Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2019

Zwischen Klischee und Pointe

Mami muss mal raus. (Die Mami-Reihe 2)
0

Zwar gehöre ich nicht zur Zielgruppe, aber da das Buch beim Eisele-Verlag erschienen ist wollte ich mal einen Blick riskieren. Es ist die Fortsetzung von Mami braucht nen Drink, den ich nicht gelesen habe.
Geschrieben ...

Zwar gehöre ich nicht zur Zielgruppe, aber da das Buch beim Eisele-Verlag erschienen ist wollte ich mal einen Blick riskieren. Es ist die Fortsetzung von Mami braucht nen Drink, den ich nicht gelesen habe.
Geschrieben ist das Buch in einer Art Tagebuchform, die aber eher an Blog erinnert. Naja!
Anfangs hat mich das Buch nicht überzeugt. Viele Klischees (die ja zutreffend sein können), einige Gags, die nicht zünden, Leerlauf im Plot.
Es funktioniert für mich erst dann, wenn wichtige Themen behandelt werden. Natürlich mit Humor.
Aber die Wiedereingliederung in den Beruf und Karriere nach mehrjähriger Pause und das ohne viel Verständnis oder Unterstützung des Ehemanns ist nicht einfach. Ellen verschweigt ihre Kinder sogar im Büro.
Schwierig wird es auch, wenn ihr Mann beruflich ins Ausland muss und sie alleine auf die Kinder aufpassen muss, obwohl vereinbart wurde, sich die Pflichten zu teilen.
Die Autorin hat ihre stärksten Momente, wenn sie die Streitereien und Auseinandersetzungen beschreibt. Da steckt viel Energie dahinter und ist glaubwürdig. Hinzu kommt die Ironie, die mal platt, mal gelungen wirkt.

Veröffentlicht am 15.03.2019

Biermanns Geschichten

Barbara
0

In Barbara befinden sich eine ganze Reihe von kurzen Texten von Wolf Biermann mit autobiografischen Elementen, oft in der Vergangenheit angesiedelt. Man erfährt so einiges von der DDR und der Theaterwelt ...

In Barbara befinden sich eine ganze Reihe von kurzen Texten von Wolf Biermann mit autobiografischen Elementen, oft in der Vergangenheit angesiedelt. Man erfährt so einiges von der DDR und der Theaterwelt der sechziger Jahre.

Stilistisch ist das Buch im typisch spöttischen Biermann-Sound gehalten.
Oft integriert er seine bekannten Gedichte direkt in die Geschichten. Das ist gut gemacht.
Manche Abschnitte haben ernste Hintergründe, zum Beispiel schon in der ersten Story, in der gezeigt wird, wie die Stasi eine junge, alleinerziehende Frau erbarmungslos unter Druck setzt.
Sprachlich kann ich Wolf Biermann nicht zu den ganz Großen der Literatur dazuzählen (ich spreche nicht von seinen Gedichten und Liedertexten), oft wirkt er mit seiner Prosa wie der kleine Bruder von Günter Grass. Die Geschichten funktionieren dennoch, viele zeichnen sich aus durch Authentizität und Witz.

Zu den sehr guten Texten gehört Die Verhaftung der Schuldigen, in der Biermann als Mahnung gegen die schlimme Vergangenheit eine ganz eigenes Denkmal baut.
Amüsant der Text „Seelengeld“, ein Bericht über ein ungewöhnliches Biermannkonzert in den Niederlanden.
Biermann berichtet auch von seinen Begegnungen, zum Beispiel mit der afrikanischen Sängerin Miriam Makeba. Und dann gibt es natürlich auch Anekdoten über Manfred Krug.

Ab und zu gibt es auch langweilige Texte und Wolf Biermanns Angeberei kann nerven. Seine Stärken bleiben die sozialkritischen Passagen, die das Unrecht und die Methoden klar analysierten.
Wolf Biermann war immer eine Reizfigur, klar. Ich bin aber doch entsetzt, wie in den sozialen Medien von nicht gerade wenigen gegen ihn gehetzt wird. Da haben so manche jeden Anstand verloren.

Mir hat das Buch Spaß gemacht!

Veröffentlicht am 15.03.2019

Der Friseur von Wien

Mozarts Friseur
0

Mozarts Friseur ist ein relativ kurzer Buch ohne große Handlung, aber das macht nichts. Das Buch hat alles was es braucht, um vergnüglich zu sein. Witz, originelle Einfälle, Plaudereien und den Wondratschek-Sound. ...

