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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2018

Episch und wuchtig!

Der Wilde
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Der Wilde ist ein imposanter, bemerkenswerter Koloss von Roman, der mich sofort gepackt hat, wie lange kein Buch mehr. Der Roman lässt sich gut lesen, enthält aber ab und zu auch einmal sprachliche Spielereien ...

Der Wilde ist ein imposanter, bemerkenswerter Koloss von Roman, der mich sofort gepackt hat, wie lange kein Buch mehr. Der Roman lässt sich gut lesen, enthält aber ab und zu auch einmal sprachliche Spielereien und kulturwissenschaftlich Ausflüge (z.B. einmal über den Schriftsteller Martin Luis Guzmann und Pancho Villa), die als Gleichnisse für die Romanhandlungen dienen.

Icherzähler und Protagonist ist der junge Juan, der das Pech hat, sowohl seinen Bruder zu verlieren, der ermordet wurde, als auch seine Eltern, die tödlich verunglücken. Das sind zu viele Schicksalsschläge auf einmal.
Er ist als 17jähriger alleine mit den verbleibenden Haustieren und seiner Wut und Hass auf den Mörder seines Bruders. Gleichzeitig quält ihn Eifersucht, da seine Freundin auch mit anderen Männern schläft. Perfekt ist in diesem Buch niemand, auch Juan schleppt Schuld mit sich.
Juan erzählt seine Kindheit und Jugend in den sechziger/siebziger Jahren ausführlich. Ein Wendepunkt erfolgt, als er einen aggressiven Wolfshund aufnimmt, der sich dann sogar als reinrassiger Wolf entpuppt. Ihn zu zähmen ist ein schwieriger Akt, der auch zu einem Kampf mit seinem eigenen Inneren wird. Es wird eine Geschichte von Rache und Überwindung!
Seine Emotionen sind zwingend geschildert, man kann sich ihnen als Leser nur schwer entziehen.

Eine schöne Idee des Autors ist es, zwischendurch eine Parallelhandlung um einen weiteren Wolf zu erzählen. Da geht es dann auch um die Menschen, die sich mit diesem Wolf auseinandersetzen, zuerst der Inuit Amaruq, später Robert und seine Familie. Schließlich werden beide Handlungsstränge geschickt zusammengeführt.

Guillermo Arriaga ist ein Filmschaffender, der als Drehbuchautor und Regisseur Erfolge hatte. Da wundert es nicht, dass seine wuchtige Sprache bildhaft und eindrucksvoll wirkt.

Veröffentlicht am 12.11.2018

Ein ganzes, langes Leben

Der Klang eines ganzen Lebens
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Der Originaltitel lautet schlicht Fabro und stellt somit die Hauptfigur namens Fabro in den Mittelpunkt. Es ist ein einfach gehaltener Stil, den der italienische Autor bwusst anwendet. Dadurch wird die ...

Der Originaltitel lautet schlicht Fabro und stellt somit die Hauptfigur namens Fabro in den Mittelpunkt. Es ist ein einfach gehaltener Stil, den der italienische Autor bwusst anwendet. Dadurch wird die Sprache noch nicht schlicht, im Gegenteil. Da Emotionen das Buch durchziehen und da Fabro eine so gefühlvolle Figur ist, wirkt die Sprache reichhaltig. Es gibt auch bildhaft starke Beschreibungen.
Passend zm deutschen Titel wird tatsächlich das ganze, langes Leben eines Mannes in einem Bergdorf in den Dolomiten gezeigt. Ein Schmied, weil sein Vater einer war, aber auch künstlerisch veranlagt und sehr musikalisch.
Fabro, 1925 geboren, durchlebt auch schwere Zeiten, z.B. in den Kriegsjahren, als sein Vater starb, wofür er sich schuldig fühlt. Es gibt einiges tragisches ins einem Leben.Doch die Liebe zu Rina ist sein Lichtblick.
Es gibt weitere, noch nicht ins Deutsche übersetzte Romane von Francesco Vidotto auf die man hoffen kann. Ich werde dann bedenkenlos wieder zugreifen.

Veröffentlicht am 06.11.2018

Mittelmaß

Du bist mein Licht
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June ist verlobt, freut sich auf die Hochzeit mizt ihrem langjährigen Freund Casper. Aber es gibt auch Momente, in denen sie Panikattacken bekommt und die Vergangenhiet sie quält. Das liebt vor allem an ...

