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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2018

Die Vergangenheit betrachten, wie sie war

Wenn wir wieder leben
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Ein anspruchsvoller Unterhaltungsroman mit interessanten Thema, mit gelungener Figurenentwicklung und in zwei Zeitebenen erzählt.
1968 mit der Studentin Wanda, die plötzlich nach ihrer Herkunft fragt.
Und ...

Ein anspruchsvoller Unterhaltungsroman mit interessanten Thema, mit gelungener Figurenentwicklung und in zwei Zeitebenen erzählt.
1968 mit der Studentin Wanda, die plötzlich nach ihrer Herkunft fragt.
Und dann geht es in die Vergangenheit mit Gundi, Wandas Mutter.
Schauplatz dieses Handlungsstrang in Ostpreußen ist das Seebad Zoppot bei Danzig. Es wird geschildert, wie viel den Bewohnern dieser Ort bedeutete, wie paradiesisch er für Gundi war.

Charlotte Roth ist eine erfahrene Autorin, bei ihr stimmt einfach alles, die Struktur ist sinnvoll und auch Nebenfiguren wird ausreichend Profil verliehen.

Die Fragen der 68ziger Generation rührte bei den Betroffenen alles wieder auf. Das konnte tragische Züge tragen, hatte aber natürlich auch ihre Berechtigung, um das kollektive Schweigen zu brechen.
Manche Passagen sind nicht einfach zu verdauen.

“Wenn wir wieder leben” ist ein lebendiger, hochemotionaler Roman, der den Leser nicht kalt lässt.

Veröffentlicht am 28.06.2018

Viel mehr bekommen als erwartet

Nie wieder Amore!
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Sympathische Figuren, sympathische Geschichte, leicht lesbar!
Als die Apothekerin Monika erfährt, dass ihre ehemalige Liebe Vincenzo als Weinbauer in Sizilien doch noch lebt, reist sie zusammen mit ihrem ...

Sympathische Figuren, sympathische Geschichte, leicht lesbar!
Als die Apothekerin Monika erfährt, dass ihre ehemalige Liebe Vincenzo als Weinbauer in Sizilien doch noch lebt, reist sie zusammen mit ihrem Enkel Jan dahin und macht sich auf die Suche nach ihrer großen Jugendliebe.
Begleitet werden sie von Lena und Francesca, die eine Sprachschule aufmachen wollen.
Die kleine Gruppe, die schnell gute Freunde werden, klappern die Weinberge in Sizilien ab, um Vincenzo finden.
Zwischen der romantischen Lena und dem pedantisch deutschen Jan entwickelt sich mehr als Freundschaft.

Die Cover von Tessa Hennig-Romanen sind immer sehr auffällig und deuten auf Humor. Bei “Nie wieder Amore” finde ich das Cover aber eigentlich nicht passend. Der Roman hat zwar Witz, aber er ist kein Klamauk. Die Dialoge möchte ich ausdrücklich loben.
Die Handlung ist gründlich durchkomponiert, man spürt die Routine einer erfahrenen Autorin.

Für Italien-Fans ist der Roman genau das richtige. Das Land wird sehr reizvoll geschildert.

Veröffentlicht am 28.06.2018

Zeitportrait

Der englische Liebhaber
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Das Buch „Der englische Liebhaber“ hat ein auffälliges, atmosphäreaufbauendes Cover, dass schon einleitet, was der Text umsetzen wird: Ein dichtes Zeitportrait des Nachkriegsdeutschlands.
Die 80jährige ...

Das Buch „Der englische Liebhaber“ hat ein auffälliges, atmosphäreaufbauendes Cover, dass schon einleitet, was der Text umsetzen wird: Ein dichtes Zeitportrait des Nachkriegsdeutschlands.
Die 80jährige Schweizer Autorin Federica de Cesco wählt das zerbombte Münster als Schauplatz der Liebesgeschichte zwischen der jungen Deutschen Anna, die als Übersetzerin arbeitet und den britischen Offizier Jeremy, der auch Geheimdiensttätigkeiten nachgeht. Zwischen ihnen beginnt eine tiefe Liebe, obwohl Jeremy verheiratet ist. Eines Tages kommt es zur Trennung auf Jahre, und Anna ist Schwanger.
Der Clou des Buches ist aber die Erzählweise. Anna stirbt zu Beginn des Buches als alte Frau und ihre Tochter Charlotte liest ihre Tagebücher und die Briefe. Dadurch erfährt sie, und mit ihr der Leser, die ganze Geschichte.

