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Veröffentlicht am 12.09.2023

Literatur aus Afrika

Andy Africa
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Es ist die Stimme eines 16jährigen aus Nigeria, der den Ton dieses Romans ganz und gar bestimmt.
Andrew, Spitznamme Andy Africa, lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter zusammen, die sich weigert, den ...

Es ist die Stimme eines 16jährigen aus Nigeria, der den Ton dieses Romans ganz und gar bestimmt.
Andrew, Spitznamme Andy Africa, lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter zusammen, die sich weigert, den Namen seiens Vaters zu verraten.
Andy ist fasziniert von weißen, blonden Mädchen, auch wenn er in echt noch nie eins gesehen hat. Davon abgesehen ist er ein intelligenter Junge.
Dann lernt er mit Eileen tatsächlich ein blondes Mädchen kennen und seine Gefühle fließen über.

Andy Africa (Originaltitel The five sorrowful mysteries of Andy Africa)
ist ein Stück sehr lebendige, zeitgenössische Literatur aus Afrika.

Veröffentlicht am 12.09.2023

Ein Angestelltenroman

Ein Mädchen mit Prokura
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Ein Mädchen mit Prokura ist der erste Band der Buch-Reihe Entdeckungen.
Das Buch wirft einen Blick auf die schwierige Zeit der Weimarer Republik, als viele unter der Weltwirtschaftskrise leiden. Betrachtet ...

Ein Mädchen mit Prokura ist der erste Band der Buch-Reihe Entdeckungen.
Das Buch wirft einen Blick auf die schwierige Zeit der Weimarer Republik, als viele unter der Weltwirtschaftskrise leiden. Betrachtet wird die Zeit zwischen 1923 bis 1931.
Im Mittelpunkt steht Thea Iken, eine Frau im Angestelltenmilieu. Sie arbeitet in einer Bank in Berlin.
Ihre Stellung als Frau in dieser Männerwelt ist nicht einfach, doch sie setzt sich durch, wird Prokuristin un d genießt das Vertrauen des Direktors.

Überraschenderweise wird das ganze von einem Kriminalplot begleitet.
Theas Chef, zu dem sie ein besonderes Vertrauensverhältnis hatte, wird ermordet. Thea gerät in Verdacht und es kommt zum Prozess.

Gelegentlich erscheinen einige Szenen im Zusammenhang mit dem Prozess überspitzt, doch es ist ganz spannend gemacht.

Es macht Sinn, alte Romane von nahezu vergessenen Autorinnen neu herauszubrigen, solange sie eine Relevanz haben und das ist hier klar der Fall.
Denn das Buch zeigt die Realität der damaligen Zeit, und ist glaubhafter als Bücher, die erst jetzt über die damalige Zeit geschrieben werden.
Es ist damit ein Zeitporträt.

Das Buch wurde übrigens 1934 auch verfilmt. Darauf geht auch das Nachwort von Magda Birkmann ein. Ein gutes Nachwort, dass eine richtige Einordnung des Buches in einen Kontext ermöglicht.

Veröffentlicht am 09.09.2023

Harter Stoff

Young God
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Young God ist kein gewöhnlicher Thriller, wenn es denn überhaupt einer ist.
Das liegt an der sprachlichen Ausführung, die in knapper Form mit kurzen Absätzen gehalten ist. So stehen manchmal nur wenige ...

Young God ist kein gewöhnlicher Thriller, wenn es denn überhaupt einer ist.
Das liegt an der sprachlichen Ausführung, die in knapper Form mit kurzen Absätzen gehalten ist. So stehen manchmal nur wenige Sätze auf einer Seite.

Die Mutter der 13 Jahre jungen Nikki ist tödlich verunglückt. Sie macht sich daher auf zu ihrem Vater Coy Hawkins, der gerade erst aus dem Knast gekommen ist. Jetzt hält er sich als Zuhälter über Wasser. Er ist ein kalter, gefährlicher Hund, der mit Brutalität voegeht.
Nikki taucht da in eine dunkle Welt ein, versucht aber, sich zu behaupten. Sie will kein Opfer sein und fängt an, Drogen zu nehmen und auch zu verkaufen.

Manche Sätze erschienen mir manchmal nicht ganz stimmig. Da habe ich die Befürchtung, dass nicht alles ganz einfach zu übersetzen war und im Deutschen vielleicht sprachlich nicht so gut funktioniert.

Für das Buch spricht das enorme erzählerische Tempo, die Dichte und Konzentration des Stils und der einzelnen Abschnitte. Bemerkenswert für einen Debütroman, der offensichtlich sehr gründlich durchgearbeitet wurde.

Veröffentlicht am 09.09.2023

kraftvolle Prosa

Eigentum
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Es gibt in der deutschsprachigen Weltliteratur schon einige bedeutende Mütterbücher (Handke, Meckel). Mit Eigentum kommt jetzt ein aktuelles dazu, dass sich durch eine wütende Ironie auszeichnet.
Wolf ...

Es gibt in der deutschsprachigen Weltliteratur schon einige bedeutende Mütterbücher (Handke, Meckel). Mit Eigentum kommt jetzt ein aktuelles dazu, dass sich durch eine wütende Ironie auszeichnet.
Wolf Haas betractet die 2 letzten Tage sener 95jährigen Mutter, erlebt aber auch das ganze Leben mit ihr mit.
Sein Großvater war Wagnermeister. Ein Beruf, den es heute nicht mehr gibt. Haas bringt mehrfach den Kontrast Vergangenheit und Gegenwart ins Spiel.
Er zeigt verschiedene Lebenszeiten der Mutter, auch gerade die schweren der Kriegs- und Nachkriegszeit und damit ihre geschichte und was sie prägte. Das lässt mich als Leser nicht kalt, ebenso wie die Beziehung zwischen Mutter und Sohn.
Ich denke, das Buch ist besonders für Leser der ungefähren Altersklasse des Autors interessant. Ich jedenfalls habe das Buc stilistisch genossen und würde es nicht gering einschätzen.

Veröffentlicht am 07.09.2023

wehrhaft

Männer töten
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Männer töten. Ein provokanter Titel, aber hier geht es in erster Linie um feministische Anklänge. Der Autorin Eva Reisinger gelingt es, dem Leser nahe an der Protagonistin Anna Maria zu führen. Man versteht ...

Männer töten. Ein provokanter Titel, aber hier geht es in erster Linie um feministische Anklänge. Der Autorin Eva Reisinger gelingt es, dem Leser nahe an der Protagonistin Anna Maria zu führen. Man versteht ihre emotionale und gedankliche Lage. Sie hatte zuletzt Pech. Ein Fahrradunfall, eine Entlassung und es gab Gewalt, die sie erfuhr.
Dann führt die Autorin die Vision einer matriarchalischen Gemeinschaft in einem Dorf ein. Für Anna Maria vielleicht ein Möglichkeit, sich ihren Erfahrungen entgegenzustellen. Opfer- und Täterschaft können sich auch drehen.
Als Gedankenspiel gut, ob es irgendwohin führt, bleibt offen.
Der Roman ist gut geschrieben und dürfte seine Leserschaft finden und die Nominierung für den Shortlist-Debütpreis es Österreichischen Buchpreises dürfte erfreulicherweise Aufmerksamkeit sichern.