Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.01.2018

Survival-Drama

THE ASCENT - DER AUFSTIEG
0

Ronald Malfi hat sein Survival-Drama im Gebirge in Nepal effektvoll gestaltet.
Der Protagonist Tim Overleigh ist nicht unproblematisch. Zwar kann man seinen jammervollen Zustand aufgrund der Trauer um ...

Ronald Malfi hat sein Survival-Drama im Gebirge in Nepal effektvoll gestaltet.
Der Protagonist Tim Overleigh ist nicht unproblematisch. Zwar kann man seinen jammervollen Zustand aufgrund der Trauer um seine verstorbene Frau verstehen, aber ein Sympathieträger ist er nicht unbedingt. Er wirkt leicht labil. Schon in den Rückblicken merkt man, dass er leicht beinflußbar und nicht direkt gefestigt ist.
Andererseits scheint er doch Stärke und Grundsätze zu besitzen. Die Ambivalenz der Figur macht ihn sehr interessant.

Als er Andrew Trumbauer, einen alten Freund seiner Frau wiedertrifft, schließt er sich ihm an. Der Aufstieg in die Todeszone des Gebirges in Nepal könnte eine Therapie sein, die ihm hilft, wieder zu ihm selbst zu finden. Doch Trumbauer ist ein extremer Mensch und in der Gruppe kommt es zu Spannungen. Ronald Malfi nutzt einen leicht psychologischen Ansatz.

Die meisten Nebenfiguren haben wenig Profil. Das schwächt den Roman. Dafür wird das Buch immer mehr zum packenden Thriller. Die Art wie er geschrieben ist, verleiht dem Roman gerade in den Actionszenen filmische Momente.
Spannung kann man dem Buch nicht absprechen! Ich würde den Thriller als leicht über dem Durchschnitt liegend einstufen.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Ein Buch der Erkenntnisse!

Metallisierte Welt - auf den Spuren einer Subkultur
0

Metallisierte Welt

Die Idee des Buches ist sofort überzeugend. Man kennt tatsächlich nur die westliche Perspektive und deswegen ist es überaus interessant, die Sicht der restlichen Welt kennenzulernen. ...

Metallisierte Welt

Die Idee des Buches ist sofort überzeugend. Man kennt tatsächlich nur die westliche Perspektive und deswegen ist es überaus interessant, die Sicht der restlichen Welt kennenzulernen. Heavy Metal ist dabei das Thema, doch gleichzeitig beinhaltet das auch die Einstellung vieler Länder zu Freiheit, Religion und Toleranz. Durch eine Vielzahl von Interviews mit Bands aus allen möglichen Ländern erhält man einen umfassenden Eindruck. Ob dabei jeweils ein Interview pro Land ausreichend ist, um repräsentativ zu sein, muss man zwar bezweifeln, aber anders kann das schließlich kaum realisiert werden, wenn man so viele Länder berücksichtigen will.
Die Fragen sind jeweils ziemlich ähnlich, das ist natürlich auch sinnvoll, um einen Vergleich zwischen den Ländern zu ziehen.

Ein Eindruck ergibt sich schnell. In den meisten muslimischen Ländern ist die Metalszene sehr klein und kaum im Mittelpunkt. Engagierte Metalheads haben wenig Möglichkeiten, sind umso größere Idealisten.
Erstaunlich ist aber auch, dass sich viele grundsätzliche Einstellungen bei den Metalheads wiederfinden lassen. Der Drang nach Freiheit und Toleranz, Abkehr von religiösen oder anderen Unterdrückungstendenzen, dabei gibt es kaum extreme Einstellungen. Das deckt sich wieder mit der westlichen Szene, wie man sie kennt.
Auch bei den Vorbildern und Einflüssen werden oft die gleichen Bandnamen, übrigens fast ausschließlich westliche, genannt. Offenbar speist sich der Metal weltweit aus der gleichen Quelle.

Leider gibt es auch Länder, in denen Metal zu machen fast unmöglich oder sehr riskant ist, etwa Saudi Arabien oder Iran.

Ein Nebeneffekt des Buches ist es, dass man einige musikalische Entdeckungen machen kann und qualitativ ist vieles auf gutem Niveau!

Ein Buch der Erkenntnisse!

Veröffentlicht am 04.01.2018

Der große Redner

Die dunkelste Stunde
0

Die dunkelste Stunde ist in mehrerer Hinsicht ein bemerkenswertes Buch. Es begleitet den gleichnamigen Film, in dem Gary Oldman Winston Churchill spielt.
Der Drehbuchautor Anthony McCarten, der diese Biographie ...

Die dunkelste Stunde ist in mehrerer Hinsicht ein bemerkenswertes Buch. Es begleitet den gleichnamigen Film, in dem Gary Oldman Winston Churchill spielt.
Der Drehbuchautor Anthony McCarten, der diese Biographie geschrieben hat, ist außerdem auch ein bekannter Romanautor.
Dennoch ist „Die dunkelste Stunde“ leider nicht romanhaft ausgebildet. Es ist ein Sachbuch, das mit vielen Details und Anmerkungen Leben und Wirken von Winston Churchill zeigt. Schwerpunkt bildet das Kriegsjahr 1940 gegen Deutschland.

