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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2018

Ballade von Vater und Tochter

Die Rache der Polly McClusky
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Ein ungewöhnliches Romandebüt voller Härte und eigenwilliger Figuren.
Pollys Vater Nate ist ein Ex-Knackie, gerade aus dem Gefängnis entlassen, aber er wird von Gangstern verfolgt, die auch nach dem Leben ...

Ein ungewöhnliches Romandebüt voller Härte und eigenwilliger Figuren.
Pollys Vater Nate ist ein Ex-Knackie, gerade aus dem Gefängnis entlassen, aber er wird von Gangstern verfolgt, die auch nach dem Leben seiner Frau und seiner 11jährigen Tochter trachten.
Nate ist kein reuiger Sünder, aber nachdem Pollys Mutter ermordet wird, will er wenigstens seine Tochter retten, selbst wenn er sich dafür opfern muss.
Gemeinsam begeben sie sich auf die Flucht, gehetzt wie einst Bonnie und Clyde, wie auch schon ein dem Roman vorangestelltes Zitat andeutete.

Es kommt zu Auseinandersetzungen und Kämpfen. Manchmal sind mir die beschriebenen Szenen reichlich überzogen vorgekommen. Mit Klischees wird nicht gespart, aber das gehört halt dazu.
Der Roman entwickelt aus seinem Drive und der Härte der Geschichte eine eigene Poetik.

Die Annäherung zwischen Vater und Tochter, die sich eigentlich fremd sind, gibt es nur wenig Raum. Aber doch gehören diese Passagen zu den Stärksten des Buches.

Der Autor hat eine bildreiche Sprache, die an Quentin Tarantino-Filme und actionreiche Serien erinnert. Man überlegt schon beim Lesen, welche Schauspieler diese Rollen spielen können. Aber die Nebenfiguren haben weniger Format und selbst die wichtigen bleiben Randfiguren.

Jordan Harper hat hier ein effektreiches Debüt vorgelegt, das nicht gerade langweilig ist.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Violet and Aiden

Close to you
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Close to you erzählt die Geschichte von Violet und Aiden. Sie Studenten in Maine, die sich zufällig treffen.
Beide Protagonisten haben es nicht einfach. Aiden hat Probleme mit seiner Familie und ein schnell ...

Close to you erzählt die Geschichte von Violet und Aiden. Sie Studenten in Maine, die sich zufällig treffen.
Beide Protagonisten haben es nicht einfach. Aiden hat Probleme mit seiner Familie und ein schnell aufbrausendes Temperament. Violet hat Angstattacken, weil sie lange gestalkt wurde. Sie ist deshalb schließlich von Miami nach Maine gezogen, um dort im College Literatur zu studieren, aber auch um der bedrohlichen Situation zu entgehen.

Die College-Passagen sind ganz interessant. Manche Szenen sind sogar in den Vorlesungen angesiedelt. Witzige Stellen und Dialoge gibt es, als Violet diie abgedrehte Mitstudentin Chloe kennenlernt. Sie werden schnell gute Freundinnen. Für die zurückhaltende Violet ein Segen.

Obwohl Aiden sich anfangs so abweisend und mürrisch verhält, bleibt Violet von ihm fasziniert und mehrfach hilft er ihr sogar. Aber es ist eine schwierige Beziehung. Für den Leser deswegen umso spannender.

Bemerkenswert, wie einfühlsam und behutsam die Autorin mit ihrern zerbrechlichen Figuren umgeht.
Isabell May verzichtet daher auch auf explizite Szenen.

Ein Roman, der geeignet ist, darin zu versinken.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Kriegsgefangen in den USA

Ein mögliches Leben
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Es ist offensichtlich, dass der deutsche Autor Hannes Köhler für seinen Roman “Ein mögliches Leben” intensiv recherchiert hat und dadurch einen Roman zu dem Thema Deutsche Kriegsgefangene in den USA vorlegen ...

Es ist offensichtlich, dass der deutsche Autor Hannes Köhler für seinen Roman “Ein mögliches Leben” intensiv recherchiert hat und dadurch einen Roman zu dem Thema Deutsche Kriegsgefangene in den USA vorlegen kann. Ich habe bisher noch kein Buch mit dem Thema deutsche Kriegsgefangene 1944 gelesen, das in Texas angesiedelt ist.
Es funktioniert gut, das Thema exemplarisch an einer Person abzuhandeln. Franz Schneider war ein ca. 20jähriger Soldat, als er in Kriegsgefangenschaft nach Texas kommt.
Erzählt wird in verschiedenen Zeitabschnitten, die manchmal rasch und überraschend wechseln.

