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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2018

Notizen

Süden und Westen
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Joan Didion gilt zu Recht als eine bedeutende US-amerikanische Autorin, da ihre Reportagen wirklich ein Stück Amerika zeigen. Dazu gehören diese Notizen auch, die aus den siebziger Jahren stammen und bisher ...

Joan Didion gilt zu Recht als eine bedeutende US-amerikanische Autorin, da ihre Reportagen wirklich ein Stück Amerika zeigen. Dazu gehören diese Notizen auch, die aus den siebziger Jahren stammen und bisher unveröffentlicht waren.
Ein (kurzer) Teil sind Kalifornische Notizen). Doch zunächst gibt es Reisenotizen.
Didion beschreibt ihre Reise in den amerikanischen Süden im Jahr 1970. Ihre Route führt sie durch Louisiana, Mississippi, Alabama. Als Frau aus Kalifornien erlebt sie den Süden als konservativ, eigenwillig und ihr fremd. Das besondere an diesen Notizen ist, dass Joan Didion genau beobachtet. Sie sieht auch das nicht offensichtliche und aus ihren Gesprächen mit den Menschen der Umgebung kann man viel schließen. Erwähnenswert ist, dass sie nicht direkt urteilt, außer in ihren lakonischen Bemerkungen natürlich. Die Lakonie kennzeichnet ihren Stil und übt auch heute noch einen Lese-Reiz aus.

Nicht unerwähnt bleiben soll das interessante und erhellende Nachwort.

Veröffentlicht am 21.02.2018

konnte mich nicht begeistern

The Bartender (San Francisco Hearts 1)
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The Bartender vom Autoren-Duo Piper Rayne ist ein Liebesroman, der sehr auf das körperlich setzt. Gefühlsmäßig bleibt es sehr auf der Oberfläche.
Der Roman ist offenbar der Beginn einer Reihe von Romanen ...

The Bartender vom Autoren-Duo Piper Rayne ist ein Liebesroman, der sehr auf das körperlich setzt. Gefühlsmäßig bleibt es sehr auf der Oberfläche.
Der Roman ist offenbar der Beginn einer Reihe von Romanen um die drei Freundinnen Whitney, Thalia und Lennon in San Francisco. Dieser Schauplatz war der Hauptgrund, warum ich den Roman lesen wollte, obwohl ich eigentlich nicht zur Zielgruppe gehöre. Leider machen die Autorinnen zu wenig aus der Lokation, die Handlung könnte im Prinzip überall ablaufen. Schade, da wurde eine Chance verschenkt. Zum Vergleich: Samantha Young hat mit ihrem Edinburgh Love Stories den Schauplatz einen höheren Stellenwert eingeräumt.
Eigentlich lässt sich Piper Rayne mehr mit Autoren wie Samantha Beck vergleichen.
Whitney ist die Icherzählerin. Sie ist erst vor kurzen in die Stadt zurückgekehrt und lässt sich mit dem angeblichen Barmann Cole ein. Klar, dass es zwischen den beiden sofort zündet. Eigentlich wollte ich die explizit beschriebenen Szenen zwischen den beiden überspringen. Das kürzt den ohnehin nicht langen Roman doch glatt um ein Drittel.

Der Roman konnte mich nicht begeistern. Die Dialoge wirken aufgesetzt, immer auch ein wenig zu laut. Es mangelt an Zwischentönen, die gerade in Liebesromanen so wichtig sind. Die Handlung ist hauchdünn und oberflächlich, die Figuren oberflächlich und der Ton zwischen ihnen banal.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Generationsübergreifende Familiengeschichte

Die Vergessenen
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Was die Krimiautorin mit „Die Vergessenen“ vorgelegt hat, ist eine aufregende und bemerkenswerte Familiengeschichte, die generationsübergreifend und mit Krimielementen angelegt ist. Dabei geht die Handlung ...

Was die Krimiautorin mit „Die Vergessenen“ vorgelegt hat, ist eine aufregende und bemerkenswerte Familiengeschichte, die generationsübergreifend und mit Krimielementen angelegt ist. Dabei geht die Handlung bis ins Jahr 1944 zurück und beleuchtet ein beschämendes Stück deutsche Geschichte, bei der die Leidtragenden Kinder und Hilflose waren.
Das Buch versammelt Schicksale von Menschen, die alle durch die Ereignisse der Jahrzehnte zurückliegenden Vergangenheit geprägt und auch belastet sind.
Es gibt den Plot um 1944 mit der Krankenschwester Kathrin, die in einem Pflegeheim arbeitet. In der Gegenwart sind es zwei Protagonisten, der verdeckt arbeitende Detektiv Manoli und die Journalistin Vera. Beide recherchieren und ihre Anliegen sind eng miteinander verbunden. Durch die Verknüpfung der verschiedenen Handlungsstränge erhält der Plot eine dichte Konsistenz, die wirklich bemerkenswert ist.

