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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2018

melancholisch-gefühlvoll

Das Leuchten unserer Träume
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Die britische Schriftstellerin Dani Atkins ist damit erfolgreich, gefühlvolle Unterhaltungsromane mit Tiefgang zu schreiben, dazu eine Prise Melancholie. Das gilt auch für ihren neuen Roman Das Leuchten ...

Die britische Schriftstellerin Dani Atkins ist damit erfolgreich, gefühlvolle Unterhaltungsromane mit Tiefgang zu schreiben, dazu eine Prise Melancholie. Das gilt auch für ihren neuen Roman Das Leuchten unserer Träume. Ein Titel übrigens ohne großen Sinn oder Bezug zum Inhalt.

Sophie lebt allein, wenn man von ihrem Kater absieht. Aufgrund des frühen Todes ihres Bruders ist ein Trauma geblieben, vielleicht mit ein Grund für ihre Bindungsangst. Im Augenblick der Gefahr und Not begegnet sie einem Mann, der ihr hilft. Ben rettet sie aus dem Feuer und nimmt sie später bei sich auf.

Erzählt wird strikt aus Sicht von Sophie. Deswegen fällt es es anfangs schwer, Ben richtig einzuschätzen. Er ist ein Mann, der es als seine Pflicht ansieht, anderen zu helfen. Daher besteht sein Freundeskreis aus Menschen, die angeschlagen sind und denen Ben als Anker gilt.
Als Leser ahnt man schließlich früher als Sophie, was mit Ben los ist und manchmal ärgert man sich über Sophie, dass sie die Zeichen nicht erkennt. Sie ist sympathisch, aber auch leicht egoistisch und gelegentlich zu ängstlich. Das kann nerven. Aber Ben und Sophie sind ein Paar, dem man Glück wünscht.

Ob Dani Atkins die dünne Grenze zum Kitsch manchmal überschreitet oder nicht, bleibt der Lesart des Lesers überlassen. Es ist auf jeden Fall ein gut zu lesender Roman, von dem man sich kaum losreißen kann.

Veröffentlicht am 20.10.2018

misslungen

All die schönen Tage
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Es handelt sich um einen Roman um eine schwierige Liebesbeziehung, die ihren Anfang in der Schule zwischen zwei Jugendlichen nahm und abrupt endete und erst 15 Jahre später fortgesetzt wurde. Warum Stella ...

Es handelt sich um einen Roman um eine schwierige Liebesbeziehung, die ihren Anfang in der Schule zwischen zwei Jugendlichen nahm und abrupt endete und erst 15 Jahre später fortgesetzt wurde. Warum Stella den egoistischen Max liebt bleibt im Dunkeln, er behandelt sie jedenfalls nicht gerade gut. An eine wertvolle, dauerhafte Beziehung kann man nicht glauben.

Die Handlung ist leider sehr wirr strukturiert, mit Rückblicken, die die Geschichte nicht weiter bringen. Manche wichtige Passagen werden beiläufig geschildert und nicht groß weiter ausgebaut.
Zwischendurch gibt es tagebuchähnliche Eintragungen auf Zetteln, die die Protagonistin in einer Box sammelt. Diese Eintragungen sind von einer Naivität geprägt, die störend auf den Leser wirkt. Auch sind die Figuren und ihre Emotionen manchmal nur schwer nachzuvollziehen. Stella ist für mich keine glaubwürdige Ärztin, sie hat immer noch etwas unreifes an sich.

Das Thema alte Schuld und wie damit umgehen, hätte interessant sein können, wird jedoch überraschenderweise kaum logisch umgesetzt.

All die schönen Tage von Julia Kaufhold ist leider ein völlig verunglücktes Buch!

Veröffentlicht am 18.10.2018

lesenswert

Gehen. Weiter gehen
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Erling Kagges Buch „Stille“ von 2017 war ein beeindrucktes Werk und „Gehen. Weiter gehen“ ist praktisch die Fortsetzung davon.
Kagge nutzt einen philosophischen Ansatz, um den Wert des Gehens (uns was ...

