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Veröffentlicht am 03.02.2018

Addies Gedanken

Frag mich, wie es für mich war
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Das Jugendbuch der US-amerikanischen Autorin Christine Heppermann ist vollkommen aus der Perspektive der Protagonistin Addie gestaltet, mit wenigen, gediegen gemachten Zeilen auf jeder Seite, die an Tagebucheinträge ...

Das Jugendbuch der US-amerikanischen Autorin Christine Heppermann ist vollkommen aus der Perspektive der Protagonistin Addie gestaltet, mit wenigen, gediegen gemachten Zeilen auf jeder Seite, die an Tagebucheinträge in Versform erinnern, an poems, innere Zwiegespräche etc.
Dieser Stil ist ganz anders als der vieler anderer Jugendbücher, sehr fein, sensibel und originell.

In der Summe entsteht dennoch eine geradlinige Handlung, die sich auf ein paar Monate erstreckt und von Addies Beziehung mit Nick erzählt, ihr Leben an einer katholischen Schule und als Läuferin, ihre ungewollte Schwangerschaft und Abtreibung und wie sie damit fertigen werden muss.
Dabei werden Addies Freund Nick, ihre Eltern und Freundinnen durchaus als unterstützend beschrieben.
Addie begegnet auch einer alten Freundin Juliana wieder, die ebenfalls Läuferin war.
Es ist eine Zeit, in der sich Addie und ihr Leben sowie ihre Gefühle ändern. Das ist sehr interessant zu lesen.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Geschichte mit Substanz

Eine Insel zwischen Himmel und Meer
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Die Insel zwischen Himmel und Meer ist ein sehr schönes, intensiv zu lesendes Jugendbuch, angesiedelt bei den Inseln der Küste von Massachuchetts. Das Buch ist ziemlich auf die junge Protagonistin Crow ...

Die Insel zwischen Himmel und Meer ist ein sehr schönes, intensiv zu lesendes Jugendbuch, angesiedelt bei den Inseln der Küste von Massachuchetts. Das Buch ist ziemlich auf die junge Protagonistin Crow fokussiert, die als Baby aufgefunden bei ihrem väterlichen Freund Ochs aufwächst, unterstützt von Maggie, einer Nachbarin.
Ansonsten hat Crow kaum Kontakte, die Bevölkerung meidet sie aus unerklärlichen Gründen. Mit 12 Jahren ist Crow versessen darauf, mehr über ihre Herkunft zu erfahren. Sie fahren auf eine verlassene Nachbarsinsel, von der sie vermuten, das Crow daher stammt. Hier gibt es aber noch jemand, der der Vergangenheit nachforscht, eine düstere und gefährliche Gestalt.
Dadurch dass die Perspektive sehr auf Crow gelegt ist, wirken die Nebenfiguren leider ein wenig schematisch.
In der Realität würde jemand wie Crow wohl noch mehr unter der Einsamkeit und Isolation leiden. Immerhin weiß sie, auf wen sie sich verlassen kann und hat auf der Insel schon einiges gelernt.
Die Autorin Lauren Wolk setzt auf Atmosphäre, der Betonung der Freundschaft und Gemeinschaft der Protagonisten und ein wenig Action. Der Roman lässt sich einigermaßen spannend und auf jeden Fall sehr angenehm weglesen.

Im Nachwort erfährt man von der Autorin noch einiges von der Herkunft der Grundidee, wie die Figuren entstanden und reale geschichtliche und geographische Ursprünge. Persönlich mag ich es sehr, wenn jemand seine Stoffe so findet und geschickt aufbereitet. Die Geschichte bekommt mehr Substanz! Sprachlich spürt man den lyrischen Background der Autorin.

Ein Buch mit vielen Stärken und wenigen Schwächen, sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 02.02.2018

Umfassende Werkschau

Ernst Volland
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Dieses Buch bietet eine umfassende Werkschau von Ernst Volland, die sich sowohl an den Kenner wie an den neuen Betrachter wendet.
Die Bilderflut erschlägt einen zu Anfang fast, mit den “eingebrannten ...

Dieses Buch bietet eine umfassende Werkschau von Ernst Volland, die sich sowohl an den Kenner wie an den neuen Betrachter wendet.
Die Bilderflut erschlägt einen zu Anfang fast, mit den “eingebrannten Bilder”, die den ersten Teil des Buches einnehmen. Hier sieht man viele historisch bedeutenden Fotos, unscharf, dadurch verfremdet, mit bekannten wie brisanten Motiven, etwa das Foto von Anne Frank, Martin Luther King, Marilyn Monroe, Opfer und Täter aus Deutschlands schlimmer Zeit etc.

Viele Texte begleiten die Abbildungen, darunter auch Interviews und eigene Beiträge von Ernst Volland. Mir gefallen seine Gelassenheit und sein Humor.

In weiteren Kapiteln geht es um Plakate, Zeichnungen und Cartoons. Daran erkennt man, was für ein großer Querschnitt an verschiedenen Mitteln der Künstler nutzt. Dabei ist fast immer provokant gegen die Leute, die Macht haben und sie missbrauchten. Es gab in vielen Zeiten der deutschen Vergangenheit nicht viele, die sich gegen die Machtausüber stellten. Mächtige Konzerne, Atommächte und von der Wirtschaft abhängige Politiker haben nicht viel zugelassen. Der politisch engagierte Ernst Volland hält dagegen, sein Mittel ist die Satire. Themen sind immer wieder Kriegsgefahr insbesondere die atomare, Apartheid, Alkoholmissbrauch, Gewalt etc, dabei wird immer wieder die Vergangenheit herangezogen, um auf aktuelle Gefahren aufmerksam zu machen.