Die Autorin nutzt die Vorteile einer routinierten Schreibweise ohne dabei auf Emotionalität und Sensibilität zu verzichten. Diese Schreibweise ist mir sehr willkommen, so werden die Figuren in einer angemessenen Tiefe charakterisiert.
Als Leser werden mir die Figuren wichtig, die alle nicht perfekt sind und die unter der Situation leiden.

Man merkt auch, wie wichtig der Autorin der Stoff war.
Das Resultat ist ein sehr lesenswerter, emotional packender Roman voller innerer Spannung.

Veröffentlicht am 17.02.2018

Soghaftes Erzählen

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Während mich der dritte Teil der Saga teilweise langweilte, kann man das von dem abschließenden Teil wirklich nicht sagen.
Die Handlung von “Die Geschichte des verlorenen Kindes” setzt in der zweiten Hälfte ...

Während mich der dritte Teil der Saga teilweise langweilte, kann man das von dem abschließenden Teil wirklich nicht sagen.
Die Handlung von “Die Geschichte des verlorenen Kindes” setzt in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre ein. Elena ist jetzt 32, hat ihren Mann Pietro verlassen und ist mit Nino zusammen.
Die Trennung ist aber schwierig. Es gibt schließlich auch noch ihre Kinder Dede und Elsa.
Beruflich zeigen sich neue Erfolge, da ein neues Buch von ihr in Frankreich erscheint. Und schließlich wird ein Buch auch in Italien für großes Aufsehen sorgen, da es offensichtlich sozialkritisch direkt die Umgebung in Neapel zeigt.

Elena hatte eigentlich beschlossen, sich erst einmal von Lila fernzuhalten. Doch Lila hat noch Einfluss auf sie. Es geht eine große Energie von ihr aus.
Und dann werden beide zeitgleich noch einmal schwanger und ihre alte Verbindung zählt wieder.
Gemeinsam ziehen sie ihre Kinder auf. Schließlich ist ihr Schicksal miteinander verbunden.

Zu Elena Ferrantes Stil gehört das soghafte und detailreiche Erzählen, verhaftet im Alltag und der Realität, die in Italien neben der latent korrupten Politik auch der Gefahr durch die Camorra und drohende Gewalt bedeutet. Ferrante zeigt mit diesen Romanen ein Zeitportrait und eine Gesellschaftsanalyse.

Die 4 Teile der Saga bilden nach meiner Lesweise einen umfangreichen und großen, zusammenhängenden Roman, voller Komplexität und Tiefe.

Veröffentlicht am 17.02.2018

Vor dem Abschied

Der erste Blick, der letzte Kuss und alles dazwischen
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Dieser Roman beschäftigt sich auf sehr konzentrierte und dichte Art mit einem Thema, dass vielen jungen Menschen begegnen kann. Der Trennung aufgrund Auszug aus der Heimat. Das bedeutet Abschied von Eltern, ...

Dieser Roman beschäftigt sich auf sehr konzentrierte und dichte Art mit einem Thema, dass vielen jungen Menschen begegnen kann. Der Trennung aufgrund Auszug aus der Heimat. Das bedeutet Abschied von Eltern, Freunden und dem Altbekannten, und möglicherweise von der Liebe. Clare und Aidan sind seit Jahren ein Liebespaar, jetzt werden sie 3000 Kilometer entfernt voneinander studieren. Das ist das vermutliche Aus für die Beziehung. Niemand junges übersteht eine Fernbeziehung in diesem Ausmaß.
Doch noch sind Clare und Aidan nicht bereit für die Trennung.
Die Handlung erstreckt sich hauptsächlich auf den letzten Tag und die letzte Nacht.

Jennifer E. Smith besitzt einen guten Schreibstil, durch die Figuren wird es aber auch manchmal anstrengend. Insbesondere Clare besteht darauf, ihre Beziehung intensiv zu analysieren. Das soll helfen, die Entscheidung zu treffen, ob die Trennung wirklich das Richtige ist. Dieser Prozess ist teilweise eine Qual für die beiden.

Zum Problem der möglichen Trennung kommen auch noch Familienprobleme, Aidan und sein Vater haben Streit, und Schwierigkeiten mit den Freunden.

Der Originaltitel Hello, Goodbye And Everything In Between gefällt mir besser als der deutsche, der zu oberflächlich für diesen ernsthaften Roman klingt.
Insgesamt ein guter Roman über Liebe im Fokus der Trennung, der aber nicht über die Leichtheit vergleichbarer Liebesromane für Young Adults besitzt und daher wohl nicht jedem Leser gefallen wird.
Ich schätze an dem Buch, wie ernsthaft und auch realistisch dieser (unvermeintliche?) Abschied beschrieben wird.