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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.01.2019

Empfehlenswerter Roman

Fünf Tage im Mai
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Fünf Tage im Mai erzählt von der innigen Beziehung einer jungen Frau zu ihrem Urgroßvater und dem Leben in Tirol. Schon als Kind war der alte Tat´ka für die kleine Illy eine positive Bezugsperson, das ...

Fünf Tage im Mai erzählt von der innigen Beziehung einer jungen Frau zu ihrem Urgroßvater und dem Leben in Tirol. Schon als Kind war der alte Tat´ka für die kleine Illy eine positive Bezugsperson, das endete auch nicht als llly älter wurde.
Als Jugendliche verliebte sich Illy in den rebellischen Tristan. Er ist ein sensibler, aber schwieriger Typ. Keine glückliche Beziehung. Nach einem drastischen Vorfall hat Illy ihre Heimat verlassen und kommt erst 4 Jahre später zurück, als Tat`ka kurz vor seinem 100. Geburtstag steht.

Der Roman ist durchgängig gut zu lesen. Tat´ka ist ein Original und die Icherzählerin trotz ihrer Probleme sympathisch. Es gibt zwar viele Romane, die alte Originale und Mädchen zeigt, oft humorvoll, aber meistens auch übertrieben. Bei Illy und ihrem Urgroßvater, einem starken Fassbinder, halte ich die Tiefe ihrer Zuneigung aber für glaubwürdig. Ta´kas ist ein Fels in der Brandung, ein Maßstab, aber auch tolerant und verständnisvoll. Dass sein Handwerk mit ihm sterben wird, missfällt ihm und bis zuletzt ist er noch tätig, obwohl die Kräfte langsam nachlassen. Seine Geradlinigkeit ist beeindruckend. Berührend, wenn er Illy von seiner ersten Liebe erzählt, die lange tot, aber unvergessen ist.

Zum Ende hin versteht man auch, was bei Illy und ihrem ehemaligen Freund vorgefallen ist. Sie akzeptiert es und langsam wird sie wirklich erwachsen.

Der Roman ist kurz, aber kompakt. Tatsächlich wird nicht mehr Raum für diese Geschichte benötigt. Eine gute schriftstellerische Leistung der Autorin Elisabeth R.Hager und ein Roman, den man weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 13.01.2019

Intrigen in dunklen Zeiten

Die Farben des Feuers
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Eine bewährte Methode des preisgekrönten französischen Schriftstellers Pierre Lemaitre ist, am Anfang eine imposante, aufwändige Passage zu stellen. Ein Ereignis, das die kommenden Seiten des Romans und ...

Eine bewährte Methode des preisgekrönten französischen Schriftstellers Pierre Lemaitre ist, am Anfang eine imposante, aufwändige Passage zu stellen. Ein Ereignis, das die kommenden Seiten des Romans und die das Schicksal der Figuren mitbestimmen werden. In Die Farben des Feuers ist eine eine Beerdigung eines Bankiers und der Sturz seines Enkels Paul. Diese Passage ist offensichtlich konstruiert, das war bei Lemaitres früheren Romanen (opfer, Drei Tage und ein Leben) auch schon so. Bei Lemaitre funktioniert diese Schreibmethode. Weniger sorgfältigen Autoren würde ich das nicht empfehlen.

Die Farben des Feuers ist ambitioniert und zeigt eine großbürgerliche Familie im vornehmen Haus Pericourt in Paris, ein Gesellschaftsportrait ab 1927, das sich über einige Jahre erstreckt.
Hauptfiguren sind Madeleine, die Tochter des Bankiers und ihr Sohn Paul, der im Rollstuhl sitzt. Dann gibt es noch das Personal und Madeleines geschäftliche Berater sowie der Hauslehrer Andre, der Journalist werden möchte sowie Onkel Charles. Schon bald wird das Leben aller von Intrigen bestimmt und die Zeiten werden immer düsterer. Schließlich wird Madeleine um all ihr Geld gebracht. Wechselhafte Jahre folgen.

Ein Roman mit Komplexität und starke Figuren, jeoch nicht ohne Schwächen,die sensibel dargestellt werden.

Veröffentlicht am 12.01.2019

Als Thriller schwerfällig, als Roman gelungen

Ich bringe dir die Nacht
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„Ich bringe dir die Nacht“ von Catherine Ryan Howard hat einen spannenden Beginn, wird zur Mitte hingegen jedoch etwas schwerfällig und die Spannung kann nicht durchgehend in vollem Maße aufrecht erhalten ...

„Ich bringe dir die Nacht“ von Catherine Ryan Howard hat einen spannenden Beginn, wird zur Mitte hingegen jedoch etwas schwerfällig und die Spannung kann nicht durchgehend in vollem Maße aufrecht erhalten bleiben.

Die Ausgangsposition, das jemand als Serienmörder (möglicherweise) unschuldig einsitzt, gab es schon öfter. Auch das eine weitere Person erst an die Schuld glaubt, dann aber bei der Auflösung mitwirkt. Alison war Wills Freundin, bis er als Mörder verhaftet wurde. 10 Jahre später geschehen wieder Morde und es ist Alison, die Will, der in der psychiatrischen sitzt, sprechen möchte.

Der Roman ist meiner Meinung nach mehr als nur ein konventionellen Thriller und wie es den Protagonisten ergeht, interessiert einen.

