Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.04.2019

Unterhaltsamer Roman

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
0

Der Schweizer Schriftsteller Joel Dicker hat ein mächtiges, umfangreiches Buch geschrieben, das ich als fast 20stündiges Hörbuch gehört habe, gelesen von Torben Kessler.

Man kann das Buch als Krimi lesen, ...

Der Schweizer Schriftsteller Joel Dicker hat ein mächtiges, umfangreiches Buch geschrieben, das ich als fast 20stündiges Hörbuch gehört habe, gelesen von Torben Kessler.

Man kann das Buch als Krimi lesen, aber da gesellschaftliche Elemente eine große Rolle spielen, ist es vielleicht auch mehr als das.

Die Journalistin Stephanie Mailer hat in einem 20 Jahre alten Mordfall in den Hamptons im Bundesstaat New York recherchiert und offenbar Erkenntnis von großer Tragweite gewonnen. Kurze Zeit später ist sie verschwunden.

Wie zwischen den Handlungssträngen 2014 und 1994 gelegentlich gewechselt wird, ist reizvoll gemacht und wirklich gelungen.

Das Ermittlerteam Jesse Rosenberg und Derek Scott sowie die kompetente, lokale Polizistin Anna Kanner sind gute, auch sympathische Figuren.
Mich haben z.B. die Passagen beeindruckt, in denen Anna von ihren Problemen als einzige Frau auf dem Revier berichtete.
Jesse und Derek direkt vom Fall betroffen, da sie damals vor 20 Jahren die Detectives waren, die den Fall aufklärten. Deswegen ist es ihnen besonders wichtig, mehr zu erfahren.

Gut gemacht auch ist der Nebenplot mit Jerry und den Problemen mit seiner Tochter Dakota, die Drogen nimmt.

Manche der Nebenfiguren sind aber überzeichnet. Das trifft auf den Zeitungsherausgeber Steven Bergdorf zu und der viel jüngeren und skrupellosen Alice, mit der er eine Affäre hat.

Durch die Komplexität trägt der Roman seine Länge, nur im Mittelteil zieht es sich manchmal, aber da muss der Leser/Hörer durch.

Der Sprecher Torben Kessler liest das Buch souverän. Seiner Tenor-Stimme kann man stundenlang zuhören. Er liest ohne übertriebene Betonung, was gerade bei den Figuren dieses Romans gut ist und ihren Charakteren gerecht wird. Er hat als erfahrener Schauspieler eine gut ausgebildete Stimme und eine große Sensibilität für seine Figuren.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Tiefe Einblicke in eine muslimisch-US-amerikanische Familiengeschichte

Worauf wir hoffen
0

Worauf wir hoffen ist der Debütroman einer jungen, vielversprechenden Autorin.
Den Originaltitel des Romans „A place for us“ finde ich besser als den deutschen.

Amar kommt nach Jahren zurück zu seiner ...

Worauf wir hoffen ist der Debütroman einer jungen, vielversprechenden Autorin.
Den Originaltitel des Romans „A place for us“ finde ich besser als den deutschen.

Amar kommt nach Jahren zurück zu seiner Familie, da seine Schwester Hadia heiratet.
Mit Hilfe von Rückblenden erzählt Fatima Farheen Mirza wunderbar detailliert eine Familiengeschichte. Es ist eine amerikanische Familie mit indischen Wurzeln und es wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, jedes Familienmitglied kommt zu Wort. Dadurch lernt man sie gut kennen und versteht auch die Schwierigkeiten und wie es zu Problemen in den Beziehungen zueinander kommen konnte. Zu den Ursachen gehören die kulturelle Unterschiede und religiöse Sitten einer muslimischen Migrantenfamilie in der US-amerikanischen Gesellschaft. Man erhält einen tiefen Einblick in den kulturellen Hintergrund. Zum Beispiel in den Passagen, von Lailas Reise von Indien nach Amerika, um dort Rafik zu heiraten. Eine arrangierte Heirat. Oder dann die Probleme, die ihre Kinder z.B. aufgrund ihrer Herkunft in der Schule haben, erst Recht nach dem 11 September.
Amar gerät schließlich in Konflikte mit dem strengen, wertkonservativen Vater, es kommt zum Zerwürfnis. Amars Zerrissenheit wird gut verdeutlicht.
Es ist gut gemacht, wie die Hochzeit als zentraler Moment einen Wendepunkt bedeuten kann.
4,5 Punkte von mir!

