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Veröffentlicht am 31.03.2024

Abbild der US-Amerikanischen Mittelschicht

Sommerhaus am See
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Sommerhaus am See ist ein nicht untypischer US-Amerikanischer Familienroman.
Die Familie Starling besteht aus den erwachsenen Brüdern Michael und Thad, ihren jeweiligen Partnern Diane und Jack sowie ihren ...

Sommerhaus am See ist ein nicht untypischer US-Amerikanischer Familienroman.
Die Familie Starling besteht aus den erwachsenen Brüdern Michael und Thad, ihren jeweiligen Partnern Diane und Jack sowie ihren Eltern Lisa und Richard.
Jeder von ihnen hat an irgendetwas zu tragen, Probleme, die verheimlicht werden.
Lisa leidet noch immer an dem Tod ihres ein Monat alten Babys, obwohl das Jahrzehnte her ist. Richard hat Lisa betrogen und fürchtet entdeckt zu werden.
Michael ist Trinker und konservativ, während sein Bruder Thad homosexuell ist und in einer offenen Beziehung mit dem jüngeren Jack lebt.
Michaels Frau Diane ist schwanger, aber Michael glaubt, dass sie sich kein Baby leisten können.
Das ist schon viel Stoff, wird vom Autor David James Poissant aber gut unter einen Hut gebracht.

Das erste Kapitel ist außergewöhnlich. Es ist ganz und gar aus der Perspektive des verkaterten Michaels geschildert ist. Er beobachtet, wie ein kleiner Junge von einem Boot fällt und er kann ihn nicht retten. Dieses Kapitel ist sehr intensiv. Später wird der Stil entspannter. Aber immer wieder brechen die familiären Konflikte auf.

In der Summe ist das ein Abbild der US-Amerikanischen Mittelschicht mit vielen ihrer relevanten Problemen. Das so zu zeigen, ist eine nicht zu unterschätzende Leistung.

Veröffentlicht am 31.03.2024

Familienporträt

Leuchtfeuer
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Ein Roman über eine Familie, der zeigt, wie ein einziges Ereignis das Leben aller stark beeinflussen und verändern kann.
1985 haben die Geschwister Sarah und Theo als Teenager bei einer Unfallfahrt den ...

Ein Roman über eine Familie, der zeigt, wie ein einziges Ereignis das Leben aller stark beeinflussen und verändern kann.
1985 haben die Geschwister Sarah und Theo als Teenager bei einer Unfallfahrt den Tod einer Freundin verursacht. Das belastet sie ein Leben lang schwer. Auch ihr Vater Ben fühlt sich schuldig, weil er am Unfallort den Tod des Mädchens nicht abwenden konnte und vielleicht sogar etwas falsch machte.
Geschickt lässt Dani Shapiro die Zeiten wechseln. Man springt ständig zwischen den Zeiten vor und zurück. Es geht bis 2020.
Trotz der fehlenden Chronologie kann man als Leser problemlos folgen.
Insgesamt entsteht durch diesen großen Zeitraum und der Vielzahl an Charakteren ein komplexes Bild einer traumatisierten amerikanischen Familie. Flankiert wird das von einer weiteren Familie, den Shenkmans. Ben hat einst bei der Geburt des Sohnes Waldo geholfen. Auch sie verbindet daher etwas.
Dann gibt es noch Bens Frau Mimi, die früh an Demenz erkrankt.
Dass die Familie das frühere Ereignis nie aufgearbeitet hat, führte dazu, dass sie sich nie davon lösen konnten.
Die Figuren sind gut entwickelt. Eine Stärke der Autorin.

Veröffentlicht am 30.03.2024

Porträt einer ungleichen Beziehung

Geordnete Verhältnisse
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Lana Lux hat mit Geordnete Verhältnisse ein intensives Porträt einer Beziehung geschaffen. Es wird abwechselnd von Philipp und Faina erzählt und jede der beiden Figuren haben ihren eigenen Erzählstimmen ...

