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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2024

Das Schicksal der Kinder des Staubs

Wo die Asche blüht
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Es gibt mehrere,anfangs voneinander unabhängige und zeitlich wechselnde Abschnitte in diesem Buch.
Um den Amerasier Phong, Sohn eines schwarzen Amerikanischen Soldaten und einer Vietnamesin, der in die ...

Es gibt mehrere,anfangs voneinander unabhängige und zeitlich wechselnde Abschnitte in diesem Buch.
Um den Amerasier Phong, Sohn eines schwarzen Amerikanischen Soldaten und einer Vietnamesin, der in die USA auswandern möchte, aber nicht kann.
Um den US-Amerikanischen Ex-Soldaten Dan, der mit seiner Frau Linda 2016 nach Vietnam für einen Besuch zurückkehrt. Heimlich hofft er, seine damalige Freundin und sein Kind zu finden.
Und um Trang, die Ende der sechziger Jahre als junge Frau zusammen mit ihrer Schwester vom Land nach Saigon geht. Sie wird Animiermädchen in einer Bar.
Ihre Leben sind miteinander verknüpft.
Das Buch profitiert davon, dass die verschiedenen Abschnitte gleichwertig gestaltet sind.
Es wird deutlich, was der Vietnamkrieg im Leben der Menschen verursachte. Es gibt allerdings keine Kriegsszene. Die Handlung konzentriert sich auf das private Leben der Figuren.

Der Roman ist unterhalten, leicht zu lesen und erfüllt eigentlich alle Erwartungen. Es fehlen zwar Überraschungen, aber man kann den Hoffnungen und Emotionen der Protagonisten folgen.
Die in Vietnam geborenen Schriftstellerin Nguyen Phan Que Mai hat diesen Roman auf Englisch verfasst.

Veröffentlicht am 12.04.2024

Mutterbuch

Lass gehen, wen du liebst
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Mutterbücher gibt es viele. Dieses von Lisa Balavoine ist ebenfalls gelungen und zeichnet sich durch die Sensibilität der Protagonistin aus und einer gescheiten strukturellen Einteilung:
Kindheit mit ...

Mutterbücher gibt es viele. Dieses von Lisa Balavoine ist ebenfalls gelungen und zeichnet sich durch die Sensibilität der Protagonistin aus und einer gescheiten strukturellen Einteilung:
Kindheit mit einer labilen Mutter
Die Protagonistin wird selbst Mutter, Entfremdung von der Mutter
Tod der Mutter, Trauer, Bewältigung
Diese Aufteilung überzeugt mich ebenso wie die die vielen Zitate und die Sprache.

Veröffentlicht am 11.04.2024

Sternklare Nacht

Der Sommer, in dem alles begann
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Der Sommer, in dem alles begann ist ein Roman mit drei Protagonistinnen und mehreren Zeitebenen.
Die junge Helene, die Dorfladenbesitzerin Odette, und die Lehrerin Marguerite, sie sind gleichberechtigte ...

Der Sommer, in dem alles begann ist ein Roman mit drei Protagonistinnen und mehreren Zeitebenen.
Die junge Helene, die Dorfladenbesitzerin Odette, und die Lehrerin Marguerite, sie sind gleichberechtigte Hauptfiguren.
Es dauert ein wenig, bis man sie besser kennen lernt, da anfangs zu schnell gewechselt wird.
Am interessantesten ist es, die Zusammenhänge zwischen ihnen herauszufinden.
Es gibt einige wichtige Nebenfiguren, wie der wütende Yannick oder Marguerites Mann Raymond. Da geht es aber nie in die Tiefe, schade, da wären Potentiale gewesen.
Schauplatz ist die Bretagne, das gibt dem Roman einige gute Momente. Manches, wie zB. Die Teufelsgrotte geht aber auch an mir vorbei.
Die Autorin Claire Leost hat eine Weichheit im Stil. Das schwankt zwischen angenehm zu lesen und weichgespült. Letztlich ist es ein typischer Roman des Genres, der durch eine gewisse Oberflächlichkeit gezeichnet ist. Er lässt sich aber gut lesen und wird dennoch nicht allzulange im Gedächtnis bleiben.

Veröffentlicht am 01.04.2024

Schauspielerleben

Der Lärm des Lebens
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Der Lärm des Lebens ist ein amüsantes Buch des Schauspielers Jörg Hartmann. Ich muss gestehen, ich kannte ihn nicht. Wenigstes durch dieses Buch habe ich ihn jetzt ein Stück weit kennen gelernt.
Sein Werdegang ...

Der Lärm des Lebens ist ein amüsantes Buch des Schauspielers Jörg Hartmann. Ich muss gestehen, ich kannte ihn nicht. Wenigstes durch dieses Buch habe ich ihn jetzt ein Stück weit kennen gelernt.
Sein Werdegang ist wohl typisch. Auch für engagierte junge Schauspieler ist der Start nicht einfach. Man bekommt einige Eindrücke vom Theaterleben. Schließlich ergeben sich Chancen. Anfangs zieht er mit einem Freund durch die Engagements, später hat er seine Familie. Mit beiden gibt es einige witzige Passagen.
Manchmal blödelte er auch viel rum, aber das gehört wohl dazu. Aber auch ernste Eindrücke werden vermittelt, z.B. der demenzkranke Vater oder die schwere Zeit der Pandemie, die gerade Künstler in der Ausübung ihres Berufes lähmte.
Das Tempo des Buches ist gut, es funktioniert als bisherige Erinnerungen an ein Schauspielerleben.

Veröffentlicht am 01.04.2024

Ein großartiges Stück autobiografischen Erzählens

Das Jahr ohne Sommer
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Constanze Neumann bietet mit Das Jahr ohne Sommer ein außerordentlich großartiges Stück autobiografischen Erzählens, das einem Roman gleicht.
Es wird ein Zustand und ein Bewusstsein dargestellt, dass absolut ...

Constanze Neumann bietet mit Das Jahr ohne Sommer ein außerordentlich großartiges Stück autobiografischen Erzählens, das einem Roman gleicht.
Es wird ein Zustand und ein Bewusstsein dargestellt, dass absolut glaubwürdig ist.
Für das kleine Mädchen war die zunächst missglückte Flucht ihrer Eltern aus der DDR ein Eingriff in ihr Leben. Als sie später nachkommen konnte auch ein Verlust, denn ihre Großmutter verblieb in Leipzig.
Dieser ungewisse Zustand blieb lange Jahre.

Mich beeindruckte auch die Beschreibungen der Eltern. Während der Vater die neue Heimat voll und ganz angenommen hatte und sich nach der Wende sogar als Westdeutscher sah, war die Mutter lange Zeit depressiv.
Das vermittelt, wie sehr der Unrechtsstaat DDR das Leben der Familien beeinflusste.

Die Schilderungen der Kinder- und Jugendjahre vermitteln auch ein Zeitporträt.

Man ist unglaublich nahe dran an der Icherzählerin. Bei einem erfundenen Stoff wäre das vielleicht nicht so leicht möglich gewesen. Auf jeden Fall ein bemerkenswertes Buch. Sehr lesenswert.