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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2018

Wendepunkt

Töchter wie wir
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“Töchter wie wir” von Barbara Kunrath ist ein ganz gutes Buch! Da kann man zufrieden sein.

Mona ist mit 40 an einem Wendepunkt, an dem sie feststellt, dass sie mit ihrem Leben unzufrieden ist.
Ihre Mutter ...

“Töchter wie wir” von Barbara Kunrath ist ein ganz gutes Buch! Da kann man zufrieden sein.

Mona ist mit 40 an einem Wendepunkt, an dem sie feststellt, dass sie mit ihrem Leben unzufrieden ist.
Ihre Mutter Hella ist Witwe und Trinkerin, die auch nicht gerade auf ein erfolgreiches, glückliches Leben zurückblickt.
Beides also unglückliche und unzufriedene Frauen. Nach und nach, in wechselnden Kapiteln mit jeweils Mona oder Hella im Blickpunkt, erfährt man immer mehr von den Gründen und Hintergründen.

Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem man sich die Frage stellt, ob man alte Ressentiments endlich abbauen und auf einer vernünftigen Ebene neu zusammen finden kann.
Das ist für mich das große Thema des Romans.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Thriller in den Bergen

Vergeben, nicht vergessen
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Die Handlung des Romans hörte sich gut an, doch er ist mit den Mitteln der Trivialliteratur geschrieben und daher wenig tiefgründig. Catherine Coulter hat schon über 70 Romane geschrieben. Spezialisiert ...

Die Handlung des Romans hörte sich gut an, doch er ist mit den Mitteln der Trivialliteratur geschrieben und daher wenig tiefgründig. Catherine Coulter hat schon über 70 Romane geschrieben. Spezialisiert ist sie auf Liebesromane und Thriller. Diese Fliesbandarbeit merkt man diesem Buch von 1998 auch an. Die Figurengestaltung grenzt am Klischee. So ist die Hauptfigur Ramsey Hunt (!) nicht nur ein Richter sondern gilt auch noch als Held. Als er im Wald ein verletztes sechsjähriges Mädchen findet, kümmert er sich um sie. Sie spricht zunächst nicht. Später stößt ihre Mutter Molly dazu. Die drei werden im Zeichen der Gefahr ein Team!
Es gibt einige Ungereimtheiten, z.B. dass der Richter das verletzte Kind nicht schnellstens ins Krankenhaus bringt, zumal es offenbar missbraucht wurde. Dass die Entführung des Kindes vom Vater arrangiert sein soll, wirkt eher unglaubwürdig. Genauso wie der Romantikanteil zwischen Ramsey und Molly.
Hilfreich wäre eine nachvollziehbare, psychologische Motivsuche gewesen.
Das Mädchen Emma muss im Verlauf der Handlung noch mehr schlimmes durchmachen, sie kann einem Leid tun. Ihren traumatisierten Zustand sprachlich darzustellen, misslingt der Autorin.

Auch wenn ich vielleicht nicht unbedingt zur Zielgruppe gehöre, bin ich der Überzeugung, dass jeder Thrillerfan leicht ein lesenwerteres Buch findet. Der Catherine Coulter-Fankreis wird es anders sehen.

Veröffentlicht am 07.01.2018

Julias Antwort

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
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"Wie ich Dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand" ist ein Buch mit autobiografischen Bezug, dass sich dem Shakespeare-Stück Romeo und Julia und dem Thema Liebe auf verschiedene Weisen nähert. Der ...

"Wie ich Dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand" ist ein Buch mit autobiografischen Bezug, dass sich dem Shakespeare-Stück Romeo und Julia und dem Thema Liebe auf verschiedene Weisen nähert. Der kanadische Autor und Icherzähler Glenn Dixon ist ein Lehrer, der nach Verona kam, um ehrenamtlich "Briefe an Julia" zu beantworten, aber auch um sich über seine eigene Gefühlslage in Bezug auf Liebesbeziehungen klar zu werden. Da ist seine vergangene Geschichte mit Claire, die erliebte, sie ihn aber nicht. In Rückblicken wird ihre Geschichte erzählt.

Der ruhige, nachdenkliche Stil gefällt mir gut und erinnert im positiven Sinne an die Prosa des Bestsellerautors Richard Paul Evans.
Manche Passagen sind sachlich-analytisch, andere erzählerisch gestaltet. Gut werden die Details über die Stadt Verona, meist mit Bezug zu Romeo und Julia, eingeflochten. Durch die Briefe werden viele Schicksale im Zusammenhang mit Freuden und Schmerzen durch die Liebe gezeigt. Einige der Briefe sind ergreifend.

