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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2023

Der Grenzbereich

Die Erinnerungsfotografen
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Der Fotograf Hirasaka empfängt in seinem Atelier gerade Verstorbene in einem Zwischenbereich hin zur Ewigkeit. Er ist ihr Wegbegleiter und zeigt ihnen Fotos, die ihr Leben dokumentieren. Für jeden Tag ...

Der Fotograf Hirasaka empfängt in seinem Atelier gerade Verstorbene in einem Zwischenbereich hin zur Ewigkeit. Er ist ihr Wegbegleiter und zeigt ihnen Fotos, die ihr Leben dokumentieren. Für jeden Tag des Lebens eine Aufnahme.

Noch einmal anhand eines Fotos einem besonderen Moment im Leben zu zeigen.
Mit dieser Methode kann SanKa Hiragi verschiedene Geschichten erzählen und sie durch diesen Rahmen zusammenhalten.

Die erste Episode dreht sich um Hatsue, die Kindergärtnerin und Erzieherin war. Eine Aufgabe, der sie mit Leidenschaft nachging. Für mich der stärkste Abschnitt. Aber auch die nächsten Kapitel haben einiges zu bieten.
Der nächste Gast ist ein eigenes Kaliber, ein gewalttätiger Yakuza.
Mitsuro, ein Mädchen als letzter Gast schließt das Buch mit einer Überraschung ab.

Die Übersetzung aus dem Japanischen von Yukiko Luginbühl und Sabine Mangold kommt mir gelungen vor, da sich der Text gut und flüssig lesen lässt. Wirklich ein Lesevergnügen.
Ein lesenswertes Buch!

Veröffentlicht am 30.07.2023

was für immer verloren war

Vatermal
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Vatermal ist ein beeindruckender Debütroman von Necati Öziri, der als Dramaturg schon einiges an Erfahrung hat und das merkt man den Buch in der Gestaltung und bei den Dialogen an. Das Buch hat auch schon ...

Vatermal ist ein beeindruckender Debütroman von Necati Öziri, der als Dramaturg schon einiges an Erfahrung hat und das merkt man den Buch in der Gestaltung und bei den Dialogen an. Das Buch hat auch schon außergewöhnlich viel Aufmerksamkeit erhalten. Schon ein Ausschnitt hat vorab beim Bachmann-Wettbewerb den Kelag-Preis gewonnen.
Es ist einerseits eine Ansprache eines Sohnes ans einen unbekannten Vater, andererseits ein Porträt der deutsch-türkischen Familienmitglieder: Arda, seine Mutter Ümran und seine Schwester Aydin.
Der Vater Metin hat die Familie schon lange verlassen. Das zerstörte die Familie ein Stück weit. Die unstabile Mutter kümmert sich wenig um ihre Kinder.
Während Arda die Hauptfigur ist, gibt es doch auch einige Passagen, in dem seine ältere Schwester Aylin den Blickwinkel einnimmt. Aylin verbringt dann auch im Gegensatz zu Arda viel Zeit außerhalb. Das gibt ihr Halt, dennoch lässt die Familie sie innerlich nicht los.
Auch Ümrans Kindheit wird gezeigt. Detailliert schildert sie, was für immer verloren war.
Schließlich sind die Passagen von Ardas Jugend noch ziemlich spannend.
Der Autor vermittelt die Gefühlslage der Figuren. Als Leser kann man sie alle gut verstehen.

Veröffentlicht am 29.07.2023

Ein Reigen der besonderen Art

Mittwoch
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Wolf Wondratschek ist eine eigenwillige und außergewöhnliche Gestalt der deutschsprachigen Literatur. Grandios, dass der Ullstein-Verlag sein Werk neu veröffentlicht.
Sein Roman Mittwoch zeigt einen Reigen. ...

Wolf Wondratschek ist eine eigenwillige und außergewöhnliche Gestalt der deutschsprachigen Literatur. Grandios, dass der Ullstein-Verlag sein Werk neu veröffentlicht.
Sein Roman Mittwoch zeigt einen Reigen. Wondratschek beherrscht den fließenden Übergang zwischen den Figuren und schlüpft nahtlos von Figur in Figur. Wie von ihm bevorzugt sind es meistens einfache Menschen wie ein Gastwirt, sein Sohn, eine Prostituierte, eine Friseuse, ihr Chef …
Auch das Box-Genre nimmt wieder seinen Platz ein, wie so häufig bei Wondratschek.
Immer wieder kann man verschiedene Figuren ein kurzes Stück begleiten. Das ist sehr interessant, erlahmt gegen Ende hin jedoch ein wenig bzw. die letzten Abschnitte sind nicht mehr ganz so stark.
Dennoch ein lupenreiner Wondratschek, der bietet was Fans erwarten.

Veröffentlicht am 27.07.2023

Gleichförmig erzählt

Schönwald
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Philpp Oehmkes Buch Schönwald ist ein dichter, komplex angelegter Familien- und Gesellschaftsroman, der sich dem Thema Vergangenheitsbewältigung nähert.
Sprachlich und stilistisch ist der Roman handwerklich ...

Philpp Oehmkes Buch Schönwald ist ein dichter, komplex angelegter Familien- und Gesellschaftsroman, der sich dem Thema Vergangenheitsbewältigung nähert.
Sprachlich und stilistisch ist der Roman handwerklich gut, aber doch ziemlich konventionell gemacht.
Das führt dazu, dass der Roman nicht aus der Masse ähnlicher Bücher herausragt.
Schon das Cover, welches wirklich schön gezeichnet ist, lässt den Leser im unklaren. Man denkt, der Roman spielt in einer anderen Zeit. Dem ist aber nicht so. Die Handlung zeigt eine Familie und spielt sich heutzutage ab. Leider blieb mir das ganze überwiegend fremd. Es spielt sich alles in einer erstaunlichen Gleichförmigkeit ab. Höhepunkte oder Spannungsmomente gibt es kaum. Auch eine Leistung des Autors, einen Leser auf über 500 Seiten so auf Distanz zu halten.
Die Figurenentwicklung und -führung ist auch eher durchschnittlich und so fällt auch meine Gesamtbewertung des Buches aus.

Veröffentlicht am 26.07.2023

Familiendrama

Der Verschwundene
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Simon ist vor Jahren nach Kanada ausgewandert. Jetzt schickt ihm seine Schwester ihren 16jährigen Sohn, der einige Probleme hat. Für den eigenbrötlerischen Simon ist es keine leichte Sache, sich um den ...

Simon ist vor Jahren nach Kanada ausgewandert. Jetzt schickt ihm seine Schwester ihren 16jährigen Sohn, der einige Probleme hat. Für den eigenbrötlerischen Simon ist es keine leichte Sache, sich um den verstockten Neffen zu kümmern, zumal er noch durch eine Verletzung am Bein gehandicapt ist. Beziehungsprobleme durchzieht die Familie schon seit langen.
Nach einem Streit verschwindet der Junge spurlos.
Simon fürchtet sogar eine Entführung und schaltet die Polizei ein.
Das Buch ist interessant, sogar spannend. Es ist aber kein Thriller, sondern ein intelligenter Roman um zwischenmenschliche Beziehungen und menschliches Verhalten.

Lot Vekemans ist eine erfahrene Dramatikerin und weiß einen Stoff zu gestalten. Daher ist auch dieser Roman in seiner Gesamtheit so gelungen.