Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
online

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2019

Als Thriller schwerfällig, als Roman gelungen

Ich bringe dir die Nacht
0

„Ich bringe dir die Nacht“ von Catherine Ryan Howard hat einen spannenden Beginn, wird zur Mitte hingegen jedoch etwas schwerfällig und die Spannung kann nicht durchgehend in vollem Maße aufrecht erhalten ...

„Ich bringe dir die Nacht“ von Catherine Ryan Howard hat einen spannenden Beginn, wird zur Mitte hingegen jedoch etwas schwerfällig und die Spannung kann nicht durchgehend in vollem Maße aufrecht erhalten bleiben.

Die Ausgangsposition, das jemand als Serienmörder (möglicherweise) unschuldig einsitzt, gab es schon öfter. Auch das eine weitere Person erst an die Schuld glaubt, dann aber bei der Auflösung mitwirkt. Alison war Wills Freundin, bis er als Mörder verhaftet wurde. 10 Jahre später geschehen wieder Morde und es ist Alison, die Will, der in der psychiatrischen sitzt, sprechen möchte.

Der Roman ist meiner Meinung nach mehr als nur ein konventionellen Thriller und wie es den Protagonisten ergeht, interessiert einen.

Es gibt Handlungsebenen heute und in der Vergangenheit, vor 10 Jahren. Das ist gut gemacht und funktioniert, um die Geschichte zu erzählen. Den Figuren bleibt man als Leser leider teilweise distanziert. Das gilt weniger der Protagonistin Alison als z.B. Liz oder Will. Aber letztlich ist Will die meiste Zeit eingesperrt, doch auch in den Vergangenheitsszenen überzeugt er mich als Figur nicht so ganz. Erst ganz am Schluß bekommt man einen Schlüssel zu seinem Charakter und auch das hat die Autorin geschickt gemacht.

Als Thriller ragt das Buch nicht wirklich aus der Masse heraus, als Roman über Menschen, die mit dem Schicksal aus der Vergangenheit hadern, ist der Roman gelungen.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Zeitportrait

Schokolade bei Hanselmann
0

Rosetta Loy schreibt in ihrem von Maja Pflug aus dem Italienischen übersetzten, preisgekrönten Roman von einer römischen Familie vor und im zweiten Weltkrieg.
Enrico und seine Frau Isabella haben zwei ...

Rosetta Loy schreibt in ihrem von Maja Pflug aus dem Italienischen übersetzten, preisgekrönten Roman von einer römischen Familie vor und im zweiten Weltkrieg.
Enrico und seine Frau Isabella haben zwei Kinder (Marta, Lorenza) und sind mit Arturo befreundet, der schließlich Isbellas Schwester Margot heiratet.
Rosetta Loy wählt einen Beginn in der Vorkriegszeit, in der Enrico von seinem Kollegen Arturo besucht wird. Sowohl Isabella als auch die Kinder sind verzaubert von ihm. Arturo hat viel Charme und Eigenarten, vielleicht auch Geheimnisse. Es ist eine sorgenfreie Zeit, dominierend die Eindrücke der Kinder. Überwiegend ist die Handlung undramatisch. Aber Arturo ist Jude und bald wird es gefährlich für ihn. Denunzation und Deportation droht. Mit gefälschten Ausweis lebt er unentdeckt und sucht schließlich Zuflucht in der Schweiz.

Sprachlich ist das Buch sehr sorgfältig und effektiv gestaltet, ein Genuß!
Diesem Zauber wird aber auch die dunkle Zeit voller Bedrohung entgegengestellt. Die 1931 geborene Autorin hat die Zeit des Faschismus als Kind erlebt. Vielleicht gelingt ihr deswegen das Zeitportrait so gut.

Veröffentlicht am 08.01.2019

Doggerland

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
0

Eine gute Idee der schwedischen Autorin Marie Adolfsson mit Doggerland einen fiktiven Schauplatz zu erfinden, das öffnet viele Möglichkeiten.
Mit einem Fehltritt der Kriminalkommissarin Karen Eiken Hornby ...

Eine gute Idee der schwedischen Autorin Marie Adolfsson mit Doggerland einen fiktiven Schauplatz zu erfinden, das öffnet viele Möglichkeiten.
Mit einem Fehltritt der Kriminalkommissarin Karen Eiken Hornby beginnt es. Nach einer spontanen Nacht im Hotel mit ihrem Chef Jounas Smeed fährt sie früh morgens durch Doggerland nach Hause. Dabei sieht sie sogar Susanne Smeed, die Frau, die nur Stunden später ermordet wurde und den Fall bildet, in dem Karen dann ermitteln muss. Susanne war außerdem die Exfrau des Polizeichefs.

Die Ermittlung steht dann auch die ganze Zeit im Mittelpunkt.
Weniger gemocht habe ich die Rückblicke ins Jahr 1970. Der Stoff hätte auch komplett in der Gegenwart abgebildet werden können.

