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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2018

Hochkonzentriert

Stille Feinde
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Der amerikanische Schriftsteller Joe Die hat mit Stille Feinde seinen zweiten Roman um die leicht übertrieben wirkende Hauptfigur Isaiah Quintabe geschrieben. Es ist ein geradliniger Thriller, angesiedelt ...

Der amerikanische Schriftsteller Joe Die hat mit Stille Feinde seinen zweiten Roman um die leicht übertrieben wirkende Hauptfigur Isaiah Quintabe geschrieben. Es ist ein geradliniger Thriller, angesiedelt in Los Angeles und Las Vegas und nicht ohne Klischees.

Den ersten Teil (I.Q.) habe ich nicht gelesen und spüre eine Lücke in der frühen Entwicklung des Protagonisten, doch ich denke, dass hat sich im Laufe der Handlung geschlossen.
Isaiah findet heraus, dass sein Bruder Marcus, der vor 8 Jahren starb, in Wirklichkeit ermordet wurde.
Gleichzeitig will er der spielsüchtigen und stark verschuldeten Janine helfen.
Bei Isaiah ist immer ein privater, menschlicher Background involviert, das unterscheidet ihn von klassischen Detektiven. Das Rätsel um den Tod seines Bruders treibt ihn um.

Joe Ide schafft es Atmosphäre zu verbreiten, er setzt auch die Schauplätze ein, z.B. auf Seite 259: “Die Hitzewelle quälte die Stadt, die Gehwege waren verlassen, die Spielplätze und Parks menschenleer. Auf den Freeways kam es zu Prügeleien und für alte Menschen wurden klimatisierte Unterkünfte bereitgestellt.”

Die Intensität nimmt im Verlaufe der Handlung immer mehr zu, oft wird es dramatisch.

Stille Feinde ist ein sehr amerikanischer Roman mit klassischen Hardboiled-Elementen in einem modernen Gewand und hochkonzentriert geschrieben.

Veröffentlicht am 09.06.2018

Familienportrait

Die Unruhigen
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Die erfolgreiche norwegische Schriftstellerin Linn Ullmann ist die Tochter bekannter Persönlichkeiten. Ihre Mutter ist die Schauspielerin Liv Ullmann, ihr Vater war der Regisseur Ingmar Bergmann.
Das spielt ...

Die erfolgreiche norwegische Schriftstellerin Linn Ullmann ist die Tochter bekannter Persönlichkeiten. Ihre Mutter ist die Schauspielerin Liv Ullmann, ihr Vater war der Regisseur Ingmar Bergmann.
Das spielt in diesem Familienroman eine Rolle. Es ist zwar keine direkte Autobiographie, aber fußt doch auf autobiografische Fakten. Im Mittelpunkt sind neben den Erinnerungen an die Kindheit besonders die letzten Monate zwischen Vater und Tochter. Sie haben ein gemeinsames Projekt. Ein Interview, das ein Buch über das Älterwerden werden soll, verteilt auf 6 zweistündige Gespräche.
Diese Form verleiht dem Buch das besondere, wobei Linn Ullmanns behutsame Vorgehensweise beim Portraitieren ihres alten Vaters bemerkenswert ist. Wesentlich ist, dass Linn Ullmann ihre eigene Familiengeschichte romanhaft verarbeitet hat.
Dazu gehören auch ihre Empfindungen als Kind, als sich ihre Eltern trennten und sie mit der Mutter nach New York ging.

Für Leser, die Literatur lieben, ist das Buch sowohl sprachlich als auch inhaltlich sehr ansprechend!

Veröffentlicht am 09.06.2018

Ground Control to Major Tom

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Ein zwiespältiges Buch. Ein Humorvoller Roman, sicherlich. Die verwirrte Gladys und der ruppige Astronaut Tom funktionieren als Team. Aber an der Demenz der alten Dame kann ich nichts lustig finden. Das ...

Ein zwiespältiges Buch. Ein Humorvoller Roman, sicherlich. Die verwirrte Gladys und der ruppige Astronaut Tom funktionieren als Team. Aber an der Demenz der alten Dame kann ich nichts lustig finden. Das Schicksal ihrer Enkel ist traurig.
Die Misanthropie Toms wird jedoch nachvollziehbar, als seine Lebensgeschichte erzählt wird.
Vielleicht hätte der Stoff als ernsthafter Roman besser gewirkt. Die Annäherung Toms an die Familie von Gladys z.B. ist gut gemacht.

Ich hatte mit dem Hörbuch (2 mp3-CDs, ich mag inzwischen Download lieber) begonnen, bin jedoch nach 32 Tracks auf das eBook umgestiegen. Nicht das der Sprecher Simon Jäger so schlecht gewesen wäre, die Passagen mit dem Astronauten sind gut, aber wie er z.B. den 10jährigen James liest, ist nervig und das Lesetempo ist recht langsam, es geht nicht richtig voran. Das Gefühl ist aber auch dadurch bedingt, da es immer wieder Rückblicke auf Toms leben gab.