Der Roman hat viele anrührende Momente, zeigt aber auch eine biedere Gesellschaft, die ein unehelich empfangenes Kind schmäht und ausgrenzt. Annas Tochter Charlotte ist aber eine energische Persönlichkeit, die geprägt wurde vom frühen Tod der geliebten Großmutter und der Abwesenheit des Vaters und eigentlich auch der Mutter, den Anna musste fast die ganze Zeit arbeiten, um als alleinerziehende das nötige Geld zu verdienen.
Es ist verständlich, aber sehr schade, dass deswegen immer wenig Nähe zwischen Anna und Charlotte blieb, obwohl aus den Briefen ja deutlich hervorgeht, wie sehr sie ihre Tochter liebte.
Als junge Frau in den sechziger Jahren rebellierte Charlotte und machte sich früh selbstständig. Man spürt ihren Groll gegen die Eltern und die Gesellschaft. Durch das Lesen der Briefe entstehen ein Verstehen und schließlich eine späte innere Verbundenheit. Das macht das Buch schließlich wichtig.

Natürlich gibt es viele Romane über das Nachkriegsdeutschland und über unglücklich verlaufende Liebesgeschichten, aber de Cescos Buch ist so lesenswert, das man es unbedingt empfehlen kann.

Veröffentlicht am 24.06.2018

zerfasert

Fake
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Von Anfang an besticht James Rayburn durch sein Talent, äußerst lebendige Szenen zu schreiben und Spannung aufzubauen.

Seit 4 Jahren schon ist Catherine Finch, die amerikanische Ärztin, in Syrien von ...

Von Anfang an besticht James Rayburn durch sein Talent, äußerst lebendige Szenen zu schreiben und Spannung aufzubauen.

Seit 4 Jahren schon ist Catherine Finch, die amerikanische Ärztin, in Syrien von der IS gefangen. Ein schreckliches Schicksal! Jetzt steht die Chance an, freigelassen zu werden.
Aber dann wird sie bei einem Drohnenangriff getötet. Aber stimmt das wirklich? Als Leser fragt man sich bei einem so raffinierten Politthriller natürlich, was ist Sein, was Schein?
Der Autor lässt es sich auch nicht nehmen, die Schwächen seiner Figuren zu zeigen, z.B. Catherines Ehemann Richard nutzt die Entführung aus, um sich zu bereichern.

Tragende Rollen spielen weitere Figuren, wie z.B. der Ex-CIA Pete Town und seine Frau Ann, dann noch Kip Littlefield, Dudley Morse etc.
Mich störte es ein wenig, das es so viele Figuren gab, die meisten aber durchschnittlich und eindimensional wirkten. Dennoch sind sie wohl nicht so unrealistisch.

Es ist ein harter, moderner Politthriller, der darunter leidet, dass er mit der Zeit in der Handlung zu sehr zerfasert und nicht vorankommt. Als Leser fühlt man sich schließlich frustriert und auch enttäuscht.
Mir persönlich hat auch das Ende nicht gefallen und ich habe die Erkenntnisse, dass mir so reißerische, moderne Thriller zu unmenschlich sind.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Filomenas Geschichte

Die Farben meines Herzens
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“Die Farben meines Herzens” erzählt die Geschichte von Filomena, die alleine und zurückgezogen an den Südtiroler Bergen lebt. Die Umgebung und ihre Einwohner prägen den Roman. Neu in diese Gegend kommt ...

“Die Farben meines Herzens” erzählt die Geschichte von Filomena, die alleine und zurückgezogen an den Südtiroler Bergen lebt. Die Umgebung und ihre Einwohner prägen den Roman. Neu in diese Gegend kommt der Förster Mika.

Filomena leidet an Angstattacken, Platzangst und hat eine Sozialphobie.
Den Grund dafür erfährt man erst Mitte des Buches, als sie Mika erzählt, was vor 10 Jahren vorgefallen ist.

Das Thema des Romans ist Leben mit Beeinträchtigungen und Überwinden von Phobien und depressiven Phasen, gepaart mit einer leisen Liebesgeschichte.

Stilistisch hatte eigentlich mehr erwartet, da Noa C.Walker aka Elisabeth Büchle eine so berühmte Autorin ist. Bei den Figuren gibt es einige Klischees, die es nicht unbedingt gebraucht hätte.

Insgesamt würde ich das Buch als mittelmäßig bewerten. Positiv ist aber zu bewerten, das nicht versucht wird, zu behaupten, solche Zustände, an denen die Hauptfigur leidet, wären einfach und schnell oder etwa nur durch Liebe zu lösen.