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Veröffentlicht am 05.06.2018

Kindheit in der Apartheidszeit

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Es gibt viele bedeutende Romane über die Apartheid in Südafrika, die meistens von Zeitgenossen dieser schlimmen Zeit stammen. Die meisten dieser Autoren sind schon älter. Bianca Marais ist 1976 geboren ...

Es gibt viele bedeutende Romane über die Apartheid in Südafrika, die meistens von Zeitgenossen dieser schlimmen Zeit stammen. Die meisten dieser Autoren sind schon älter. Bianca Marais ist 1976 geboren und kennt daher die Apartheid aus Sicht eines weißen Kindes. Ein schwarzes Hausmädchen kümmerte sich um sie. Diese Erfahrung führte zu diesem Roman.
Die Romanhandlung beginnt in dem Jahr, in dem die Autorin geboren wurde. Es gibt zwei Hauptfiguren. Robin, ein 9jähriges weißes Mädchen, dessen Eltern ermordet wurden und Beauty, die sich als Hausmädchen um sie kümmert. Eigentlich ist Beauty Lehrerin, aber sie ist auf der Suche nach ihrer Tochter, die eine Aktivistin im Kampf gegen das Apartheidsregime ist.
Die Erzählstimme wechselt zwischen Robin und Beauty.
Anfangs merkt man dem Stil noch ein wenig die Creative-Writing-Schulung der Autorin an (z.B. beim Einsatz der imaginären Zwillingsschwester), dadurch kam ich schwer in das Buch rein, aber das gibt sich mit der Zeit. Nachdem Robin und Beauty zusammengekommen waren, bin ich vollends im Buch angekommen.
Als Leser lernt man diese beiden Figuren mit der Zeit gut kennen. Eine Stärke des Romans.
Man kann das Lesen genießen, obwohl es natürlich schreckliche Ereignisse gibt.
Das Finale erscheint mir überhastet und vielleicht nicht ganz glaubwürdig, aber es führt zu einem versöhnlichen Schluss des Buches, mit dem man sehr zufrieden sein kann.
Ich bin gespannt, ob es weitere Romane von Bianca Marais geben wird. Ich hoffe es!

Veröffentlicht am 03.06.2018

Gier nach Blut

BLUT - Der Vampirkiller von Wisconsin
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Blut (Originaltitel: Killing Instinct) von Robert W.Walker ist der erste Teil einer langlebigen US-amerikanischen Thrillerreihe, die sich stark an "Das Schweigen der Lämmer" anlehnt. Das ist nicht überraschend, ...

Blut (Originaltitel: Killing Instinct) von Robert W.Walker ist der erste Teil einer langlebigen US-amerikanischen Thrillerreihe, die sich stark an "Das Schweigen der Lämmer" anlehnt. Das ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass das Buch 1994 nur wenige Jahre nach dem Filmerfolg erschien und das Serienkiller-Genre sich am Beginn einer schnell steigenden Beliebtheit befand.

Dr.Jessica Coran, eine Gerichtsmedizinerin vom FBI steht im Mittelpunkt, es bleibt beim Lesen nicht aus, das man sie sich als Jodie Foster vorstellen kann. Gesucht wird ein Psychopath, der Frauen tötet und ihnen das gesamte Blut abzapft.

Zum FBI-Team gehören Chief Otto Boutine, J.T. und Teresa O`Rourke sowie einige Profiler.
Zwischen Jessica und Boutine besteht ein besonderes Vertrauensverhältnis, und etwas mehr.

Immer wieder gibt es Einblicke in die Gedankenwelt des Psychopathen, der sich selbst gerne Teacher nennt. Er ist vom Blut besessen, lebt in einem Machtwahn, obwohl es deutliche Anzeichen gibt, was für ein kleines Würstchen und gescheiterte Person er wirklich ist. Der Autor schafft eine stimmige Figur und ein passendes Portrait.

Der Schauplatz Wisconsin ist reizvoll, wird aber nach meinem Geschmack zu wenig eingesetzt. Es gibt auch andere Handlungsorte, z.B. Chicago. Der Plot selbst ist nicht so originell und etwas zu routiniert heruntergespult. Man muss den Roman nicht lesen, aber Thrillerfans werden die Lektüre auch nicht bereuen, da es ein wirklich dramatisches Finale gibt.

Veröffentlicht am 27.05.2018

Zwischen Pflicht und selbstbestimmten Leben

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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Eigentlich hat die 27jährige Agneta Lejongard das Leben auf dem Gut ihrer Eltern in der Nähe von Kristianstad hinter sich gelassen. Sie lebt 1913 in Stockholm ein freies Leben, studiert und setzt sich ...

Eigentlich hat die 27jährige Agneta Lejongard das Leben auf dem Gut ihrer Eltern in der Nähe von Kristianstad hinter sich gelassen. Sie lebt 1913 in Stockholm ein freies Leben, studiert und setzt sich für Frauenrechte ein. Doch durch den plötzlichen Tod des Vaters und der Erbschaft findet sie sich plötzlich doch als Gutsherrin wieder. Hin- und hergerissen zwischen Pflichtbewusstsein und dem Drang nach selbstbestimmten Leben ist sie in Zweifel, was sie aus der Situation machen soll.
Auch zwischen Stadtleben und Landleben gibt es große Unterschiede. Und beides bedeutet Möglichkeiten und Verzicht. Agnetas innerer Konflikt dazu wird gut durch das Buchcover ausgedrückt, in der eine Frau aus einer Tür hinaus blickt.