Fraglos hat der Roman große Qualitäten, z.B. die Dialoge, die skurrilen Figuren und eine gewisse Situationskomik.
Es bleibt auch nicht aus, dass man sich zwischen der Lektüre David Bowies Space Oddity anhört.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Kindheit in der Apartheidszeit

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Es gibt viele bedeutende Romane über die Apartheid in Südafrika, die meistens von Zeitgenossen dieser schlimmen Zeit stammen. Die meisten dieser Autoren sind schon älter. Bianca Marais ist 1976 geboren ...

Es gibt viele bedeutende Romane über die Apartheid in Südafrika, die meistens von Zeitgenossen dieser schlimmen Zeit stammen. Die meisten dieser Autoren sind schon älter. Bianca Marais ist 1976 geboren und kennt daher die Apartheid aus Sicht eines weißen Kindes. Ein schwarzes Hausmädchen kümmerte sich um sie. Diese Erfahrung führte zu diesem Roman.
Die Romanhandlung beginnt in dem Jahr, in dem die Autorin geboren wurde. Es gibt zwei Hauptfiguren. Robin, ein 9jähriges weißes Mädchen, dessen Eltern ermordet wurden und Beauty, die sich als Hausmädchen um sie kümmert. Eigentlich ist Beauty Lehrerin, aber sie ist auf der Suche nach ihrer Tochter, die eine Aktivistin im Kampf gegen das Apartheidsregime ist.
Die Erzählstimme wechselt zwischen Robin und Beauty.
Anfangs merkt man dem Stil noch ein wenig die Creative-Writing-Schulung der Autorin an (z.B. beim Einsatz der imaginären Zwillingsschwester), dadurch kam ich schwer in das Buch rein, aber das gibt sich mit der Zeit. Nachdem Robin und Beauty zusammengekommen waren, bin ich vollends im Buch angekommen.
Als Leser lernt man diese beiden Figuren mit der Zeit gut kennen. Eine Stärke des Romans.
Man kann das Lesen genießen, obwohl es natürlich schreckliche Ereignisse gibt.
Das Finale erscheint mir überhastet und vielleicht nicht ganz glaubwürdig, aber es führt zu einem versöhnlichen Schluss des Buches, mit dem man sehr zufrieden sein kann.
Ich bin gespannt, ob es weitere Romane von Bianca Marais geben wird. Ich hoffe es!

Veröffentlicht am 03.06.2018

Gier nach Blut

BLUT - Der Vampirkiller von Wisconsin
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Blut (Originaltitel: Killing Instinct) von Robert W.Walker ist der erste Teil einer langlebigen US-amerikanischen Thrillerreihe, die sich stark an "Das Schweigen der Lämmer" anlehnt. Das ist nicht überraschend, ...

Blut (Originaltitel: Killing Instinct) von Robert W.Walker ist der erste Teil einer langlebigen US-amerikanischen Thrillerreihe, die sich stark an "Das Schweigen der Lämmer" anlehnt. Das ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass das Buch 1994 nur wenige Jahre nach dem Filmerfolg erschien und das Serienkiller-Genre sich am Beginn einer schnell steigenden Beliebtheit befand.

Dr.Jessica Coran, eine Gerichtsmedizinerin vom FBI steht im Mittelpunkt, es bleibt beim Lesen nicht aus, das man sie sich als Jodie Foster vorstellen kann. Gesucht wird ein Psychopath, der Frauen tötet und ihnen das gesamte Blut abzapft.

Zum FBI-Team gehören Chief Otto Boutine, J.T. und Teresa O`Rourke sowie einige Profiler.
Zwischen Jessica und Boutine besteht ein besonderes Vertrauensverhältnis, und etwas mehr.

Immer wieder gibt es Einblicke in die Gedankenwelt des Psychopathen, der sich selbst gerne Teacher nennt. Er ist vom Blut besessen, lebt in einem Machtwahn, obwohl es deutliche Anzeichen gibt, was für ein kleines Würstchen und gescheiterte Person er wirklich ist. Der Autor schafft eine stimmige Figur und ein passendes Portrait.

Der Schauplatz Wisconsin ist reizvoll, wird aber nach meinem Geschmack zu wenig eingesetzt. Es gibt auch andere Handlungsorte, z.B. Chicago. Der Plot selbst ist nicht so originell und etwas zu routiniert heruntergespult. Man muss den Roman nicht lesen, aber Thrillerfans werden die Lektüre auch nicht bereuen, da es ein wirklich dramatisches Finale gibt.