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Veröffentlicht am 24.08.2018

sensibel erzähltes Buch

Das Vogelhaus
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Das Vogelhaus der niederländischen Autorin Eva Meijer ist ein kleiner, aber feiner Roman über eine reale Frau, die sich für Vögel interessierte und über sie schrieb. Len Howard.

Man könnte sich wundern, ...


Das Vogelhaus der niederländischen Autorin Eva Meijer ist ein kleiner, aber feiner Roman über eine reale Frau, die sich für Vögel interessierte und über sie schrieb. Len Howard.

Man könnte sich wundern, warum diese Frau sich für Vögel wohl mehr interessierte als für Menschen, doch schnell wird klar, welche Persönlichkeiten die Vögel doch haben. Mit den Meisen Glatzköpfchen und Sternchen folgt man über Jahren den intelligenten Tieren.

Der Text wechselt kapitelweise ab zwischen dem Leben von Len Howard,ab 1900 über viele Jahrzehnte hinweg und den Passagen dazwischen, die sich der Entwicklung der Tiere widmet und ihre Zutraulichkeit zeigt, die Len Howard letztlich als Freundschaft empfindet.

Ich habe das ruhig und sensibel geschriebene Buch sehr genossen!

Veröffentlicht am 20.08.2018

Die Cazalets

Die Jahre der Leichtigkeit
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Ein gewaltiges Taschenbuch mit bemerkenswert gut gezeichneten Cover.
Was für ein enormes Buch schon dieser erste Teil der englischen Familiensaga wird, das zeigt schon der Stammbaum und die umfangreiche ...

Ein gewaltiges Taschenbuch mit bemerkenswert gut gezeichneten Cover.
Was für ein enormes Buch schon dieser erste Teil der englischen Familiensaga wird, das zeigt schon der Stammbaum und die umfangreiche Liste mit dem Romanpersonal.Davon wird man am Anfang nahezu erschlagen. Geübte Leser von Büchern dieser Art werden damit umgehen können. Es sind vier Geschwister in der reichen Familie Cazalet (Hugh, Edward, Rachel und Rupert) und ihre Frauen und Kinder. Abwechselnd werden verschiedene Figuren gezeigt. Richtig sympathsich wirken sie zunächst nicht, da sie in ihrem Auftreten manchmal herrisch gezeigt werden, am sensibelsten kommen mir die Kinder vor, Louise und Polly.
Mit der Zeit beginnt man sich für die Figuren zu interessieren.
Ein Ueitgefühl der späten dreißiger jahre entsteht schnell, zum Beispiel auch, indem Filme mit Schauspielerinnen wie Norma Searer oder Bücher von Somerset Maugham, A.J.Cronin, Margaret Mitchell und anderen erwähnt werden. Aber auch detailreiche Beschreibungen der Häuser und Zimmer, der Kleider, wie gekocht und gegessen wird und natürlich wie miteinander geredet wird.
Diese Detailbeschreibungen gehören zu den Stärken von Elizabeth Jane Howard.
Geschrieben hat sie das Buch 1990, doch der Stil kommt mir gewollt altmodischer vor. So ähnlich hat schon ein Schriftsteller wie John Galsworthy (Die Forsyte-Saga) geschrieben. Der hat immerhin den Literaturnobelpreis bekommen.

Im zweiten Teil sind die Jahre der Leichtigkeit schon bald am Schwinden, den der zweite Weltkrieg kündigt sich schon an. Das beunruhigt auch die Familie.
Eigentlich bin ich keine großer Leser von Familiensagas, aber wenn der nächste Roman der Reihe erscheint lese ich vielleicht weiter.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Mathinna

Begehren
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Booker-Award-Preisträger Richard Flanagan geht in seinem Roman Begehren in das 19 Jahrhundert zurück und stellt es in zwei Handlungssträngen sehr intensiv und streckenweise düster-atmosphärisch dar.

Eine ...

Booker-Award-Preisträger Richard Flanagan geht in seinem Roman Begehren in das 19 Jahrhundert zurück und stellt es in zwei Handlungssträngen sehr intensiv und streckenweise düster-atmosphärisch dar.

Eine der Hauptfiguren ist erstaunlicherweise der englische Schriftsteller Charles Dickens, berühmt durch seine Romane David Copperfield und Oliver Twist. Er ist in London.
In der anderen Handlungsebene sind in Tasmanien Sir John Franklin und Lady Jane, die ein Kind adoptieren. Das Waisenkind Mathinna wollen sie nach ihren Vorstellungen formen und beachten nicht ihre kulturelle Herkunft als Aborigine.
Eine schlimme Nebenerscheinung des Kolonialismus.

