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Veröffentlicht am 21.01.2020

Ein wichtiges Buch

Rückkehr nach Birkenau
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Dieses intensiv wirkende Buch entzieht sich dem Rahmen einer üblichen Bewertung in Form einer Daume rauf/Daume-runter-Rezension, da es sich um den Bericht einer Überlebenden von Auschwitz-Birkenau handelt. ...

Dieses intensiv wirkende Buch entzieht sich dem Rahmen einer üblichen Bewertung in Form einer Daume rauf/Daume-runter-Rezension, da es sich um den Bericht einer Überlebenden von Auschwitz-Birkenau handelt. Ginette Kolinka wurde 1944 dorthin deportiert, ihr Vater und ihr Bruder wurden gleich vergast. Sie war später auch in Bergen-Belsen und Theresienstadt.

Ginette Kolinka benennt die Unmenschlichkeit, die sie erlebte. Umfassender Hunger, Kälte, Schläge und Entwürdigung bis hin zur Entmenschlichekeit. Schwer zu ertragen, auch weil die Erinnernungen so lebendig werden.
Ihre Erlebnisse im KZ sind das Kernstück des Buches. Es erinnert mich an Primo Levis Bericht „Ist das ein Mensch?“ und an „Und du bist nicht zurückgekommen“ von Marceline Loridan-Ivens, die im selben Konvoi wie Ginette Kolinka war.

Später im Buch gibt es auch noch die Vorgeschichte und schließlich wie sie völlig entkräftet wieder nach hause kommt. Ihre Mutter und Schwestern haben den Holocaust auch überlebt.
Lange hat Ginette Kolinka über ihre Erfahrungen geschwiegen. Erst im Rahmen der Interviews um Spielbergs Schindlers Liste fängt sie langsam an zu berichten.
Ein wichtiger Teil des Buches sind auch ihre Reflektionen über die Erinnerungskultur um den Holocaust. Sie kehrt nach Birkenau zurück und führt Besucher, auch Schulklassen dort herum.

Der Bericht ist relativ kurz und verdichtet. Als Leser kann man sich dem nicht entziehen.

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Berliner Emotion durch die Jahrzehnte

Nelly Rau-Häring
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Dieser Band mit Fotos von Berlin in vier Jahrzehnten hat Niveau und zeigt das reale Leben.
Es ist nichts gestellt, Nelly Rau-Häring kann man als Straßen-Fotografin ansehen. Viele der Fotos leben auch von ...

Dieser Band mit Fotos von Berlin in vier Jahrzehnten hat Niveau und zeigt das reale Leben.
Es ist nichts gestellt, Nelly Rau-Häring kann man als Straßen-Fotografin ansehen. Viele der Fotos leben auch von der Spontanität.
Nelly Rau-Häring ist als 18jährige aus der Schweiz nach Berlin gekommen und bkieb bis 2006. Sie fotografierte Menschen wie Orte, suchte nicht unbedingt die großen Ereignisse, dennoch ist auch die Wernde natürlich Teil, z.B. in Fotos von Menschen aus der DDR, die in Wetsberlin um das Begrüßungsgeld anstehen.

Nach einem Vorwort, das gut in das Werk einführt kann man in die Fotos abtauchen. Die meisten Fotos sind schwarzweiß, gelegentlich gibt es mal eine Ausnahme.
Es ist erstaunlich viel emotionales zu sehen, gerade durch das alltägliche. Bei den alten Fotos z.B. aus den sechziger Jahren spürt man wirllich etewas von der damaligen Stimmung der Zeit und das schaffen nicht wirklich viele Fotografen. Die Gesichter und die Kleidung der Menschen faszinieren mich. Die älteren eher ernst und konrvativ, die jüngeren leger und gegen den Vietnamkrieg.
Zudem sind ihre Fotos alle eine gründliche Arbeit, hier gibt es kein schluddern. Das nenne ich Niveau.

Am Ende gibt es noch ein Interview mit Nelly Rau-Häring, das mir nur das bestätigt, was ich beim Betrachten der Fotos schon gespürt habe. Sie ist eine warmherzige Frau, die die Stadt Berlin und die Menschen liebt und einen Sinn für Humor hat.

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Veröffentlicht am 13.01.2020

Begegnung auf den Klippen

Die zweifelhafte Miss DeLancey
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Die Handlung dieses sehr gut lesbaren Romans liegt in der Epoche der Regency, also frühes 19.Jahrhundert.
Die Autorin Carolyn Miller ist offensichtlich stark von Jane Austen beeinflusst und die Austen-Fans ...

Die Handlung dieses sehr gut lesbaren Romans liegt in der Epoche der Regency, also frühes 19.Jahrhundert.
Die Autorin Carolyn Miller ist offensichtlich stark von Jane Austen beeinflusst und die Austen-Fans werden dankbar dafür sein. Hilft es ja auch, das diese große Schriftstellerin nicht vergessen wird.
Carolyn Miller gelingt es nicht nur, ihre Figuren mit vielen Eigenschaften auszustatten, so dass sie echt wirken und sie an interessante Orte wie Brighton und London zu versetzen, sie hat auch noch ein Gespür für leise Ironie.

