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Veröffentlicht am 05.11.2018

Wohlfühlbuch

Der Winter der Wunder
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Katherine, durchgängig von ihren Freunden K.O. genannt, ist eine temperamentvolle Frau, die nicht zögert, deutlich ihre Meinung zu sagen. Besonders zu dem Kinderpsychologen Wynn Jeffries, Er betont in ...

Katherine, durchgängig von ihren Freunden K.O. genannt, ist eine temperamentvolle Frau, die nicht zögert, deutlich ihre Meinung zu sagen. Besonders zu dem Kinderpsychologen Wynn Jeffries, Er betont in seinem Buch die Freiheit des Kindes und lehnt es ab, den Kindern vorzumachen, es gäbe den Weihnachtsmann. Für Katherine ist das nicht akzeptabel. Die beiden prallen in einem heftigen Wortgefecht aufeinander, aber dann entsteht auch eine Anziehungskraft zwischen ihnen.

Der Konflikt pro- oder Anti-Weihnachten bleibt aber zunächst.
Dann gibt es noch den Aspekt, dass Katherine für ihre Freunde oder auch gegen Bezahlung Weihnachtsbriefe schreibt, wobei sie die Realität ganz schön zusammenbiegt und beschönigt. Leider wird dieses Thema später im Roman zugunsten der Beziehungsgeschichte vernachlässigt, dabei hätte es da noch einiges an Potential für die Geschichte gegeben.

Debbie Macomber schreibt schon lange romantische Romane, die nebenbei einen kleinen Einblick in den gesellschaftlichen Zustand der USA zeigen. Einigermaßen konservativ, aber gemäßigt. Manchmal erinnern mich Passagen an die Serie Gilmore Girls, insbesondere beim Einsatz skuriller Nebenfiguren, z.B. Katherines Nachbarin LaVonne, die glaubt das zweite Gesicht zu haben und im Katzenstreu gesehen hat, dass Katherine und Wynn ein Paar werden.
Einige Szenen wirken aber auch überzogen und reichen ins Comichafte.

Debbie Macomber wurde auch bereits verfilmt, z.B. mit ihrer Cedar Cove-Serie.
Der Winter der Wunder, im Original Christmas Letters, ist aber der Blossom Street-Serie zuzuordnen.

Der Winter der Wunder ist sicher ein geeigneter Roman, sich auf Weihnachten einzustimmen. Er hat einen originelle Grundidee. Er ist einfach geschrieben, besitzt aber Humor, liebenswerte Charaktere und einen geschmeidigen Stil.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Klare Worte

Haymatland
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Dunja Hayali, bekannt durch Moma und ihre eigene Talkshow, zuletzt auch Moderation im Sportstudio, schreibt über ein wichtiges Thema in großer Klarheit. Dem Heimatbegriff, die Integration und die Frage, ...

Dunja Hayali, bekannt durch Moma und ihre eigene Talkshow, zuletzt auch Moderation im Sportstudio, schreibt über ein wichtiges Thema in großer Klarheit. Dem Heimatbegriff, die Integration und die Frage, die den Untertitek des Buches ergab: Wie wollen wir zusammenleben?

Hayali bringt es messerscharf auf den Punkt. Sie erläutert auch das Dilemma, in dem die Journalisten stehen.

Doch zunächst erfährt man ein wenig von ihren Wurzeln, wie ihre Eltern, die aus dem Irak stammen, über Wien nach Deutschland kommen.Auch ihren Werdegang schildert sie.
Man erfährt von den krassen Hassbrefen und Beleidgungen sogar Bedrohungen gegen sie. Hayali wird sehr deutlich, ihre Antwort ist die Bereitschaft zum Dialog.

Veröffentlicht am 20.10.2018

melancholisch-gefühlvoll

Das Leuchten unserer Träume
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Die britische Schriftstellerin Dani Atkins ist damit erfolgreich, gefühlvolle Unterhaltungsromane mit Tiefgang zu schreiben, dazu eine Prise Melancholie. Das gilt auch für ihren neuen Roman Das Leuchten ...

Die britische Schriftstellerin Dani Atkins ist damit erfolgreich, gefühlvolle Unterhaltungsromane mit Tiefgang zu schreiben, dazu eine Prise Melancholie. Das gilt auch für ihren neuen Roman Das Leuchten unserer Träume. Ein Titel übrigens ohne großen Sinn oder Bezug zum Inhalt.

