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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2024

Porträts junger Boxerinnen

Schlaglicht
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Der auf der Longlist des Booker-Award stehende Roman Schlaglicht von Rita Bullwinkel ist in erster Linie ein Porträt junger Frauen in den USA. Gemeinsam haben sie nur den Boxsport, denn sie treten bei ...

Der auf der Longlist des Booker-Award stehende Roman Schlaglicht von Rita Bullwinkel ist in erster Linie ein Porträt junger Frauen in den USA. Gemeinsam haben sie nur den Boxsport, denn sie treten bei einem Turnier, dem Daughters of America-Cup gegeneinander an. Oft geht es dabei brutal und gnadenlos zu.
Ein allwissender Erzähler zeigt ihre Lebensentwürfe und was in ihren Köpfen vorgeht. Dabei werden ihre Perspektiven, Hoffnungen und Chancen abgewogen. Das ist schon gut gemacht, wenn auch Geschmackssache. Es bleiben auch gemischte Gefühle.
Das Buch ist für Freunde zeitgenössischer US-Amerikanischer Literatur zu empfehlen.

Veröffentlicht am 01.08.2024

Martina und Kasia

Alle wissen hier alles
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Ein packender Roman über zwei Frauen, die sich gegenseitig helfen
Martina Voss ist eine junge Mutter, gerade von ihrem Mann getrennt. Sie trifft im Kindergarten Kasia, ebenfalls eine Mutter, die offensichtlich ...

Ein packender Roman über zwei Frauen, die sich gegenseitig helfen
Martina Voss ist eine junge Mutter, gerade von ihrem Mann getrennt. Sie trifft im Kindergarten Kasia, ebenfalls eine Mutter, die offensichtlich von ihrem Mann misshandelt wurde.
Martina will helfen und nimmt Mutter und Kind mit zu sich. Zu viert leben sie zusammen.
Aber auch Martina ist von frühen Erlebnissen her beschädigt und schleppt einiges unverarbeitetes mit sich rum.

Außerdem ist die dörfliche Umgebung immer noch eine männerdominierte und es wird nicht einfach für sie.

Mareike Krügel ist eine Autorin, die zu schreiben weiß. Der Text bleibt kontinuierlich im Fließen. Immer mehr lässt sie die Situation zuspitzen. Das Buch ist so intensiv, dass man als Leser gefesselt ist.

Veröffentlicht am 29.07.2024

Ein sprachlich flotter, geschickt gemachter Roman

Malibu Orange
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Anja war Krankenpflegerin im Krankenhaus, gab den Beruf nach einem Hörsturz aber auf. Sie zieht wieder zu ihren Eltern und trifft ihre beste Freundin Magda wieder. Doch die scheint verändert. Sie hat einen ...

Anja war Krankenpflegerin im Krankenhaus, gab den Beruf nach einem Hörsturz aber auf. Sie zieht wieder zu ihren Eltern und trifft ihre beste Freundin Magda wieder. Doch die scheint verändert. Sie hat einen neuen Freund, der anscheinend nicht ganz einfach ist und viel Einfluß auf sie ausübt. Möglicherweise eine toxische Beziehung.
Da ausschließlich aus Anjas Perspektive erzählt wird, weiß man als Leser nicht genau, wie weit man den trauen kann. Schließlich ist Anja selbst momentan wegen ihrer Situation nicht ganz stabil. Diesen Moment des Zweifels hat die Autorin Ulrike Haidacher geschickt hergestellt.
Doch Anja ist die Einzige, die sich wirklich um Magda sorgt und die Warnzeichen deuten tatsächlich auf einen Missstand hin. Magda scheint weniger fröhlich, trifft sich nicht mehr mit ihren alten Freundin, hat ihren Job gekündigt und setzt auch ihr Studium nicht fort.

Man ist dicht dran an der Protagonistin Anja und folgt dem Text gespannt.

Veröffentlicht am 22.07.2024

Eve in Hollywood

Eve
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Amor Towles führt uns Leser in die frühe Welt Hollywoods der dreißiger Jahre. Obwohl es nicht detailliert um Filmdreharbeiten geht, bekommt man von der Atmosphäre drumherum einiges mit.
Die Protagonistin ...

Amor Towles führt uns Leser in die frühe Welt Hollywoods der dreißiger Jahre. Obwohl es nicht detailliert um Filmdreharbeiten geht, bekommt man von der Atmosphäre drumherum einiges mit.
Die Protagonistin Eve ist eine Freundin von der Schauspielerin Olivia de Havilland.
So ganz glaubwürdig erscheint mir Eve nicht. Sie ist spröde, rätselhaft und distanziert. Sie ist schwer fassbar. Das hat mich aber weniger interessiert als erwartet und außerdem agiert Eve im langen Mittelteil relativ wenig.
Schwer zu sagen, wie stimmig diese Hollywood-Porträt mit den hier geschilderten Aspekten ist. Manches kommt mir glaubwürdig vor, einiges aber auch als ein aus heutiger Zeit vorgestelltes Bild. Natürlich ist das aber zulässig, sich über diese Zeit und so ganz besonderen Ort Gedanken zu machen.

Auf mich wirkt der Text mehr wie eine Erzählung als ein Roman und ich vermisse Komplexität und eine größere Relevanz. Das Ganze ist aber gut verfasst und lässt sich gut lesen, dennoch mehr ein Zwischenspiel als ein Hauptwerk.

Veröffentlicht am 22.07.2024

Ettore

Der Morgen gehört uns
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Die Geschichte eines Jungen, der in Italien in rechte Kreise abrutscht, erzählt von ihm selbst.
Es sind die Jahre 2000 bis 2005. Ettore geht motiviert auf das Gymnasium, fühlt sich dort aber schnell isoliert ...

Die Geschichte eines Jungen, der in Italien in rechte Kreise abrutscht, erzählt von ihm selbst.
Es sind die Jahre 2000 bis 2005. Ettore geht motiviert auf das Gymnasium, fühlt sich dort aber schnell isoliert und orientierungslos.

Davide Coppo hat einen guten Stil und er kann Ettores Gedanken vermitteln. Er versteht es auch Situationen darzustellen und viele Passagen sind eindringlich.
Zwar habe ich keine Sympathien für rechte, aber Ettore ist auch nicht direkt unsympathisch und seine Suche nach etwas Bedeutenden kann man verstehen, doch leider geht er den falschen Weg und das ist ein gesellschaftliches Problem. Man sieht auch, wie Ettore sich verändert und Gewaltbereitschaft zunimmt. Politisch fehlgeleitet radikalisiert er sich.

Ich begrüße derartig kluge, gesellschaftsrelevante Romane.