Intimfeinde sind Konzerne wie Esso, Firmen wie Jägermeister, Politiker wie Strauß, natürlich auch andere Politiker.

Ein sehr lesenswertes Buch, gerade in Zeiten, in denen die Mächtigen der Welt skrupellos und ungezügelt wie nie loslegen.

Veröffentlicht am 01.02.2018

sensibel erzählt

Beneath the Scars - Nie wieder ohne dich
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Als sich die Schriftstellerin Megan Green und der geheimnisvolle Maler Zachary Adams zum ersten Mal begegnen, befinden sich beide in einer Lebenskrise. Megan wurde von ihrem Ex-Freund böse hintergangen, ...

Als sich die Schriftstellerin Megan Green und der geheimnisvolle Maler Zachary Adams zum ersten Mal begegnen, befinden sich beide in einer Lebenskrise. Megan wurde von ihrem Ex-Freund böse hintergangen, Zachary lebt seit Jahren aufgrund eines schlimmen Erlebnisses zurückgezogen.
Doch von der freundlichen, sensiblen Megan ist er sofort fasziniert.

Diese beiden Figuren sind der Trumpf des Romans, als Leser mag man sie sofort, auch Zachary, obwohl er sich so unfreundlich gibt. Er hat eine Vergangenheit, über die er nicht spricht und die der Grund für seine Narben und Weltabgeschiedenheit sind. Aber es ist sein Handeln, das zählt und er kümmert sich um Megan
Die ersten Kapitel, als die beiden zueinander finden, sind wirklich sehr gut gemacht.

Zur Atmosphäre trägt auch die landschaftliche, abgelegene Lokation an der Küste von Massachusetts in der Nähe von Boston bei. An Meer und Wäldern verleben Megan und Zach zusammen mit ihren liebenswerten Hunden eine schöne Zeit, ganz alleine für sich. Bis die Außenwelt hier einbricht.

Später folgt der Roman vielleicht etwas zu sehr den Genre-Regeln des Liebesromans, das heißt, es gibt die üblichen Missverständnisse, die die Liebe bedrohen, aber bei Überstehen der Probleme auch stärken können.

Ganz interessant finde ich, dass die Protagonisten als Maler und Schriftstellerin künstlerische Berufe haben und dass das auch wirklich eine große Rolle für die Handlung spielt.

Die Autorin nutzt ihre sprachlichen Mittel, um der Geschichte und den Figuren Ausdruck zu geben. Das lässt den Roman aus der Masse herausragen.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Verwandtschaft als Kulturgeschichte

Blutsbande
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Das leitende Thema dieses Buches ist laut Autorin die Idee von der Verwandtschaft als Blutsbande, die allmähliche Entwicklung dieser Idee und die Kritik in der Moderne daran.

Heutzutage ist das Familienbild ...

Das leitende Thema dieses Buches ist laut Autorin die Idee von der Verwandtschaft als Blutsbande, die allmähliche Entwicklung dieser Idee und die Kritik in der Moderne daran.

Heutzutage ist das Familienbild häufig anders als früher, als es noch die Vernunftehe gab. Patchwork- und Regenbogenfamilien gehören jetzt zum normalen.
Die biologische oder soziale Komponente in der Rolle der Familie und der Wandel dieser Rolle wird untersucht.

Dafür holt die Christiane von Braun weit aus, geht weit in der Geschichte zurück, von der Antike über die Aufklärung bis sie schließlich die Gegenwart erreicht.
Sie beleuchtet das Thema in verschiedenen Kontext, z.B.
Verwandtschaft als Sprache und als Text sowie in der christlichen und jüdischen Gesellschaftsordnung sowie Genetik.

Als Leser, der sich mit diesem Thema in diesem Umfang bisher nicht beschäftigt hat, fühlt man sich zunächst nahezu eingeschüchtert.
Christina von Braun ist Expertin für jüdische Studien, Gender-Studies, Religionsgeschichte, Antisemitismus und Geschichte der Schrift. Das fließt hier alles mit ein. Das kann man nicht alles ohne weiteres verarbeiten. Man pickt sich also verschiedenes aus diesen Themen heraus, im Bewusstsein, dass es noch mehr gibt und so bleibt das Buch wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum für den Leser relevant. Mir persönlich hat das Kapitel Literatur und Verwandtschaft mit der Behandlung von Goethes Wahlverwandtschaft gut gefallen, um nur mal eins zu nennen. Interessant sind auch die Passagen über Darwin, den Rassismus, Trumps biblischen Kapitalismus und die genetische Forschung.

Dem Anspruch allumfassend zu schreiben steht letztlich das Problem entgegen, einfaches alles in ein Buch zu packen. So wird man den einzelnen Themen nicht wirklich gerecht. Das ist jedenfalls mein Eindruck, es kann aber auch sein, dass Leser, die schon tiefer im Thema sind, das anders sehen und den umfassenden Ansatz begrüßen.

Davon abgesehen, kann man schon sagen, dass das Buch gut lesbar ist, aber auch nicht ohne Strenge. Die Autorin geht gewissenhaft und gründlich vor. Das ist Kulturwissenschaft auf hohen Niveau, an das sich der Laie ggf. erst herantasten und einlesen muss. Dann aber wird man reich belohnt.

Das komplexe Buch wird durch Abbildungen, umfangreiche Anmerkungen, Fußnoten und einem Literaturverzeichnis ergänzt.