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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.08.2017

Fantastische Sprecherleistung bei einem herausragenden Histokrimi

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf
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Der historische Roman war ja einmal sehr beliebt, wurde dann gnadenlos überfrachtet und brach ein. Doch das Untergenre Histokrimi blieb unbeschadet und Oliver Pötzsch gehört zu den beständigen Autoren ...

Der historische Roman war ja einmal sehr beliebt, wurde dann gnadenlos überfrachtet und brach ein. Doch das Untergenre Histokrimi blieb unbeschadet und Oliver Pötzsch gehört zu den beständigen Autoren dieses Genres mit Niveau und Einfallsreichtum. Allerdings bleibt er auch beständig und Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf ist ein Teil der langlebigen Henkerstochterreihe. Schon der siebte Band! Zentraler Schauplatz ist diesmal München, wo ein Scharfrichtertreffen stattfindet. Hier sind aber auch Morde passiert.

Im prachtvollen Roman dabei sind die bewährten Figuren: Magdalena, ihr Vater Kuisl und weitere Figuren der Familie. Immer noch sind die Figuren interessant genug, um einen Roman spannungsreich und interessant zu füllen.

Es gibt verschiedene Handlungsstränge. Während Magdalena alleine auf Ermittlung begibt nicht ohne Gefahr, ist ihr Mann Simon interessiert daran, sein Medizin-Traktat in München vorzustellen. Erst einmal wird er aber von der Kurfürstin beauftragt, ein verloren gegangenes Schoßhündchen wiederzufinden, während Magdalenas und Simons Sohn Peter sich mit dem adligen Söhnchen anfreundet. Auch Peter ist ein kleiner Detektiv, ihm ist zuzutrauen, das entführte Hündchen zu finden! Was für eine Familie! Man begleitet sie gerne durch das Hörbuch!
Die Vielzahl von originellen Ideen lassen den Zuhörer nah an der Handlung bleiben. Atmosphäre des alten Münchens gibt es im Übermaß. Das hat mir gut gefallen, da manche Schauplätze in historischen Romanen oft nur plakativ eingesetzt werden.

Ich habe das Hörbuch genossen. Sprecher ist Johannes Steck, der schon viele Hörbücher sprach, aber hier wirklich eine herausragende Meisterleistung bietet. Nicht nur ist seine raue Stimme passend zum Stoff und den Figuren, er ist auch abwechslungsreich. Manchmal ist seine Stimme reibeisenmäßig, z.B. wenn er die Dialoge des temperamentvollen Jakob Kuisls spricht. Eine Stimme wie „altes Holz„. Aber es gibt auch Momente, wo seine Stimme höher ist. Er gibt vielen Figuren ganz eigenständige Stimmen, manchmal sogar in typisch bayrischen Dialekt. Dazu die allgemeine Erzählstimme in mittlerer Tonlage, die den aufgeheizten Stoff wieder erdet.

Weitere Teile der Reihe sind willkommen, gerne wieder von Johannes Steck gelesen!

Veröffentlicht am 04.08.2017

ungewöhnlich

Dem Kroisleitner sein Vater
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Die konservative Krimileserschaft war anscheinend von dem Roman irritiert, im Sinne von zu wenig Krimi. Ich habe das Buch daher mehr aus literarischer Sicht gelesen.
Zunächst geht es ja tatsächlich um ...

Die konservative Krimileserschaft war anscheinend von dem Roman irritiert, im Sinne von zu wenig Krimi. Ich habe das Buch daher mehr aus literarischer Sicht gelesen.
Zunächst geht es ja tatsächlich um einen Mord an einen alten Mann. Vermutlich ermordet, offenbar gewaltsam mit Gift, das langsam und qualvoll wirkte.
Der Sohn des Toten, Karl Kroisleitner, nimmt es schwer, dennoch kommt der Verdacht gegen ihn auf, auch bei der Polizei.
Dann gibt es noch Polizisten Frassek aus Berlin, der offenbar Familienstress handelt und eine junge Frau, Emma, die nach einer missglückten Karriere unter dem Künstlernamen Amy in ihre Heimat zurückkehrte.
Diese verschiedenen Handlungsstränge wirken anfangs verwirrend, man muss sich erst einlesen.
Auch sind die Figuren alle nicht unbedingt sympathisch gehalten, und sie können auch nerven! Das macht es dem Leser nicht einfacher, aber es lohnt sich, denn interessant sind sie schon.
Überzeugend jedoch ab Kapitel 9, in dem Emma alte Briefe aus Kriegszeiten liest. Die Vergangenheit spielt eine Rolle. Das macht den Stoff schon interessanter. Doch es gibt noch mehr Überraschungen, die ich hier natürlich noch nicht verraten werde.

Veröffentlicht am 30.07.2017

Überaus gelungen

Sieh mich an
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In dieser überaus gelungenen Familiengeschichte stehen die Gedanken der Mutter, die Icherzählerin ist, im Mittelpunkt. Ihr Mann ist aus beruflichen Gründen unter der Woche entfernt in Berlin und kommt ...

In dieser überaus gelungenen Familiengeschichte stehen die Gedanken der Mutter, die Icherzählerin ist, im Mittelpunkt. Ihr Mann ist aus beruflichen Gründen unter der Woche entfernt in Berlin und kommt immer nur zum Wochenende. Klar, dass das die Beziehung belastet. 

Sie arbeitet als Musikerzieherin im Kindergarten und hat zwei Kinder. Die ca. 11jährige Tochter Helli, die ADHS hat und entsprechend schwierig sein kann und der 17jährige Alex, der ruhig und ausgeglichen wirkt. 
Dann gab es mit Berenike offenbar noch ein drittes Kind, das aber nicht anwesend ist. Das ist ein Geheimnis des Romans. 