Es wird konsequent aus der Sicht der Icherzählerin Agneta geschildert. Agneta ist eine selbstbewusste, moderne und selbstbewusste Frau. Das führt mit ihrer kalten Mutter mit ihren altmodischen Ansichten immer wieder zu Reibungspunkten und Streitigkeiten.

Agnetas Emotionen und Überlegungen kann man gut folgen, das so zu gestalten ist eine Stärke Corina Bomanns. Es ist auch ganz interessant zu lesen, wie Agneta sich um die Menschen kümmert, z.B. das ungewollt schwangere Dienstmädchen Susanna; und wie sie auf dem Gut auch sonst tätig wird.

Weniger überzeugend finde ich Agnetas Gefühlswelt zu den Männern. Bei der Liebesgeschichte zwischen Agneta und dem Verwalter Max spüre ich die Leidenschaft nicht, aber das ist auch Geschmackssache und offensichtlich soll die Liebesgeschichte nicht die Hautsache werden.
Mit ihrem Jugendfreund Lennard gibt es einen weiteren Bewerber. Mehr soll jetzt aber nicht verraten werden.

Corina Bomanns Stil ist wie immer geschmeidig und sehr leicht zugänglich.

Veröffentlicht am 26.05.2018

Anspruchsvoller Unterhaltungsroman

Unter blutrotem Himmel
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Unter blutrotem Himmel ist ein Roman, dessen Handlung in der Zeit des zweiten Weltkriegs in Mailand angesiedelt ist.
Der Italiener Pino Lella ist eine reale Person. Trotz jugendlichen Alters rettete er ...

Unter blutrotem Himmel ist ein Roman, dessen Handlung in der Zeit des zweiten Weltkriegs in Mailand angesiedelt ist.
Der Italiener Pino Lella ist eine reale Person. Trotz jugendlichen Alters rettete er viele der verfolgten Juden, indem er sie über die Alpen in die Schweiz in Sicherheit brachte. Später wurde er Fahrer eines deutschen Generals und spionierte ihn aus.

Der Autor Mark Sullivan, der bisher als Thrillerautor, aber auch als Journalist in Erscheinung getreten war, recherchierte Pino Lellas Geschichte, traf ihn sogar persönlich und fand den Stoff seines Lebens. Mit seinen Mitteln gestaltete er die biographische Geschichte als sehr gut lesbaren Roman.

Anfangs dachte ich, dass er der Hauptfigur nicht genug Tiefe verleihen würde, aber später im umfangreichen Roman veränderte sich die Empfindung. Pino litt unter dem Umstand, dass er sich immer bedeckt halten musste, selbst seine Eltern oder sein Bruder wussten nichts von seiner Tätigkeit, nur als er das Dienstmädchen Anna traf, fand er jemanden den sich anvertrauen konnte. Zwischen Pino und Anna entsteht eine Liebesgeschichte, die auch einen wichtigen Anteil im Roman inne hat.

Der Titel Unter blutrotem Himmel entspricht dem Original Beneath a Scarlett sky. Das klingt schon ein wenig klischeehaft und würde die Handlung nicht auf wahren Ereignissen und Personen basieren, wären eine Reihe von Passagen und Dialogen als zu banal gestaltet und in den Schilderungen der Emotionen der Figuren ohne ausreichende Tiefe zu kritisieren. Das grenzt das Buch dann doch ab von reinen Biografien und Sachbücher über diese Zeit.

Mark Sullivan vermochte es hingegen, viele dramatische Szenen mit entsprechenden Drive detailliert zu schildern.
Das sind die besten Stellen im Buch.
Trotz des Umfangs des Buches liest sich der Roman schnell und trotz des Themas auch unterhaltsam.

Veröffentlicht am 26.05.2018

Guter Thriller, beeinflusst von Stephen King

Der Kreidemann
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Der Roman besitzt sprachlich und inhaltlich einen kräftigen Schuss Stephen King und erinnert z.B. an das alte, legendäre Buch “ES”. Auch hier geht es um eine Gruppe von Kids, die sich auch als Erwachsene ...

Der Roman besitzt sprachlich und inhaltlich einen kräftigen Schuss Stephen King und erinnert z.B. an das alte, legendäre Buch “ES”. Auch hier geht es um eine Gruppe von Kids, die sich auch als Erwachsene wiedersehen und Ereignisse aus der Vergangenheit, die sie teilen. Es wird in den Zeiten zwischen 1986 und 2016 gewechselt.

Eddie ist der Icherzähler, seine Freunde sind Fat Gav, Hobbo, Metal Mickey und Nicky.
Es gibt eine Szene, in denen die Freunde von älteren Jungs mit Steinen beworfen werden, erinnert auch an ES.
Der Lehrer Mr.Halloran wird für Eddie eine wichtige Vertrauensperson.
Das Leben und die Nöte der 12jährigen Kinder in einer US-amerikanischen Kleinstadt wird meiner Meinung nach gut eingefangen. Und auch wie manche Ereignisse auch 30 Jahre später noch unvergessen sind und das Leben geprägt haben.

Da Stephen King schon so lange eine Legende und Einfluss auf viele Autoren hatte, kann man bei Der Kreidemann von einer Hommage sprechen, nicht von Plagiat!

Der Kreidemann ist kein originelles, aber ein flott geschriebenes und unterhaltendes Buch mit einer einnehmenden Erzählstimme und einem Plot, dessen Intensität nie nachlässt. Mal sehen, was C.J.Tudor dem noch folgen lassen wird.