkins ist ein extremer Typ. Weitere Teile der Reihe zu lesen ist vorstellbar, aber besser nur gut dosiert.