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Veröffentlicht am 04.06.2017

Bleibt in Ansätzen stecken

Roofer
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Roofer ist kein wirklich schlechter, aber doch etwas biederer Jugendroman. Es geht um eine Gruppe von Jugendliche, die den Kick in gefährlichen Stunts suchen.
Die Roofers gehen Risiken ein, indem sie ...

Roofer ist kein wirklich schlechter, aber doch etwas biederer Jugendroman. Es geht um eine Gruppe von Jugendliche, die den Kick in gefährlichen Stunts suchen.
Die Roofers gehen Risiken ein, indem sie auf Baugerüsten in erheblicher Höhe herumturnen, absturzgefahr ist stets gegeben. Sie filmen das und stellen es in youtube ein. Auf diese Leute stösst Alice durch ihre flippige Freundin Nasti, die sich in einen der Jungs verliebt und bereit für eine Mutpürobe ist. Es soll ein Liebesbeweis sein. . Die Szenen bei den Mutproben sind auch tatsächlich nicht schlecht beschrieben, das ist bildhaft gestaltet, obwohl manches zu aufgesetzt wirkt, selbst im ersten Kapitel merkt man das schon: "Und in meinem Kopf klatscht ein Körper auf Asphalt. In Endlosschleife. Immer wieder."
Mich beeindruckt das sprachlich nicht. Routiniert geschrieben ist das schon, wenn auch wenig aufregend.

Das Erwartbare wird geboten, aber wenig überraschendes.
Täuschend ist der Klappentext, bei dem man erwarten könnte, die Icherzählerin Alice bzw. ihre beste Freundin würden auch zu Roofern, aber ganz so ist das nicht.

Allzu ins Detail wird bei den Jugendlichen nicht gegangen.Sie sind weitgehend. profillos gezeichnet.
Selbst Alice mit ihren familiären und schulischen Problemen ist eine wenig originelle Figur. Nasti wird leicht klischehaft geschildert. leider wird es dadurch langweilig, da man kaum mit den Figuren mitlebt.
Es gibt dann noch Nikolas, der als Jugendlicher auf der Straße lebt. Da gibt es berührende Passagen, wenn er etwa seine Granny besucht und Gedichte liest, aber eigentlich wird auch aus dieser Figur viel zu wenig gemacht. Es werden Ansätze gebildet, aber nicht weiter ausgebaut. Als Leser frage ich moich da, was ich damit anfangen soll.

Die Roofers gehen Risiken ein, die Autorin weniger! Insgesamt ist der Roman sowohl sprachlich als auch inhaltlich limitiert. Ich kann ihn nicht empfehlen.

Veröffentlicht am 31.05.2017

Durchwachsener klassischer Krimi

Es klingelte an der Tür
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Ich bin kein Neo Wolfe-Kenner und las daher unvoreingenommen diesen Teil der Krimireihe.
Stilistisch ist es geradlinig und konsequent plotdriven. Der Fall geht aus von einem Buch über das FBI, so etwas ...

Ich bin kein Neo Wolfe-Kenner und las daher unvoreingenommen diesen Teil der Krimireihe.
Stilistisch ist es geradlinig und konsequent plotdriven. Der Fall geht aus von einem Buch über das FBI, so etwas hat es tatsächlich gegeben. Die Idee ist originell, die Umsetzung dialoglastig.
Das der Icherzähler nicht Nero Wolf selber ist, hat mich erstaunt.
Es ist die Sicht von Wolfes Assistenten Archie Goodwin, die die Geschichte prägt.

Nero Wolf ist ein typischer New Yorker, obwohl er sonst sehr eigen ist, das schwingt irgendwie mit und erzeugt Atmosphäre. Wolfe wirkt manchmal arrogant, aber das kann auch durch die Erzählstimme von Archie Goodwin vermittelt sein. Nero Wolf erscheint dandyhaft, dann aber trinkt er Bier.

