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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2022

Buch der Geheimnisse

Die dunklen Sommer
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Miranda Beverly Whittemore ist die Spezialistin für atmosphärische Romane mit Überbetonung des Geheimnisvollen. Der deutsch Titel Die dunklen Sommer ist gut gewählt, da ihr Buch eine leicht düstere, untergründige ...

Miranda Beverly Whittemore ist die Spezialistin für atmosphärische Romane mit Überbetonung des Geheimnisvollen. Der deutsch Titel Die dunklen Sommer ist gut gewählt, da ihr Buch eine leicht düstere, untergründige Spannung hat und die Erzählerin Saskia sich in einem Zustand der Trauer befindet. Jung hat sie viel verloren, z.B. den tödlich verunglückten jüngeren Bruder. Das führte zur Trennung der Familie, der Vater kommt sogar ins Gefängnis und Saskia landet schließlich in einer Art Sekte. Dort erlebt sie tiefe Freundschaft, dann dann passiert etwas.
Die Kapitel wechseln wechseln zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Die Autorin hat einen guten Stil, der manchmal auch etwas mühsam sein kann. Das wird durch kurze, präzise ausformulierte Kapitel abgemildert.
Streckenweise hatte ich meine Probleme mit dem Buch, insbesondere mit der leicht nervigen Protagonistin, aber im Prinzip ist das Buch auf dem Niveau wie Bittersweet und ich gebe 3,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 20.11.2022

Der Mythos Marilyn Monroe

Ein Abend mit Marilyn
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Maxine Wildner ist spezialisiert darauf, das Leben von Berühmtheiten zu beschreiben, z.B. Hildegard Knef. Jetzt in Ein Abend mit Marilyn ist Marilyn Monroe dran.

Der Roman startet mit Marilyns 36 Geburtstag ...

Maxine Wildner ist spezialisiert darauf, das Leben von Berühmtheiten zu beschreiben, z.B. Hildegard Knef. Jetzt in Ein Abend mit Marilyn ist Marilyn Monroe dran.

Der Roman startet mit Marilyns 36 Geburtstag und ihren Freunden, die auf sie warten.
Es folgen Rückblicke, z.B. auf Filmarbeiten und Passagen der Kindheit.

Mich überzeugt am Buch die Darstellung der Zeit, also die fünfziger und früher sechziger Jahre im Umfeld Hollywoods. Da treten neben Marilyn Monroe auch ihr wichtigster Regisseur Billy Wilder auf sowie viel Schauspielerkollegen wie Glark Gable, Jack Lemmon, Tony Curtis, Laurence Oliver.
Ihr Exmann Joe DiMaggio, damals erfolgreicher Sportler ist auch dabei und die Kennedys. Und viele andere.
Am Stärksten sind die Passagen, die direkt von Filmarbeiten erzählen, z.B. Some like it hot und Misfits. Marilyns Schauspielerkollegen und Regisseure hatten es nicht leicht mit ihr, die so oft zu spät kam oder den Text vergaß. Aber sie war der große Star und stahl den anderen die Show. Ein Leben zwischen Ruhm und Tragik.

Ein gut geschriebener Roman, dessen Manko es ist, dass Marilyn Monroes Leben schon oft erzählt wurde. So ist es fraglich, ob gerade dieses Buch in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 18.11.2022

Karibische Geschichten

Antillengeschichten
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Das Buch Antillengeschichten enthält 8 Erzählungen der Dichterin Hilde Domin, die auch Prosa geschrieben hat.
Die Erzählungen sind mehr oder weniger zusammenhängend und berichten von Hilde Domins Exilerfahrungen ...

Das Buch Antillengeschichten enthält 8 Erzählungen der Dichterin Hilde Domin, die auch Prosa geschrieben hat.
Die Erzählungen sind mehr oder weniger zusammenhängend und berichten von Hilde Domins Exilerfahrungen in der Dominikanischen Republik. Das dieses Exil natürlich nicht freiwillig war, liest man im Hintergrund mit. Doch auf der Oberfläche sind die Geschichten sehr amüsant und unbedingt lesenswert. Da ist z.B. die bauernschlaue Köchin Vitalia dabei.
Sie dominiert die ersten beiden Geschichten und ist auch später gelegentlich weiterhin dabei.
Großartig die Geschichte über den einohrigen Kater Gogh. Bewegend das Ende der letzten Geschichte.

Hilde Domin war eine große Dichterin und ein großartige Person, die in Heidelberg sehr beliebt war. Auch ich habe sie da mehrfach gesehen.
Dieses Buch ist gewissermaßen ein Schatz, denn das mir noch unbekannte Prosa von ihr auftauchen würde, damit habe ich nicht gerechnet.

Veröffentlicht am 15.11.2022

Der Asket der Zukunft

Das Wenige und das Wesentliche
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Ein Stundenbuch, sehr reflektierend. Es erzeugt mehr Fragen als Antworten.
John von Düffel spricht zunächst viel von moderner Askese und auch vom Asket der Zukunft.
De Schauplatz in Ligurien ist nicht ...

Ein Stundenbuch, sehr reflektierend. Es erzeugt mehr Fragen als Antworten.
John von Düffel spricht zunächst viel von moderner Askese und auch vom Asket der Zukunft.
De Schauplatz in Ligurien ist nicht unwichtig. Es wird sogar griechische Mythologie in den Betrachtungen einbezogen.
Der Autor durchdenkt einige Aspekte des Lebens, und das ganz ohne Esoterik.
Das ist schon gut gemacht.

Veröffentlicht am 03.11.2022

eine romantische Stoikerin

Elizabeth Finch
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Ein neuer Roman von Julian Barnes ist schon etwas besonderes. Er ist einer der wichtigsten englischen Schriftsteller neben Ian McEwan.

Das Buch wird von seiner Erzählart geprägt. Der Erzähler Neil berichtet ...

Ein neuer Roman von Julian Barnes ist schon etwas besonderes. Er ist einer der wichtigsten englischen Schriftsteller neben Ian McEwan.

Das Buch wird von seiner Erzählart geprägt. Der Erzähler Neil berichtet in bewundernder Art von seiner Dozentin Elizabeth Finch, mit der er sich viele Jahre lang trifft.
Elizabeth Finch, auch nur EF genannt, gibt geschichtliche Vorlesungen für einen Erwachsenen-Fortbildungskurs. Sie ist unkonventionell, originell und bewahrt immer Haltung.

Neil ist eine leicht gescheiterte Existenz. Er war früher Schauspieler, bis er kein Engagement mehr bekommen hatte.
Er sonnt sich ein wenig in Elizabeth Anwesenheit.
Anfangs war ich sehr begeistert, doch mich störte dann, dass man an EF als Leser einfach nicht herankommt. Sie bleibt stets beherrscht und distanziert.
Doch dann gibt es einen Bruch in der Geschichte. EF stirbt und erst durch ihren Nachlaß an Notizbüchern kommt man ihr etwas näher.

Der Mittelteil besteht dann aus einem langen Essay, ausgehend von dem römischen Kaiser Julian und den Äußerungen von Milton, Voltaire und Ibsen.

Im dritten Teil des Buches ist Neil wieder auf den Spuren Elizabeth und versucht ihre Biografie zu rekonstruieren. Aber sie bleibt ein Rätsel.
Man merkt schließlich, dass es in dem Buch auch viel um Neil geht, seine Hoffnungen, Sehnsüchte und Enttäuschungen.

Elizabeth Finch ist ein geschickt gemachter Roman, wie man es von Julian Barnes gewohnt ist.