In Camp Hearne lernt Franz Paul kennen, der in Deutschland geboren, aber in den USA aufgewachsen ist und mit dem ihm bald eine tiefe Freundschaft verbindet, und dann Wilma, Pauls Schwester. Gefährlich wird es für Paul und Franz, als es im Camp Auseinandersetzungen zwischen den Gefangenen kommt. Schließlich wird Franz in ein anderes Lager nach Utah verlegt. Hier ändert sich für Paul alles.

Mich irritierte, dass der im Klappentext erwähnte Enkel Martin selbst eigentlich keine besonders wichtige Rolle in der Handlung einnimmt. Da weist der Verlag den Leser in eine falsche Richtung. Doch immerhin begleitet Martin seinen Großvater in der Jetztzeit in die USA zu den Schauplätzen, zuerst dem Camp Hearne. Somit nimmt Martin Teil der Position des Lesers ein, der mehr erfahren möchte über die Vergangenheit. Darüber hinaus dient er als Gesprächspartner für Franz, dem es dadurch gelingt, noch besser seine Erinnerungen zu reflektieren.

Mehr und mehr erfährt man so von Franz und den prägenden Erfahrungen, die er machte.
Das dem Buch vorangestellte Zitat von Ernest Hemingway passt.
“I suppose if a man has something once, always something of it remains.”

Veröffentlicht am 23.02.2018

Notizen

Süden und Westen
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Joan Didion gilt zu Recht als eine bedeutende US-amerikanische Autorin, da ihre Reportagen wirklich ein Stück Amerika zeigen. Dazu gehören diese Notizen auch, die aus den siebziger Jahren stammen und bisher ...

Joan Didion gilt zu Recht als eine bedeutende US-amerikanische Autorin, da ihre Reportagen wirklich ein Stück Amerika zeigen. Dazu gehören diese Notizen auch, die aus den siebziger Jahren stammen und bisher unveröffentlicht waren.
Ein (kurzer) Teil sind Kalifornische Notizen). Doch zunächst gibt es Reisenotizen.
Didion beschreibt ihre Reise in den amerikanischen Süden im Jahr 1970. Ihre Route führt sie durch Louisiana, Mississippi, Alabama. Als Frau aus Kalifornien erlebt sie den Süden als konservativ, eigenwillig und ihr fremd. Das besondere an diesen Notizen ist, dass Joan Didion genau beobachtet. Sie sieht auch das nicht offensichtliche und aus ihren Gesprächen mit den Menschen der Umgebung kann man viel schließen. Erwähnenswert ist, dass sie nicht direkt urteilt, außer in ihren lakonischen Bemerkungen natürlich. Die Lakonie kennzeichnet ihren Stil und übt auch heute noch einen Lese-Reiz aus.

Nicht unerwähnt bleiben soll das interessante und erhellende Nachwort.

Veröffentlicht am 21.02.2018

konnte mich nicht begeistern

The Bartender (San Francisco Hearts 1)
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The Bartender vom Autoren-Duo Piper Rayne ist ein Liebesroman, der sehr auf das körperlich setzt. Gefühlsmäßig bleibt es sehr auf der Oberfläche.
Der Roman ist offenbar der Beginn einer Reihe von Romanen ...

The Bartender vom Autoren-Duo Piper Rayne ist ein Liebesroman, der sehr auf das körperlich setzt. Gefühlsmäßig bleibt es sehr auf der Oberfläche.
Der Roman ist offenbar der Beginn einer Reihe von Romanen um die drei Freundinnen Whitney, Thalia und Lennon in San Francisco. Dieser Schauplatz war der Hauptgrund, warum ich den Roman lesen wollte, obwohl ich eigentlich nicht zur Zielgruppe gehöre. Leider machen die Autorinnen zu wenig aus der Lokation, die Handlung könnte im Prinzip überall ablaufen. Schade, da wurde eine Chance verschenkt. Zum Vergleich: Samantha Young hat mit ihrem Edinburgh Love Stories den Schauplatz einen höheren Stellenwert eingeräumt.
Eigentlich lässt sich Piper Rayne mehr mit Autoren wie Samantha Beck vergleichen.
Whitney ist die Icherzählerin. Sie ist erst vor kurzen in die Stadt zurückgekehrt und lässt sich mit dem angeblichen Barmann Cole ein. Klar, dass es zwischen den beiden sofort zündet. Eigentlich wollte ich die explizit beschriebenen Szenen zwischen den beiden überspringen. Das kürzt den ohnehin nicht langen Roman doch glatt um ein Drittel.

Der Roman konnte mich nicht begeistern. Die Dialoge wirken aufgesetzt, immer auch ein wenig zu laut. Es mangelt an Zwischentönen, die gerade in Liebesromanen so wichtig sind. Die Handlung ist hauchdünn und oberflächlich, die Figuren oberflächlich und der Ton zwischen ihnen banal.