Mozarts Friseur ist ein relativ kurzer Buch ohne große Handlung, aber das macht nichts. Das Buch hat alles was es braucht, um vergnüglich zu sein. Witz, originelle Einfälle, Plaudereien und den Wondratschek-Sound. Der speist sich aus übersprudelnden Satzgebilden, die immer wieder zu überraschen vermögen. Und das ganze ist gut ausbalanciert und bildet eine Einheit.

Ort der Handlung ist Wien, das prägt das Buch stark.
Im Friseursalon des besagten Friseurs treffen immer wieder schräge Persönlichkeiten ein, Schriftsteller mit Thomas Bernhard-Haaren, (Möchtegern-)Künstler, sogar Mozart persönlich.
Ein weitere obskurer Fall ist ein Kunde, der immer wieder kommt. Er bittet um ein Glas Wasser und schläft dann ein. Auch eine Textilrestauratorin kommt mal. Es ist viel los im Laden. Viele kleine Geschichten reihen sich aneinander.
Den Friseur und seinen Gehilfen Nick und Karotte stört das nicht. Der Friseur hat die Ruhe weg. Er plaudert gerne und hört gerne zu. Das ist wichtiger als das Haareschneiden und so wird der Salon eine kleine Welt für sich.

Veröffentlicht am 15.03.2019

Wondratschek und wie er die Weit sah

Erde und Papier
0

Das neue Buch von Wolf Wondratschek macht wirklich Spaß, weil es eine ganze reihe originelle, essayistische Texte versammelt. Thematisch ist viel zu finden, oft stehen Persönlichkeiten aus der Welt der ...

Das neue Buch von Wolf Wondratschek macht wirklich Spaß, weil es eine ganze reihe originelle, essayistische Texte versammelt. Thematisch ist viel zu finden, oft stehen Persönlichkeiten aus der Welt der Kunst, Musik, Film, Literatur oder des Boxens im Mittelpunkt.

Wondratscheks Einschätzungen sind klar subjektiv gehalten, lassen eigene Gedanken, Zustimmung oder Skepsis zu. Darin unterscheidet der Autor sich von anderen Essayisten, die behauptend schreiben und keinen Spielraum für den Leser lassen. Das ist in der Naturwissenschaft meinetwegen okay, aber bei kulturwissenschaftlichen Themen sollte man Objektivität nicht vortäuschen.
Wie Wolf Wondratscheks es macht, liegt ganz auf meiner Linie. Da auch noch der typische, manchmal spöttische Wondratschek-Ton dazukommt, wird es nie langweilig.

Veröffentlicht am 14.03.2019

Das Geheimnis der Keiko Ishida

Rainbirds
0

Es ist erst ein paar Jahre her, als Indonesien Partnerland der Frankfurter Buchmesse war. Viele indonesische Bücher erschienen in deutscher Übersetzung und einiges habe ich davon gelesen.
Man merkte schnell ...

Es ist erst ein paar Jahre her, als Indonesien Partnerland der Frankfurter Buchmesse war. Viele indonesische Bücher erschienen in deutscher Übersetzung und einiges habe ich davon gelesen.
Man merkte schnell wie reichhaltig und vielfältig diese Literatur ist. Auch Clarissa Goenawans Debütroman Rainbirds ist ein überraschendes Buch, denn es ist einem Stil geschrieben, der stark an moderne japanische Literatur erinnert und tatsächlich ist die Handlung auch in Japan angelegt.
Der Student Ren Ishida reist aus Anlass des Todes seiner älteren Schwester Keiko von Tokio nach Akakawa, einer abgelegene Stadt.
Offenbar war es ein Mord. Ishida merkt aber auch, dass er nicht viel über seine Schwester weiß, die sich von der Familie entfernt hatte. Es gab wohl mal einen Familienstreit, der Keiko weggehen hat lassen ohne je zurückzukehren. Ein Familiengeheimnis, dass Ishida nicht kennt.

Ishida schlüpft unmerklich in die Rolle seiner Schwester, indem er ihre Lehrerstelle annimmt und er kümmert sich um eine Schülerin, die aus der Spur zu sein scheint.

Der Roman baut langsam, aber sicher Atmosphäre auf. Streckenweise finde ich die Handlung nicht ganz so zwingend wie erhofft, aber es entwickelt sich langsam. Schließlich wird man auch über die Vergangenheit und was passierte mehr erfahren. Der Roman ist überwiegend in einem einfachen Stil gehalten, der gut lesbar ist. Es gibt auch poetische Momente, z.B. in den Kapitelüberschriften.

Man darf gespannt sein, was von Clarissa Goenawan noch folgen wird. Ich hoffe auf weitere Veröffentlichungen.