Veröffentlicht am 11.04.2019

Gut gemachter Schwedenkrimi

SCHWEIGEPFLICHT
0

In wechselnden Perspektiven und Formen werden schnell eine Reihe von interessanten Figuren eingeführt. Zum Beispiel die frischgebackene Rechtsanwältin Emilie, die zu ihrer Überraschung von einem Mordverdächtigen ...

In wechselnden Perspektiven und Formen werden schnell eine Reihe von interessanten Figuren eingeführt. Zum Beispiel die frischgebackene Rechtsanwältin Emilie, die zu ihrer Überraschung von einem Mordverdächtigen als Anwältin angefordert wird. Dann Teddy, der vor Jahren mal den Vater des jetzt Mordverdächtigen entführt hatte und dafür im Gefängnis saß. Sein Neffe Nikola ist ein widerspenstiger und leichtsinniger Jugendlicher, der in finstere Angelegenheiten verwickelt wird. Zwischendurch gibt es immer wieder Aktennotizen der Polizei von Verhören. Und irgendwie scheint alles miteinander verwickelt zu sein.
Ein raffinierter Plot, der anfangs nicht einfach zu durchschauen ist.

Der Roman ist etwas zu lang geraten und ein Pageturner ist es nicht, aber eigentlich hatte ich kein Problem damit. Eine Stärke des Buches sind die gut gemachten Dialoge, aber auch die inneren Gedankengänge der Figuren. Dadurch lernt man sie gut kennen, erkennt auch ihre Unsicherheiten.

Ein guter Schwedenkrimi, der Vielschichtigkeit und Komplexität aufweist.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Revenge

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
0

Faye ist eine junge Frau aus Fjällbacka mit schmerzhaften Erlebnissen aus der Vergangenheit, die sich in Stockholm ein neues Leben aufbauen will. Dabei will sie sich nicht aufhalten lassen. Fatalerweise ...

Faye ist eine junge Frau aus Fjällbacka mit schmerzhaften Erlebnissen aus der Vergangenheit, die sich in Stockholm ein neues Leben aufbauen will. Dabei will sie sich nicht aufhalten lassen. Fatalerweise verliebt sie sich in den egoistischen Jack und heiratet ihn. Obwohl sie ihn so liebt und ihm ihre eigene Karriere geopfert hat, straft er sie kontinuierlich mit Verachtung.

Die Situation wird von Camilla Läckberg geschickt und mit psychologisch glaubwürdiger Note angelegt und ist gerade deswegen nicht einfach zu ertragen.

Mit wechselnden Perspektiven 2001 und Gegenwart wird Faye mit der Zeit so vorgestellt, das man sie gut kennen lernt, auch ihre Abgründe. Man kann zunächst kaum verstehen, wieso sie sich Jack anfangs so unterordnet. Dann gibt es auch ein paar kurze Szenen aus Fayes Kindheit, die von der häuslichen Gewalt zeugen und ihren Leidensweg zeigt, deren Erinnerungen ihr Leben verfolgen werden.
Nach der Trennung von Jack beginnt Faye sich zu entwickeln, mit dem Ziel der Rache.
Ein paar Passagen erinnerten mich leicht an Gone Girl, aber das deute ich vielleicht auch nur rein.

Camilla Läckberg, die sonst erfolgreich einen Schwerpunkt auf Krimi legte, hat hier einen Psychothriller in der Tradition einer Joy Fielding entwickelt, der überzeugt. Sie hat die Geschichte auch stilistisch gut im Griff und es gibt so einige sprachliche gute Textabschnitte.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Abwechslungsreiche Collection

Zerbrechliche Dinge
0

Neil Gaimans Collection von kurzen Texten, darunter Kurzgeschichten ernster und spielerischer Art und einige Poeme, stammt aus dem Jahr 2006 und ist erfreulich abwechslungsreich.
Viele Texte sind so ungewöhnlich ...

Neil Gaimans Collection von kurzen Texten, darunter Kurzgeschichten ernster und spielerischer Art und einige Poeme, stammt aus dem Jahr 2006 und ist erfreulich abwechslungsreich.
Viele Texte sind so ungewöhnlich wie beeindruckend. Es gibt amüsante wie auch beklemmende Geschichten.
Bei einigen Texten orientiert sich der Autor an klassischen Novellen der Horror- und Gothikliteratur und fügt moderne Motive bei.
Herausragend sind die Geschichten, die Erinnerungscharakter haben und meist in die Jugend der Hauptfiguren reicht.
Texte, die ich ganz besonders empfehle sind:
Kies auf der Straße der Erinnerung, Wie ich mich dabei fühle, Goliath, Der Tag an dem die Untertassen kamen, 15 gemalte Karten und Zur Sperrstunde.