Die Dialoge sind gut gemacht. Es gibt dabei aber auch einige Klischees.
Dennoch sind die Dialoge eine Stärke des Buches. Das kommt auch gut im Hörbuch zum tragen. Die Sprecherin Tanja Geke gelingt es gut, die verschiedenen Figuren zu lesen. Sogar einen alten Mann kann sie glaubhaft sprechen oder einen Polizisten mit brummiger Stimme. Tanja Geke ist Expertin als Sprecherin für Krimis und Thriller, zum Beispiel las sie auch schon Romane von Tess Gerritsen, Linda Castillo und Val McDermid. Auch als Synchronsprecherin vieler bekannter, internationaler Schauspielerinnen hat man sie schon oft gehört.
Ihre Stimme passt auch sehr gut zu der ca. 40jährigen Protagonistin. Das verleiht der Figur einen Teil ihrer Persönlichkeit. Ich fand es auch angenehm, eine eher normale Ermittlerin im Mittelpunkt stehen zu sehen und keine von diesen perfekten, superklugen Kommissare oder noch schlimmer die kaputten, die das Krimigenre bevölkern. Karin ist da wesentlich realistischer. Außerdem entwickelt sie sich im Verlauf der Handlung, wird selbstbewusster und steht für sich ein.

Der Mordfall selbst ist eigentlich nicht besonders dramatisch oder spannend. Mich hat das aber nicht gestört, da ich sowieso kein großer Krimi-Fan bin und mich mehr für das drumherum und das Leben in Schweden interessiere.
Auch wenn Doggerland fiktiv ist, bekommt man Lust einmal dahin zu reisen.

Veröffentlicht am 06.01.2019

Plädoyer für die Vernunft beim Essen

No time to eat
0

Die Problematik, die dieses Buch thematisiert, ist mir auch nicht gerade unbekannt.
Fertigessen und offensichtliche ungesunde Lebensmitteln sind mir nicht fremd, aber es bedeutet Aufwand, sich die gesünderen ...

Die Problematik, die dieses Buch thematisiert, ist mir auch nicht gerade unbekannt.
Fertigessen und offensichtliche ungesunde Lebensmitteln sind mir nicht fremd, aber es bedeutet Aufwand, sich die gesünderen Gerichte zusammenzustellen und ggf. zu kochen.
Das Buch gibt einige Tipps und ist stellenweise auch sehr informativ. Zum Beispiel die kritischen Worte zu Light-Produkten und Süßstoffe.
Besonders auch der Abschnitt über Clean eating ist einleuchtend und auch die genannten Alternativen erscheinen durchaus möglich.
Auch die beschriebene Rosinenübung ist glaubhaft.
Das schlimme am ungesunden essen ist oft, dass man sich dann nicht mal Zeit nimmt, das Essen zu genießen und stattdessen in Eile auch noch nur reinstopft.

Das man mehr Wasser trinken sollte, ist nicht anzuzweifeln. Das Wasser dafür aufzupimpen, z.B. mit Zitrone, sollte möglich sein.
Bei dem Abschnitt Do´s und Don´ts am Bahnhof habe ich mich aber gewundert.

Was mich am Buch irritierte war, wie die Autorin einen immer direkt anspricht, als würde man sich kennen. Das ist nicht mein bevorzugter Stil, aber auch nicht so schlimm.

Den Hinweis, sich zu orientieren, kann man sich zu Herzen nehmen.

Veröffentlicht am 30.12.2018

Verlorene Kindheit

Die verlorene Schwester
0

Zwei Handlungsebenen werden zeitlich versetzt erzählt und ergänzen sich sinnvoll. Das ist geschickt gemacht.
2008: Die 35jährige Investmentbankerin Anna erfährt spät, dass sie adoptiert wurde. Sie beginnt ...

Zwei Handlungsebenen werden zeitlich versetzt erzählt und ergänzen sich sinnvoll. Das ist geschickt gemacht.
2008: Die 35jährige Investmentbankerin Anna erfährt spät, dass sie adoptiert wurde. Sie beginnt über ihre Herkunft und ihre Mutter zu forschen. Doch das wird nicht einfach.

Ab 1969: Die Schwestern Lena und Marie wurden von ihrer Mutter und schließlich auch voneinander getrennt. Für Lena folgt ein Leben als Verdingkind. Das bedeutet für die Kinder, ausgenutzt zu werden, harte Arbeit und manchmal wurden sie auch missbraucht. Sie zählten nichts und niemand setzt sich für sie ein. Eine Tatsache, die schockiert. Im Mittelalter hatten Kinder kaum Rechte, das es aber noch in den siebziger Jahren in einem Land wie der Schweiz zu solchen Verfehlungen gekommen war, schockiert.
Unrecht, das noch nicht so lange zurückliegt. Es ist wichtig, darüber zu schreiben!

Erwähnen möchte ich auch noch das motivisch wie farblich schön gemachte Cover, das gut zur Stimmung des Romans passt, die zwar einerseits wegen dem Schicksal der Kinder bedrückend ist, aber durch die Figuren doch noch eine positive Prägung besitzt.
Die Geschichte wird in einem geschmeidigen Stil erzählt und ist deshalb gut lesbar.