Sophie lebt allein, wenn man von ihrem Kater absieht. Aufgrund des frühen Todes ihres Bruders ist ein Trauma geblieben, vielleicht mit ein Grund für ihre Bindungsangst. Im Augenblick der Gefahr und Not begegnet sie einem Mann, der ihr hilft. Ben rettet sie aus dem Feuer und nimmt sie später bei sich auf.

Erzählt wird strikt aus Sicht von Sophie. Deswegen fällt es es anfangs schwer, Ben richtig einzuschätzen. Er ist ein Mann, der es als seine Pflicht ansieht, anderen zu helfen. Daher besteht sein Freundeskreis aus Menschen, die angeschlagen sind und denen Ben als Anker gilt.
Als Leser ahnt man schließlich früher als Sophie, was mit Ben los ist und manchmal ärgert man sich über Sophie, dass sie die Zeichen nicht erkennt. Sie ist sympathisch, aber auch leicht egoistisch und gelegentlich zu ängstlich. Das kann nerven. Aber Ben und Sophie sind ein Paar, dem man Glück wünscht.

Ob Dani Atkins die dünne Grenze zum Kitsch manchmal überschreitet oder nicht, bleibt der Lesart des Lesers überlassen. Es ist auf jeden Fall ein gut zu lesender Roman, von dem man sich kaum losreißen kann.

Veröffentlicht am 20.10.2018

misslungen

All die schönen Tage
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Es handelt sich um einen Roman um eine schwierige Liebesbeziehung, die ihren Anfang in der Schule zwischen zwei Jugendlichen nahm und abrupt endete und erst 15 Jahre später fortgesetzt wurde. Warum Stella ...

Es handelt sich um einen Roman um eine schwierige Liebesbeziehung, die ihren Anfang in der Schule zwischen zwei Jugendlichen nahm und abrupt endete und erst 15 Jahre später fortgesetzt wurde. Warum Stella den egoistischen Max liebt bleibt im Dunkeln, er behandelt sie jedenfalls nicht gerade gut. An eine wertvolle, dauerhafte Beziehung kann man nicht glauben.

Die Handlung ist leider sehr wirr strukturiert, mit Rückblicken, die die Geschichte nicht weiter bringen. Manche wichtige Passagen werden beiläufig geschildert und nicht groß weiter ausgebaut.
Zwischendurch gibt es tagebuchähnliche Eintragungen auf Zetteln, die die Protagonistin in einer Box sammelt. Diese Eintragungen sind von einer Naivität geprägt, die störend auf den Leser wirkt. Auch sind die Figuren und ihre Emotionen manchmal nur schwer nachzuvollziehen. Stella ist für mich keine glaubwürdige Ärztin, sie hat immer noch etwas unreifes an sich.

Das Thema alte Schuld und wie damit umgehen, hätte interessant sein können, wird jedoch überraschenderweise kaum logisch umgesetzt.

All die schönen Tage von Julia Kaufhold ist leider ein völlig verunglücktes Buch!

Veröffentlicht am 18.10.2018

lesenswert

Gehen. Weiter gehen
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Erling Kagges Buch „Stille“ von 2017 war ein beeindrucktes Werk und „Gehen. Weiter gehen“ ist praktisch die Fortsetzung davon.
Kagge nutzt einen philosophischen Ansatz, um den Wert des Gehens (uns was ...

Erling Kagges Buch „Stille“ von 2017 war ein beeindrucktes Werk und „Gehen. Weiter gehen“ ist praktisch die Fortsetzung davon.
Kagge nutzt einen philosophischen Ansatz, um den Wert des Gehens (uns was dazu gehört, z.B. das Sehen und Bemerken des Weges) zu erläutern. Er kann Heidegger zitieren, aber eindringlicher sind die Erkenntnisse, die er selbst erlebt hat. Beispiel: „Hier habe ich mich schon einmal verirrt, ich weiß jetzt, wo wir sind.“

Ich teile in Ansätzen seine Auffassung, dass das Gehen wichtiger ist als das Ankommen, im Sinne der Weg ist das Ziel.

Den Bezug zu Robert Walsers Der Sparziergang, ein wichtiger Text, finde ich naheliegend, ebenso wie zu James Joyce Ullysses.
Für Kagge ist es auch normal, auf zeitgenössische Zitate zu reagieren, z.B. Milan Kunderas Die Langsamkeit.
Es folgen noch viele Zitate aus der Literatur, die letztlich Teil des Lesevergnügens werden. Bis zu einem gewissen Grade folge ich offenbar Erling Kagges Literaturgeschmack.
Das Buch vermittelt etwas und es ist wirklich lesenswert.