June ist verlobt, freut sich auf die Hochzeit mizt ihrem langjährigen Freund Casper. Aber es gibt auch Momente, in denen sie Panikattacken bekommt und die Vergangenhiet sie quält. Das liebt vor allem an einem Verlust. Ihre Schwester mit 19 Jahren gestorben, wahrscheinlich Suizid.

Die Handlung springt ständig vor und zurück. Das ist natürlich eine geeignete Erzählmethode für einen anspruchsvollen Roman, aber man sollte auch die dazu passende Sprache haben. Mit diesem permanenten Betroffenheitston wird es anstrengend.

Nach einem Unfall liegt June im Koma, erlebt aber im geistigen Zustand mit, was ihre Familie und Casper bewegt.
Solche Außerkörper-Erfahrungen waren schon oft Gegenstand von Romanen und Filmen, und meist wurde es besser umgesetzt als hier.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Wohlfühlbuch

Der Winter der Wunder
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Katherine, durchgängig von ihren Freunden K.O. genannt, ist eine temperamentvolle Frau, die nicht zögert, deutlich ihre Meinung zu sagen. Besonders zu dem Kinderpsychologen Wynn Jeffries, Er betont in ...

Katherine, durchgängig von ihren Freunden K.O. genannt, ist eine temperamentvolle Frau, die nicht zögert, deutlich ihre Meinung zu sagen. Besonders zu dem Kinderpsychologen Wynn Jeffries, Er betont in seinem Buch die Freiheit des Kindes und lehnt es ab, den Kindern vorzumachen, es gäbe den Weihnachtsmann. Für Katherine ist das nicht akzeptabel. Die beiden prallen in einem heftigen Wortgefecht aufeinander, aber dann entsteht auch eine Anziehungskraft zwischen ihnen.

Der Konflikt pro- oder Anti-Weihnachten bleibt aber zunächst.
Dann gibt es noch den Aspekt, dass Katherine für ihre Freunde oder auch gegen Bezahlung Weihnachtsbriefe schreibt, wobei sie die Realität ganz schön zusammenbiegt und beschönigt. Leider wird dieses Thema später im Roman zugunsten der Beziehungsgeschichte vernachlässigt, dabei hätte es da noch einiges an Potential für die Geschichte gegeben.

Debbie Macomber schreibt schon lange romantische Romane, die nebenbei einen kleinen Einblick in den gesellschaftlichen Zustand der USA zeigen. Einigermaßen konservativ, aber gemäßigt. Manchmal erinnern mich Passagen an die Serie Gilmore Girls, insbesondere beim Einsatz skuriller Nebenfiguren, z.B. Katherines Nachbarin LaVonne, die glaubt das zweite Gesicht zu haben und im Katzenstreu gesehen hat, dass Katherine und Wynn ein Paar werden.
Einige Szenen wirken aber auch überzogen und reichen ins Comichafte.

Debbie Macomber wurde auch bereits verfilmt, z.B. mit ihrer Cedar Cove-Serie.
Der Winter der Wunder, im Original Christmas Letters, ist aber der Blossom Street-Serie zuzuordnen.

Der Winter der Wunder ist sicher ein geeigneter Roman, sich auf Weihnachten einzustimmen. Er hat einen originelle Grundidee. Er ist einfach geschrieben, besitzt aber Humor, liebenswerte Charaktere und einen geschmeidigen Stil.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Klare Worte

Haymatland
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Dunja Hayali, bekannt durch Moma und ihre eigene Talkshow, zuletzt auch Moderation im Sportstudio, schreibt über ein wichtiges Thema in großer Klarheit. Dem Heimatbegriff, die Integration und die Frage, ...

Dunja Hayali, bekannt durch Moma und ihre eigene Talkshow, zuletzt auch Moderation im Sportstudio, schreibt über ein wichtiges Thema in großer Klarheit. Dem Heimatbegriff, die Integration und die Frage, die den Untertitek des Buches ergab: Wie wollen wir zusammenleben?

Hayali bringt es messerscharf auf den Punkt. Sie erläutert auch das Dilemma, in dem die Journalisten stehen.

Doch zunächst erfährt man ein wenig von ihren Wurzeln, wie ihre Eltern, die aus dem Irak stammen, über Wien nach Deutschland kommen.Auch ihren Werdegang schildert sie.
Man erfährt von den krassen Hassbrefen und Beleidgungen sogar Bedrohungen gegen sie. Hayali wird sehr deutlich, ihre Antwort ist die Bereitschaft zum Dialog.