Lana Lux hat mit Geordnete Verhältnisse ein intensives Porträt einer Beziehung geschaffen. Es wird abwechselnd von Philipp und Faina erzählt und jede der beiden Figuren haben ihren eigenen Erzählstimmen und eigenen Ton. Das hat die Autorin geschickt zusammengefügt.
Sie lernten sich als Kinder kennen, als Faina als ukrainisches Flüchtlingskind in die deutsche Schule kommt und sich mit dem eigenbrötlerischen Außenseiter Philipp anfreundet. Diese Schülerfreundschaft hat noch etwas positives, sie profitieren beiden davon. Freundschaft ist wichtig, kann aber auch schnell aus dem Gleichgewicht geraten. Nach längerer Trennung kehrt Faina zurück und befindet sich in einer schwierigen Lage. Das Studium geschmissen, verschuldet und schwanger. Da wendet sie sich an Philipp um Hilfe. Wegen dem Baby zieht zu ihm, doch Philip droht immer öfter, die Kontrolle über sich zu verlieren. Es spitzt sich allmählich alles zu.
Das ist schmerzhaft zu lesen, da man doch nahe bei den Figuren ist.
Lana Lux bleibt konsequent und verzichtet nicht auf die Eskalation.

Veröffentlicht am 29.03.2024

Bergljot

Ein falsches Wort
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Die norwegische Schriftstellerin Vigdis Hjorth hat für ihren vorherigen Roman und auch für dieses Buch viel Lob erhalten. Das hat mich als Leser angelockt, wohlwissend, dass das Buch thematisch und stilistisch ...

Die norwegische Schriftstellerin Vigdis Hjorth hat für ihren vorherigen Roman und auch für dieses Buch viel Lob erhalten. Das hat mich als Leser angelockt, wohlwissend, dass das Buch thematisch und stilistisch eine Herausforderung wird. Vigdis Hjorth ist eine kluge Autorin und weiß ihre Hauptfigur gut einzusetzen. Bergljots Perspektive bestimmt den Text komplett und erzeugt Intensität. Es wird deutlich, wie der Missbrauch durch den Vater sie lebenslang schwer belastete und trotz Bruch und Trennung von der Familie immer verfolgte. Eine Therapie konnte nur lindern, nicht heilen.

Das geht auch bis über den Tod des Vaters hinaus. Auch zur Mutter und den Geschwistern gab es keine positive Beziehung mehr. Nur mit ihrer Schwester Astrid hatte sie überhaupt noch Kontakt.

Der Versuch einer Aussprache aus Anlaß des Testaments erinnerte an den Dogma-Film Das Fest von Thomas Vinterberg, der auch mehrfach im Buch erwähnt wird. Die Stimmung des Films findet sich auch in diesem Buch wieder.

Ein bitterer Stoff, literarisch bemerkenswert umgesetzt.

Veröffentlicht am 21.03.2024

Pittsburgh, 1995

Wintersturm
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Die Handlung ist in Pittsburgh 1995 angesiedelt und packend gestaltet.
Es war eine brisante Zeit und John Vercher vermittelt die Stimmung der Zeit.

Dem Autor gelingt es, mehrere nahezu gleichwertig wichtige ...

Die Handlung ist in Pittsburgh 1995 angesiedelt und packend gestaltet.
Es war eine brisante Zeit und John Vercher vermittelt die Stimmung der Zeit.

Dem Autor gelingt es, mehrere nahezu gleichwertig wichtige Figuren in die Handlung einzubauen.

Da ist der junge Bobby, so hellhäutig, dass er als Weißer angesehen wird, seine Mutter Isabel und der Mediziner Robert.
Außerdem Bobbys Freund, der aus dem Knast entlassene Aaron, der einem Mann erschlagen hat.

Die Beziehungen all dieser Figuren zueinander sind zum Teil kompliziert, jedenfalls sehr geschickt vom Autor zusammengefügt.
Der Roman ist characterdriven im positiven Sinne.