Erzählt wird abwechselnd aus Sicht von Clara und von Ben. Sie haben gemeinsam, dass sie vom Leben gebeutelt wurden und sich auch ganz schön in Selbstmitleid suhlen. Als Leser denkt man deshalb schon früh, dass die beiden sich sehr gut tun werden, wenn sie zusammenkommen sollten.
Was beiden widerfahren ist, möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten.

Erst einmal lernt die 25jährige Miss Clara DeLancey Bens sympathische Schwestern Mathilda und Tessa kennen und freundet sich mit ihnen an, ohne Ben zu kennen. Sie denkt zuerst sogar, deren Bruder wäre noch jünger. Es dauert eine Weile bis die beiden sich wirklich treffen und näher kommen und das geht nicht ohne Schwierigkeiten. Unfassbar, was damals Standesdünkel und Finanzielle Verhältnisse in der Gesellschaft zählten und Verbindungen, die nicht ganz zu passen scheinen, erschwerten.

Es hat mir dann gut gefallen, wie der Roman zeigt, dass sich Menschen auch ändern können und Clara entwickelt sich im Verlauf des Romans sehr positiv.
Hinzu kommt, dass das Buch hinsichtlich Dramatik wie Emotionen so wunderbar ausgewogen ist.

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Veröffentlicht am 30.11.2019

Zweiter Teil der Saga

Das Ritual des Wassers
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Das Ritual des Wassers ist nach Die Stille des Todes der zweite Teil der Kraken-Reihe. Die baskische Autorin Eva Garcia Saenz setzt gerne zwei Erzählebenen (Gegenwart und Vergangenheit) ein und lässt die ...

Das Ritual des Wassers ist nach Die Stille des Todes der zweite Teil der Kraken-Reihe. Die baskische Autorin Eva Garcia Saenz setzt gerne zwei Erzählebenen (Gegenwart und Vergangenheit) ein und lässt die Hauptfigur Inspector Unai Ayala immer persönlich in die Fälle involviert sein.
Jetzt ist seine Jugendfreundin Annabel ermordet aufgefunden worden.
Als Experte für Fallanalyse wirkt er an der Ermittlung mit, obwohl er nach der schweren Verletzung aus dem dem letzten Fall eigentlich noch nicht wieder im Dienst ist.
Neben diesem Fall beschäftigt Ayala auch die Schwangerschaft seiner Chefin Alba, denn das Kind könnte von ihm sein.

Die Autorin lässt den Leser dicht an den Figuren dran sein, insbesondere natürlich Ayala, dessen Gedanken man folgt. Er ist eine gute Hauptfigur, der den Roman trägt.
Zu den guten Nebenfiguren gehört neben Alba auch Ayalas Großvater, der zwar alt ist, ihn dennoch unterstützt, wo er nur kann.
Auffällig auch, dass viele Figuren eine schwierige Jugend hatten, die sie prägte.

Im Vergangenheitsplot 1992 ist Ayala noch ein Jugendlicher. Ereignisse von damals haben auch noch aktuell Bedeutung. Die Kombination der Erzählzeiten passt gut.

Das Ritual des Wassers ist nicht so stark wie der erste Teil, was Beschreibungen der Umgebung angeht, dafür ist er geradliniger und das Privatleben des Protagonisten wird intensiver.

Veröffentlicht am 15.11.2019

rasant

Missing Boy
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Missing Boy ist schon der dritte Teil um Privatdetektiv Ted Conkaffey in Nordaustralien. Den ersten Teil Crimson Lake fand ich ziemlich stark, der zweite Roman Redemption Point enttäuschte mich, weil Teds ...

Missing Boy ist schon der dritte Teil um Privatdetektiv Ted Conkaffey in Nordaustralien. Den ersten Teil Crimson Lake fand ich ziemlich stark, der zweite Roman Redemption Point enttäuschte mich, weil Teds private Lage stagnierte, doch Missing boy ist wieder richtig gut.

Candice Fox hat mit Ted einen guten, warmherzigen Protagonisten geschaffen, der in eine missliche Lage geraten war, weil er des Mordes an einem Mädchen verdächtigt wurde. Obwohl unschuldig, glaube viele er wäre doch schuldig. Entsprechend isoliert ist er auf seiner Farm, zusammen mit einem Hund und 7 Gänsen.


Ted ist aufgeregt weil seine 3jährige Tochter, die bei seiner Exfrau lebt, zu Besuch kommt. Doch ausgerechnet jetzt bekommt er einen Fall um einen verschwundenen Jungen, den er zusammen mit seiner exzentrischen Partnerin Amanda bearbeitet.

Natürlich wird es auch diesmal leicht übertrieben und überdramatisiert, aber Candice Fox weiß, wie man eine Geschichte spannend gestaltet.