Es gibt Handlungsebenen heute und in der Vergangenheit, vor 10 Jahren. Das ist gut gemacht und funktioniert, um die Geschichte zu erzählen. Den Figuren bleibt man als Leser leider teilweise distanziert. Das gilt weniger der Protagonistin Alison als z.B. Liz oder Will. Aber letztlich ist Will die meiste Zeit eingesperrt, doch auch in den Vergangenheitsszenen überzeugt er mich als Figur nicht so ganz. Erst ganz am Schluß bekommt man einen Schlüssel zu seinem Charakter und auch das hat die Autorin geschickt gemacht.

Als Thriller ragt das Buch nicht wirklich aus der Masse heraus, als Roman über Menschen, die mit dem Schicksal aus der Vergangenheit hadern, ist der Roman gelungen.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Zeitportrait

Schokolade bei Hanselmann
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Rosetta Loy schreibt in ihrem von Maja Pflug aus dem Italienischen übersetzten, preisgekrönten Roman von einer römischen Familie vor und im zweiten Weltkrieg.
Enrico und seine Frau Isabella haben zwei ...

Rosetta Loy schreibt in ihrem von Maja Pflug aus dem Italienischen übersetzten, preisgekrönten Roman von einer römischen Familie vor und im zweiten Weltkrieg.
Enrico und seine Frau Isabella haben zwei Kinder (Marta, Lorenza) und sind mit Arturo befreundet, der schließlich Isbellas Schwester Margot heiratet.
Rosetta Loy wählt einen Beginn in der Vorkriegszeit, in der Enrico von seinem Kollegen Arturo besucht wird. Sowohl Isabella als auch die Kinder sind verzaubert von ihm. Arturo hat viel Charme und Eigenarten, vielleicht auch Geheimnisse. Es ist eine sorgenfreie Zeit, dominierend die Eindrücke der Kinder. Überwiegend ist die Handlung undramatisch. Aber Arturo ist Jude und bald wird es gefährlich für ihn. Denunzation und Deportation droht. Mit gefälschten Ausweis lebt er unentdeckt und sucht schließlich Zuflucht in der Schweiz.

Sprachlich ist das Buch sehr sorgfältig und effektiv gestaltet, ein Genuß!
Diesem Zauber wird aber auch die dunkle Zeit voller Bedrohung entgegengestellt. Die 1931 geborene Autorin hat die Zeit des Faschismus als Kind erlebt. Vielleicht gelingt ihr deswegen das Zeitportrait so gut.

Veröffentlicht am 08.01.2019

Doggerland

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Eine gute Idee der schwedischen Autorin Marie Adolfsson mit Doggerland einen fiktiven Schauplatz zu erfinden, das öffnet viele Möglichkeiten.
Mit einem Fehltritt der Kriminalkommissarin Karen Eiken Hornby ...

Eine gute Idee der schwedischen Autorin Marie Adolfsson mit Doggerland einen fiktiven Schauplatz zu erfinden, das öffnet viele Möglichkeiten.
Mit einem Fehltritt der Kriminalkommissarin Karen Eiken Hornby beginnt es. Nach einer spontanen Nacht im Hotel mit ihrem Chef Jounas Smeed fährt sie früh morgens durch Doggerland nach Hause. Dabei sieht sie sogar Susanne Smeed, die Frau, die nur Stunden später ermordet wurde und den Fall bildet, in dem Karen dann ermitteln muss. Susanne war außerdem die Exfrau des Polizeichefs.

Die Ermittlung steht dann auch die ganze Zeit im Mittelpunkt.
Weniger gemocht habe ich die Rückblicke ins Jahr 1970. Der Stoff hätte auch komplett in der Gegenwart abgebildet werden können.

Die Dialoge sind gut gemacht. Es gibt dabei aber auch einige Klischees.
Dennoch sind die Dialoge eine Stärke des Buches. Das kommt auch gut im Hörbuch zum tragen. Die Sprecherin Tanja Geke gelingt es gut, die verschiedenen Figuren zu lesen. Sogar einen alten Mann kann sie glaubhaft sprechen oder einen Polizisten mit brummiger Stimme. Tanja Geke ist Expertin als Sprecherin für Krimis und Thriller, zum Beispiel las sie auch schon Romane von Tess Gerritsen, Linda Castillo und Val McDermid. Auch als Synchronsprecherin vieler bekannter, internationaler Schauspielerinnen hat man sie schon oft gehört.
Ihre Stimme passt auch sehr gut zu der ca. 40jährigen Protagonistin. Das verleiht der Figur einen Teil ihrer Persönlichkeit. Ich fand es auch angenehm, eine eher normale Ermittlerin im Mittelpunkt stehen zu sehen und keine von diesen perfekten, superklugen Kommissare oder noch schlimmer die kaputten, die das Krimigenre bevölkern. Karin ist da wesentlich realistischer. Außerdem entwickelt sie sich im Verlauf der Handlung, wird selbstbewusster und steht für sich ein.

Der Mordfall selbst ist eigentlich nicht besonders dramatisch oder spannend. Mich hat das aber nicht gestört, da ich sowieso kein großer Krimi-Fan bin und mich mehr für das drumherum und das Leben in Schweden interessiere.
Auch wenn Doggerland fiktiv ist, bekommt man Lust einmal dahin zu reisen.