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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2018

Setzt Fock und Großsegel!

Kanonenfutter
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Kanonenfutter ist ein weiterer und vielleicht der bisher beste aus der Reihe um den jungen Richard Bolitho, der im 18.Jahrhundert für die englische Admiralität zur See fährt. Er ist 17 und inzwischen Leutnant.
Auf ...

Kanonenfutter ist ein weiterer und vielleicht der bisher beste aus der Reihe um den jungen Richard Bolitho, der im 18.Jahrhundert für die englische Admiralität zur See fährt. Er ist 17 und inzwischen Leutnant.
Auf der “Destiny” wird er dritter Offizier. Durch seine Verschlossenheit hat er es zunächst nicht leicht, doch der Kapitän ist ihm zugeneigt. Durch Richards Geradlinigkeit gewinnt er bald auch die bedingungslose Treue der Seemänner. Ein paar von ihnen stechen da besonders vor. Der bullenstarke Stockdale, ein ehemaliger Preisboxer, dem Bolitho geholfen hatte.. Oder der erfahrene Josh Little und der 14jährige Midshipman Jury. Sie sind loyal ohne unterwürfig zu sein und das macht sie zu wertvollen Gefährten bei den kommenden Gefahren.
Die Handlung umfasst die Reise der Destiny zunächst nach Madeira, später nach Rio de Janeiro. Der Grund für die Reise bleibt zunächst ein Geheimnis.

Kanonenfutter halte ich für einen wenig passenden Titel, der Originaltitel “Stand into Danger” ist besser. Erschienen ist das Buch im Original 1980. Es hat viele Stärken, zu denen überraschenderweise auch mehrere Beschreibungen von Seeschlachten mit direkten Kämpfen mit Säbeln gehören, wie man sie eigentlich nur aus Piratenfilmen kennt.
Auch einen romantischen Einschlag gibt es, als Richard Bolitho von der schönen Aurora fasziniert ist, aber sie ist verheiratet.

Der Roman überzeugt durch seine konzentrierte Art, bei der überflüssiges ausgespart wird und dabei doch nicht an Lesbarkeit einbüsst.
Kanonenfutter ist komplexer angelegt als die direkten Vorgänger und überzeugt deswegen bisher am meisten.

Veröffentlicht am 12.06.2018

Ein tolles Team

Tage der Hoffnung
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Der Roman erzählt von 2 Frauen, mit denen es das Schicksal nicht gut meinte. Die Witwe Bea wurde von einem Trickbetrüger um ihr ganzes Geld gebracht. Sie lebt jetzt obdachlos alleine mit ihrer Katze in ...

Der Roman erzählt von 2 Frauen, mit denen es das Schicksal nicht gut meinte. Die Witwe Bea wurde von einem Trickbetrüger um ihr ganzes Geld gebracht. Sie lebt jetzt obdachlos alleine mit ihrer Katze in einem Lieferwagen.
Die 16jährige Allie hat es auch schwer. Ihre Eltern wurde überraschend wegen Steuerhinterziehung verhaftet und sie wird in einem Jugendheim untergebracht. Da geht es gefährlich zu, ein kriminelles Mädchen bedroht sie und Allie flieht. Fast wäre sie auch noch missbraucht worden, doch sie kann sich in Beas Lieferwagen retten. Eine Freundschaft entsteht, obwohl Bea zuerst noch versucht, das schutzbedürftige Mädchen loszuwerden.
Die Erzählstruktur ist so aufgebaut, das immer abwechselnd aus Sicht von Bea und aus Sicht von Allie erzählt wird.
Dadurch werden die Beiden sowohl von innen als auch von außen betrachtet und der Leser lernt sie dadurch gut kennen. Es ist interessant, ihre gemeinsamen Fahrten durch Teile der USA mitzuerleben. Der Roman liest sich gut und fesselnd. Er ist wirklich ein Pageturner!

Veröffentlicht am 11.06.2018

Hochkonzentriert

Stille Feinde
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Der amerikanische Schriftsteller Joe Die hat mit Stille Feinde seinen zweiten Roman um die leicht übertrieben wirkende Hauptfigur Isaiah Quintabe geschrieben. Es ist ein geradliniger Thriller, angesiedelt ...

Der amerikanische Schriftsteller Joe Die hat mit Stille Feinde seinen zweiten Roman um die leicht übertrieben wirkende Hauptfigur Isaiah Quintabe geschrieben. Es ist ein geradliniger Thriller, angesiedelt in Los Angeles und Las Vegas und nicht ohne Klischees.