Mir persönlich haben die Szenen im Schulzimmer, wo er mit Schülern das Stück Romeo und Julia durchgeht, am besten gefallen. Hier gehen die Schüler richtig mit, Glenn ist ein guter Lehrer. Aber natürlich ist es die Gesamtheit an Inhalt und form, die das Buch ausmacht. Der Mix gelingt.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Survival-Drama

THE ASCENT - DER AUFSTIEG
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Ronald Malfi hat sein Survival-Drama im Gebirge in Nepal effektvoll gestaltet.
Der Protagonist Tim Overleigh ist nicht unproblematisch. Zwar kann man seinen jammervollen Zustand aufgrund der Trauer um ...

Ronald Malfi hat sein Survival-Drama im Gebirge in Nepal effektvoll gestaltet.
Der Protagonist Tim Overleigh ist nicht unproblematisch. Zwar kann man seinen jammervollen Zustand aufgrund der Trauer um seine verstorbene Frau verstehen, aber ein Sympathieträger ist er nicht unbedingt. Er wirkt leicht labil. Schon in den Rückblicken merkt man, dass er leicht beinflußbar und nicht direkt gefestigt ist.
Andererseits scheint er doch Stärke und Grundsätze zu besitzen. Die Ambivalenz der Figur macht ihn sehr interessant.

Als er Andrew Trumbauer, einen alten Freund seiner Frau wiedertrifft, schließt er sich ihm an. Der Aufstieg in die Todeszone des Gebirges in Nepal könnte eine Therapie sein, die ihm hilft, wieder zu ihm selbst zu finden. Doch Trumbauer ist ein extremer Mensch und in der Gruppe kommt es zu Spannungen. Ronald Malfi nutzt einen leicht psychologischen Ansatz.

Die meisten Nebenfiguren haben wenig Profil. Das schwächt den Roman. Dafür wird das Buch immer mehr zum packenden Thriller. Die Art wie er geschrieben ist, verleiht dem Roman gerade in den Actionszenen filmische Momente.
Spannung kann man dem Buch nicht absprechen! Ich würde den Thriller als leicht über dem Durchschnitt liegend einstufen.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Ein Buch der Erkenntnisse!

Metallisierte Welt - auf den Spuren einer Subkultur
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Metallisierte Welt

Die Idee des Buches ist sofort überzeugend. Man kennt tatsächlich nur die westliche Perspektive und deswegen ist es überaus interessant, die Sicht der restlichen Welt kennenzulernen. ...

Metallisierte Welt

Die Idee des Buches ist sofort überzeugend. Man kennt tatsächlich nur die westliche Perspektive und deswegen ist es überaus interessant, die Sicht der restlichen Welt kennenzulernen. Heavy Metal ist dabei das Thema, doch gleichzeitig beinhaltet das auch die Einstellung vieler Länder zu Freiheit, Religion und Toleranz. Durch eine Vielzahl von Interviews mit Bands aus allen möglichen Ländern erhält man einen umfassenden Eindruck. Ob dabei jeweils ein Interview pro Land ausreichend ist, um repräsentativ zu sein, muss man zwar bezweifeln, aber anders kann das schließlich kaum realisiert werden, wenn man so viele Länder berücksichtigen will.
Die Fragen sind jeweils ziemlich ähnlich, das ist natürlich auch sinnvoll, um einen Vergleich zwischen den Ländern zu ziehen.

Ein Eindruck ergibt sich schnell. In den meisten muslimischen Ländern ist die Metalszene sehr klein und kaum im Mittelpunkt. Engagierte Metalheads haben wenig Möglichkeiten, sind umso größere Idealisten.
Erstaunlich ist aber auch, dass sich viele grundsätzliche Einstellungen bei den Metalheads wiederfinden lassen. Der Drang nach Freiheit und Toleranz, Abkehr von religiösen oder anderen Unterdrückungstendenzen, dabei gibt es kaum extreme Einstellungen. Das deckt sich wieder mit der westlichen Szene, wie man sie kennt.
Auch bei den Vorbildern und Einflüssen werden oft die gleichen Bandnamen, übrigens fast ausschließlich westliche, genannt. Offenbar speist sich der Metal weltweit aus der gleichen Quelle.

Leider gibt es auch Länder, in denen Metal zu machen fast unmöglich oder sehr riskant ist, etwa Saudi Arabien oder Iran.

Ein Nebeneffekt des Buches ist es, dass man einige musikalische Entdeckungen machen kann und qualitativ ist vieles auf gutem Niveau!

Ein Buch der Erkenntnisse!