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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2024

Intensives Porträt einer jungen Frau

All dies könnte anders sein
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All dies könnte anders sein ist ein Buch, in dem die Autorin Sarah Thankam Mathews das Leben einer jungen, indischstämmingen Frau in den USA porträtiert. Es ist das Jahr 2023 und Sneha ist 22 Jahre alt. ...

All dies könnte anders sein ist ein Buch, in dem die Autorin Sarah Thankam Mathews das Leben einer jungen, indischstämmingen Frau in den USA porträtiert. Es ist das Jahr 2023 und Sneha ist 22 Jahre alt. Es wird konsequent aus der Ichperspektive der jungen, lesbischen Frau erzählt. Sneha lebt alleine, die Eltern sind in Indien. Sie ist sehr auf ihren Job fixiert, sehnt sich zwar nach Liebe, wirkt aber orientierungslos und ihre Gefühle sind diffus.
Mit Thom verbindet sie ein problematische Freundschaft, mit Tig hat sie eine gute Freundin, verliebt ist sie in Marina.
Diese Beziehungen erfasst die Autorin gut und vielschichtig.Es gibt viele emotionale Szene. Es ist sehr überzeugend, wie die Autorin Snehas Gefühlslage beschreibt, besonders als diese schließlich ihren job verliert, ihre Wohnung und ihre Liebe.
Sprachlich ist das intensiv und gut gemacht. Sarah Thankam Mathews ist zweifellos eine literarische Entdeckung.

Veröffentlicht am 04.01.2024

Der Weg von Pedro und Marquez

Supermarkt
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Supermarkt ist en Roman eines brasilianischen Autors, der ein glaubhaftes Bild der Gesellschaft zeichnet.
Pedro und Marquez sind eigentlich zwei durchschnittliche Typen, die in einem Supermarkt arbeiten. ...

Supermarkt ist en Roman eines brasilianischen Autors, der ein glaubhaftes Bild der Gesellschaft zeichnet.
Pedro und Marquez sind eigentlich zwei durchschnittliche Typen, die in einem Supermarkt arbeiten. Genervt von ihrer schwierigen, kargen finanziellen Lage fangen sie an Gras zu verkaufen. In dieses Geschäft rutschen sie leicht rein.
Man sollte beachten, dass die brasilianische Gesellschaft nicht direkt mit der deutschen vergleichbar ist. Armut ist stark verbreitet.

Wirklich kein schlechtes Buch. Besonders die halbphilosophischen Dialoge zwischen den Freunden sind sehr gelungen. Manchmal ist es etwas zu detailliert, aber das ist nicht schlimm. Eine gehörige Portion Ironie entschädigt den Leser.
Von Jose Falero würde ich wieder etwas lesen.

Veröffentlicht am 03.01.2024

Schelmenroman

Wie sind Sie hier reingekommen?
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Tilman Birr zeigt in seinem Roman „Wie sind Sie hier reingekommen“ ein Porträt eines jungen Mannes.
Wolfgang Schneider ist 20 und zum Studieren nach Berlin gekommen. Er ist noch orientierungslos Das ist ...

Tilman Birr zeigt in seinem Roman „Wie sind Sie hier reingekommen“ ein Porträt eines jungen Mannes.
Wolfgang Schneider ist 20 und zum Studieren nach Berlin gekommen. Er ist noch orientierungslos Das ist ein Hauptthema des Romans.
Als Leser folgt man Wolfgangs staunenden Blick auf die Umgebung.
Eigentlich mag ich es nicht, wenn die Protagonisten in einem Roman Deppen sind.
Aber Tilman Birr nutzt die Form des Schelmenromans und so funktioniert es.
Jedenfalls überwiegend. Ab und zu gibt es Nebenfiguren, die wie Stereotypen wirken. Aber das soll wohl so sein. Oft sind die Passagen wirklich witzig. Ich mag besonders die Theaterpassagen.
Abschließend muss ich noch das originelle Cover erwähnen, das zum Schalk des Autors passt.

Veröffentlicht am 02.01.2024

Eine Beztiehung

Wellness
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Nathan Hill schafft mit Wellness mit viel Aufwand und hunderten von Seiten das realistische Porträt einer langen Liebesbeziehung in unseren Zeiten.
Er bevorzugt eine sachliche Schreibweise. Dennoch bleiben ...

Nathan Hill schafft mit Wellness mit viel Aufwand und hunderten von Seiten das realistische Porträt einer langen Liebesbeziehung in unseren Zeiten.
Er bevorzugt eine sachliche Schreibweise. Dennoch bleiben dem Leser die Hauptfiguren nicht gleichgültig. 1993 sind der Fotokünstler Jack, der aus Kansas stammt und die Psychologiestudentin Elizabeth Nachbarn in Chicago, die sich zunächst nur gegenseitig beobachten und dann spontan zusammen kommen. Das wird in den ersten Kapiteln beschrieben, die wirklich brillant sind. Es gibt dann schnell einen Sprung ins Jahr 2014, aber es wird auch erzählerisch wieder in den Jahren zurückgegangen. Das ist gut gemacht.
Die beiden haben einen Sohn, der manchmal schwierig ist und die Elizabeth vor Herausforderungen stellt. Und schließlich stellen Jack und Elizabeth ihre Beziehung in Frage.

Eins muss man kritisch sagen. Das Buch ist zu lang. Auf den einen oder anderen Einschub wäre besser verzichtet worden.
Davon abgesehen, ist Nathan Hill ein kluger Autor und weiß, seinen Text zu gestalten und dessen Stärke die Details sind.

Veröffentlicht am 02.01.2024

Armenien, damals und heute

Aprikosenzeit, dunkel
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Es beginnt mit Erinnerungen an die Wüste. Ein Kapitel, dass die Eindrücke einer Überlebenden des Genozids 1915 vermittelt. Das leitet die Kapitel um Karine ein. Aber zwischen deren Kapiteln kehrt man ...



Es beginnt mit Erinnerungen an die Wüste. Ein Kapitel, dass die Eindrücke einer Überlebenden des Genozids 1915 vermittelt. Das leitet die Kapitel um Karine ein. Aber zwischen deren Kapiteln kehrt man immer wieder in diese Vergangenheit zurück.

In Deutschland aufgewachsen, doch mit armenischen Wurzeln geht die Protagonistin Karine in die Heimat ihrer Mutter, um für eine NGO zu arbeiten .
An ihrer Seite erlebt der Leser eine andere Welt. Die Hitze, die graue Stadt, Eintönigkeit, dann Ararat, den berühmten Berg.

Sprachlich spielt die Autorin noch nicht in der ersten Liga, aber es gibt Ansätze. Man spürt die Emotionen. Es ist ein interessanter Roman, der deutlich macht, wie schwierig es ist, mit dem Thema Völkermord offen umzugehen.
Das Buch steht natürlich auch ein wenig im Schatten jüngster Ereignisse in Bergkarabach.
Corinna Kulenkamp hat da einen vielversprechendes Debüt vorgelegt.