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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2017

äußerst brutal

Sie werden dich finden
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Von dem südafrikanischen Thrillerautor Roger Smith habe ich schon etwas gelesen und die Mischung aus Härte und sprachliche Brillanz bewundert. Hinzu kamen gesellschaftliche und soziale Themen.
Deswegen ...

Von dem südafrikanischen Thrillerautor Roger Smith habe ich schon etwas gelesen und die Mischung aus Härte und sprachliche Brillanz bewundert. Hinzu kamen gesellschaftliche und soziale Themen.
Deswegen wundert es mich, dass er als James Rayburn anders wirkt. Die Handlung von „Sie werden dich finden“ ist auch brutal, aber das wirkt als überflüssige Beigabe um den blutgierigen Geschmack der Thrillerleser zu befriedigen. Manche Stellen halte ich sogar für primitiv. Schon zu Anfang dominiert sinnlose und vor allen unreflektierte Gewalt. In Zeiten wie diesen stört mich das gewaltig.

Was ich aber auch feststelle, ist die geschickte und professionelle Schreibart hinsichtlich Stil und Plotkonstruktion.. Sprachlich sind die rasanten Szenen filmreif gestaltet.

Es ist eine Fluchtgeschichte, die mir überbetont und übertrieben vorkommt. Dieser Eindruck verstärkt sich durch die emotionslose Hauptfigur. Kate Swift fand ich an keiner Stelle glaubhaft, bei ihrer Tochter Suzy war das etwas besser. Das es bei ihr trotz der ständigen Flucht und Gefahr keine Anzeichen für Traumatisierung gibt, halte ich für unglaubwürdig.
Auch der heruntergekommen Harry Hook konnte mich als ambivalente Figur nicht wirklich überzeugen, obwohl immerhin ein paar gute Ansätze da sind. Er beginnt sich für Kate und Suzy verantwortlich zu fühlen, als seien sie seine Tochter und Enkelin. Und da ist vielleicht sogar etwas dran.
Der Nebenplot mit Nadja ist leider überwiegend langweilig gestaltet.

Auffällig ist die Kühle des Erzähltons und das Tempo. Ich glaube schon, dass viele Thrillerfans das mögen, für mich ist das nicht ganz das ideale, dennoch habe ich nicht bereut, den Roman gelesen zu haben.

Veröffentlicht am 19.05.2017

Wer wir wirklich sind

Ein Sommer in Corona del Mar
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Ein Sommer in Corona del Mar ist ein US-amerikanischer Roman, der von der zurückerinnernden Erzählstimme lebt. Die Erzählerin Mia gefällt mir gut, da sie versucht den Dingen auf den Grund zu gehen, dabei ...

Ein Sommer in Corona del Mar ist ein US-amerikanischer Roman, der von der zurückerinnernden Erzählstimme lebt. Die Erzählerin Mia gefällt mir gut, da sie versucht den Dingen auf den Grund zu gehen, dabei über Ironie und auch Selbstironie verfügt.

Sie erzählt die Geschichte ihrer Schulfreundin Lorrie Ann, die viel Pech im Leben hat und wichtige Passagen ihres Lebens. Da Mia viel reflektiert, erfährt man auch viel von ihr und ihren Selbstzweifeln.
Die Handlung ist ´überwiegend in Kalifornien angesiedelt, obwohl es ungewöhnlicherweise auch ein paar Passagen in der Türkei und in Indien gibt, was dem Buch eine spezifische, reizvolle Atmosphäre verleiht.
Komischer Titel eigentlich, da sich die Handlung über Jahre erstreckt und nicht nur über einen Sommer, die Protagonisten zudem nicht die ganze Zeit in Corona del Mar sind.

Eine Geschichte einer langjährigen Freundschaft zweier jungen Frauen muss sich zur Zeit natürlich mit Elena Ferrates “Meine geniale Freundin” vergleichen und tatsächlich gibt es ein paar Parallelen, obwohl Rufi Thorpes Roman typisch amerikanisch und Ferrante europäisch geprägt ist.

Es ist sicher kein sommerlich-leichter Unterhaltungsroman, wie man durch Titel und Cover vielleicht denken könnte sondern setzt sich mit den Leben auf einer ernsthafte und intensive Art und Qeise auseinander, auch damit, ob wer man wirklich ist.
Deshalb von mir eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.05.2017

Rasanter Krimi

Glaube Liebe Tod (Ein Martin-Bauer-Krimi 1)
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Die Brücke und der Sprung! Was für ein rasanter Start ins Buch. Dieser Anfang bewirkt, dass man das Buch nicht so schnell vergisst. Glaube Liebe Tod ist ein gediegener Titel, aber immerhin ungewöhnlich, ...

Die Brücke und der Sprung! Was für ein rasanter Start ins Buch. Dieser Anfang bewirkt, dass man das Buch nicht so schnell vergisst. Glaube Liebe Tod ist ein gediegener Titel, aber immerhin ungewöhnlich, also originell.

