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Veröffentlicht am 24.11.2018

Die Entwicklung einer populistischen Partei

Inside AfD
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Franziska Schreiber schafft es zu erläutern, wie jemand sich für die AfD engagieren konnte. Das sektenhafte dieser populistischen Partei vermittelt sie nachvollziehbar.
Entscheidend dafür, dass das Buch ...

Franziska Schreiber schafft es zu erläutern, wie jemand sich für die AfD engagieren konnte. Das sektenhafte dieser populistischen Partei vermittelt sie nachvollziehbar.
Entscheidend dafür, dass das Buch funktioniert ist, dass sie von sich selbst erzählt. Wie sie, 1990 im Osten geboren und ganz normal aufgewachsen, von einer Partei (der FDP) enttäuscht wurde und sich einer anderen zuwandte. Der AfD von Bernd Lucke 2013. Einerseits war sie fehlgeleitet, andererseits war die AFD in ihrer Anfangszeit zwar auch schon populistisch, aber noch nicht so ausländerfeindlich und extrem wie heutzutage.
Franziska Schreiber war insbesondere von der Parteivorsitzenden Frauke Petry fasziniert.
Sie wurde zur Vorsitzenden der sächsischen Jungen Alternativen (JA) und steigerte sich imemr mehr rein. Tatsächlich war sie schon sehr verblendet, beteiligte sich an den Montagsmärschen, Geert Wilders war für sie ein Held, Le Pen eine tolle Frau.
Erst nach Frauke Petrys Absetzung verlässt sie die Partei als entschiedene Gegnerin.

Man erfährt viele Details, die interessant sind, z.B. über die Pegida-Nähe der Partei, Höcke, Kubitschek, Weidel, Storch, Gauland und deren Weltbild. Vieles erreicht einen durch Schreibers Emotionen, die sie jeweils schildert.

Wie sehr dieses Buch die AfD trifft, zeigt sich daran, dass sie versuchen, Passagen oder das ganze Buch verbieten zu lassen. Die Autorin wird außerdem massiv angefeindet, eine beliebte Methode der AfD-Anhänger, die längst jeden Anstand verloren haben.

Es dürfte interessant sein, zu verfolgen, was Franziska Schreiber künftig machen wird und ob noch weitere Bücher von ihr folgen.

Veröffentlicht am 24.11.2018

zum versinken

Die Ballade von Max und Amelie
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Die Ballade von Max und Amelie ist schon ein wenig Poesie in Prosa, Da passt auch das stimmungsvolle Cover gut. Es ist eine Liebesgeschichte und auch eine Art Märchen.
Natürlich könnte man versuchen, den ...

Die Ballade von Max und Amelie ist schon ein wenig Poesie in Prosa, Da passt auch das stimmungsvolle Cover gut. Es ist eine Liebesgeschichte und auch eine Art Märchen.
Natürlich könnte man versuchen, den parabelhaften Roman literaturkritisch zu analysieren, aber besser ist es, sich der Handlung hinzugeben und ganz und gar zu versinken.

Max und Amelie sind ganz unterschiedliche Charaktere mit verschiedenen Lebenserfahrungen.
Sie ist wild auf einer Müllkippe in einem Rudel aufgewachsen und eine Kämpferin, Max hingegen ist ein Haushund, gut genährt und treu. Aber als er in Schwierigkeiten kommt und von seinem Zuhause getrennt ist, ist es es Amelie, anfangs noch Narbe genannt (wegen ihrem herausgebissenen Auge), die ihm hilft.
Narbe ist stark und wild, aber nicht ohne Mitleid. Sie ist bereit den fremden Hund, der so zutraulich ist, nach Hause zu führen. Das gibt dem Buch Elemente einer Road Novel.
Zusätzlich werden immer wieder Träume, Lieder und mythologische Geschichten eingebunden.
Max und Narbe begegnen auch anderen Tieren, wie Vögel, Wölfe, sogar einmal einer hochmütigen Katze. Doch eine große Gefahr gibt es auch, eine rachsüchtige Menschenfrau.
Beeindruckend, wie sensibel die Figuren charakterisiert werden. Auffällig auch, wie das Schicksalshafte betont wird.

So eine Tiergeschichte gab es schon sehr lange nicht mehr. David Safier selbst spricht von „Unten am Fluß“, dem Tierbuchklassiker von Richard Adams, der ihn inspiriert hat.

David Safiers geschmeidiger Stil ist angenehm zu lesen.Und er hält sich nicht zurück, lässt seine Figuren fabulieren, stets mit einer Sehnsucht nach Geborgenheit.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Die besondere Weisheit der singenden Sally

Vielleicht tanzen wir morgen
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Als Feelgood-Roman, wie beworben, empfinde ich den Roman zunächst nicht, eher bedrückend. Der Roman besitzt eine melancholische Grundstimmung, die daraufhin deutet, dass Verluste und die Trauer nicht ...