Erling Kagges Buch „Stille“ von 2017 war ein beeindrucktes Werk und „Gehen. Weiter gehen“ ist praktisch die Fortsetzung davon.
Kagge nutzt einen philosophischen Ansatz, um den Wert des Gehens (uns was dazu gehört, z.B. das Sehen und Bemerken des Weges) zu erläutern. Er kann Heidegger zitieren, aber eindringlicher sind die Erkenntnisse, die er selbst erlebt hat. Beispiel: „Hier habe ich mich schon einmal verirrt, ich weiß jetzt, wo wir sind.“

Ich teile in Ansätzen seine Auffassung, dass das Gehen wichtiger ist als das Ankommen, im Sinne der Weg ist das Ziel.

Den Bezug zu Robert Walsers Der Sparziergang, ein wichtiger Text, finde ich naheliegend, ebenso wie zu James Joyce Ullysses.
Für Kagge ist es auch normal, auf zeitgenössische Zitate zu reagieren, z.B. Milan Kunderas Die Langsamkeit.
Es folgen noch viele Zitate aus der Literatur, die letztlich Teil des Lesevergnügens werden. Bis zu einem gewissen Grade folge ich offenbar Erling Kagges Literaturgeschmack.
Das Buch vermittelt etwas und es ist wirklich lesenswert.

Veröffentlicht am 18.10.2018

Debüt

Nach mir die Flut
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Nach mir die Flut von Sarah Perry hat ein ansprechendes Cover und einen einladenden Klappentext. Das Buch ist in der Tradition englischer Schauergeschichten geschrieben, genauso geheimnisvoll, aber im ...

Nach mir die Flut von Sarah Perry hat ein ansprechendes Cover und einen einladenden Klappentext. Das Buch ist in der Tradition englischer Schauergeschichten geschrieben, genauso geheimnisvoll, aber im modernen Gewand. Dabei hat man manchmal das Gefühl, dass die Figuren aus der Zeit gefallen sind. Auch das obligatorische Herrenhaus wird natürlich genutzt.

Solche Motive gab es schon öfter und eigentlich müsste man sich etwas besonders originelles einfallen lassen, um mit dieser Masche noch zu punkten. Bei Sarah Perry ist es vielleicht der geschmeidige Schreibstil und die Dialoge, weniger aber die Charakterisierung der Figuren. Manche, einschließlich der Hauptfigur John Cole, erscheinen profillos.

Es ist die Frage, ob der Debütroman in Deutschland vermarktbar gewesen wäre, wenn Sarah Perry nicht den großen Erfolg mit Die Schlange von Essex gehabt hätte. Mit kommt das Buch überwiegend belanglos vor.

Veröffentlicht am 14.10.2018

Tag des Verstehens

Das reife Mädchen
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Das reife Mädchen ist eine traurige Geschichte, die die Folgen von Missbrauch von Kindern zeigt.
Während im Mittelpunkt ein Abendessen einer Frau mit ihrem neuen Freund Antonio steht, der dabei ihre13jährigen ...

Das reife Mädchen ist eine traurige Geschichte, die die Folgen von Missbrauch von Kindern zeigt.
Während im Mittelpunkt ein Abendessen einer Frau mit ihrem neuen Freund Antonio steht, der dabei ihre13jährigen Tochter Maria kennenlernt, erfährt man zwischendurch viel von den vergangenen Ereignissen.
Das gipfelt darin, dass sich ein Vater an seiner 6jährigen Tochter vergangen hat. Maria gilt aufgrund ihres Verhaltens daher als verhaltensgestört, ihre Mutter will nichts davon wahrhaben. Erst Jahre später beobachtet sie Marias Wirkung auf Antonio und versteht.

Die italienische Autorin Anna Giurickovic Dato zeigt diesen Prozess eindringlich und und mit scharfsinnigen stilistischen Mitteln.