Interessehalber habe ich auch einmal in die Fernseh-Serie „A Nero Wolfe Mystery -The Doorbell Rang “ hineingesehen, die erstaunlich werkgetreu ist. Nicht schlecht gemacht, aber das nur nebenbei. Zurück zum Buch.
Es ist nicht so altmodisch wie erwarten, wobei dieser Teil von 1965 auch ein später der Reihe ist. Der Fall ist nicht ganz unkompliziert, teilweise konnte ich nicht ganz folgen.

Mich hat der Roman interessiert, aber nicht fasziniert. Nero Wolfe hat ein großes Ego, er ist kein Philip Marlowe, davon ist sogar weit entfernt und Rex Stouts Schreibe ist näher dran an Agatha Christie als an Hammett. Natürlich ist Rex Stout typisch US-amerikanisch.
Immerhin muss man die Langlebigkeit der Reihe bewundern. Man muss aber wohl auch ein richtiger Fan von klassischen Krimis sein, um das richtig genießen zu können.
Dem Klett Cotta-Verlag danke ich aber für sein Engagement.

Veröffentlicht am 21.05.2017

bin zufrieden

Die Hummerkönige
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Die Hummerkönige ist eine Familiengeschichte. Die Familie heißt mit Nachnamen Kings, deswegen ist der Originaltitel The Lobster Kings doch noch besser als die Hummerkönige, wo das Wortspiel mit dem Nachnamen ...

Die Hummerkönige ist eine Familiengeschichte. Die Familie heißt mit Nachnamen Kings, deswegen ist der Originaltitel The Lobster Kings doch noch besser als die Hummerkönige, wo das Wortspiel mit dem Nachnamen und Anspielungen auf King Lear nicht rüberkommen.
Die Familie Kings lebt seit 300 Jahren vom Fischen auf eine Insel nahe Maine.
Maine ist in der Unterhaltungsliteratur ja schon fast eine Klasse für sich und die Hummerkönige passt da ganz gut herein.

Erzählerin ist Cordelia Kings, die es als Hummerfischerin schaffen will. Das ist aber hartes Brot und nur aufgrund des Todes der männlichen Nachkommen bekommt sie ihre Chance. Sie ist wie ihr Vater eine starke Persönlichkeit.
Durch ihre Erzählstimme entsteht ein eigentümlicher Erzählton. Sie geht in ihrer Erzählung weit in ihre Erinnerung zurück, bis zu der Zeit als sie noch ganz klein war.
Und sie schildert die anderen Familienmitglieder auf interessante Art.
Cordelia ist zudem eine gefasste, beherrschte Person. Ich werde mit ihr nicht so recht warm, muss ich leider sagen.

Immer wieder wird effektiv auf den ersten Kings, der hier Fischer war und auch Maler, Bezug genommen.
Dann sind natürlich die Shakespeare-Anspielungen bemerkenswert. Cordelia ist jüngste von 3 Töchtern des König Lears, auch bei den Hummerkönigen gibt es 3 Töchter.

Es ist einiges los in dem Roman und es gibt packende Szenen, z.B. als Cordelias Bruder Scotty über Bord geht und versucht wird, ihn vor dem ertrinken zu retten, die Trauer und die Passage mit dem Hund. Auch später gibt es immer wieder dramatische Stellen.

In der Summe sind die vorgenannten Elemente gute Mittel, die funktionieren um die Geschichte der Kings zu erzählen. Ganz überzeugt hat mich das Buch durchgängig dennoch nicht, da manche Motive plakativ wirken . Doch insgesamt ist eine gute Qualität vorhanden und ich bin zufrieden.

Veröffentlicht am 20.05.2017

Erinnert an Gone Girl

Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor
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„Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor“ ist ein moderner amerikanischer Psychothriller, der mich stark an Gillian Flynns Romane erinnert. Die Erzählweise mit Blogeintragungen und später wechselnden ...

„Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor“ ist ein moderner amerikanischer Psychothriller, der mich stark an Gillian Flynns Romane erinnert. Die Erzählweise mit Blogeintragungen und später wechselnden Erzählern ist ungewöhnlich und gediegen gemacht. Eigentlich finde ich aber die Blogeinträge unglaubwürdig, da Stephanie zu frei über ihre „Geheimnisse“ spricht.

Alle 3 Hauptfiguren sind schräg, haben Macken und sind nicht gerade liebenswert. Sie sind egoistisch bis zum Egozentrischen, dabei labil und getrieben.
Ich finde das interessant, Leser die Identifikationspersonen brauchen, könnten damit Probleme haben.
Hinzu kommt, dass vor allen Stephanie offensichtlich als unglaubwürdige Erzählerin agiert, die teilweise absichtlich, teilweise unbewusst auf eigenartige Art mit Fakten und Vermutungen umgeht.
Der Plot ist klein gehalten, fast wie ein Kammerspiel. So spielt sich ein Großteil der Handlung in den Häusern von Stephanie und Emily/Sean ab. Ich könnte mir das auch gut als Film vorstellen.
Der verhängnisvolle Verlauf der Handlung ist charaktergetrieben und voller Wendungen. Die Mischung aus Verschlagenheit und Labilität mancher Figuren ergibt verherrende Ergebnisse und sie treiben über eine Grenze des normalen.

Ich habe das Buch als unterhaltend empfunden, aber durch die hohe Unglaubwürdigkeit der Handlung bleibe ich distanziert und ich kann die Autorin Darcey Bell noch nicht als Neuentdeckung feiern, aber es ist ja auch ihr Debüt und es würde mich nicht wundern, wenn sie sich in kommenden Romanen noch steigert.

Veröffentlicht am 20.05.2017

äußerst brutal

Sie werden dich finden
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Von dem südafrikanischen Thrillerautor Roger Smith habe ich schon etwas gelesen und die Mischung aus Härte und sprachliche Brillanz bewundert. Hinzu kamen gesellschaftliche und soziale Themen.
Deswegen ...

Von dem südafrikanischen Thrillerautor Roger Smith habe ich schon etwas gelesen und die Mischung aus Härte und sprachliche Brillanz bewundert. Hinzu kamen gesellschaftliche und soziale Themen.
Deswegen wundert es mich, dass er als James Rayburn anders wirkt. Die Handlung von „Sie werden dich finden“ ist auch brutal, aber das wirkt als überflüssige Beigabe um den blutgierigen Geschmack der Thrillerleser zu befriedigen. Manche Stellen halte ich sogar für primitiv. Schon zu Anfang dominiert sinnlose und vor allen unreflektierte Gewalt. In Zeiten wie diesen stört mich das gewaltig.

Was ich aber auch feststelle, ist die geschickte und professionelle Schreibart hinsichtlich Stil und Plotkonstruktion.. Sprachlich sind die rasanten Szenen filmreif gestaltet.

Es ist eine Fluchtgeschichte, die mir überbetont und übertrieben vorkommt. Dieser Eindruck verstärkt sich durch die emotionslose Hauptfigur. Kate Swift fand ich an keiner Stelle glaubhaft, bei ihrer Tochter Suzy war das etwas besser. Das es bei ihr trotz der ständigen Flucht und Gefahr keine Anzeichen für Traumatisierung gibt, halte ich für unglaubwürdig.
Auch der heruntergekommen Harry Hook konnte mich als ambivalente Figur nicht wirklich überzeugen, obwohl immerhin ein paar gute Ansätze da sind. Er beginnt sich für Kate und Suzy verantwortlich zu fühlen, als seien sie seine Tochter und Enkelin. Und da ist vielleicht sogar etwas dran.
Der Nebenplot mit Nadja ist leider überwiegend langweilig gestaltet.

Auffällig ist die Kühle des Erzähltons und das Tempo. Ich glaube schon, dass viele Thrillerfans das mögen, für mich ist das nicht ganz das ideale, dennoch habe ich nicht bereut, den Roman gelesen zu haben.