Mir gefällt wie realistisch und lebhaft die Figuren wirken. 
Durch die Erzählart kommt man der Hauptfigur ziemlich nahe. Sie ist eigentlich eine normale Mutter mit den typischen Problemen und einem Hang zur Übertreibung, obwohl Hellis ständiges “überdreht sein” natürlich wirklich Probleme macht. 
Zur Zeit steht die Protagonistin neben sich, da sie denkt, dass sie erkranken wird und hat ihre Eigenarten, zum Beispiel denkt sie viel über die Vergangenheit nach und führt diverse Listen, um sich über ihr Leben klar zu werden. 
Dann taucht mit Kilian ein Jugendfreund auf. 
Aber es widerstrebt mir, mehr über die Handlung zu verraten. Wobei es eigentlich nicht viel Handlung in dem kurzen Roman gibt. Trotzdem wird es nie langweilig. Das Buch strahlt eine eigenständige Atmosphäre aus. Ich halte Mareike Krügel für eine außerordentlich begabte Autorin, bei der es mich nicht wundern wird, wenn sie in Zukunft auf Listen zu deutschen Literaturpreisen auftauchen wird. Vielleicht ja schon mit diesem Buch! 

Veröffentlicht am 29.07.2017

Afternoon Tea at Renfield Hall

Darcy - Der Glückskater und der Geist von Renfield Hall
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Dieser Kurzroman wurde mir empfohlen, und ich habe ihn dann wirklich gerne gelesen. 
Der herumwandernde Kater Darcy sorgt durch seine Begegnungen mit Menschen dafür, dass man einen Einblick in ihre Probleme ...

Dieser Kurzroman wurde mir empfohlen, und ich habe ihn dann wirklich gerne gelesen. 
Der herumwandernde Kater Darcy sorgt durch seine Begegnungen mit Menschen dafür, dass man einen Einblick in ihre Probleme und Sorgen bekommt. Das gilt auch für die eigentlich noch relativ junge Witwe Freda, die Darcy bei sich aufnimmt. Sie nennt ihn Beresford. 
Freda hat einen alten Landsitz Renfield Hall, der hohe Kosten verursacht, aber keine finanziellen Mitteln. Die inzwischen erwachsenen Kinder ihres verstorbenen Mannes haben auch wenig Möglichkeiten sie zu unterstützen und eine Halbtagsstelle findet sie auch nicht so leicht. Letzte Hoffnung, den Landsitz zu erhalten, ist ein Bed & Breakfast zu eröffnen. Dank Darcys Einsatz kommt eine alte Frau namens Sally zum Landsitz, die möglicherweise Teil eines alten Familiengeheimnisses ist. 

Darcys und Fredas Abschnitte wechseln sich ab, dabei wird Darcy zum Glück nicht über Maß vermenschlicht. mir gefallen Passagen, die das Geschehen sozusagen aus beiden Perspektiven schildern. 
Die Passagen mit Freda Putzfrau Tracy sind auch ganz witzig. Sie ist eine Person mit Herz. 

Gesine Schulz schreibt einen Stil, den man vielleicht als Cozy bezeichnen kann. Das bedeutet ein entspanntes Lesen ohne zu große Spannungsmomente, dennoch ist der Roman ganz interessant. 
Eine weitere Qualität des Buches ist, dass es so englisch wirkt und dadurch entsprechende Atmosphäre aufbaut. Ich glaube, ich werde demnächst noch einmal einen Teil der Reihe lesen. Es interessiert mich auch, ob es einmal einen Abschluß gibt, in dem Darcy heimkehren wird.

Veröffentlicht am 24.07.2017

Nach 100 Seite wird es zum Rohrkrepierer

Love Emergency - Zufällig verliebt
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Love Emergency! Der Titel erinnert an eine Mischung aus der Fernsehserie Emergency Room und den Samantha Young Love-Stories.
Diese Konstellation finde ich originell und das ist der Grund, warum ich mir ...

Love Emergency! Der Titel erinnert an eine Mischung aus der Fernsehserie Emergency Room und den Samantha Young Love-Stories.
Diese Konstellation finde ich originell und das ist der Grund, warum ich mir das eBook gekauft habe obwohl ich eigentlich nicht zur Zielgruppe gehöre.

Schauplatz ist Atlanta in den USA. Das erklärt auch das etwas konservative Verhalten der Leute.
Madison hatte wirklich Pech, weil sie sich in den falschen verliebte. Cody hatte sie nur ausgenutzt.
Madison Foley und ihr neugeborenes Baby sind in einer Notlage. Das jemand ihr hilft, macht Mut in einer immer egoistischer werdenden Welt.
Der Sanitäter Hunter Knox ist eigentlich zu gut um wahr zu sein. Naja, das ist bei Liebesromanen wohl unumgänglich. Interessant finde ich aber, dass er Arzt werden möchte, seine Chefin aber anzweifelt, ob er dafür schon die nötige Reife hat.
In einer Verfilmung bräuchte man für ihn einen neuen jungen George Clooney.

Der Roman hat Wortwitz ohne zu übertreiben!
Für meinen Geschmack zu explizit beschrieben sind aber die Liebesszenen, die eigentlich auch zu früh in der Handlung schon vorkommen. Da hackt es wieder mit Zielgruppe, die solche detaillierten Beschreibungen offenbar erwarten.

Dann aber taucht Maddys Exfreund wieder auf und es gibt Ärger. Nicht ganz unerwartet und überraschungsfrei!
Leider war ich nur mit den ersten Hundert Seitens des Buches zufrieden, aber immerhin.