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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2022

Porträt einer bleiernen Zeit

Mit geballter Faust
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Mit geballter Faust wirft Nicoletta Giampietro einen Blick in die Zeit in Italien in den siebziger Jahren. Es sind die bleiernen Jahre mit politischer Radikalisierung der jungen Leute.
Im Mittelpunkt steht ...

Mit geballter Faust wirft Nicoletta Giampietro einen Blick in die Zeit in Italien in den siebziger Jahren. Es sind die bleiernen Jahre mit politischer Radikalisierung der jungen Leute.
Im Mittelpunkt steht die 14jährige Giulia, deren um 2 Jahre ältere Schwester Gabriella besonders engagiert ist.Auch Giulas Freunde Carmela und Michele stehen im Blickpunkt.
Die Fronten sind verhärtet und die Erbarmungslosigkeit dieser Zeit wird deutlich gezeigt.Das spaltet auch Freundschaften.
Die Schriftstellerin Nicoletta Giampietro bildet ein Jahrzehnt italienischer Geschichte ab. Sie wuchs selbst in Mailand in dieser Zeit auf. Daher glaube ich, dass die Beschreibungen eine hohe Glaubwürdigkeit haben.
Sie schreibt sehr detailliert, aber immer packend und zeigt, wie sich der Druck auf die Jugendlichen erhöht und wie die Situation schließlich eskaliert.
Ein wirklich starker Roman!

Veröffentlicht am 02.08.2022

Die Tonbänder

Die karierten Mädchen
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Bedenkt man Alexa Henning von Langes literarischen Anfänge wie Relax hätte man ein Buch wie Die karierten Mädchen nicht erwartet. Sie ist jetzt endgültig eine vielseitige Autorin.
De karierten Mädchen ...

Bedenkt man Alexa Henning von Langes literarischen Anfänge wie Relax hätte man ein Buch wie Die karierten Mädchen nicht erwartet. Sie ist jetzt endgültig eine vielseitige Autorin.
De karierten Mädchen ist Anfang einer Trilogie und souverän geschrieben. Eine entschlossene Frau steht im Mittelpunkt, die auf Alexa Hennig von Langes Großmutter basiert. Diese Klara arbeitet in einem Kinderkurheim, deren Leiterin sie schließlich wird. Es geht langsam aber sicher auf 1933 zu und die Zeiten werden davon geprägt. Klara hat ein kleines Mädchen jüdischer Herkunft aufgenommen, die sie wie eine Tochter aufzieht. Das birgt in den folgenden Jahren immer mehr Gefahren. Und schließlich ist 1939 eine schwere Entscheidung zu treffen.
Im Gegensatz zur beruflichen Situation ist das Waisenkind von der Autorin erfunden, damit kann man bei dem Buch nicht von einer Biografie sprechen. Es ist ein lupenreiner Roman.

Veröffentlicht am 31.07.2022

Die Owens-Schwestern

Practical Magic. Zauberhafte Schwestern
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Erst beim Lesen von Practical Magic ist mir aufgefallen, dass ich schon die Verfilmung unter dem Titel Zauberhafte Schwestern gesehen habe.
Der Roman ist schon 1995 geschrieben worden.

Alice Hoffmann ...

Erst beim Lesen von Practical Magic ist mir aufgefallen, dass ich schon die Verfilmung unter dem Titel Zauberhafte Schwestern gesehen habe.
Der Roman ist schon 1995 geschrieben worden.

Alice Hoffmann hat einen angenehm zu lesenden Stil, der gleichzeitig unspektakulär bleibt.
So kann man leicht dem Lebensweg der Schwestern Gillian und Sally Owens,
die schon seit früher Kindheit als Hexen verrufen sind und daher eine Außenseiterrolle einnehmen müssen.
Als Kinder sind sie deswegen wie zusammen geschweißt, sie halten immer zusammen. Als Erwachsene gehen sie getrennte Wege und schlagen unterschiedliche Richtungen ein.
Sally wird Mutter und Gillian ist mit einem gewalttätigen Mann namens Jimmy zusammen.
Meiner Meinung nach schadet der Aspekt um den getöteten Jimmy der Handlung. Das speist einen Krimiplot ein, wo man als Leser auf mehr Magie hofft. Daher von mir nur eine eingeschränkte Empfehlung.

Veröffentlicht am 31.07.2022

Sammlung von Essays

Es hört nie auf, dass man etwas sagen muss
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Spätestens seit den Erfolg mit Die blaue Frau ist Antje Ravic Strubel ein literarischer Shooting Star.
Schon ihre Romane haben essayistische Momente. Ihre Essays, von denen einige hier versammelt sind, ...

Spätestens seit den Erfolg mit Die blaue Frau ist Antje Ravic Strubel ein literarischer Shooting Star.
Schon ihre Romane haben essayistische Momente. Ihre Essays, von denen einige hier versammelt sind, wirken besonders konzentriert bis angestrengt.

Schon über den Titel „Es hört nie auf, dass man etwas sagen muss“ kann man länger nachdenken.
In den Texten geht es oft um genderspezifische Themen und um Literatur. Von Virginia Woolf über Astrid Lindgren und Selma Lagerlöf bis zu Fontane.
Mit einigen Essays kann ich etwas anfangen, andere erreichen mich nicht. Aber das ist normal für eine Essaysammlung, die Texte über mehrere Jahre abdeckt.
Die Essays sind fast alle schon vorher Zeitungen, Zeitschriften, als Nachwörter oder Begleittexte erschienen. Alle Essays wurden für diese Ausgabe überarbeitet.

Ein paar möchte ich kurz erwähnen:
In dem Essay Scham nennt Strubel treffend so einiges in Deutschland für das man sich im Ausland rechtfertigen und nicht selten schämen muss.
Vom Überschwärmen der Grenzen heißt ein Essay, in dem die Autorin sich ausführlich Penthesilea von Kleist widmet.
Witzig fand ich Lieber Theodor Fontane.
Höhepunkt ist für mich der letzte Text Die große Elchwanderung, die poetische Stellen und gute Gedanken hat.

Zuletzt sei noch das unglaublich originelle Buchcover erwähnt, dass Judith Schalansky kreiert hat.

Veröffentlicht am 31.07.2022

Drei Texte

Herr Gröttrup setzt sich hin
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Das Buch enthält drei Texte, die sehr unterschiedlich sind.
Sharon Dodua Otoo gewann mit der Titelgeschichte dieses Buches verdientermaßen den Ingeborg Bachmann-Preis. Begrüßenswert, dass der Text jetzt ...

Das Buch enthält drei Texte, die sehr unterschiedlich sind.
Sharon Dodua Otoo gewann mit der Titelgeschichte dieses Buches verdientermaßen den Ingeborg Bachmann-Preis. Begrüßenswert, dass der Text jetzt wieder in gedruckter Form vorliegt.
Bemerkenswert ist auch der zweite Text, die Rede zur Literatur, mit dem Titel Dürfen Schwarze Blumen malen.

Stark auch der letzte Text „Härtere Tage“. Er ist autobiografisch und folgt den Spuren ihrer Herkunft, den Eltern und der Suche nach dem eigenen Weg.