Weder der britische Konteradmiral und Polarforscher John Franklin noch Charles Dickens sind in diesem Buch besonders sympathsiche Figuren, im Gegenteil.
Das macht das Lesen des Buches nicht immer einfach, zumal die Handlung auch in den Zeiten oft wechselt.
Auch Mathinna war eine realistische Figur. Ihr Schicksal tut mir sehr leid, leider wird fast nie aus ihrer Sicht geschrieben. Das Lesen ist daher nicht unbedingt ein Genuß, aber die Form funktioniert und das Thema ist wichtig genug, dass darüber geschrieben wird.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Husch Josten: Land sehen

Land sehen
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Romane über Glauben und Religion in Umgebung eines Klosters sind selten. Man denkt an Umberto Eco, aber wir sind in diesem Buch in der Gegenwart.
Nach vielen Jahren trifft der Ich-Erzähler Hora seinen ...

Romane über Glauben und Religion in Umgebung eines Klosters sind selten. Man denkt an Umberto Eco, aber wir sind in diesem Buch in der Gegenwart.
Nach vielen Jahren trifft der Ich-Erzähler Hora seinen Onkel Georg wieder, der überraschenderweise Mönch geworden ist. Hora kennt ihn nur als weltoffenen Mensch und jetzt gehört Georg zu den Pius-Brüdern, der erzkonservativen Traditionalisten.
Hora beginnt darüber nachzudenken und versucht zu verstehen, was Georg dazu bewegt hat. Er besucht sogar für 3 Tage ein Kloster. Gerade in diesen Passagen gibt es sehr schöne Beschreibungen und Husch Jostens ruhiger Stil entfaltet sich.

Ein Großteil der Handlung nehmen Horas Überlegungen und Gedanken ein. Fast ist es überraschend, dass sich das Buch in der zweiten Hälfte doch noch in eine Familiengeschichte entwickelt und sogar zurück in die Zeit vor Georgs Geburt geht. Die dreißiger, vierziger Jahre in Deutschland beinhaltet ein Familiengeheimnis, über das nicht gesprochen wurden. Hier möchte ich aber besser nicht zu viel verraten.

„Land sehen“ ist ein lesenswerter Roman!

Veröffentlicht am 17.08.2018

Liebesgeschichte aus dem 18 Jahrhundert

Königskinder
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Alex Capus neuer Roman ist zwar kurz, aber es steckt, wie von diesem Autor gewohnt viel drin!
Das Buch ist einerseits dialogbetont, mit einigem Wortwitz, andererseits ist auch ein groß angelegter erzählerischer ...

Alex Capus neuer Roman ist zwar kurz, aber es steckt, wie von diesem Autor gewohnt viel drin!
Das Buch ist einerseits dialogbetont, mit einigem Wortwitz, andererseits ist auch ein groß angelegter erzählerischer Ansatz vorhanden.

Gegenwart: Max und Tina bleiben mit ihrem Auto im Schnee der Berge stecken. Eine erschreckende Vorstellung für mich, aber die beiden bleiben gefasst. Max beginnt, eine Geschichte zu erzählen.
Es ist 1779. Man lernt Jakob und sein Leben kennen. Und seine Liebe zu Marie. Eine geschickt erzählte und stimmungsvolle Geschichte, die ruhig erzählt wird.
Es stehen ihrer Verbindung aber Widerstände entgegen. Die Königskinder sind ein Kuhhirt und eine Bauerntochter. Das ist ein erheblicher Standesunterschied und Maries Vater ist gegen die Verbindung. Nach nur kurzer Zeit müssen sie sich trennen. Jakob meldet sich für Jahre zum Militärdienst. Aber sie vergessen einander nicht. Sie gehören einfach zusammen.
Es wird eine tiefe und feste Beziehung.
Einn weitere wichtige Figur ist die Prinzessin Elizabeth. Sie wird als Königskind noch sehr wichtig für unsere Königskinder.

Diese Erzählweise funktioniert, da Tina als Zuhörerin zwischendurch Fragen stellt und der Text dadurch reflektiert wird. Diese Erzählform kombiniert mit Alex Capus unaufgeregter Art ergibt einen wirklich schönen Stil, der mir sehr gefällt.