Als Feelgood-Roman, wie beworben, empfinde ich den Roman zunächst nicht, eher bedrückend. Der Roman besitzt eine melancholische Grundstimmung, die daraufhin deutet, dass Verluste und die Trauer nicht automatisch irgendwann enden sondern Bestandteil des Lebens werden und es mit bestimmen.
Mascha, die ihren Sohn vor Jahren verlor, ist auch nach langer Zeit noch schwer am Trauern. Sie verlor alle Hoffnung und denkt oft ans Sterben. Dennoch ist sie eine starke Figur, die sich eine Ironie bewahrt hat und mit ihrem Hund Haizum oft den Friedhof besucht. Hier trifft sie auf die verwirrte Sally, die gerne laut singt.
Eine Parallellhandlung dreht sich um Alice und ihren jugendlichen Sohn Mattie. Da man hierzu erst später mehr erfährt, möchte ich nichts vorwegnehmen.

Der deutsche Titel „Vielleicht tanzen wir morgen“ passt nicht so ganz, besser finde ich den Originaltitel „The Particular Wisdom of Sally Red Shoes“. Schließlich hatte Sally trotz ihres manchmal verrückten Auftretens doch eine Weisheit, die Mascha nützte.

Streckenweise hat mich der Roman nicht ganz erreicht, doch ich mochte die Figuren und finde das Buch gut strukturiert und gut geschrieben.

Veröffentlicht am 17.11.2018

Redundanzen

Redemption Point
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Der australische Thriller Redemption point ist die Fortsetzung von Crimson Lake. Im Mitttelpunkt steht Ted Conkaffey, der verdächtigt wurde, ein Mädchen entführt zu haben.

Leider muss ich sagen, dass ...

Der australische Thriller Redemption point ist die Fortsetzung von Crimson Lake. Im Mitttelpunkt steht Ted Conkaffey, der verdächtigt wurde, ein Mädchen entführt zu haben.

Leider muss ich sagen, dass mir dieser Teil schlechter gefallen hat als der gute Vorgänger, viel schlechter. Der Roman leidet an Redundanzen. Ständig wird das schon bekannte wiederholt, und das in Überlänge. Teds Emotionen werden immer wieder auf das selbe zurückführt, obwohl es natürlich verständlich ist, dennoch enttäuschend. Er ist letztlich den Ereignissen hilflos ausgeliefert und erscheint als schwache Figur.
Andere Figuren funktionieren überhaupt nicht, wie der Vater von Claire, oder nicht mehr, wie Amanda, die inzwischen nur noch wie eine unglaubhafte Comicfigur auftritt. Ihre übertriebenen Sprüche machen keine Spaß mehr.
Spannung kommt nur bedingt auf.

Leider ist Redemption Point ein unerwarteter Flop für mich! Candice Fox sprachliche Qualitäten erlauben aber immerhin noch 3 Sterne!

Veröffentlicht am 14.11.2018

amüsantes Buch, aber etwas schlicht

Good Morning, Mr. President!
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Das Buch von Beck Dorey-Stein liest sich erwartungsgemäß locker-flockig. Dennoch überrascht, wie wenig politisch es ist und dass man nicht besonders viel von Barack Obama erfährt. Dafür berichtet Beck ...

Das Buch von Beck Dorey-Stein liest sich erwartungsgemäß locker-flockig. Dennoch überrascht, wie wenig politisch es ist und dass man nicht besonders viel von Barack Obama erfährt. Dafür berichtet Beck viel von ihrem Privat- und Liebesleben. Sie verliebt sich in Jason, einem Mitarbeiter im weißen Haus. Das endet unglücklich, denn die Beziehung scheitert und mit ihrem alten Freund Sam ist es dann auch aus.
Aufregend für Beck sind auch die Reisen, auf denen sie Obama begleitet. Einmal geht es sogar nach Kuba!
Ein Zeitraum von 2011 bis 2017 wird geschildert.

Als Portrait einer jungen, zeitgenössischen amerikanischen Frau in der Welt der Politik funktioniert das Buch.
Es ist wahrscheinlich, dass junge Frauen, die auch ihren Weg zwischen Privatleben und Karriere suchen, sich von vielen Aspekten des Buches angesprochen fühlen werden und sich mit Beck identifizieren. Ich persönlich habe aber etwas anderes gesucht. Einen lebhaften, unterhaltenden Stil kann ich der Autorin aber zugestehen. Das Buch ist gut geeignet, verfilmt zu werden.

Tragisch an dem Buch ist natürlich, dass man weiß, wie es mit den USA weiter geht und Trump mit allen was gut und vernünftig war, ein Ende machen will.