Eigentlich versammelt dieser Krimi viel schon oft behandelte Themen. Nicht gerade neu und doch überzeugt eines an diesem Buch außerordentlich: der Protagonist Martin Bauer. Ein Polizeipfarrer, der sich immer voll reinhängt. Jemand von dem man sich wünscht, dass man bei Problemen an ihn gerät.
Gelungen ist auch der verbale Schlagabtausch zwischen Bauer undVerena Dohr.
Ermittlerteams gibt es viele. Diese beiden finde ich aber in ihrem Verhalten und ihrem Arbeitsverhältnis zueinander überzeugend. Wenn es drauf ankommt, halten sie fest zusammen. Das gefällt mir an dem Team.
Das eine Liebesgeschichte zwischen den beiden ausgeschlossen wurde, finde ich gut. Beide haben andere Partner bzw. Bauer ist verheiratet und hat eine Tochter.

Auch die jugendlichen Protagonisten Tilo, der anfangs wie ein Angeber wirkte und die aus Rumänien stammende Mariana werden mit der Zeit immer sympathischer und als Leser wünsche ich den beiden, dass sie schließlich ihren Weg finden.

Das tempo des Romans ist hoch. Es gibt zwar ein paar Wendungen, sogar Dramatik in einigen Szenen, aber allzu überraschend finde ich den Handlungsablauf nicht. Mir macht das nichts aus, da mich weniger der Fall als die Figuren und ihr Schicksal interessierte. Echte Krimi-Cracks hingegen könnten sich unterfordert fühlen.
Ich hingegen bin gespannt auf den Martin-Bauer-Krimi, Band 2.

Veröffentlicht am 14.05.2017

Schluß mit solchen Büchern

Schluss mit Muss
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Bei Schluss mit Muss muss man das äußere als erstes erwähnen. Ein provokantes Titelbild mit Stinkefinger und dann noch gelbe Seiten. Wie abstoßend ist das denn. Da stellt sich die Frage, muss das sein?
Noch ...

Bei Schluss mit Muss muss man das äußere als erstes erwähnen. Ein provokantes Titelbild mit Stinkefinger und dann noch gelbe Seiten. Wie abstoßend ist das denn. Da stellt sich die Frage, muss das sein?
Noch ärgerlicher ist aber der flapsige Ton, der mir in der Leseprobe zwar schon aufgefallen war, der aber auch die Dauer anfängt zu nerven. Das flapsige zeugt auch nicht von Leichtigkeit sondern wirkt aufgesetzt und verkrampft. Zitate sind häufig aus Film und Fernsehen, das ist offensichtlich der Background der Autorin. Tanja Mainhofer ist eine Moderatorin/Schauspielerin. Ich kannte sie bisher nicht.

Wie flach und unliterarisch das Buch doch ist! Der bemühte Humor ist so gequält, das ist gar nicht meiner. Wirklich ein Produkt, wie ich es nicht schätze. Doch abbrechen geht nicht, dazu bin ich viel zu sehr in meinen Zwängen gefangen. Davon kuriert mich garantiert auch nicht so ein armseliger Antiratgeber.
Doch ich muss aufhören zu meckern und sehen, was gibt es noch in dem Buch. Welche Kapitel können mich doch überzeugen, welche Passagen bringen mir was. Die mit dem Yoga sicherlich nicht. Das mit der Partnersuche oder Liebe und Beziehungen oder den Besserwissern auch nicht. Selbst das Gilmore Girls-Kapitel (Stars Hollow) wird versemmelt, dabei sind die eigentlich ein Selbstgänger. Eigentlich kommt nicht mehr wirklich was. Die Autorin lebt nicht in der gleichen Welt wie ich. Für mich persönlich war das Buch ein großer Flop, für andere muss es das richtige sein, wer weiß!

Veröffentlicht am 01.05.2017

Ruhiger Thriller

Die Grausamen
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Da ich gerade in Thrillerstimmung bin, habe ich zu diesem Buch gegriffen.
John Katzenbachs Die Grausamen stellt ein ungewöhnliches Ermittlerpaar vor: Marta Johnson-Rodriguez und Gabriel "Gabe" Dickinson ...

Da ich gerade in Thrillerstimmung bin, habe ich zu diesem Buch gegriffen.
John Katzenbachs Die Grausamen stellt ein ungewöhnliches Ermittlerpaar vor: Marta Johnson-Rodriguez und Gabriel "Gabe" Dickinson

Der Roman beginnt mit einem kurzen Prolog, bei dem ein 13jähriges Mädchen verschwunden ist. Danach kommt gleich eine wirklich packende Szene, die Katzenbach eindringlich beschreibt.
Gabes Schwager Teddy ist bei einem Unwetter bei einer Bootsfahrt ertrunken. Gabe fühlt sich schuldig, trinkt zuviel, seine Frau hat ihn verlassen. Er ist völlig von der Rolle.
Das gilt auch für Marta, die beim Drogendezernat arbeitet und versehentlich im Einsatz ihren Partner erschossen hat.
Zusammen sollen sie ein neues Team bilden, die „Cold Cases“ zu bearbeiten haben.
Eigentlich eine ziemliche Degradierung.

Jetzt sind angeschlagene Ermittler natürlich auch interessanter als die perfekten, idealisierten. Der Autor schafft es, die seelische Verfassung seiner Protagonisten einfühlsam dem Leser nahezubringen.
Ich finde es auch spannend, zu verfolgen, wie die beiden als Team zusammenwachsen.
Die Ermittlungsarbeit wird detailliert dargestellt.
John Katzenbach hat das Genre „Kriminalroman mit Ermittlerteams im Mittelpunkt“ nicht neu erfunden, aber er hat immerhin einen guten Roman dazugetan. Was kann man sich mehr wünschen.