Winston Churchill ist eine schillernde, manchmal auch widersprüchliche Figur. Wer wenig über ihn weiß, außer das offensichtliche, ist ein geeigneter Leser, da das Buch sehr viele Infos bietet. Manchmal ist es sogar zu detailliert. Davon profitiert wiederum der Churchill-Kenner, zumal es den oben schon erwähnten Schwerpunkt gibt.
Die potentielle Leserschaft ist somit breit gefächert.

Winston Churchill, der Stratege, der Exzentriker, vor allen aber der große Redner.
Manche Passagen sind amüsant, wenn Churchills Eskapaden gezeigt werden, aber der Text wird überwiegend von der Kriegsgefahr überschattet. Das hat der Autor geschickt ausgeglichen und aufeinander abgestimmt.

Man kann Anthony McCartens Schilderungen eine starke Intensität und Eindringlichkeit nicht absprechen.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Widerstand in Last Haven

Last Haven – Tödliche Geheimnisse
0

Last Haven wird schon in Anlehnung an das große Vorbild vermarktet und das ist auch gut so. Die Trilogie hat viele beeindruckt und beeinflusst. Die Leser also, was sie in Last Haven erwartet und können ...

Last Haven wird schon in Anlehnung an das große Vorbild vermarktet und das ist auch gut so. Die Trilogie hat viele beeindruckt und beeinflusst. Die Leser also, was sie in Last Haven erwartet und können sich gelassen auf die Geschichte einlassen. Die Konsequenz und kompromisslose Düsternis der Tribute von Panem kann aber nicht so ohne weiteres erreicht werden. Das bleibt eine andauernde Einschränkung während des gesamten Lektüre.

Aida Green arbeitete schon als Kind für die Rüstungsindustrie, nach einem Arbeitsunfall wird sie versetzt und erfährt in neuer Position unangenehme Wahrheiten über die Schattenseiten der Gesellschaftsform, in der sie in Last Haven leben. Es geht einiges nicht mit rechten Dingen zu. Aida wirkt zunächst naiv. Das ist auch glaubwürdig und so wirken die neuen Erkenntnisse entsprechend stark auf sie. Ihre inneren Nöte werden nachvollziehbar gezeigt. Der Handlungsverlauf läuft auf Widerstand hinaus und Aida wird ihre Rolle dabei einnehmen. Sie kümmert sich auch um ihre neuen Freunde, Ben und die junge Ivy.
Bei dem Ausmaß an Bedrohung verstehe ich jedoch nicht, wieso Themen wie Freundschaft, Loyalität und Küssen so großen Raum einnehmen. Die Zielgruppe sind wohl doch mehr Young Adults.

Last Haven ist so geschrieben, dass das Buch lange Zeit angenehm zu lesen ist, vielleicht zu harmlos, später im Finale nehmen Härte und Entschlossenheit zu.

Veröffentlicht am 25.12.2017

Ruhiger Roman mit wichtigen Themen

Lied der Weite
0

Der Roman Lied der Weite (Originaltitel: Plainsong) spielt ebenso wie Kent Harufs Erfolgsroman "Unsere Seelen bei Nach" in der fiktiven US-amerikanischen Kleinstadt Holt, angesiedelt in Colorado. An "Unsere ...

Der Roman Lied der Weite (Originaltitel: Plainsong) spielt ebenso wie Kent Harufs Erfolgsroman "Unsere Seelen bei Nach" in der fiktiven US-amerikanischen Kleinstadt Holt, angesiedelt in Colorado. An "Unsere Seelen bei Nacht" kommt dieser Roman vielleicht nicht ganz ran, hat aber vergleichbare Qualitäten und Themen, wie die Bewältigung des Alltags, das Gesellschaftsleben in einer Kleinstadt und vor allen die Einsamkeit. Als die junge Victoria ungewollt Schwanger und von der Mutter rausgeschmissen wurde, ist sie isoliert. Ihr Freund Dwaynne ist verschwunden. Die engagierte Maggie Holt vermittelt ihr eine Wohnmöglichkeit bei zwei älteren Männern, die McPheron-Brüder, die sich bald rührend um die junge Frau kümmern. Auch andere Bewohner der Stadt werden portraitiert. Auffällig ist, dass das Kleinstadtleben realistisch gezeigt wird, auch vergleichbar mit der deutschen Provinz. Die Menschen hier sind zurückhaltend und bleiben unter sich. Insbesondere mit Tom Guthrie und seinen Söhnen Ike und Bobby konnte ich überraschend wenig anfangen. Für den Leser ist es nicht einfach, den introvertierten Figuren nahe zu kommen.
Leitsterne sind daher die McPherons und ihr anständiges, gütiges Verhalten.
Es bleibt zu hoffen, dass Diogenes weitere Bücher des leider schon verstorbenen Schriftsteller Kent Haruf veröffentlichen wird.