Den ersten Teil (I.Q.) habe ich nicht gelesen und spüre eine Lücke in der frühen Entwicklung des Protagonisten, doch ich denke, dass hat sich im Laufe der Handlung geschlossen.
Isaiah findet heraus, dass sein Bruder Marcus, der vor 8 Jahren starb, in Wirklichkeit ermordet wurde.
Gleichzeitig will er der spielsüchtigen und stark verschuldeten Janine helfen.
Bei Isaiah ist immer ein privater, menschlicher Background involviert, das unterscheidet ihn von klassischen Detektiven. Das Rätsel um den Tod seines Bruders treibt ihn um.

Joe Ide schafft es Atmosphäre zu verbreiten, er setzt auch die Schauplätze ein, z.B. auf Seite 259: “Die Hitzewelle quälte die Stadt, die Gehwege waren verlassen, die Spielplätze und Parks menschenleer. Auf den Freeways kam es zu Prügeleien und für alte Menschen wurden klimatisierte Unterkünfte bereitgestellt.”

Die Intensität nimmt im Verlaufe der Handlung immer mehr zu, oft wird es dramatisch.

Stille Feinde ist ein sehr amerikanischer Roman mit klassischen Hardboiled-Elementen in einem modernen Gewand und hochkonzentriert geschrieben.

Veröffentlicht am 09.06.2018

Familienportrait

Die Unruhigen
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Die erfolgreiche norwegische Schriftstellerin Linn Ullmann ist die Tochter bekannter Persönlichkeiten. Ihre Mutter ist die Schauspielerin Liv Ullmann, ihr Vater war der Regisseur Ingmar Bergmann.
Das spielt ...

Die erfolgreiche norwegische Schriftstellerin Linn Ullmann ist die Tochter bekannter Persönlichkeiten. Ihre Mutter ist die Schauspielerin Liv Ullmann, ihr Vater war der Regisseur Ingmar Bergmann.
Das spielt in diesem Familienroman eine Rolle. Es ist zwar keine direkte Autobiographie, aber fußt doch auf autobiografische Fakten. Im Mittelpunkt sind neben den Erinnerungen an die Kindheit besonders die letzten Monate zwischen Vater und Tochter. Sie haben ein gemeinsames Projekt. Ein Interview, das ein Buch über das Älterwerden werden soll, verteilt auf 6 zweistündige Gespräche.
Diese Form verleiht dem Buch das besondere, wobei Linn Ullmanns behutsame Vorgehensweise beim Portraitieren ihres alten Vaters bemerkenswert ist. Wesentlich ist, dass Linn Ullmann ihre eigene Familiengeschichte romanhaft verarbeitet hat.
Dazu gehören auch ihre Empfindungen als Kind, als sich ihre Eltern trennten und sie mit der Mutter nach New York ging.

Für Leser, die Literatur lieben, ist das Buch sowohl sprachlich als auch inhaltlich sehr ansprechend!

Veröffentlicht am 09.06.2018

Ground Control to Major Tom

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Ein zwiespältiges Buch. Ein Humorvoller Roman, sicherlich. Die verwirrte Gladys und der ruppige Astronaut Tom funktionieren als Team. Aber an der Demenz der alten Dame kann ich nichts lustig finden. Das ...

Ein zwiespältiges Buch. Ein Humorvoller Roman, sicherlich. Die verwirrte Gladys und der ruppige Astronaut Tom funktionieren als Team. Aber an der Demenz der alten Dame kann ich nichts lustig finden. Das Schicksal ihrer Enkel ist traurig.
Die Misanthropie Toms wird jedoch nachvollziehbar, als seine Lebensgeschichte erzählt wird.
Vielleicht hätte der Stoff als ernsthafter Roman besser gewirkt. Die Annäherung Toms an die Familie von Gladys z.B. ist gut gemacht.

Ich hatte mit dem Hörbuch (2 mp3-CDs, ich mag inzwischen Download lieber) begonnen, bin jedoch nach 32 Tracks auf das eBook umgestiegen. Nicht das der Sprecher Simon Jäger so schlecht gewesen wäre, die Passagen mit dem Astronauten sind gut, aber wie er z.B. den 10jährigen James liest, ist nervig und das Lesetempo ist recht langsam, es geht nicht richtig voran. Das Gefühl ist aber auch dadurch bedingt, da es immer wieder Rückblicke auf Toms leben gab.

Fraglos hat der Roman große Qualitäten, z.B. die Dialoge, die skurrilen Figuren und eine gewisse Situationskomik.
Es bleibt auch nicht aus, dass man sich zwischen der Lektüre David Bowies Space Oddity anhört.